…mit wenig Gebackenem, einigen Lokalen in Hamburg, dem Deutschen Kochbuchpreis, drei Ausstellungen im MARKK Hamburg, zwei wissenschaftslastigen Publikationen (dérive, Science Societies), zwei Strickprojekten – und wie immer, den besten Links der letzten Woche.
Seit dem letzten Zuckersüß habe ich einen Gâteau invisible (irgendwie zwischen den Rezepten von SeriousEats und ZEIT Magazin), Kurkuma-Sesam-Rauten (aus Ein Hauch von Kardamom von Eleanor Ford) und eine 2011-mäßig dekorierte Torte (nach dem Rezept für Mandel-Schoko-Kuchen ohne Mehl mit sehr blau eingefärbtem Cream Cheese Frosting) gebacken.
Gegessen
Selbstgemachte Gyoza mit Pilz-Zitronengras-Füllung, Reis mit Kakigori, geräucherten Lachs und zu salzig geratenes Kimchi. Apfelmus-Hafer-Pancakes zur Restlverwertung. Fusilli mit Sugo all’arrabiata, das ich für meine Kochbuchpreisjuryarbeit geschenkt bekommen habe. Semmelschmarrn mit Äpfeln und viel Zimt. Penne mit Gemüse-Tomatensauce und daraus später Gemüse-Lasagne. Miso-Suppe, Melanzani und Mapo Tofu bei Feine Sichuan Küche (1090).
Eine riesige Scheibe Brot mit Frischkäse, Rührei mit geschmolzenem Käse und Grünzeug, dazu Krautsalat, den ich wegen der Karotten drin nicht angerührt habe, im Mutterland beim Hamburger Hbf (13,90€).
Ein Stück Kürbistarte (in etwa nach NYT-Rezept, aber mit ein bisschen Joghurt, wie mir erklärt wurde) bei der Effilee. Ein ganzes Kochbuchmenü bei der Kochbuchpreis-Gala, s.u.
Reisbrei mit Hendl, Röstzwiebeln-/Knoblauch, Grünzeug, 1/2 Ei (*zu* hart für meinen Geschmack), und einer Art Krapfen (11€), dazu ungesüßter Grüntee bei xeom im Karolinenviertel in Hamburg. Ein Brioche und dazu eine dunkle heiße Schokolade (7,10€) im Moraba im Schanzenviertel in Hamburg. Ein Glas libanesischen Wein (14,50€) und junge Oliven (4,90€) bei Die alte Druckerei in Hamburg, hier mehr zu dieser tollen Bar.
Gesehen
The Apprentice im Kino de France. Ziemlich langatmig und zäh. Und deprimierend.
Bibi Blocksberg auf Netflix. Die Handlung dieses Kinderfilms (den ich zuletzt siebenjährig im Kino gesehen hatte) war mir noch grob im Kopf, und an die Be-Ber-Be-Be-Be-Ritze-Be-Szene denke ich jedes Mal, wenn ich Berberitzen esse. Wie „schlecht“ der Film produziert war (sehr unglaubwürdige Spezialeffekte, Set, Makeup und Kostüme) wusste ich nicht mehr, auch nicht, wie krass überzeichnet (Karla Kolumna!) alle Figuren waren. Interessant! S.a.: Politik bei Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg – bpb.
Hamburg / NJ
Ich war für nichtmal 48 Stunden in Hamburg, anlässlich des deutschen Kochbuchpreis (s.u.), und habe dafür zum ersten Mal einen der neuen ÖBB-Nightjets genommen. Ich muss sagen, dass der Privatsphäre- und Steckdosengewinn im Liegewagen durch die Rolltor-Kapseln schon ziemlich gut ist, die übrigen Nachtzugschwierigkeiten (wenig Platz für Gepäck, offenbar dauerhafte technische Probleme, fast immer Verspätung) aber nicht weniger geworden sind. Der dauergestresst wirkende Zugbegleiter meinte angesprochen auf die ständig piepsenden Fehlermeldungen, dass er die neuen NJ-Garnituren überhaupt nicht möge, was mich an eine WZ-Recherche von Anfang des Jahres denken ließ: Von wegen „Dream now“: Die Arbeit im Nachtzug als Alptraum. Bei ein paar elektronischen Neuerungen frage ich mich wirklich, ob sie Bug oder Feature sind – das Licht in der Kapsel ist RGB-steuerbar, aber das Bedienpanel piepst bei jedem Tastendruck so laut, dass es zwei Kapseln weiter noch hörbar ist. Ist das dieser ruhige Schlaf, den die Werbung verspricht?
