Zuckersüß 495: Techno-Dystopien, Demokratie-Guides, Konflikt-Berichterstattung

Papierblumen in der Peche Pop Ausstellung im MAK

…mit wenig Gebackenem, drei Lokalen (Chilidorf, Salon Plafond, Wetter), zwei Filmen (Memoir of a snail und Ghost World), Notizen aus der Bäckerlehre aus zwei Generationen, zwei Museen (MAK und Albertina modern), zwei Vorträgen (danah boyd an der Uni Wien), zwei Strickprojekten (Sidelines Cardigan und PlanetA-Klimawandelschal 2025)und wie immer, den besten Links der vergangenen Wochen.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich Herzerl aus Knetteig, Bravetarts Brownies aus Schoko-Osterhasen, gescheiterte Matcha-Macarons und die absichtlich fadesten Schokostreuselmuffins der Welt gebacken.

Gegessen

Pasta mit Gochujang-Butter, Pak Choi, Erbsen, Champignons und Limette. Übrige Safran-Crème-Brûlée (s. Januar-Dinnerparty). Germknödel (nach diesem Rezept von 2018) mit Powidl-, Cranberry- und Marillenfüllung, Vanillesauce und Mohn. Gerösteten Fenchel mit weißen Bohnen und Zitronen (nach With Food and Love). Grießnockerlsuppe und Zwirl mit Sauerkraut bei Oma. Kartoffel-Lauch-Champignon-Gratin. Kaiserschmarrn mit Powidl. Vogersalat mit gebratenem Fenchel, gebratenen Champignons, Blutorangenfilets, Sonnenblumenkernen und jungem Olivneöl.

Einen Krapfen der Bäckerei Siebenhandl (1,50€) und einen der Bäckerei Danecker (1,80€?) – mit der Erkenntnis, dass der Hauptunterschied zwischen niederbayrischen und niederösterreichischen Krapfen der Rum in der Marillenfüllung ist. Maroni vom Straßenrand (4€).

Unspektakuläre Bestell-Pizza, Kartoffel- (1,65€) und ziemlich gezuckertes Krautburek (1,80€) von Željo am Westbahnhof (1150).

Salon Plafond

Puntarelle auf Cashewcreme mit essigsauer eingelegten Trauben und roten Zwiebeln, frittierten Salzkapern und pochiertem Ei (20€) im Salon Plafond (1010). Spannende Kombi, für mich hätte es auch weniger Säure an den Puntarelle sein können, deren Bitterkeit so fast unterging.

Am Nebentisch fand man sie hingegen zu bitter, es den Gästen recht machen ist also unmöglich. Apropos Nebentisch, die elegante Damenrunde dort (Ü60, Pelzmantel, Perlenkette, Seidenschal) hätte mit ihren 100 Sonderwünschen (keine Melanzani in der Melanzanisuppe, keine Laktose, keine Tomaten, aber auch keine Cashews oder weiches Ei zu den Puntarelle) und irrwitzigem Small Talk (Hunderassen, Gepflogenheiten an der Côte d’Azure/Riviera, TCM, Thermomix-Rezepte) auch eine Parodie auf die ~feine Wiener Gesellschaft~ sein können. Ihr Hündchen hat natürlich eine eigene Decke dabei und bekommt Wasser aus der Marmorschüssel. Kudos an den Kellner, de sie freundlich und professionell bediente und nicht (wie ich beinahe) in Gelächter ausbrechen musste.

Chilidorf

Bei einem Mittagessen zu viert im Chilidorf (1190): Teigtaschen mit Schweinefleisch und Bärlauch (6,20€), kalte Nudeln in sauer-scharfer Sauce (6,80€), gebratenen Pak Choi (11,80€) mit Reis, Wok-Karfiol mit Szechuanpfeffer (13,50€) und – mein Favorit – gebratenes Tofu à la Gongbao mit Erdnüssen (13,80€). Gutes Lokal, um gemeinsam viele verschiedene Sachen zu essen!

