Zuckersüß 438

Silvesterfeuerwerk im Nebel

…mit viel Gebackenem, einem Supper Club, einem Besuch im Mühltalhof und Fernruf7, Cocktails in der Matiki Bar, Wein bei der Winzerkönigin, ein paar Büchern (Alice im Wunderland, Süss, The Healthy Times Issue 3, Das Buch vom Land, Essays on kitchens), vier Ausstellungen (Basquiat und Ruth Baumgarte in der Albertina, Bilderbuchkunst und 100 beste Plakate im MAK) – und wie immer den besten Links der letzten Tage Wochen.

Das letzte Zuckersüß ist fünf Wochen her, die Liste an Gebackenem entsprechend lang: Mohn-Powidl-Tartelettes (die super waren, nur hab ich meine Rezeptnotizen verloren…), Erdbeer-Sandgebäck, Bergkäse-Windbeutel und Chouqettes und Crème brûlée als Teil meines Supper Clubs, Chai-Marmorkuchen (angelehnt an den Kaffee-Kardamom-Marmorkuchen nach Helen Goh von 2021), Roggen-Mohn-Cookies, Vanillekipferl (Rezept von 2012), Babka Biscuits, Vanille-Kokos-Sterne, Sandgebäck mit Ingwer/Zitrone und Kardamom/Orange und Hagelzucker, Kaleidoskopkekse, Anis-Plätzerl mit Quittenmarmelade, Kokosmakronen, Pistazien-Buns (nach Kitchen Projects, bald im Blog), Gochujang-Karamell-Cookies, White Cake mit Eierlikör, Zimtschnecken (nach Bravetart Rezept von 2017), Apfel-Reisauflauf, vegane Bananencookies (Rezept von 2021).

Gegessen

Im Dezember habe ich bei meinem Winter Supperclub neun Gänge für zehn Leute gekocht (und dann vier Tage lang die übrigen Komponenten aufgegessen), hier habe ich ausführlich aufgeschrieben, wie ich das alles vorbereitet habe. Außerdem: Selbstgemachte Schupfnudeln, einmal mit Kraut, einmal mit Mohn und Zucker. Meine erste Kaspressknödlsuppe, an Weihnachten (und noch viel mehr). So viel bitteres Wintergemüse wie möglich. Grüne Äpfel mit Amlou (marokkanische Mandelpaste mit Arganöl und Honig), eine neue Lieblingsgeschmackskombination. Sablés au safran, also Mürbteig-Ausstechgebeck mit Safran im Teig und bestichen mit Eigelb, die mir ein Freund aus dem Elsass mitgebracht hat (muss ich mal nachbacken!). Das ois-Menü von Philip Rachinger im Mühltalhof (4120), und 3 Gänge im Fernruf7 gegenüber – hier habe ich ausführlich über das Wochenende geschrieben.

In der Matikibar (1070) habe ich einen Surfing Bird (13€) mit Mezcal, Tequila, Campari, Port, Passionsfruchsirup, Limette und Ananassaft getrunken, der durch den rauchigen Mezcal und die Bitterkeit des Campari ziemlich hantig war. In der zweiten Runde dann No Barman, no cry (11,50€) mit Rum, Falernum, Limettensaft, Ginger Beer und Angostura Bitters – die Ingwerschärfe hat mir tatsächlich erstmal die Tränen in die Augen getrieben. Ich habe eine Flasche Mandarine Napoleon zu Weihnachten bekommen, und versucht einen Mandarin Vodka Sour zu machen (d.h. ich habe den nötigen Ingwerlikör gefaked, indem ich Wodka und selbstgemachten Ingwersirup gemischt habe). Drei Gläser Weißwein bei der Winzerkönigin (1040).

