Zuckersüß 469: Algorithmus-Arbeitskampf, Pressereisen-Politik, Swipe-Semiotik

lost place-vibes auf der Suche nach Duftveilchen

…mit einigem Gebackenem, einigen Lokalen (Florianihof, SOM Kitchen, Sartory in Augsburg, J-Bar in München, Pizza Sofi, Steirereck, brösl), viiiielen Brezen, einer Konferenz (Radiodays Europe), einem Film (Holy Spider), zwei Büchern (I’m a fan von Sheena Patel, Ein schönes Ausländerkind von Toxische Pommes), einem Indie-Magazin (Cake Zine) in einem neuen Indie-Magazin-Laden (softcover)und wie immer, den besten Links der letzten Wochen.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich Zitronen-Kurkuma-Kuchen (Rezept von 2021), Hafer-Cookies mit brauner Butter und Kokos, Käsekuchen, Sauerteig-Zimtschnecken (für die ich recht tot wirkenden, wochen(monate?)lang vernachlässigten Sauerteigstarter wiederbelebt habe), Roggen-Mohn-Cookies (Rezept von 2022 – Schokostückchen), Bolo de Cenoura (Rezept von Yewande Kolomfe für NYT Cooking), den ich gar nicht mochte und Brioche mit Crème fraîche (sehr lose angelehnt an ein Rezept aus dem ZEIT-Magazin, evtl. bald im Blog) gebacken.

Außerdem habe ich Löwenzahn- (statt Veilchen-) Likör angesetzt, weil ich nirgendwo Duftveilchen, sondern nur Hundsveilchen gefunden habe. Mal schauen, wie das wird… aber Löwenzahngelee (s. Zuckersüß 397) ist super, wieso nicht auch Schnaps?

Gegessen

Pasta mit Kapern, Sardellen, Thunfisch und Tomate. Kuku Sabzi mit Granatapfelkernen und Kartoffeln zu Nowruz. Muschelnudeln mit Kürbis, Erbsen und Gochujang, Pasta-e-ceci-style zubereitet. Cong you bing mit Bärlauch (nach Immer schon vegan von Katharina Seiser). Eine Fenchel-Tarte-Tatin mit Korinthen (sehr lose angelehnt an ein Rezept von Ottolenghi). Aitel (von meinem Papa in der Donau gefangen) mit Bratkartoffeln und Spinat. Fritattensuppe. In Bayern täglich mindestens eine Breze, besonders hervorzuheben: Pfefferbrezen der Bäckerei Aumüller in München.

Gut gebutterten Käsetoast mit Gurkerl und Ketchup im Retrostyle im Florianihof (1080). Sehr gutes Pad Thai to go mit gehackten Erdnüssen, Limette und Chili zum selber-drüberleeren von SOM Kitchen am Westbahnhof (1150). Allerlei Snacks und Lachs Teriyaki in der J-Bar in München. Ziemlich gute, aber echt ganz schön teure (18,90€) Pizza margherita gialla bei Sofi am Yppenplatz (1160), mit Pecorinocreme und gelben Datteltomaten. Cassata-Eis auf die Hand und ein Joghurt-Spaghetti-Eis.

Ein Fünf-Gänge-Menü im Sartory in Augsburg (bald mehr dazu). Ein Fünf-Gänge-Menü im Steirereck im Stadtpark (1030; bald mehr dazu). Einmal-Alles-auf-der-Karte im brösl (1020; bald mehr dazu).

Gesehen

RadioDays Europe

Gefühlte 1000 Talks bei den RadioDays Europe in München. Dort habe ich einigermaßen viel gesketchnoted (hire me!), eine Zusammenfassung steht drüben auf jasowieso.com. Hier meine grafische Interpretation der Eröffnungsveranstaltung auf der ganz großen Leinwand:

Track 1 auf den Radiodays Europe in München mit meinem Sketchnote

Holy Spider

Holy Spider (IMDb) ist ein in Jordanien gedrehtes iranisches Drama über eine Journalistin, die einer Mordserie an Sexarbeiterinnen in der Pilger-Stadt Mashhad nachrecherchiert und sich beim Versuch, den sogenannten „Spinnenmörder“ zu finden, selbst in Lebensgefahr bringt. Am gruseligsten: Die große Anzahl an Unterstützern und Unterstützerinnen (!) des Mörders, der angeblich im Sinne Gottes handelt.