Wetter am Yppenplatz

Drei Gänge im Wetter am Yppenplatz (1160), mehr dazu hier.

Gesehen

Memoir of a Snail im Kino am Spittelberg (cute / schockierend / traurig – hier der Trailer).

Ghost World auf Mubi, wo ich mir ein Probeabo geholt habe (Netflix und Amazon Prime will ich nämlich lieber kein Geld mehr hinterherwerfen). So wholesome die Geschichte der zwei Außenseiter-Teenagerinnen (Thora Birch / Scarlett Johansson) und eines älteren weirdo-Plattensammlers (Steve Buscemi) stellenweise ist, so aus-der-Zeit-gefallen wirkt die mangelnde Problematisierung der Alters- und Machtdynamik. Und: großartiger Soundtrack, z.B. Jaan Pechechaan Ho, Bollywood-Rock’n’Roll von 1965!

Beim Aufräumen gefunden: eine meiner ersten CDs, ein Sampler mit dem Titel Your #1 Requests… And More! von NSYNC und Britney Spears aus dem Jahr 2000, mit ~Bangern~ wie I Want It That Way oder Oops… I Did it Again im Remix. Lustig anzuhören! Chilly Gonzales Re-Introduction Etudes-Buch, das witzig geschrieben und hübsch illustriert ist und spaßige Stücke enthält, z.B. Tarantula.

Notizen aus der Bäckerlehre meines Opas aus den späten 1940ern und meines Onkels aus den frühen 1980ern. Offen bleibt die Frage, was ein Boxer ist.

danah boyd an der Uni Wien

STS-Forscherin danah boyd hat zwei Vorträge an der Uni Wien gehalten, die ich beide besucht habe, ich habe in Sketchnotes mitgekritzelt und drüben bei jasowieso.com zusammegefasst: „Repairing the social fabric“ und „In pursuit of Responsible AI“.

PECHE POP im MAK

Nach dem Mittagessen im zugehörigen Salon Plafond (s.o.) habe ich mir die aktuelle Sonderausstellung im MAK angeschaut, und zwar eine Gegenüberstellung des Werks von Dagobert Peche und zeitgenössischen Positionen: PECHE POP. Dagobert Peche und seine Spuren in der Gegenwart.

das Ausstellungsdesign setzt auf Pressspanplatten und Fichtenholz

Ich hatte noch nie von ihm gehört, wusste nur aus dem Pressetext, dass er auch zur Wiener Werkstätte gehörte. Vergangene Ausstellungen zu dieser Künstler_innengruppe, z.B. Frauen der Wiener Werkstätte (s. Zuckersüß 396, 2021) hatten mich wegen ihrer filigranen Textilarbeiten sehr begeistert, was auch bei PECHE POP wieder passierte:

Ein „gesticktes Fenster“ (1920) aus Tüll, verschiedenen Seidenstoffen und Stickerei, oder eine gehäkelte Perlenschnur (1921) mit einem Gesamtdurchmesser von weniger als 8mm, oder ein ganzer raumhoher Vorhang aus geklöppelten mythologischen Motiven umgesetzt von Dagobert Peche, Anny Schröder und Vally Wieselthier (1919).

Viele Ausstellungsstücke gaben mir starke Disney-Vibes, und das obwohl sie teilweise Jahrhunderte (!) früher hergestellt wurden. So zum Beispiel ein bunt emailliertes Blüten-Diadem von 1640, oder Dagobert Peches violette Glasvase mit Kristall-Stern-Schliff (WW-Modellnr 787, 1919). Toll fand ich auch eine Märchenschloss-mäßige Kristall-Brosche von Anton Frühauf aus den 1970ern.

Apropos 1970er, ausgestellt war auch eine Schaufensterdekoration des Hofzuckerbäckers Demel bestehend aus Papier, Pailletten und Blechapplikationen und einer Katze im Gala-Kleid. Ein paar Meter weiter ein massive goldene Stehlampe mit einem bunt gestreiften Seidenlampenschirm, den ich niemals im Jahr 1920 vermutet hätte. Der verwendete Seidenstoff ziert übrigens auch das Ausstellungsplakat. PECHE POP läuft noch bis 11.5.2025.