Veröffentlicht

Im Blog: „ois“ im Mühltalhof, Gochujang-Karamell-Cookies, Kaleidoskopkekse, Babka Biscuits, Vanille-Kokos-Sterne, Roggen-Mohn-Cookies, Winter Supper Club, Crisp and Crunchy Chocolate Chip Cookies nach Kitchen Projects

Anderswo: „Wie wird eine U-Bahn gebaut?“ – Ö1 Rudi Radiohund

Gelesen

Alice im Wunderland – Lewis Carroll

Ich habe in den Ferien Alice im Wunderland in der deutschen Reclam-Übersetzung laut vorgelesen und hatte großen Spaß (obwohl ich die Geschichte schon vorher gut kannte). Viele Szenen sind so absurd, dass ich nicht aufhören konnte zu lachen, z.B. als die Maus in versucht, Alice und alle Tiere rundherum, die in den See aus Alice’s Tränen gefallen waren, dadurch trocken zu bekommen, besonders trockene Fakten aufzusagen.

Endlich rief die Maus, welche eine Person von Gewicht unter ihnen zu sein schien: »Setzt euch, ihr Alle, und hört mir zu! ich will euch bald genug trocken machen!« Alle setzten sich sogleich in einen großen Kreis nieder, die Maus in der Mitte. Alice hatte die Augen erwartungsvoll auf sie gerichtet, denn sie war überzeugt, sie werde sich entsetzlich erkälten, wenn sie nicht sehr bald trocken würde.

»Hm!« sagte die Maus mit wichtiger Miene, »seid ihr Alle so weit? Es ist das Trockenste, worauf ich mich besinnen kann. Alle still, wenn ich bitten darf! — Wilhelm der Eroberer, dessen Ansprüche vom Papste begünstigt wurden, fand bald Anhang unter den Engländern, die einen Anführer brauchten, und die in jener Zeit sehr an Usurpation und Eroberungen gewöhnt waren. Edwin und Morcar, Grafen von Mercia und Northumbria —«

aus: Kapitel 3 von „Alice’s Abenteuer im Wunderland“ von Lewis Carroll, übersetzt von Antonie Zimmerman bei gutenberg.org

SÜSS. Eine Feministische Kritik – Ann-Kathrin Tlusty

Zum Geburtstag habe ich SÜSS. Eine Feministische Kritik von Ann-Kathrin Tlusty geschenkt bekommen, und es jetzt in meinen Weihnachtsferien durchgelesen. So richtig mitgenommen hat es mich nicht, ich frage mich langsam, ob das am Genre popfeministisches Sachbuch liegt, denn bei Radikale Zärtlichkeit von Şeyda Kurt und Alte Weiße Männer von Sophie Passmann gings mir ähnlich (s. zwei feministische Bücher). Wenn ich Zeit finde, da noch mehr drüber nachzudenken, schreibe ich einen extra Blogpost.

The Healthy Times, Issue 3 Taschenbuch Wissenschaft

Im Mühltalhof habe ich endlich die dritte Ausgabe der Healthy Times, das Taschenbuch Wissenschaft fertiggelesen – ich war letzten Sommer auf der Release-Party, wo ein paar Texte vorgetragen wurden. (Btw, über die erste Ausgabe habe ich hier geschrieben, in der Effilee 58 ist ein Text von mir über das Magazinprojekt der Healthy Boy Band erschienen, und für Ö1 hab ich auch mal was dazu gestaltet).

Hängengeblieben bin ich an Anna Meineckes super Text Was mit Eiern, in der es um Genderrollen beim Kochen und mansplainende dudes geht:

Meine Mutter hat immer gesagt, Männer machen gern Braten. Oder halt ein aufwändiges Fleischgericht. Sie gehen dafür in den Spezialitätenladen, sie öffnen eine Flasche Rotwein, während sie sehr viele Zutaten auf Küchenarbeitsflächen verteilen. Gute Männerrezepte haben nämlihc sehr viele Zutaten. Glaube, wichtig ist, dass der Herstellungsprozess den Einsatz unzähliger Gefäße erfordert, die irgendeine dumme Gans dann im Abgang spülen muss, unterdessen, der Ofenreiniger einwirkt, weil bei Männergerichten irgendwas in den Ofen tropft, so will es das Gesetz. Boomline: Andere haben später Arbeit mit dem Vorher.