Gelesen

Weiter in I’m a fan von Sheena Patel, das mich ein bisschen nervt. Bzw. ist es eher die Ich-Erzählerin, die mich mit ihrer egoistischen Art und hingerotzten Erzählweise nervt. Ein Schönes Ausländerkind von Toxische Pommes für meinen Buchclub, das ich bisher ganz witzig finde (und sehr österreichisch). Neu auf meinem Lesestapel: Caliban and the Witch. Women, the Body and Primitive Accumulation von Silvia Federici für einen neuen Buchclub.

Softcover // Cake Zine

Vor ein paar Wochen (Monaten?) habe ich auf Instagram vom neuen Indie-Magazin-Laden softcover in der Stumpergasse (1060) erfahren und dort gleich mal nachgefragt, ob meine liebsten Titel vielleicht vorrätig sind. Das hat dazu geführt, dass der Besitzer Sebastian Gansrigler das Cake Zine in sein Sortiment aufgenommen hat. Das Magazin hatte ich letzten Sommer entdeckt und sehr bedauert, dass es in der EU viel zu schwierig zu kriegen ist, weshalb ich bisher nur den Newsletter dazu gelesen und Hirse-Cookies daraus nachgebacken habe.

Hirse-Cookies aka Sunny Millet Cookies nach einem Rezept aus dem Cake Zine Newsletter

Ich habe softcover (so cool, gehts alle hin!) nun endlich einen Besuch abgestattet und mir ein Exemplar von Cake Zine Ausgabe 4 Tough Cookie geholt. Eine ehemalige Wallstreet-Chefetagen-Köchin erzählt darin von der Magie von Chocolate Chip Cookies, die jeden noch so harten Businesstypen begeisterten, außerdem gehts um eine Bäckerei in Odessa, die fancy Cookies für die Front herstellt und um Dessert-mäßige Parfums. Und dann ist noch ein Rezept für Crème brûlée Cookies drin, die ich höchstspannend finde (und vermutlich in absehbarer Zeit nachbacken werde!).

Gestrickt

Jetzt fertig: Die Babyschüchen, über die ich im letzten Zuckersüß so geschimpft habe. Bei meinem Ewigkeitsprojekt Rumble Raglan fehlen auch nur noch etwa eineinhalb Ärmel, juhu!

Veröffentlicht

Im Blog: Schlittschuh-Kekse mit Kokos und Limette, Veganes Schlumpfeis mit Kokos und Blue Curaçao

Anderswo: Ein ausführlicher Bericht zu den Radiodays Europe 2024 Munich in meinem Sketchnote-Blog. Ein Save-The-Date zum nächsten Podcast-Meetup in Wien (Di, 23.4.23, 19h im Depot) auf podcasterei.at.

Die vierte, fünfte und sechste Folge Jeannes Varieté, dem neuen Podcast meiner Chefin Jeanne Drach, den ich mitkonzipiert habe und laufend mitproduziere. In #4 Deine Königin sucht ihre Identität im Untergrund geht es um Mithu Sanyal’s Identitti (das mich beim Lesen genervt hat, s. Zuckersüß 439), außerdem habe ich bei der Umweltberatung nachgefragt, warum Tofu im Vergleich zu Fleisch so teuer ist. In #5 Mit Blumen auf Schienen selbstbewusst nach Kenia und ins Himalaya geht es um die Umweltaktivistin/politikerin Wangari Maathai und die Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner. In #6 Söhne auf dem thicken Mond im After Life großziehen gehen wir dem Mond nach.

#43 Auf dem Weg des Münze-Österreich-Podcasts Gerstl&Marie, die ich gemeinsam mit meiner Kollegin Anna Muhr gestaltet habe, es geht um den Heiligen Wolfgang und das Pilgern.

Einige Fotos von neuen Schnitzereien von meinem Vater, anzuschauen / zu erwerben auf seiner Webseite:

Über: Ich habe mich sehr über die Erwähnung der Zuckerbäckerei bei WebCurios gefreut, auf die mich Michi vom Erinnerungslücken-Podcast hingewiesen hat, bevor ich selber im Feedreader drüber stolpern konnte.

Rezepte

Caramelised fennel and grape tart tatin with saffron and olives | Ottolenghi Recipes
Wie gesagt in SEHR loser Interpretation schon gebacken, ich will es nochmal mit mehr als 30% der vorgeschlagenen Zutaten probieren.

Upside-Down Lemon Sponge Cake With Lemon-Maple Butter Recipe – NYT Cooking
Nochmal was kopfübergebackenes.