True Colors in der Albertina Modern

Ich hatte nach meinem MAK-Besuch noch knappe zwei Stunden freie Zeit, und beschloss, die Ausstellung zur Farbfoto-Geschichte anzuschauen, über die ich im profil gelesen hatte. Nach meinem Spaziergang durch die Innenstadt hin zur Albertina musste ich feststellen, dass True Colors nicht im Haupthaus, sondern in der Albertina Modern am Karlsplatz zu sehen ist. Tja, eine halbe Stunde verloren.

Ausstellungsplakat True Colors an der Fassade der Albertina Modern

Aber wie sich herausstellte, brauchte ich eh gar nicht so wahnsinnig lange, mir True Colors anzuschauen, ich verstand nämlich überhaupt nichts. Der Pressetext verspricht zwar:

Wie kam die Farbe ins Foto? Diese Frage beantwortet die Ausstellung True Colors – Farbe in der Fotografie von 1849 bis 1955 anhand hervorragender Werke aus den Beständen der Fotosammlung der ALBERTINA.

Albertina modern. True Colors

aber mangels vertieften fotochemischen Wissens konnte ich den verschiedenen Entwicklungsstufen der Farbfotografie nicht folgen und nach ein paar Minuten nichtmal mehr die Namen der verschiedenen Verfahren (Interferenzfarbe, Autochrom, Dreifarben…) auseinander halten. Vielleicht hätte ein Audioguide geholfen? Oder kundige Begleitung?

Einige der frühen Versuche, Farbe durch getönte Papiere in Fotos zu bringen, versetzten mich sofort in meinen Insta-Feed, ca. 2013. Die Dreifarben-Fotos ließen mich an meine Schülerzeitungslayout-Zeiten denken, wo ich öfters mit CMYK und Druckvorstufenvorgaben zu tun hatte. Ob es sich um das selbe Prinzip handelt, wurde mir leider nicht klar.

Am Ende der Ausstellung ging es dann noch um den kommerziellen Amateurfoto-Bereich der 1940er und 1950er Jahre, vor allem Kodak und Agfa. Letztere war offenbar ziemlich eng mit dem NS-Regime verbandelt, wie ich kürzlich aus dem DLF-Feature über die Fotografin Walde Huth erfahren habe.

Was am Ende der Ausstellung bleibt: Die Erkenntnis, wie viel nahbarer hundert oder mehr Jahre alte Fotos wirken, wenn sie in Farbe sind – der Kohlrabi auf dem Schneidbrett von Heinrich Kühne von 1907 genauso wie eine Serie an Reisefotos aus Norwegen von 1912.

True Colors läuft noch bis 21.04.2024 in der Albertina Modern.

Gestrickt

Ich habe meine Sidelines-Cardigan tatsächlich eingefärbt und im Kontrastgarn Bündchen, Saum und Knopfleiste ergänzt. Jetzt muss ich *nur* noch gefühlte 100 Fäden vernähen und Knöpfe drannähen. Außerdem habe ich inspirert von diesem bsky-Post von ORF-Klimaerklärer Markus Wadsak einen neuen PlanetA-Klimawandelschal angeschlagen (s. Daten Stricken in der Klimakrise über das Exemplar von 2023).

Veröffentlicht

Im Blog: Januar-Dinnerparty, einen ausführlichen Nachtrag zu meiner Ode an RSS-Feeds von 2021, Wetter am Yppenplatz

Anderswo: „Repairing the social fabric“ und „In pursuit of Responsible AI“ auf jasowieso.com.