„Etwas mit Eiern“ von Anna Meinecke, aus The Healthy Times Ausgabe 3 (S. 38)

Und das Essay Die Rechnung. Anmerkungen zu einer zeitgenössischen Ästhetik der Kulinarik von Kunstkritiker Nicolas Bourriaud fand ich außerordentlich spannend, weil er sich auf einem Metalevel mit Restaurantkritik beschäftigt. Diese ist in seinen Augen derzeit zu fokussiert auf Konsument_innen-Empfehlungen, durch Instagram sei außerdem die visuelle Seite eines Gerichts überbetont. Danach theoretisiert er noch die Regionalküche, das „Grundprinzip, das die zeitgenössische kulinarische Kultur dominiert“:

Wie verstoffwechselt ein Restaurant seine Umwelt? Anders gesagt: Wie macht es sich die Bestandteile, die es aufnimmt, zu eigen?

„Die Rechnung. Anmerkungen zu einer zeitgenössischen Ästhetik der Kulinarik“ von Nicolas Bourriaud, aus The Healthy Times Ausgabe 3 (S. 234)

Das Buch vom Land

Nachdem ich die Healthy Times im Barbereich des Mühltalhof fertiggelesen hatte, wanderte ich zum Bücherregal (voller Kunst- und Kochbücher und Indie-Magazine!). Zufällig kam Küchenchef Philip Rachinger vorbei und empfahl mir Das Buch vom Land. Die Geschichten von kreativen Köpfen und g’scheiten Gemeinden, wie es im Untertitel heißt, habe ich dann fast komplett durchgelesen, weil ich es so super fand. Das Buch versammelt Projekte aus dem ländlichen Raum, in denen kleine Gemeinden gemeinsam mit der urbanen creative class, die von dort abgewandert ist, weiterentwickelt werden. Zum Beispiel als eine Renaissance der Sommerfrische in Bad Gastein oder durch Verkehrsberuhigung in Hinterstoder. Diese Beispiele werden mit Essays, z.B. über den Niedergang und laaangsamen Wiederaufschwung Detroits, und Interviews, z.B. mit Richard Florida, der den Begriff creative class geprägt hat, eingeordnet. Außerdem gibt es Texte von „Dorfschreiber_innen“ und Porträts von engagierten Landbewohner_innen. Unter der Prämisse „Das Land passt nicht zwischen zwei Buchdeckel“ ist es unüblich gestaltet. Jedes Kapitel ist eigens gebunden, in jeweils unterschiedlicher Papierqualität, Format und Farbe, sodass aus dem Softcover oben viel herausragt, als würden Prospekte im Buch liegen.

Essays on kitchens

Danach fielen mir noch die Essays on kitchens, herausgegeben von Ania Rosinke und Maciej Chmara in die Hände. Das Buch ist ebenfalls sehr schön gestaltet (kein Wunder bei einem Designer_innen-Team als Herausgeber_innen) und inhaltlich irgendwo zwischen Design und Soziologie angesiedelt. Das Intellektualisieren der Küche und des Kochens ist eines meiner liebsten Themen, deshalb machte ich mir beim Lesen sehr viele Notizen zum Weiterrecherchieren, die ich mal hier festhalte:

In The Kitchen as a Mirror of Our Society schreibt Sarah Dorkenwald in Anlehnung an Otl Aicher darüber, wie sich das Layout von Küchen vom abgetrennten kleinen Raum für die kochende Hausfrau zum offenen Kommunikationszentrum veränderte. Jörg Wiesel analysiert in Mobile Immobility. The Fourth Wall of the Kitchen u.a. in Anlehnung an Bruno Latour die Architektur des Hamburger Sternelokals 100/200, das eine offene Küche mitten im Raum stehen hat (lustigerweise habe ich über genau dieses Restaurant auch schon mal geschrieben).

Agata Szydłowska sieht sich in The Emancipation of the Kitchen Genderaspekte im Küchendesign an. Nach der Designhistorikerin Penny Sparke rechnet sie Margarete Schütte-Lihotzky’s Frankfurter Küche (falls du davon noch nie gehört hast: Anke Gröners sehr informatives Referat oder Zeitsprung Folge 21 bieten einen schönen Überblick dazu) und Charlotte Perriand’s Cité-Küche mit ihrem funktionellen, wissenschaftsorientierten Zugang der „männlichen“ Ästhetik zu, erst die US-amerikanische Nachkriegsküche mit der „stereotypical domestic goddess in stiletto heels surrounded by streamlined household appliances“ wurde „weiblicher“. So interessant ich diese zugrundeliegenden Phänomene finde, so fragwürdig kommt mir diese binäre, essentialisierende Einteilung vor. Im selben Text wird dann noch der norwegische Film Kitchen Stories (2003) von Bent Hamer (Trailer) erwähnt, den ich mal aufzutreiben versuche.