Diesbezüglich (und überhaupt) noch schlimmer: Grenzkontroll-Durchsagen (im NJ-Sounddesign, also sicherlich „gut durchdacht“), die *dreisprachig* die Nachtruhe stören. Ich bin zwar letztlich nicht kontrolliert worden, werde aber nicht aufhören, mich über die Einschränkung der EU-Personenfreizügigkeit an der österreichisch-bayerischen Grenze – seit 9 (!) Jahren „temporär“ – aufzuregen. Als ob racial profiling in Zügen irgendwem irgendwas bringt oder hilft („gegen iRrEgUlÄrE mIgRaTiOn“, „gegen Corona“, „gegen Terrorismus), s.a. Grenzkontrollen bei der Einreise nach Deutschland – bpb.
Am wuseligen Hamburger Hauptbahnhof angekommen musste ich dann die ganze Zeit an Buddenbohm & Söhne denken, der weiterhin literarisch (altmodisch) tagebuchbloggt. Seine häufigen Posts über das Bahnhofsviertel (oder den Hauptbahnhof selber), die ich sehr gerne und schon ziemlich lange lese, füllten sich bei meinen ersten Schritten dort mit Leben, ein nettes Phänomen!
Deutscher Kochbuchpreis Gala 2024
Am Mittwoch war ich schließlich bei der Gala zum Deutschen Kochbuchpreis, in dessen Jury ich (unbezahlt) mitgewirkt habe. Ich bin ziemlich knapp und von oben bis unten nassgeregnet (Hamburg im November, grausam) im Hobenköök – eine Mischung aus Restaurant, Weinbar, Feinkostgeschäft und Eventlocation – angekommen und war dann erstmal etwas verloren. Über den Abend hinweg entdeckte ich aber immer mehr bekannte Gesichter (z.B den Star des Events, und eine der besten Rezept/Kochbuchautorinnen überhaupt, Katharina Seiser – ebenfalls aus Wien angereist), und traf ein paar Menschen „aus dem Internet“ IRL. Darunter zum Beispiel Theresa Knipschild aka @theresaskuchen (an deren Rezept für Fantakuchen mit Mandarinen-Sahne ich absurd oft denke), Stefanie Hiekmann von schmecktwohl (die vor mehr als zehn Jahren einen Gastpost hier in der Zuckerbäckerei geschrieben hat: Schnelles Früchtebrot mit Walnüssen, Aprikosen und Feigen) oder Christina Häußler vom Kochbuchpodcast, das war wirklich schön.
Zu Essen gabs auch, und zwar ein ganzes Menü basierend auf Rezepten aus Büchern im Bewerb. Nach Brot mit Brunnenkresse-Quark und Obazda (aus Deutsche Tapas von Katharina Pflug), folgte kalte pinke Suppe, also Borschtsch mit hart gekochtem Ei (aus Vilnius von Denise Wachter), Pulled-Austerpilz-Tacos (aus Green Street von Stevan Paul) und Zwiebelcremesuppe mit Knoblauch-Parmesan-Croutons (aus Casual Fine Dining von Fabian Dietrich). Die Hauptspeisen wurden zum Teilen an den Tisch gebracht: Sellerie mit Gorgonzolacreme (aus Ottolenghi Comfort, nicht probiert wegen zu vielen Allergenen), Mapo Tofu (aus Einfach chinesisch von Sissi Chen) und Kartoffel-Pastinaken-Gratin (aus Deftig vegetarisch von Anne-Katrin Weber, die btw auch eines der „verrücktesten“ Desserts entwickelt hat, die ich in den letzten Jahren nachgemacht habe: Feigen-Sahne-Eis mit Karamellisierten Oliven). Zur Nachspeise gabs ziemlich gute Birne Helene (wieder aus Deutsche Tapas) und tbh eher mittelmäßig umgesetzten Kaiserschmarrn mit zimtigem Apfelkompott (aus Österreich Express von Katharina Seiser).