Rezepte

Tortino di Cavoletti di Bruxelles – lamiacucina
Ein Rosenkohlflan auf Kürbiscreme.

blood orange and saffron éclairs – @bens_onlypans
Kein Rezept, aber Komponenten-Inspiration: Choux, Blutorangenmarmelade, Safran-Honig-Creme-diplomat, aufgeschlagene Orangen-Mascarpone-Ganache

Texte

Communities Umtopfen – mspr0
Michael Seemann mit einem Guide zum Umzug zwischen Sozialen Netzwerken:

So kommt es, dass alle weg wollen, aber niemand geht. Ihr haltet Euch gegenseitig als Elon Musks Geiseln. Auch das hat auch einen Namen, es nennt sich Collective Action Problem.
Du musst verstehen: Du kannst nicht einfach gehen, denn Du bist eine Pflanze. Du musst Euch umtopfen.

Die Klimaretter in ihrer Blase – ZEIT Online (archive.ph ohne Paywall) (via Annika Joeres auf bsky)
Umweltsoziologe Dennis Eversberg hat mit Kolleg_innen das kürzlich erschienene Buch Der neue sozial-ökologische Klassenkonflikt geschrieben.

Eversberg erkennt deshalb auch in Deutschland die Möglichkeit einer Koalition, die in den USA bereits mit Donald Trump Realität geworden ist: Eine gegen Klimaschutz gerichtete vehemente Verteidigung privater Eigentumsinteressen weit oben in der Gesellschaft verbündet sich weiter unten mit der Wut auf die ökologische Elite „da oben“. Das Schicksal der liberalen Demokratie – darauf läuft das Ergebnis der Soziologen hinaus – ist mit der Klimafrage verkoppelt. Scheitert die eine, dann scheitert die andere.

I knew one day I’d have to watch powerful men burn the world down – I just didn’t expect them to be such losers | Rebecca Shaw – The Guardian
Das war in den vergangenen Tagen einer der meistgeteilten Texte in meinen Bubbles, was vermutlich auch mit der sehr sprechenden Überschrift zu tun hat. Mit der eigentlichen Argumentation der Autorin würde ich aber nicht mitgehen, mit Ausnahme dieses Aspekts:

Living your life to impress other men by hating women is one of the most embarrassing things I can imagine. Looking up to any of these men for how to live your life is even sadder.

2025: Keep democracy alive. FrameLab New Year’s resolutions (via radiomachen auf bsky)
Was tun gegen illiberale Tendenzen? George Lakoff und Gil Duran meinen u.a.:

Cultivate empathy. One way authoritarians defeat democracy is by trying to destroy empathy. Their strategies depend on dehumanization, demonization, and division. One of the best ways to resist is to actively cultivate empathy. Do your best to understand other people’s feelings and perspectives. Empathy is a powerful antidote to fascism and hatred. Democracy depends on empathy – you can’t have democracy without it.

Twenty Lessons On Tyranny – Timothy Snyder
Eine ähnliche Liste:

Listen for dangerous words. Be alert to use of the words „extremism“ and „terrorism.“ Be alive to the fatal notions of „emergency“ and „exception.“ Be angry about the treacherous use of patriotic vocabulary.

Elon Musk did the Nazi salute on live TV to prove he could – Blood in the Machine (via tante.cc auf bsky)
Es ist unerträglich.

Is Elon Musk a card-carrying Nazi? It doesn’t matter. The salute was a juvenile display of power, one that aptly reflects the stature of the fully ascended tech oligarchy. Musk is the richest man in the world, he is the first buddy; he can transcend any norm, any offense, watch him. Like Trump before him, he can tell everyone to eat shit, and while the media wonders if he meant it, he’s already pointing his attention and posts and cannon of obscene wealth in another direction. He owns the platform that dictates his own reality. He barely had to defend himself, he barely denied it. He’ll probably do it again. Who’s going to stop him?

‘Headed for technofascism’: the rightwing roots of Silicon Valley – The Guardian
Ließ mich an The Californian Ideology (Barbrook & Cameron, 1996) denken, das ich in meiner MA-Arbeit zitiert hatte.