Second Helpings #23 White Mocha Custard Tart – Edd Kimber
Als Getränk mag ich Kaffee gar nicht, in Desserts umso mehr, ich mach mich womöglich bald an diese Tarte.

KP+: Everything Hot Cross Buns – by Nicola Lamb
Schaut enorm gut aus, auch nach Ostern. Und: wieder was gelernt!

FYI: In ‘caramel’ recipes that use brown sugar, more often than not, you’re actually getting a maillarded, toffee-like sauce rather than a caramel. I’ve no idea if it’s a worthwhile soapbox to be on, but I’m quite passionate about the difference between browning and caramelisation. Not because I want to be difficult but because these are two excellent and unique processes that should be individually celebrated. Although baked goods may appear caramel coloured, they have not undergone significant caramelisation.

Avocado pastry quiche | Jamie Oliver recipes (via @susanspungen)
Quasi-Mürbteig aus Avocado (statt Butter), das muss ich mal ausprobieren.

Zuppa di Legumi e Cereali – Splendido Magazin
Ich hab da ein paar Leute in meinem Umfeld, denen diese Suppe eine große Freude wäre…

Texte

Von wegen “dream now”: Wie die Arbeit im Nachtzug zum Albtraum wird – WZ
Ich liebe Nachtzugfahren (trotz der regelmäßigen Verspätungen, insb. auf der Italienverbindung), und habe mich schon öfter gefragt, wie das wohl die Nachtzugbegleiter_innen sehen. Und naja, so gut scheint es um ihre Arbeitsbedingungen nicht zu stehen:

Der Orient-Express fährt nicht mehr, die Newrest  ist bestenfalls eine entfernte Verwandte, die der Familie nicht viel zu  sagen hat. Die Familie sind die ÖBB. Die stellen die Züge. Die  reparieren die Züge. Die kümmern sich darum, dass ein:e Lokführer:in in  der Lok sitzt. Entweder eine:r von den ÖBB, oder eine:r von der  Deutschen Bahn, der Schweizer Bahn, oder Trenitalia. Je nachdem, auf  welchem Boden die befahrenen Gleise gerade liegen. 

AI-generated recipes won’t get you to Flavortown – The Verge (via WebCurios)
Ich stimme der Autorin zu, dass Rezepte mehr als nur Zutatenlisten sind. Aber dieses Narrativ, dass die familiäre/kulturelle Überlieferung allein ein Rezept wertvoll macht, kaufe ich nicht – ein gutes Rezept hat schon auch viel mit Rezeptentwicklungs/Koch-Expertise zu tun.

Large language models, like those that power ChatGPT and Gemini, can take those permutations, parse through them faster than a human could, and come up with a pretty solid recipe very quickly. As a result, finding recipes that meet a particular diet is often touted as a good potential use of chatbots. On the other hand, to make an obvious point, AI tools can’t actually prepare or eat food. They don’t really “know” if a recipe will work, just that it fits the pattern of one that does.

Whale On Toast – Scope of Work (via WebCurios)
Über Walfang hab ich noch nie wirklich nachgedacht, und dass das Öl daraus letztlich zu großen Teilen zu Margarine verarbeitet wurde, klingt aus heutiger Perspektive absurd. Abgesehen davon: Scope of Work scheint eine interessante Publikation zu sein, hab ich so gleich per RSS abonniert.

I used to associate whaling with the era of oil lamps, three-masted whalers, and hand-thrown harpoons, but most whales were actually killed after 1945, by which time we’d forgotten most of our other uses for the products of whaling – spermaceti, baleen, heaps of lean whale meat. By the time we banned commercial whaling in 1986, the leading use of whale oil was in margarine. A huge fraction of all recorded whale hunting took place basically in order to provide the world with something that felt like a luxury as it rebuilt after the war. As Seth Miller memorably put it, “mostly, the whales were spread on toast.”

This Restaurant Hopes to Turn Subway Stations Into Destinations – Eater
Über (Spitzen-)Restaurants in der New Yorker U-Bahn. Bei Bahnhöfen wundert es mich noch mehr, dass es einfach keine gscheiten Restaurants gibt, ich hoffe, sowas sperrt bald in meiner Gegend mal auf!

“The more people in the subway, the safer it is. And that’s why it’s such a terrible mistake to arrest people  selling mangoes because they are, in fact, eyes on the system,” says  Pearlstein, adding that the logic can extend to new food and drink  businesses joining as tenants where storefronts are otherwise dormant.  When there’s more life down there, it’s better for everyone, he says.