Drei Ausstellungen im MARKK Hamburg
Das Wetter in Hamburg war wie erwähnt wirklich schrecklich, ich flüchtete deshalb schon direkt nach meiner Ankunft in ein Museum. Das MARKK (ein „Völkerkundemuseum“, das sich sehr um Aufarbeitung seines problematischen Grundgedankens zu bemühen scheint) befindet sich in einem imposanten Jugendstil-Marmorpalast und kostet erstaunlicherweise nur 9,50€ Eintritt (in Wien legt man mittlerweile doppelt so viel für ein Museum hin). Ich war eigentlich wegen der Ausstellung Tausend Töpfe – was Essen uns angeht auf das Haus aufmerksam geworden, checkte aber erst vor Ort, dass die erst ab 13. Dezember zugänglich sein würde.
Also dann in eine andere Sonderausstellung, und zwar eine, die sich ganz klar an Kinder richtet und dennoch auch für Erwachsene sehr bereichernd ist:
Pippis Papa. und eine wirklich wahre Geschichte aus dem Pazifik
Pippis Papa nimmt die Geschichte von Pippi Langstrumpf, bzw. eher die ihres Vaters Efraim als Aufhänger in die europäisch-papua-neuguineanische-Kolonialgeschichte. In der Mitte des großen Ausstellungsraums steht eine Rampe (vermutlich zum super-auf-und-ab-fetzen als kleines Kind), von der bunte Treppen in die verschiedenen Themenbereiche hinabgehen. Einer davon befasst sich mit Carl Emil Pettersson (1875-1937), der für die deutsche Neuguinea-Compagnie im Pazifik tätig war (u.a. als Kokos-Plantagen-Besitzer) und in die indigene Gesellschaft einheiratete. Mit seiner Frau Singdo hatte er neun Kinder, die in europäoschen Missionsschulen erzogen wurden. Er gilt als ein Vorbild für die Figur Efraim Langstrumpf, König von Taka-Tuka-Land.
In der „deutschen“ Südsee entwickelte sich durch die koloniale Besetzung eine eigene Varietät des Deutschen, das Unserdeutsch. In der Ausstellung gab es dazu spacige Spiegel-Porträts letzter Sprecher_innen und Tonaufnahmen, die leider nicht funktionierten (hier ein kurzer Fernsehbeitrag von BR24 mit etwas unsensiblem Moderationstext, hier ein Vortrag des Linguisten Craig Alan Volker, der auch in der Ausstellung zitiert ist), was ich sehr schade fand.
Außerdem war viel historisches Kunsthandwerk aus der Region zu sehen, von winzigem Muschelgeld bis zu türhohen zeremoniellen Schnitzereien namens Malagan. Bemerkenswert fand ich die Maske von der Insel Nissan, die einen europäischen Mann abbildet – mit Hut, Schnauzer und langem Kinnbart. Über Künstler_in und Kontext wurde nichts dokumentiert, der Beschreibungstext vermutet einen Missionar als Vorbild. Am anderen Ende der Ausstellung waren einige zeitgenössische Meri Blouses, luftige Tunika-Kleider mit bunt bedruckten Stoffen ausgestellt. Viele von ihnen waren am Kragen mit beeindruckender Häkel-/Nadelspitze verziert.