Im letzten Kapitel stellen die Herausgeber_innen ihr Projekt Cucina Futurista 2.0 vor, das während der Vienna Design Week 2015 im MAK zu sehen war. Sie beziehen sich damit auf den italienischen Futuristen (und Faschisten?!) Filippo Tommaso Marinetti, über den ich jetzt auch noch lesen will.

Vier Ausstellungen

Albertina: Basquiat-Retrospektive und Africa: Visions of Light and Color (Ruth Baumgarte/ Athi-Patra Ruga)

Kurz vor Ende war ich noch in der Basquiat-Retrospektive in der Albertina. Dort habe ich eine Zeit lang die anatomischen Kopfzeichnungen angestarrt und sämtliche Texte durchgelesen, denn alles was ich bis dahin über den New Yorker Künstler wusste, stammt aus diesem kurzen Ö1-Radiokolleg-Beitrag. Es waren so viele Leute dort, dass ich es leider nicht lange aushielt. Weil mir um die 18,90€ Eintritt leid war, schaute ich mir noch Africa: Visions of Light and Color mit Werken von Ruth Baumgarte an (noch bis März). Die Farben ihrer Ölgemälde springen einem förmlich entgegen, gleichzeitig haben die Motive für mich einen unangenehmen Hang zum white gaze (Katharina Rustler attestiert der Ausstellung im Standard im Gegensatz dazu „Kein[en] Exotismus“). Zwischen den Gemälden finden sich zwei Textilwerke vom südafrikanischen Künstler Athi-Patra Ruga, ein Motiv erinnert ziemlich an Lil Nas X Ästhetik.

MAK: Bilderbuchkunst und 100 Beste Plakate 21

Zwischen Feierabend und Barbesuch vertrieb ich mir vergangene Woche eine Stunde im MAK. Das war zu wenig Zeit, um die neue Feste-Sonderausstellung anzusehen, aber genau richtig für die Bilderbuchkunst und 100 Beste Plakate (beides noch bis 5. März). In ersterer geht es um das Buch als künstlerisches Medium, bei dem die traditionellen Formen und Formate oft gesprengt werden. Zum Beispiel in Katsumi Komagatas Scherenschnittbuch A cloud (2007), bei dem die Wolken durch umblättern ihre Form und Textur verändern. Eine Erzählung in Textform ist nicht zwingend nötig, um eine Geschichte zu vermitteln – das zeigt z. B Bruits (2005) von Marion Bataille voller comicartiger Ausrufe. Oder In the Land of Punctuation (2014) mit einem Text von Christian Morgenstern, von Rathna Ramanathan, das wie der Titel schon andeutet, allein mit Satzzeichen gestaltet ist. Die ausgestellten Bücher stammen aus verschiedenen Ländern und sind in verschiedenen Sprachen/Schriftsystemen gedruckt, auf arabisch war z.B. Beirut von Etienne Bastermaghi und Rania Saghir zu sehen.

In der 100 Beste Plakate– Schau blieb ich als erstes an Dialogue von Leonard Burmeister, auf dem Karl Marx grauer Bart in die Rauchschwaden eines brennenden Waldes übergehen, hängen. In Erinnerung blieb mir außerdem das Plakat Fleisch – Eine Ausstellung zum Innenleben, gestaltet von Daniel Peter, mit seiner hyperartifiziellen Darstellung einer Mortadella (?). Restart Montreux Jazz Festival von Hermann Jamy ließ mich in seiner irisierenden, glossy Y2K-Ästhetik an diesen Text bei Eye on Design denken.

Hier folgen sehr viele Links:

Rezepte

Spumoni Cookies • LANIBAKES
Ich habe eine unerklärliche Begeisterung für Maraschino-Kirschen, ich sollt mal diese Cookies backen.