‘Reading’ Menus – Food Studies: Matter, Meaning, Movement – L. Sasha Gora (via The Walrus)
Ich finde Speisekarten (+Design) so interessant!

It is how menus represent choice (or the lack thereof) that makes them fascinating narrative devices and objects of study. A menu is an inventory of options and a timetable scheduling when a dish appears. Does a menu adhere to the appetizer/main/dessert regimen? Or does it abolish a hierarchy between dishes? How does this keep to—or challenge—a culture’s culinary norms? Menus can work with or against time.

Securing the Brand Bag – From the Desk of Alicia Kennedy
Alicia Kennedy denkt über unabhängigen Kulinarikjournalismus nach (über meine Schwierigkeiten mit dem Konzept Pressereise habe ich hier schon mal geschrieben):

It’s the unquestioned nature of this that troubles me: Why will people be so excited to ride a wave for an olive oil, for example, so thrilled to be included in the influencer marketing, that it will be wildly financially successful immediately? Will any tasting of it be colored by its seal of approval from the food influencers? If they like it, surely it must be good! Will this type of wave only be available to certain companies with a lot of access to capital to do campaigns such as this? How does this type of relationship between brands and food content creators thirsty for content and relevance keep wealth in certain hands? What stories won’t be told because we’ve killed real outlets and no freelancer gets paid enough money to do real reporting? Ads in major outlets have allowed Big Meat to green-wash, so how can you trust the reporting on agribusiness if they’re also the sponsors? It’s happening from the Times on down to your favorite influencer; from JBS to the hip brand at the shoppy-shop: Everyone’s for sale.

Kaum Transparenz: Welche Medien die Politik am liebsten auf Reisen einlädt – kobuk.at
Undeklarierte Pressereisen in der Politikberichterstattung sind nochmal einen Zacken heikler als im ~lifestyle-igen~ Kulinarikbereich:

Insgesamt hat die Bundesregierung nicht nur große Tageszeitungen, sondern 32 Medienhäuser, auf Reisen mitgenommen – davon die allermeisten aus der österreichischen Print- und Onlinelandschaft. Dafür wurden seit der Angelobung im Jänner 2020 fast € 700 000 investiert. Am meisten hat die Regierung für APA und Krone bezahlt, nämlich jeweils knapp € 120 000. Interessant ist, dass Red Bull Media ausschließlich vom Bundeskanzleramt eingeladen wurde – fast € 22 000 wurden dafür bezahlt. Auch Oe24 wurde (fast) ausschließlich vom Bundeskanzleramt eigenladen, für insgesamt € 48 000. Eine Einladung an Oe24 kam vom Außenministerium, das ihre Kosten jedoch nicht nach Medien aufgeschlüsselt hat und somit in dieser Grafik nicht vertreten ist.

How Denmark’s Welfare State Became a Surveillance Nightmare – Wired.com (via hrw.org)
Der Text ist schon ein Jahr alt, und ließ mich an das österreichische AMS-Algorithmus-Desaster denken.

Deloitte’s vision was realized in February 2015 with a bill that overhauled the Danish welfare state. It proposed a massive expansion of the Public Benefit Administration’s powers, including the ability to store and collect data on millions of people, access other authorities’ databases, and even request data from foreign governments. Largely unnoticed at the time, it also called for the creation of a “data mining unit” to “control for social benefits fraud.”

How the House revived the TikTok ban bill before most of us noticed – The Verge (via WebCurios)
hahah, wow. Ich finde, das klingt vor allem nach einem dringenden Bedarf an Medienbildung!

Apparently caught off guard by the bill’s introduction last week, TikTok scrambled to activate its enormous US user base to fight it. The app featured a full-screen prompt for users to enter their zip codes and receive the number for their congressperson to call and urge against a TikTok ban. Lawmakers’ phones began ringing off the hook just ahead of the committee’s vote.

The delivery rider who took on his faceless boss – FT.com (via Links I Would GChat You)
Arbeitskampf finde ich immer gut, erst recht wenn auf der gegenüberliegenden Seite ein automatisierter Plattform-Konzern steht.