Was mich auch noch ziemlich faszniert hat, waren die Dokumente aus knapp 150 Jahren deutscher Bürokratie: Angefangen beim Schutzbrief von Kaiser Wilhelm (dessen Briefkopf neben königlichem „wir“ auch noch mehrere „etc“ enthielt und für mich heute fast wie eine Parodie wirkt), über arbeitsrechtliche Vorschriften für indigene Arbeiter (Tagesrationen, maximal zehn Arbeitsstunden pro Tag, Verbot der Sonntagsarbeit) bis hin zum DDR-Verlagsgutachten zur den Pippi-Langstrumpf-Büchern von 1974. Darin hieß es:
„Die Lindgrensche Erzählung ist im guten Sinne eine humanistisch-bürgerliche, die alle Vorzüge, aber auch alle Nachteile einer solchen mit einbegreift. […] Pippi ist das Kontra zu einer bürgerlichen z.T. sinnentleerten, schablonisierten und allem Menschlichen feindlich gesinnten Welt. […] Wir übernehmen nicht alle drei „Pippi-Bücher“. Unsere Änderungswünsche sind von der Autorin nur zur Hälfte akzeptiert worden. Grundsätzlich konnte man sich auf die Eliminierung des Begriffes [geschwärzt] verständigen. Absolut nicht einverstanden erklärt sich Astrid Lindgren mit der Herausnahme einzelner Kapitel, die sich auf das Leben der [geschwärtzt] auf der Insel Taka-Tuka beziehen. So müssen wir uns für die Weglassung des ganzen 3. Buchs entscheiden, das ist leise zu bedauern, weil die erste Hälfte dieses Kapitels zwei der wenigen gesellschaftskritischen Geschichten enthält. Trotzdem – die Taka-Tuka-Land Geschichte ist so wenig vertretbar, daß dieser Verzicht dafür steht. Unsere Positionen zu afrikanischen Nationen sind mit dieser bürgerlich-spießigen Interpretation nicht vertretbar.“
DDR-Verlagsgutachten zu „Pippi Langstrumpf“
tl;dr: Den DDR-Zensorinnen waren Teile der Pippi-Geschichte zu rassistisch!
Diese Ausstellung hat meine riesigen Wissenslücken bezüglich deutscher Kolonialgeschichte wieder ein kleines bisschen gestopft und mich an den Roman Imperium von Christian Kracht denken lassen, der in ähnlichem Setting spielt (laut Zuckersüß 453 fand ich das Buch aber nicht besonders gut).
Erste Dinge
Als nächstes bin ich noch in den Dauerausstellungs-Teil Erste Dinge gegangen, der in schummrigen dunkelblau gehalten ist. Hier geht es ganz meta um die Aufarbeitung der teils problematischen Anfangsgeschichte des Museums, in der unzählige Objekte unter ungeklärten Umständen nach Hamburg gelangten.
Besonders ins Auge gestochen sind mir die Beschreibungstexte, die gewohnte Narrative verändern, so heit es zum Beispiel beim Thema „Welterkundungen“:
Das 18. und 19. Jahrhundert gelten auch als die Epoche der Erkundungen. Gesandte aus Südafrika, Madagaskar und Hawai’i reisten nach Europa, um sich dort ein Bild von den politischen oder wirtschaftlichen Verhältnissen zu machen. Gleichzeitig reisten Europäer*innen in ihnen bis dahin unbekannte Regionen der Welt.
MARKK Hamburg – Erste Dinge
Unter den Ausstellungsstücken waren auch solche, die im globalen Süden europäische Einflüsse verarbeiteten bzw. sich bestimmte Stile aneigneten (statt immer nur andersherum), z.B. eine Federkrone aus dem Gebiet des oberen Rio Negro vor 1845, die die Form einer bischöflichen Mitra nachahmt.
Das Modell einer chinesischen Hochzeitszeremonie auf Java gelangte durch eine gewisse Frau Dyk 1856 ins Museum. Es wirkte wie aus Fimo gemacht, offenbar handelt es sich um gefärbten Reismehl-Salzteig.
Hamburg und Tirol – eine Alpenfreundschaft
Als Wahl-Österreicherin konnte ich an dieser dritten Sonderausstellung natürlich nicht vorbeigehen. Und gut, dass ich mir das Ganze genauer angeschaut habe, ich habe nämlich einiges gelernt!
Zum Beispiel, dass die Hamburger Tirol-Sammlung zeitgleich mit der touristischen Erschließung (und Exotisierung!) des Alpenraums entstand und besonders viele „volksreligiöse“ Gegenstände enthält, die mit ähnlichen aus anderen Weltregionen verglichen wurden.
Sogenannte Mutterkugeln hatte ich vorher noch nie gesehen. Die stacheligen, teils krötenförmigen Holz- oder Metallskulpturen wurden bei Gebärmutterleiden, Unfruchtbarkeit oder nach schwierigen Geburten in Wallfahrtskirchen gebracht. Ihre Symbolik geht auf die Antike zurück, wo die Gebärmutter als umherwanderndes Organ verstanden wurde.