Panettone Scones | The Vanilla Bean Blog
Irgendwann will ich mal eine echte Panettone machen, in der Zwischenzeit vielleicht einfach schnelle Scones.

Pistachio Cranberry Curd Bars | Buttermilk by Sam
Die sehen sehr hübsch aus.

Greek Lemon Potatoes – NYT cooking
Es gibt echt 1001 Möglichkeiten, Kartoffeln zu garen.

Pear and Persimmon Winter Salad — Eat Cho Food
Mehr als Grünzeug.

Texte

Unter Volldampf! Ein Tag mit Spitzenkoch Lukas Mraz – derStandard.at
Die Fotos (von Lisa Edi) in dieser Reportage (von Jonas Vogt) sind so super!

Inklusive Lukas wuseln an diesem Freitag sechs Köche in der Küche. Über den Nachmittag kommt dauernd etwas herein. Zum Beispiel die Fischlieferung – ein Zander und ein Koloss von Karpfen, 50 Zentimeter lang und dick wie zwei Unterarme – oder schlechte Nachrichten. Einer der beiden Abwäscher fällt wegen Corona-Verdachts aus, für einen Ersatz ist es zu spät. Das macht den Abend komplizierter, weil die Abläufe in der engen Küche auf zwei Abwäscher abgestimmt sind. An so etwas hätten sie sich gewöhnt, sagt Lukas: 2021 seien sie an manchen Abenden nur zu dritt in der Küche gewesen. „Das ist das Minimum. Darunter können wir nicht aufmachen.“ Nach Corona kam die Inflation. Die Preissteigerungen bei den Zulieferern hielten sich noch in Grenzen, das Problem seien die Energiekosten. Früher hätten sie selbst in kalten Monaten nie mehr als 1.200 Euro gezahlt. Heute sei es schon einmal fast das Fünffache.

There Is No Such Thing As Italian Food – NOEMA Mag
Ein weit in die Vergangenheit reichender Überblick über kulinarische Einflüsse im Land. Ich habe jeden einzelnen Link in diesem Artikel geklickt, so viel interessante Hintergrundliteratur (z.B. Gastronativism. Food, Identity, Politics von Fabio Parasecoli).

All across Italy, as Parasecoli tells me, food is used to identify who is Italian and who is not. But dig a little deeper into the history of Italian cuisine and you will discover that many of today’s iconic delicacies have their origins elsewhere. The corn used for polenta, unfortunately for Pezzutti, is not Italian. Neither is the jujube. In fact, none of the foods mentioned above are. All of them are immigrants, in their own way — lifted from distant shores and brought to this tiny peninsula to be transformed into a cornerstone of an ever-changing Italian cuisine.

The Era of the Paywalled Restaurant Is Upon Us – NYTimes
Alles muss immer noch exklusiver werden, damit ja nicht der Pöbel in den Genuss von ~Oberklasse~Restaurants kommt, WTF.

For a price — usually $50 per reservation per person, but it depends on the difficulty — Mr. Adams works his connections to open doors that appear closed to the rest of us. (White glove service means he will go as far as going to a restaurant in person to negotiate on a client’s behalf.)

Retro hedonism in a glass: why 2022 was the year of the martini – The Guardian
Lustige Analyse:

Above all, it is the drink of nostalgia. An unspoken longing for a time before we all felt so judged, so hopeless, so tired. For the self-conscious liberal ever concerned their aesthetic affiliations might reveal the wrong political proclivities, the martini allows them to fetishize the past without worrying they’ll be seen as endorsing fascism. It is a passport to an era when men wore tie clips, women wore skirts, and DEI officers were scant. Before scheduled polyamorous playdates and endless Slack notifications collapsed the boundaries between work, home and sex. Wistful reminiscing safely confined to the glass, we needn’t worry we’re putting the patriarchy on a pedestal – only the guiltless cloud of olive juice.

At a Holiday Party With High-End Gays and Martha Stewart – Curbed.com
Es gibt Leute, die für Zeitungen über Parties schreiben, als wärs Anfang des 20. Jahrhunderts! Die Dekadenz dieser sehen-und-gesehen-werden-Veranstaltung belustigt mich sehr.