Samii’s aggravations began to pile up on his first day on the job. He received repeated orders to collect burgers from a branch of McDonald’s that had shut down months before. Customers had no idea that Uber had neglected to delete it from its database. “I guess all the other drivers had figured out they had to reject meals from this McDonald’s, but I spent 45 minutes trying to convince Uber to remove it from their system. They said, ‘We can’t change the data in the system, but we can offer you $2 because you went there.’ I spent 20 minutes biking there and 45 minutes on the phone to them, and they gave me $2.” Samii struggled to accept there was no human he could speak to who was empowered to make basic changes. He had been trained as a computer scientist, and he knew how easy it would be for a developer to correct this kind of error. But his colleagues weren’t bothered. They’d found that the app’s software didn’t reward honesty or responsible behaviour. It prized speed. So he learnt to get around the algorithm by cancelling trips to that McDonald’s, just like all the other drivers.

Daylight Swiping – Vague Blue
Terry Nguyen über die Geste des Swipens:

Nearly a decade later, Apple phased out its iconic “slide to unlock” feature, replacing the home button with the Touch ID fingerprint sensor: The phone would automatically unlock upon pressing the home button, so there was no longer any need for the gesture. With the introduction of Face ID in 2021, Apple updated its lock screen design once more, prompting users to “swipe up to unlock,” a vertical gesture that recalls the now-retro “slide to unlock.” Most Apple users have paid little mind to this semantic switch-up, but the linguistic preference for “swipe” over “slide” alludes to how a simple gesture, first popularized by Apple, has evolved beyond its original, single-use application: to unlock a phone. Within the decade that Apple had patented and introduced “slide to unlock,” touchscreen devices have proliferated, leading to all manners of scrolling and swiping and very little sliding.

Kevin Kelly: „Optimismus kann man lernen.“ – brand eins online
Der Wired-Gründer ist dem KI-Hype gegenüber eher reserviert:

Wer Angst vor einer die Menschheit unterjochenden KI hat, überschätzt nicht nur KI-Systeme, sondern auch die Bedeutung von Intelligenz. Um die Welt zu ändern, braucht es mehr als nur Intelligenz: Raffinesse, Kooperation, Einfühlungsvermögen oder Ausdauer. Es sind nicht unbedingt die intelligentesten Menschen, die etwas auf die Beine stellen.
Nur weil ein paar mittelalte Männer gern nachdenken, ist Nachdenken nicht automatisch das Wichtigste der Welt. Zugespitzt gesagt: Wenn Sie Einstein und einen Tiger in einen Käfig sperren – wer gewinnt?

1,000 True Fans – Kevin Kelly
Nach dem obigen Interview endlich mal das (Original-)Essay zum einflussreichen 1000-echte-Fans-sind-ein-Businessmodell-Take von Kevin Kelly gelesen.

This new ability for the creator to retain the full price is revolutionary, but a second technological innovation amplifies that power further. A fundamental virtue of a peer-to-peer network (like the web) is that the most obscure node is only one click away from the most popular node. In other words the most obscure under-selling book, song, or idea, is only one click away from the best selling book, song or idea. Early in the rise of the web the large aggregators of content and products, such as eBay, Amazon, Netflix, etc, noticed that the total sales of *all* the lowest selling obscure items would equal or in some cases exceed the sales of the few best selling items.

Magic market words – tante.cc
Jürgen Geuter fordert ein bisschen mehr Distanz zu marketing-nahem blabla:

“Open source AI models” sounds great but for many of them nobody can audit the training data (too big) and can’t reproduce the training (too expensive due to them requiring hyperscalers). The terms I pointed out (and a few similar ones) have become kind of “magic”, they imbue a system or structure with positive vibes while making the relevant discourses on power, fairness, etc. invisible or harder to have by implementing market-based solutions as a given. They have turned into a form of capitalist realism.

Frankfurt: Wie fotogen sind die Straßen der Stadt? – FAZ
Ein Interview mit Fotografin Andrea Diener. Und Alltagssexismus, der sich als Vorteil herausstellt:

Wie gehst du mit Fragen von Erlaubnis und Zustimmung, unabhängig von dem, was juristisch geboten ist, um? Musst du dich gelegentlich für dein Tun rechtfertigen?
Ich bin offenbar zu unauffällig, als dass ich mich häufig erklären müsste. Man ist als nicht mehr ganz junge Frau in gewisser Weise unsichtbar. Das hat große Vorteile bei dieser Tätigkeit, man kann sich das gut zunutze machen. Erst neulich erzählte mir eine Bekannte, dass sie sich beim Fotografieren sehr frei fühle, weil sie vermutet, ohnehin für eine schrullige Oma gehalten zu werden. Meistens kann ich machen, was ich will. Aber natürlich gibt es ab und an Empörte, die einen in Diskussionen verwickeln. Das sind aber in der Regel Dritte, die an der Situation nicht beteiligt waren, und diese Diskussionen bringen auch wenig, ich gehe dann lieber.