The Silicon Valley titans of 2025 are following the same blueprint. Last week, Mark Zuckerberg announced that Meta was ending its DEI programs and changing its platform policies to allow more discriminatory and harassing posts. On Joe Rogan’s podcast, Zuckerberg made his motivations clear: he claimed that corporate culture had moved away from “masculine energy” and needed to reinstate it after getting “neutered”. Elon Musk has reshaped Twitter into X, a platform in large part operating as a response to claims of a “woke mind virus”– the newest iteration of “political correctness”. And Marc Andreessen himself, the “boy genius” of the 1990s, has increasingly drawn inspiration from the Italian futurists, a movement of fascist artists in the early 20th century who glorified technology while seeking to “demolish” feminism.

America’s premier pronatalists on having ‘tons of kids’ to save the world: ‘There are going to be countries of old people starving to death’ – The Guardian (via Ines Häufler Insta)
Woah, wie gruselig!

The Collinses are atheists; they believe in science and data, studies and research. Their pronatalism is born from the hyper-rational effective altruism movement – most recently made notorious by Sam Bankman-Fried – which uses utilitarian principles and cool-headed logic to determine what is best for life on Earth. This is a numbers game, focused on producing the maximum number of heirs – not to inherit assets, but genes, outlook and worldview. And it’s being advocated by some of the most successful names in tech.

Taylor Lorenz’s Plan to Dance on Legacy Media’s Grave | The New Yorker (archive.ph ohne Paywall)
Als Leserin und Journalistin, die sowohl innerhalb einer Redaktion als auch frei gearbeitet hat, finde ich den Trend zum creator-Journalismus bzw. unbundling nicht besonders gut.

Some creators are successful enough that they can build a new editorial infrastructure to support their independent work, importing a bit of the old media model into the new. Harris’s YouTube channel now has a staff of seventeen full-time employees. At times, Substack has hired editors for some of its newsletter writers. But the rise of solo journalism has had a way of unveiling what journalists call “raw copy”: the unedited, often sloppy first drafts of pieces which in the traditional media industry never see the light of day. An independent writer may seem more trustworthy to readers when what she writes is untouched by an institution’s editorial process. But untouched sometimes also means underdeveloped. As Emily Sundberg, the creator of the popular business-and-culture newsletter “Feed Me,” put it, “We’re definitely seeing the unbundling of the star staff writers that once made up our favorite magazines and newspapers.” She continued, “Some of them were greatly improved by the assignments, judgment, and prose surgery of their editors.”

Die Sascha Lobo Methode – tante.cc
Jürgen Geuter über den bekanntesten Interneterklärer Deutschlands:

Und so ist der Stand der Debatte in Deutschland da, wo er auch schon vor 10 Jahren war. Man rennt hilflos den Hypes hinterher (im Zweifel macht der Bund ja immer noch ein paar Projekte mit den gescheiterten Startups), das Netz bleibt weiterhin vor allem ein Raum, in dem jemand Geld verdienen muss (am besten deutsche Startups oder Telekom/SAP!) und eine ganzheitliche Perspektive und Vision jenseits des “wir verteidigen das, was uns vor 10 Jahren mal so hingestellt wurde” bleibt aus.

Ground control to Myspace Tom – Links I Would GChat You
Über den einen Tech-Gründer, der ~einfach seinen Reichtum genießt~ statt die Welt anzuzünden:

Today’s tech founders live largely to extract and hoard: more profits, more influence, more data. I think of the image of Musk, Zuckerberg and others at Trump’s recent inauguration. I think, too, of the billionaire investor Marc Andreessen’s claim that mega-successful entrepreneurs are also entitled to public adulation. Nothing is ever quite enough for these people; the trend line must always go up. That Myspace Tom defied that mandate and fucked off to Hawaii feels unusually decent, if not straight-up heroic.

Opioids Ravaged a Kentucky Town. Then Rehab Became Its Business. – The New York Times (archive.ph ohne Paywall)
Die Opioid-Krise der USA ist so eine Tragödie.