Anyway, a few minutes later, I got a DM from a fabulous-looking 24-year-old chef with a fabulous name, Romilly Dauphin Newman, who told me she was co-hosting a “holiday fête” the following night at her friends’ place in Gramercy. Naturally, the first thing I did was Zillow the home and Google the hosts, Chris Hessney and Simon Miall, who I found out are a founder of a high-end events-production-and-design agency and a former pro-rugby player turned financier, respectively. They got married in 2018 in a 16th-century palazzo on Lake Como and invited Harper’s Bazaar as a guest; according to the resulting write-up, the rehearsal dinner was at a villa that once hosted Napoleon and Joséphine, and Simon arrived at the ceremony via boat. Needless to say, it all looked very White Lotus, and Chris and Simon seemed like what Jennifer Coolidge’s character might call “high-end gays,” though without, I assumed, any need to murder anyone for their money. The party was to take place at the brownstone they just moved into (it is, however, a rental), with all of Chris’s “closest friends and dearest clients” in attendance.

Behind the Scenes of ‘The Menu’ With Anya Taylor-Joy and Consulting Chef Dominique Crenn – Eater
Consulting Chef, was für ein Jobtitel!

Eater: What actual restaurants inspired the fictional Hawthorne?
Mark Mylod: Rustic modernism was the aesthetic that felt most at home to us. That led us, of course, to René Redzepi’s Noma as a first port of call. From there, we Frankensteined pieces from various influences together. There are parts of El Bulli in there, Magnus Nilsson’s Fäviken, and of course, Grant Achatz’s Alinea. They were our main influences in terms of style, and maybe a little bit from Thomas Keller’s the French Laundry in terms of the way the kitchen works.

The best way to get rid of your Christmas tree? Just eat it – The Guardian
Wahrscheinlich sind jetzt schon alle Bäume rausgeschmissen, aber nächstes Weihnachten vielleicht nützlich?

While the popularity of foraging and mixology have played a role, she said,  the climate crisis is the main driving force. “It’s made everyone a lot  more aware of how they’re eating, what they’re eating, how they buy and  grow stuff.” It would be best for the  environment not to have Christmas trees in the home at all, said  Georgallis, but, for those who cannot give up the habit, the tree should  be used as much as possible.

Dismantling Sellafield: the epic task of shutting down a nuclear site – The Guardian
Sellafield steht im Zentrum eines der kanonischen Texte meines STS-Studiums (Wynne, B. (1992). Misunderstood misunderstandings: Social Identities and Public Uptake of Science. Public Understanding of Science, 1(3), 281–304.) deshalb fand ich diese Reportage extra-interessant.

Like malign glitter, radioactivity gets everywhere, turning much of what it  touches into nuclear waste. The humblest items – a paper towel or a shoe  cover used for just a second in a nuclear environment – can absorb  radioactivity, but this stuff is graded as low-level waste; it can be  encased in a block of cement and left outdoors. (Cement is an excellent  shield against radiation. A popular phrase in the nuclear waste industry  goes: “When in doubt, grout.”) Even the paper towel needs a couple of  hundred years to shed its radioactivity and become safe, though. A  moment of use, centuries of quarantine: radiation tends to twist time  all out of proportion.

On the Social Dimensions of Disposal – VIGIA
Dieses Interview hat ebenfalls direkten Bezug zu meinem Studium. Ich belege derzeit einen außerordentlich interessanten Kurs zum Thema „Of Waste and Value“ bei Uli Felt, für den ich ein Paper über die Mythen des weltweiten Elektroschrotthandels gelesen habe (Lepawsky, J. (2018). Charting Flows of Electronic Waste. In Reassembling Rubbish. Worlding Electronic Waste (pp. 69–91). MIT Press.). Es verkompliziert das gängige Narrativ, dass Europa (und der globale Norden allgemein) allen Elektroschrott nach Ghana exportiert, darum geht es auch in diesem Artikel. Abgesehen davon: VIGIA ist ein tolles Magazin!