Was ich erst für ein hölzernes Buttermodel gehalten habe, stellte sich als sogenannter Mehlmerker heraus. Diese
wurden wie Siegel verwendet: Nach dem Mahlen wurden sie in die glattgestrichene Oberfläche des Mehls gedrückt, um ein unbemerktes Abschöpfen zu verhindern. Jeder Mehlmerker hatte ein eigenes Muster und war damit schwer zu fälschen.
MARKK Hamburg – Hamburg und Tirol
Den perlengeknüpften Tabakbeutel oder die Fürtuchklemmer genannte Brosche hätte ich einfach als hübsche Geschenkgegenstände eingeordnet, wäre da nicht der Beschreibungstext gewesen:
In der bäuerlichen Tiroler Gesellschaft des 19. Jahrhunderts war Landbesitz knapp. Viele Menschen mussten bis ins fortgeschrittene Erwachsenenalter warten, bis sie Grund erbten. Dieser galt jedoch oft als Voraussetzung für eine Ehe und Familiengründung. Während langer Verlobungen und Werbungszeiten signalisierten Paare sich und anderen deshalb ihre Zugehörigkeit durch gegenseitige Geschenke. […] Für die zukünftigen Ehemänner wurden beispielsweise Tabakbeutel geknüpft, während Frauen sogenannte „Fürtuchklemmer“ erhielten, die zur Befestigung der Schürze alsl sichtbares Symbol der Verlobung auf der Kleidung getragen wurden.
MARKK Hamburg – Hamburg und Tirol
Hamburg und Tirol läuft noch bis Ende 2025 im MARKK.
Gelesen
Ein paar sehr aufschlussreiche (ziemlich wissenschaftslastige) Artikel im dérive-Magazin No 96, z.B. über das Spannungsverhältnis von Denkmalschutz und notwendiger Kontextualisierung von Diktatur-Bauwerken oder postmoderne Architektur als Feinbild in reaktionären/alt-right Social Media Bubbles. Diese Zeitschrift für Stadtforschung erscheint zwar in Wien, ich habe sie aber im supercoolen Indie-Magazin-Laden Gudberg Nerger in Hamburg entdeckt. Ich glaube, ich muss deswegen auch noch einen Ausflug nach Krems in die Landesgalerie NÖ machen, die Besprechung der dortigen Elfriede Mejchar-Ausstellung klingt sehr interessant.
Das erste Kapitel von Science Societies. Resources for Life in a Technoscientific World von Sarah R. Davies. Sie hat meine MA-Arbeit (The platformization of the podcasting ecosystem through the lens of podcasters in Austria) betreut und mich in in den Acknowledgements ihres neuen Buchs namentlich genannt, was mich sehr ehrt. Science Societies beginnt mit einer Referenz auf R.F. Kuangs Babel (über diesen postkolonialen Roman hab ich btw im Mai gebloggt) und zieht eine direkte Linie zwischen Kolonialisierungsprojekten und der Entstehung der moderenen Wissenschaft.
Gestrickt
Etwa ein Drittel eines neuen simple pleasures hat nach Purl Soho (ravelry), diesmal mit dunkelgrauem Alpakagarn, das ich seit Jahren herumliegen habe und für mehr Fluff noch Filcolana Tilia in bläulichem dunkelgrau dazu. Etwa sechs Reihen an meiner Seascape Stole, mit der nix weitergeht.
Veröffentlicht
Im Blog: Die Alte Druckerei (Hamburg), Kirsch-Ricotta-Tarte (Torta alla ricotta e visciole Romana)
Anderswo: Meine Bewertungen für den deutschen Kochbuchpreis 2024 in den Kategorien Backen, Dessert und Orient. Außerdem bin ich draufgekommen, dass ich im Oktober in der Seattle Times – als, Achtung, „Kaffeeklatsch-Expertin“ – zitiert war, nachdem ich kurz mit der Food-Redakteurin Jackie Varriano gesprochen hatte: Get a taste of kaffeeklatsch at these 4 Seattle cake shops.
Hier folgen meine liebsten Links der vergangenen Woche:
Rezepte
Mulled wine & orange jellies – by Nicola Lamb
Mit Pektin gelierte Glühwein-Orangen-Würfel.
Ponche de Crème – PUNCH
Ein gewürzlastiger Weihnachts-Eierlikör aus Trinidad und Tobago.