ARC’s packaging of addiction recovery as a community-centered activity could be seen as a progressive initiative, creating an environment where addiction is normalized and people in recovery have support. It could also be seen as a profit-driven strategy, exerting economic power to shape a town and its people to a company’s benefit. “They make you feel like you either do things in their way, believing in God and working for them, or you’re failing,” one former ARC client told me. Another former client told me about a friend of hers who went through recovery at ARC and then relapsed while working for the company. “An addict in recovery or who’s gotten sober, they tend to be the hardest worker,” she said. “And to take advantage of that — I told Tim Robinson to his face that money replaced God for him.” One ARC employee told me, “You can easily let work become your new drug.”

troubled sleep – Sweater Weather
Dieser Essay übers Aufwachsen im US-Süden zwischen Kettenrauchern und Angstzuständen hat mich sehr in seinen Bann gezogen.

I still don’t know if I am allowed to say I was addicted to the pills. When I look back over the last fifteen years, I think, probably. I was raised by addicts among addicts to be an addict. I always imagined that I would be able to spot it in myself. I am very vigilant about this sort of thing. But that vigilance sometimes leads to harshness and judgement. It leads me to think with a certain vindictiveness about weakness in myself and sometimes those who have wronged me. It happened so innocently. It happened so gently. It happened with such a feeling of relief and the opening of possibility. How could it have been an addiction, I wonder. And yet—Benadryl is habit-forming. I know that. I knew that. Chemically. Intellectually. Physiologically. I knew that. But I couldn’t square that with what I knew addiction to mean emotionally, spiritually, which is to say that I couldn’t square it with being a victim of addiction, as I had been my parents’ victim and the victim of others. I couldn’t understand how I could be a victim of myself. Or that the Benadryl was taking something from me.

Why Is ‘Dungeons & Dragons’ Still So Misunderstood? – vulture
Viele Leute in meinem Umfeld spielen D&D oder Verwandtes, ich bin noch nie damit warm geworden.

It is notoriously difficult to explain Dungeons & Dragons to someone who has never seen it played. It is sometimes described as a “conversation,” but really it is a blend of bad writing, bad acting, and not a little paperwork. Players assume responsibility for characters with powerful abilities: an elf necromancer from a family of aristocrats, say, or a half-orc paladin atoning for past crimes. Players tell the referee, called the dungeon master, what they would like to do; the dungeon master directs them to roll some dice and add some modifiers, then narrates the outcome. Nearly anything can happen. I could tell you that, in my years as a dungeon master, I have watched players wrestle cultists atop a moving train and battle an elven goddess in an underground temple; I have also watched them ride around on giant owls, have freaky sex with spider-legged priests, and make a lot of strawberry jam. But conventional wisdom holds that talking about one’s campaign is about as interesting as talking about one’s dreams. Most D&D campaigns are private affairs that leave few traces outside of scribbled notes and fond memories. No description can capture the rush of the game or the general anarchy wrought by the whims of the dice and the spontaneity of the players. For this reason, it is difficult to develop a proper aesthetic account of D&D. It is less like reviewing a book and more like reviewing a book club.

Kämpfe im Ostkongo: Worum es in dem Konflikt geht – Deutschlandfunk
Ähnlich wie bei den Konflikten im Sudan, die zwar gelegentlich als Nachrichtenmeldungen in österreichischen Medien auftauchen, fehlt mir zum Kongo jeglicher Kontext. Wenig überraschend: koloniale Strukturen haben immer noch Einfluss auf die Situation.

Uganda und Ruanda nutzen die instabile Lage aus, um strategisch Einfluss zu nehmen. Dabei sind sie manchmal Rivalen, manchmal Verbündete. Auslöser des aktuellen Krieges war ein Militär-Abkommen zwischen dem Kongo und Uganda, nachdem das ugandische Militär im Kongo die Miliz Allied Democratic Forces (ADF, dt. Alliierte Demokratische Kräfte) verfolgen sollte. Die ADF hat Verbindungen zum Islamischen Staat (IS) und verübt Anschläge in Uganda und im Kongo. Zudem finanziert Uganda Straßen, die ressourcenreiche Gebiete im Kongo mit Uganda verbinden. Ruanda fühlte sich ausgegrenzt und aktivierte die M23.