International interest in Agbogbloshie within global e-waste science, politics and advocacy emerged in 2008 when the Environmental NGOs Greenpeace International conducted a toxicological study of the soil at the scrap yard. Before, Basel Action Network had raised the alarm about the potential adverse environmental and health consequences of the global flow of e-waste to Africa. Greenpeace grounded BAN’s concerns when their study at Agbogbloshie reported over 100 times the background levels of contamination for lead and cadmium in the soil at the scrap yard.14 Since then, the site has gained a unique research appeal. In addition to on-the-ground academic fieldwork, a bundle of interests including developmental organizations, ENGOs, local and international media, artists (photographers and musicians), international recycling businesses / advocates and slum tourists intersects at Agbogbloshie. This creates a situation where the workers and their activities are constantly scrutinized, especially in the international media. Unfortunately for the workers, much of the reportage on the site are negative, often highlighting the environmental consequences of e-waste processing.

The Exploited Labor Behind Artificial Intelligence – NOEMA Mag
Künstliche Intelligenz braucht viel schlechtbezahlte, unsichtbare menschliche Arbeit zum Funktionieren…

While researchers in ethical AI, AI for social good, or human-centered AI have mostly focused on “debiasing” data and fostering transparency and model fairness, here we argue that stopping the exploitation of labor in the AI industry should be at the heart of such initiatives. If corporations are not allowed to exploit labor from Kenya to the U.S., for example, they will not be able to proliferate harmful technologies as quickly — their market calculations would simply dissuade them from doing so.

The Audio Issue – McSweeney’s 65 (via @nsaphra@sigmoid.social)
Dieser Essay des taubblinden Autors John Lee Clark hat mich beschäftigt (access für wen?) und fasziniert (ein Sprachssystem, das auf Berührung basiert!).

In April of 2020, I made a small but telling gesture. An online journal wanted a photo of me to go along with three poems it was publishing. I had long wanted to do something about this photo business, even if there were an image description to make it “accessible.” Since I don’t see author images, I’m not immersed in the conventions of that particular species of media. So why should I provide a headshot as if I knew what it conveyed and knew that it was what I wanted to convey? To my surprise, the magazine agreed to my request: No photo! Instead, a few words, a tactile description suggestive of what it’s like to touch me in person. I now tinker with it like I do with my bio. My current line goes something like this: “Short hair of feline softness. Warm and smooth hands. A scent of patchouli. Flutters betray his exhilaration.”

Hollywood’s Love Affair With Fictional Languages – The Atlantic
Warum es sich lohnt, eine eigene Sprache für ein Film-Universum zu entwickeln:

The success of several movies and shows with their own languages, combined with communities of fans facilitated by the internet, is part of what makes this business possible. “People look at it as not only an important way to build characters and build world, but to help build a stronger, better fan base,” Sams said.

Twitter Became Way Too Important to Journalists. Let It Die. – The Daily Beast (via Kopfzeiler.org)
Freddie DeBoer über die unverhältnismäßige Macht Twitters auf Journalist_innen und ihre Karrieren (s. a. meine Überlegungen zu Twitter und dem Fediverse im letzten Zuckersüß).

The machinations of one of the world’s richest men will always be of public interest, and Twitter has been a profoundly influential social network for many years now. But part of the reason that such an immense amount has been written and said about this story is that our media class—our writers, pundits, and journalists—is made up of obsessive Twitter users, the kind of people who check the site habitually and ritualistically throughout their day. And that’s why the problems revealed by Musk’s ownership are bigger than Musk.

What we would lose in a world without Twitter – Prospect Magazine
Andererseits:

I think my friends in academia and journalism will make the transition to Mastodon or some other new platform. What I worry about is losing the people who aren’t good friends, but whom I’ve learned so much from by following on Twitter. The site that can ruin your life if you become its main character can also change your point of view with a revealing glimpse of someone else’s world.

“Cat Person” | The New Yorker
Ann-Kathrin Tlusty nimmt in SÜSS Bezug auf diesen Essay von 2017, der völlig an mir vorbeigegangen ist.

