Ich bin Teil der Jury des deutschen Kochbuchpreises 2024, dieses Rezept habe ich im Rahmen meiner (unbezahlten) Jurytätigkeit nachgebacken, das entsprechende Buch wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Von allen Rezepten aus Melissa Fortis Live, Love, Bake (zu viel Kalenderspruch für meinen Geschmack), fand ich dieses hier auf Anhieb am spannendsten, weil es mit ein bisschen römischer Geschichte daherkam: Diese Tarte wird dort traditionell zum jüdischen Erntedankfest Schawuot gebacken.
Ein reichhaltiger Mürbteig wird dafür mit Sauerkirschmarmelade (die ich nicht hatte – ich habe stattdessen selbstgemachte Kirsch- mit saurer Griacherl-Holler-Marmelade vermischt) und viel Ricotta gefüllt. Im Originalrezept ist letzterer stark gezuckert (160 g Zucker auf gut ein halbes Kilo???), ich habe nur zwei Esslöffel Zucker eingerührt, damit der Eigengeschmack des Ricotta nicht übertüncht wird. Die Autorin, Fan hoher Torten, bäckt das Ganze in einer recht kleinen Form, sodass eine üppige Ricottaschicht entsteht. Scheinbar typisch: ein fast angekokelter „Deckel“.
Beim Anschneiden war ich leider zu ungeduldig (ich wollte noch das letzte Tageslicht für ein Foto nutzen): Weil die Marmeladenfüllung noch nicht komplett ausgekühlt und damit wieder fest geworden war, rann mir leider ziemlich viel davon entgegen. Deshalb noch eine ausdrückliche Warnung: Die Tarte wirklich vollständig (!!) auskühlen lassen, und erst dann anschneiden.
Abgesehen von diesem Missgeschick fand ich sie wirklich super, sie kam auch bei allen Leuten, denen ich ein Stück unterjubelte, sehr gut an – vanilliger Ricotta und leicht saure, fruchtige Marmelade sind auch einfach eine unschlagbare Kombi.
Ich habe Live, Love, Bake von Melissa Forti in der Wertung des Kochbuchpreises 2024 übrigens 8,4 von 10 Punkten gegeben und das so begründet:
Der Kalenderspruchtitel („Was ich beim Kuchenbacken über das Leben gelernt habe“) dieser Rezeptsammlung deutet schon an, dass es sich hier um ein Personality-Backbuch handelt. Moody-verspieltes Design, Memoiren-Seiten und unzählige Porträtfotos bestätigen diesen Verdacht. Gegliedert ist „Live, Love, Bake“ innovativ in „Vergangenheit“, „Gegenwart“ und „Zukunft, wobei sich mir nicht ganz erschließt, anhand welcher Kriterien die Rezepte zugeordnet sind. Es sind viele italienische Klassiker dabei, im Zukunftsteil oft Veganes und/oder Glutenfreies. Auffällig ist der sehr hohe Zuckergehalt mancher Füllungen und Cremes, die ich in der Form unerträglich süß fände. Für Fans.
Deutscher Kochbuchpreis 2024 – Kategorie Backen
Kirsch-Ricotta-Tarte (Torta alla ricotta e visciole Romana) – Rezept
aus Live, Love, Bake von Melissa Forti
Teig
385 g Mehl
225 g kalte Butter, in Würfeln
160 g Zucker
5 Eigelb
1 TL Vanillepaste
Füllung
500 g Ricotta (im Originalrezept 550 g)
30 g Zucker (im Originalrezept 160 g)
1 Ei
1 EL Amaretto
1 1/2 TL Vanillepaste
360 g Sauerkirschkonfitüre (ich habe eine Mischung aus Kirsche und Griacherl-Holunder genommen)
für eine Form mit 18 cm Durchmesser (wobei eine normalgroße bestimmt auch geht)
Für den Teig Mehl und Butter zu einer sandigen Masse verreiben. Zucker, Eigelb und Vanille zugeben und alles zu einem glatten Teig kneten.
Den Teig halbieren und jede Hälfte zu einer Scheibe formen. In Frischhaltefolie wickeln und etwa 1 Stunde kühlstellen.
Den Ofen auf 180° C Umluft vorheizen.
Für die Füllung Ricotta, Zucker, Ei, Amaretto und Vanille glattrühren.
Die Teigscheiben auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche zu Kreisen ausrollen. Einer davon (der untere) sollte dabei etwas größer sein als die Backform, der zweite etwa genauso groß.
Den größeren Teigkreis in die Form legen und am Rand hochdrücken. Zuerst die Sauerkirschkonfitüre daraufgeben und glattstreichen. Als nächstes die Ricottamischung daraufgeben und glattstreichen. Mit dem zweiten Teigkreis zudecken und den Rand mit den Fingern zusammendrücken.
40-50 Minuten backen bis die Tarte gut gebräunt (wenn nicht leicht „angekokelt“ ist). Aus dem Ofen nehmen und vollständig (!!) auskühlen lassen. Erst dann aus der Form nehmen und in Stücke schneiden. Gekühlt aufbewahren.