Texte
Nara Smith Is Craving More – Who What Wear (via Links I Would GChat You)
Auf Metaebene spannend: Modeblogs/Retailseiten machen jetzt Editorial-Shootings/Porträts? Von Social-Media-Menschen? Und: klare Zurückweisung von Tradwife-Zuschreibungen.
What’s really important to her now is „just building a legacy and building longevity and building a brand and a name that lives beyond just social media.“ She says she particularly admires Martha Stewart, a former model and on-screen cook turned mogul who could prove to be something of a blueprint. „She’s a freaking icon,“ says Smith. „I admire everything she’s built for herself so much.“
The Problem with work – current affairs (via leider verloren)
Ein Aspekt, der mich in meinem Kampf für bessere Arbeitsbedingungen bei Ö1 damals fürchterlich aufgeregt hat: Ob *ich* (oder wer anderer in ähnlicher Situation) *immer* exzellente Arbeit abliefert / besonders gut ausgebildet ist / etc etc, darf keinerlei Einfluss auf den Sozialversicherungsstatus haben – Anstellungsverhältnis ist Anstellungsverhältnis und da sollten grundlegende Arbeitsrechte greifen.
The “fancy college degree doesn’t mean shit.”
No matter what our level of education, we all need to have solidarity with each other. Our goal as workers shouldn’t be to climb the socioeconomic ladder and leave everyone else behind—like I thought I would do all those years ago by becoming an educated, professional-class person—but to end the system where anyone is dependent upon the whims of the job market for their survival. The truth is, we can provide a good standard of living for everyone by simply deciding to do so.
Gewalt, Sexismus, Drohungen: Vorwürfe gegen Gastronomen | Wiener Zeitung
Ein lokales Beispiel:
Ich arbeite seit über zehn Jahren in der Gastro und habe schon viel erlebt, aber das ist schon ein anderes Level“, sagt Tim rückblickend auf seine Zeit im Wirr. Er war über die Arbeitsbedingungen und den rauen Umgang der Chefs erstaunt, da die Lokale „ganz cool“ gewirkt hätten. Damit ist er nicht allein. Die selbstgemachten Limonaden und die recycelten Holzmöbel täuschen. Erst mit dem Blick hinter die Kulissen kann der dunkle Schatten auf der hippen Fassade erkannt werden.
„Podcast Masculinity“ by Miles Klee – Good Tape (via Hören Sagen)
Über Rogan/Tate/Peterson und ihr Publikum:
That last element, the quest for a more profound truth, is particularly noticeable in bros who submit to male voices of authority beamed into their AirPods. Once on board with a strain of contrarian provocation, they have an incredible knack for absorbing the material uncritically, deeming the host’s conclusions to be precisely reasoned and logical when they are, on the contrary, deeply subjective and relativistic. This makes the “debate” that the podcast-poisoned man often requests all but impossible, since he has no argument beyond having heard something from a person he considers necessarily correct.
Audio/Video
Fressen und gefressen werden
Ein neuer Podcast, „präsentiert von Gault Millau“, für fine-dining-begeisterte Millenials – also eigentlich genau das, was mich interessieren sollte. Das Ganze ist ziemlich aufwendig produziert, mit Gesprächsaufnahmen der beiden Hosts beim Menü-Essen, Interviewschnipseln mit dem Chefkoch, Musikbetten (Western??), Einspielern usw. Nur: Mir ist die Produktion (nach der ersten Folge) zu youtube-y, zu gamified-formatgetrieben, die Off-Stimme zu anonym-radiowerbungsmäßig. Vor allem ist der Gesamtvibe (die Insta-Snippets!) wieder so (stellenweise toxisch) chef-bro-y, wie gefühlt schon 99% aller vergleichbaren Medienprodukte, warum immer das gleiche :(
Was passiert, wenn sich zwei Amateur-Feinschmecker durch die besten Restaurants Österreichs essen? Sophie und Michael lieben gutes Essen. Ihr Traum: Irgendwann mal Restaurantkritiker:in zu sein. Nur eines fehlt ihnen noch – die Expertise. Also wagen sie das Experiment: In jeder Folge ein Spitzenrestaurant, zwei Amateur-Kritiker:innen, eine ehrliche Bewertung. Und der Koch oder die Köchin entscheidet, wer’s besser kann. Mit dabei: 👨🍳 Lukas Nagl 👨🍳 Max Stiegl 👨🍳 Philip Rachinger 👨🍳 Martin Kilga 👨🍳 Lukas Mraz … und mehr! Neue Folgen jeden Montag.