What I missed when I went to North Korea – Rest of World (via Weekly Filet)
Größter Aha-Moment beim Lesen dieses Texts… Die Gründerin von Rest of World ist die Tochter von Ex-Google-CEO Eric Schmidt.

I asked him why North Korea, a legitimately scary authoritarian state, was — unlike other scary authoritarian states — still a punchline to much of the world. It’s intentional, according to Lee. “They’ve weaponized their weirdness,” he said. The silly origin myths, the over-the-top insults lobbed at world leaders, the parades and 30-minute standing ovations. The weirdness keeps other governments off balance, forcing them to react to the regime’s mercurial demands.

It might not get weirder than this – Rest of World
Der Ursprungsreisebericht zum obigen Text.

The mausoleum itself had all the dramatic doom and gloom you can  imagine: red-lit marble halls, severe-looking guards, sweeping,  lamenting orchestral music. Around the embalmed bodies, the soldiers  would line up in threes at each side, and bow deeply. Stone-faced.
Also lying in state: the late Leaders’ cars, train compartments and  even a yacht, all preserved in their former glory. Even Kim Jong Il’s  platform shoes were on display. I was delighted to learn that he and I  shared a taste in laptops: 15″ Macbook Pro.

Rokeya Sakhawat Hossain (ca. 1880—1932) – Project MUSE
Auf Recherche für eine zukünftige Jeannes Varieté-Folge entdeckt. S.a.: Sultana’s Dream von Isabel Herguera (Zuckersüß 468).

Rokeya Sakhawat Hossain was bom about 1880 in Rangpur, Bengal (now Bangladesh), into a well-to-do orthodox Muslim family. Her upbringing and her ideas both reflected the tensions between traditional practices, the demands of cultural and political modernization, and the emergence of nationalist and feminist movements around the world. Roushan Jahan calls her “the first and foremost feminist” of Bengali Muslim society. She was equally dedicated to the national and humanist aspirations of the Bengali literary renaissance of her time.

Audio/Video

Wily Wily – Ghali
Diesen Song habe ich mit meinem Mitbewohner so oft hintereinander angehört, bis wir beide mit gesammelten Sprachskills jede Zeile verstanden haben (italienisch, Darija und ein paar Wörter französisch)…

Articles of Interest: Nudity
Laut Ankündigung eine von bloß drei Folgen dieses Podcasts in diesem Jahr. Von einer Nackt-Comedy-Show (mit nacktem Publikum!) über Stripperinnen-Outfits bis nach Liberia, aufschlussreich und super produziert.

Search Engine: How do we survive the media apocalypse?
PJ Vogt und Ezra Klein denken über den Zustand der (US-)Medienbranche nach und darüber, wie fast alle Geschäftsmodelle kaputt sind.

Cheap Dreams: Le temps perdu
Diese dystopische SciFi-Mockumentary habe ich an einem Stück auf der langen Zugfahrt nach München gehört. Folgen 1-3 fand ich noch ziemlich gut, mit der collagenartigen Folge 4 hat mich die Serie verloren und die ach-so-meta-Auflösung in Folge 5 fand ich wirklich unbefriedigend.

Sonst So

How to Make (No Cost) Biodegradable Confetti – Papernstitch Blog
DIY Blogs/Tutorials habe ich hier schon lang nimmer verlinkt, aber diese Idee ist so simpel, dass ich mich ärgere, sie nicht schon vorher gekannt zu haben: Einfach (Zimmerpflanzen-)Blätter lochen!

Algorithms of Resistance. The Everyday Fight against Platform Power – We Make Money Not Art
Nach dieser Rezension will ich dieses Buch von Tiziano Bonini und Emiliano Treré (open access!) gerne lesen, Bonini ist mir eh auch schon beim Lesen für meine MA-Arbeit untergekommen.

Countless essays detail how algorithms discriminate, exploit and oppress. Fewer investigate how users appropriate and subvert algorithms for their own benefit. Drawing on their own fieldwork and interviews with workers and on case studies from Europe, Latin America, the US, North Africa and Asia, Tiziano Bonini and Emiliano Treré analyse the many tactics that ordinary people develop to evade (even if only temporarily) the constraints of algorithmic power and pursue their own political, economic, cultural or social agendas.
Algorithms of Resistance focuses on three categories of platform defiers: gig workers (in particular food delivery workers), consumers and creators of cultural content, and political activists.

Backkatalog



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.