She slept for twelve hours, and when she woke up she ate waffles in the dining hall and binge-watched detective shows on Netflix and tried to envision the hopeful possibility that he would disappear without her having to do anything, that somehow she could just wish him away. When the next message from him did arrive, just after dinner, it was a harmless joke about Red Vines, but she deleted it immediately, overwhelmed with a skin-crawling loathing that felt vastly disproportionate to anything he had actually done. She told herself that she owed him at least some kind of breakup message, that to ghost on him would be inappropriate, childish, and cruel. And, if she did try to ghost, who knew how long it would take him to get the hint? Maybe the messages would keep coming and coming; maybe they would never end.

Pause | Mary Ruefle | Granta Magazine (via @JuliaPuehringer)
Über die Menopause:

If you are young and you are reading this, perhaps you will understand the gleam in the eye of any woman who is sixty, seventy, eight, or ninety: they cannot take you seriously (sorry) for you are just a girl to them, despite your babies and shoes and lovemaking and all of that. You are just a girl playing at life. You are just a girl on the edge of a great forest. You should be frightened but instead you are eating a lovely meal, or you are cooking one, or you are running to the florist or you are opening a box of flowers that has just arrived at your door, and none of these things are done in the great spirit that they will later be done in. You haven’t even begun. You must pause first, the way one must always pause before a great endeavor, if only to take a good breath. Happy old age is coming on bare feet, bringing with it grace and gentle words, and ways which grim youth have never known.

Lace, That Most Coveted Textile – NYTimes.com
In diese Ausstellung wäre ich gerne gegangen, wenn sie nicht in NYC gewesen wäre… Die Rezension dazu finde ich auch unabhängig davon lesenswert, denn sie erklärt viel zur Spitzenherstellung allgemein:

Descended from braiding, which was used  to make trim for garments, bobbin lace required the use of numerous  linen threads, each attached at both ends to a wood bobbin (this one has  about 28) following a design on vellum. On the video, a woman’s hands  move nimbly, picking up rods, crossing, twisting or knotting their  threads, putting them down and picking up others. It is dizzying to watch. The second foundational  technique of lacemaking is also introduced: needle lace, descended from  embroidery and requiring only a single thread and one needle. Building  on these methods, their many variations and sometimes combinations, this  exhibition provides a brief history of European lace.

Audio/Video

99% Invisible: 504- Bleep!
Zur Geschichte des Tons, der on air Schimpfwörter verdeckt.

Oatly Lake: Episode 1: The Deep Waters of Oatly Lake
„Was I willing to die for mediocre branded content?“ Großartige Parodie auf stereotype US-amerikanische Podcast-Erzähl- und -Produktionsweisen.

Terroir & Adiletten – Der Weinpodcast: 39: Die Zivilistin – mit Sophie Passmann
Sophie Passmann über für sie wichtige Weine, den Stand des Kulinarikjournalismus im deutschen Feuilleton (schlecht) und die Konzentration, die Weine und Spitzenküche erfordern.

tante zu Crypto-Imaginaries und alternativen technologischen Infrastrukturen | Future Histories Podcast
Zu den Ideologien hinter der Blockchain.

1964: SHETLAND SHAWLS are more valuable than GOLD | Tonight | Fashion | BBC Archive
Ein Beitrag aus den BBC-Archiven über Frauen, die auf den Shetlandinseln die feinsten Spitzenschals strickten.

Marokkos einsamer König | ARTE
Doku über Mohammed VI.

RRR – Trailer
Diesen absolut über-drüber-Bollywood-Film habe ich im Dezember im Gartenbaukino gesehen und war völlig begeistert. Läuft grad auch bei Netflix!

The Vampire Conspiracy (Music Video) – Oli Frost
ahahaha

Sonst so

Shift Happens: A book about keyboards
Das klingt so schön nerdig.

Ich bin in ein Rabbithole aus Klöppel- und Nadelspitze gefallen, die Arbeit von Maggie Hensel Brown (@maggiehenselbrown) und Fiona Harrington (@fiharrington) beeindruckt mich sehr. Wenn mir einer in der Nähe unterkommt, muss ich unbedingt einen Kurs zum Klöppeln besuchen, diese Technik hätte ich gerne in meinen Handarbeitsskills.

Backkatalog



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.