Shell Game | Evan Ratliff
Eine Empfehlung von Sandro Schroeder (dessen Podcast-Newsletter Hören/Sagen btw sehr lesenswert ist), die ich in einem Rutsch durchgebinged habe.
A podcast about things that are not what they seem, hosted by journalist Evan Ratliff. In Season One, that thing is Evan’s voice. By creating a voice clone and hooking it up to an AI chatbot, Evan set out to discover what happens when you try to take control of the very technology that threatens to replace you […]. Over the course of six episodes, Evan’s voice agents talk to spammers and scammers, to Evan’s friends and family, to colleagues and sources, to other AIs, and even to a therapist—all to better understand what AI voice is able to do, what it can’t yet do, and what to expect from a future in which more and more of the people we encounter in the world aren’t real. Visit shellgame.co to find out more and support the show.
Shocking, Heartbreaking, Transformative – NPR
Noch eine Empfehlung von Sandro Schroeder (im Zusammenhang mit dem Nähe-Panel auf der So Many Voices Podcast-Konferenz kürzlich), sehr meta.
What really happens when stories about people’s lives are collected, edited, and consumed? Radiotopia Presents: Shocking, Heartbreaking,Transformative is a four-part non-fiction series created by Jess Shane, about the nuts and bolts of documentary storytelling, the power dynamics between makers and subjects, and rewriting unwritten rules of the documentary and non-fiction content industry.
Bonjour tristesse – Kult und Skandal – Die ganze Doku | ARTE
Vor dieser Doku wusste ich quasi nix über Francoise Sagan.
Im Schnellzug nach Haifa Radiogeschichten – Ö1
Zufällig linear gehört – ein Reisebericht von Gabriele Tergit, einer jüdischen deutschen Schriftstellerin, die 1933 durch Palästina reiste. S.a. dieser Bericht beim WDR.
Die 1894 in Berlin geborene Journalistin und Schriftstellerin Gabriele Tergit war in den 1920er und 30er Jahren eine der bekanntesten Gerichtsreporterinnen in Deutschland. 1931 erschien ihr erster Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“, mit dem sie sich auch als Schriftstellerin etablieren konnte. Aufgrund ihrer Gerichtsreportagen im Zusammenhang mit Vergehen von Nationalsozialisten sollte sie 1933 verhaftet werden. Sie floh über die Tschechoslowakei nach Palästina. Von der Flucht und von dem Leben dort erzählt sie in den Reportagen, die im Band „Im Schnellzug nach Haifa“ versammelt sind.
Schreibend bahnt sich Gabriele Tergit ihren Weg durch Palästina und durch das Völkergewimmel in Jerusalem, Haifa und Tel Aviv und erlebt ein Land im Aufbruch. Doch Tergit, die fünf Jahre dort zubringt, beschreibt in ihren Reportagen auch die Schattenseiten dieses Aufbruchs. Etwa die mitunter ablehnende Haltung den deutschen Exilanten gegenüber oder gewisse Sympathien für den deutschen Nationalismus. In ihren Geschichten geht sie auch dem Verhältnis zwischen Juden und Palästinensern auf den Grund, lange bevor der Staat Israel gegründet wurde.
Backkatalog:
- 2023: Doppelt-Dreifach-Zimtcookies
- 2022: Zucchini-Zitronen-Kuchen
- 2021: Taylor-Swift-Chai-Cookies
- 2020: Lebkuchen-Cookies
- 2019: Schoko-Cashewcookies mit Banane
- 2018: Zuckerstreusel-Plätzerl
- 2017: Quitten-Zimt-Eis
- 2016: Lebkuchenhaus
- 2015: 3: Schoko-Walnuss-Bären und -Elche
- 2014: 2: Gewürzheidesand
- 2013: 2: Lebkuchenhaus 2013
- 2012: 3: Schokoladenkaramell
- 2011: 2: Heiße Schokolade am Stiel
- 2010: 2. Adventskalendertürchen: Mandelringe
- 2009: Herzerlplätzerl