I survived a Russian torture camp. So I had to see Assad’s Sednaya prison – Kyiv Independent (via marcishore auf bsky)
Der ukrainische Schriftsteller Stanislav Aseyev:

After spending 2.5 years in Russia’s secret prison Izolyatsiya and enduring its torture regime, I felt it was essential, both as a survivor and a writer, to examine the elements of a similar system on another continent. Are these systems shaped by ethnic factors, or is the extreme cruelty humans inflict on one another simply a manifestation of our species’ inherent inclination for sadism? Syria’s Sednaya prison serves as yet another argument for the latter view, challenging the very notion of humanity’s ethical progress.

Öfferl: Ex-Mitarbeiter:innen kritisieren Arbeitsbedingungen – moment.at
ach geh. Der Luxusbäcker (mit leider den besten Käsestangerln der Stadt) überwacht seine Verkaufsangestellten per Video:

Und doch postete Geschäftsführer Georg Öfferl im Juli 2024 in der Arbeits-Chatgruppe der Führungskräfte von Öfferl ein Foto, das anderes belegt. Es ist ein Standbild der Videokamera im Verkaufsraum der Filiale in der Währinger Straße. Darauf zu sehen: eine Mitarbeiterin hinter der Theke und zwei Kund:innen davor. Der Geschäftsführer der Bäckerei-Kette schreibt dazu im Chat:
“Kaffeemaschine Währing bereits ab 17:45 gereinigt. Kunde konnte keinen Kaffee mehr kaufen. 17:52. Bitte Dienstplan von spät Schicht 27.07 währinger strasse zu einem persönlichen Gespräch vorladen. [sic]” Schließzeit der Öfferl-Filiale war an diesem Tag – einem Samstag – um 18 Uhr. “Mit dem wegräumen auch zu früh begonnen ab 17:35. Ich würde mir als Kunde unerwünscht vorkommen [sic]”, schreibt Georg Öfferl in die Chatgruppe. Er ergänzt abschließend: “Ein Lob an die anderen Filialen. Alles perfekt. :)”

Audio/Video

E198: True Crime Spezial: der Heizhammer – Piratensender Powerplay (via Katrin Rönicke auf bsky)
Sehr toll gemachte und gut einorndende Folge über Misinformation rund um das deutsche Gebäudeenergiegesetz, die Rolle der BILD-Zeitung und der FDP.

Das Gebäudeenergiegesetz sollte ein Meilenstein des Klimaschutzes sein – doch seine Geschichte war ein einziges Politdrama: hitzige Debatten, irreführende Schlagzeilen, politische Machtspiele. Aber war da wirklich nur Chaos? Oder gezielte Strategie?

„Nichts daran ist normal“ – Jagoda Marinic zu Friedrich Merz und AfD
Ein eindrücklicher Kommentar von Jagoda Marinic.

Search Engine: The New Zuckerberg
Sehr aufschlussreiche Podcastfolge von PJ Vogt und Casey Newton (platformer) über Mark Zuckerberg und seinen Sinneswandel vom liberalen Collegekid-Entrepreneur zum MAGA-Milliardär:

What’s going on with Mark Zuckerberg? He recently conspicuously pivoted toward MAGA, meeting quietly with incoming Trump officials, and complaining about the Biden administration on Joe Rogan’s podcast. This week, we trace the story of the Meta CEO, and investigate what his new persona means for the 4 billion people who use his products.

Recreating the Scorpion Jacket from Drive: A Literally (not) Me Video Essay – YouTube
Ein neues Video meiner liebsten Nerd-Strick-YouTuberin.

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.