Zuckersüß 397

Zuckersüß 397 - Zwei Scheiben Brot mit Löwenzahngelee
Brot vom WG-Bäcker mit Mamas Löwenzahngelee – Feiertagsfrühstück!

…mit viel Gebackenem, eineinhalb echten Lokalbesuchen (Trabant, SOPHOS), ziemlich viel Gestricktem, einem Kinobesuch (Futur Drei)und wie immer, den besten Links der letzten Tage.

In den letzten paar Tagen habe ich Orange Sticky Buns, Germknödel (inkl. experimenteller mit Frühlingszwiebel-Karotten-Erbsen-Füllung und Sojasaucen-Dip), Mochi-Kuchen mit Walnüssen und Adzukibohnenpaste (bald im Blog!), improvisierte Snacks mit gefrorenen Beeren und Lavendelzucker (einmal Milch, einmal Eis), eine geometrische Rhabarber-Anis-Frangipane-Tarte, eine Pfuschversion des Bananenkuchens mit Rumkaramell (d.h. ich habe vorratsbedingt ganz schön viele Zutaten ausgetauscht), vegane Muffins und Marmor-Guglhupf gemacht.

Gastroöffnung, juhu!

Vor eineinhalb Wochen durfte in Wien die seit November (!) coronabedingt geschlossene Gastronomie wieder aufsperren. Mein erster Besuch führte mich zu SOPHOS, das „nur“ ein Imbiss ist und sowieso keine Sitzplätze hat, allerdings konnte ich jetzt erstmals an einem der Stehtische essen und musste mich nicht neben die Gratiszeitungs-Verteilkästen außerhalb der U6-Station Alser Straße stellen. Die Pizzastücke (Champignons/Petersilie, Margherita mit superem Mozarella und großzügig Olivenöl und Marinara mit halbierten Cocktailtomaten) waren wie immer richtig gut. Ich freute mich allerdings besonders über die neueste Sortimenterweiterung des Geschäfts: hausgemachte Kuchen! Das Konzept Pizza und Kuchen habe ich noch nie irgendwo gesehen, aber ich finde es super und hoffe, andere Leute auch, nicht, dass die zwei von SOPHOS gleich wieder damit aufhören.

Und dann war ich noch im Trabant, dem coolsten Café-Beisl in ganz Währing. Der Schanigarten wurde um ein paar Plexiglasscheiben und Abstände erweitert, sodass man draußen in kleinen Separées sitzen kann, umgeben von Pflanzen und bunten Lichterketten. Ich trank einen Porto Tonic und probierte einen der neuen Flammkuchen namens Mina. Der war mit mildem Ziegenkäse, Walnüssen, Datteln und Rosmarinnadeln belegt und schmeckte mir von allen am Tisch (noch so was ungewöhnliches: mit haushaltsfremden Leuten essen!) am besten. Der Flammkuchen Soleil mit getrockneten Tomaten, schwarzen Oliven, roten Zwiebeln und Rucola landete in meinem persönlichen Ranking knapp auf Platz zwei.

Stricken und blocking like a pro

Bisher habe ich meine Stricksachen einfach nur flach getrocknet, aber mangels Equipment nie gespannt (=geblockt). Weil sich aber mehrere meiner Projekte der Fertigstellung näherten, beschloss ich, mir Blockingmatten zuzulegen. Auf Amazon wollte ich nicht bestellen (weil Amazon. und teuer). Sissi von Sissi will Wolle gab mir den Tipp, einfach nach Kinder-Puzzlematten aus Schaumstoff Ausschau zu halten. Auf willhaben fand ich sogleich welche und holte mir sie am nächsten Tag für 15 Euro ab. Ich spannte den gerade fertiggewordenen Clubhouse Raglan Hoodie (Design von Alexandra Tavel hier bei ravelry) darauf auf und fixierte einen Luftballon in der Kapuze (die sollte ja auch möglichst rund trocknen) – mein Fußboden ähnelte dann zwei Tage lang einem sehr seltsamen Kinderzimmer.

Gleich im Anschluss spannte ich mein Hold me Close Top darauf (Design von Ksenia Naidyon hier bei ravelry), das aber noch nicht ganz fertig ist, weil ich erst noch Bindebänder dranstricken muss. In der Zwischenzeit schlug ich außerdem schon wieder ein neues Projekt an, nämlich den Lizzie Sweater (Design von Susanne Sommer hier bei ravelry). Inspiriert vom RegenbogenMAL anlässlich des Pride Months Juni nahm ich dafür meine Regenbogenwolle von Kauni, die ich um ein bisschen hellgraues Garn als Kontrast ergänzte. Es ist mein erstes Projekt mit Brioche/Patent-Muster und kostete mich zu Beginn einiges an Geduld – ich glaube, ich habe fünfmal neu angeschlagen, bis alles soweit passte, dass ich über ein paar Zentimeter hinauskam. Sobald ich den gemusterten Teil geschafft habe, sollte dieser Pulli aber super zum blind-in-der-Uni-stricken sein, denn er ist wie der Clubhouse Raglan Hoodie ansonsten ganz glatt rechts.

Außerdem habe ich festgestellt, dass ich mit deutschen Strickanleitungen nix anfangen kann. Kleidungstricken habe ich mir innerhalb des letzten Jahres mit verschiedenen patterns auf ravelry beigebracht, keines davon war bisher auf deutsch verfügbar. Die Namen für verschiedene Maschen/Techniken habe ich deshalb alle auf Englisch gelernt, die deutschsprachigen Begriffe kommen mir jetzt alle sehr unintuitiv vor (wieso rechts verschränkte Masche sagen wenn man auch einfach knit through back loop sagen kann?). Also hab ich mir die Anleitung des Lizzie Sweaters, die im original auf Deutsch erschienen ist (die Designerin sosu ist aus NÖ!) einfach nochmal auf Englisch ausgedruckt…

Kino: „Futur Drei. No Hard Feelings“

Die spontane Idee ins Kino zu gehen (kein Lockdown mehr!) führte mich am Samstag ins Schikaneder. Dort lief in einer Nachmittagsvorstellung „Futur Drei. No Hard Feelings“. Ich hatte auf Social Media schon viel davon gelesen und nochmal eine ausdrückliche Empfehlung von einer Freundin bekommen. Es geht um den schwulen Deutsch-Iraner Parvis, der in einer Sammelunterkunft für Geflüchtete Sozialstunden leisten muss, und das iranische Geschwisterpaar Amon und Bana, die dort wohnen. Ich befürchte zu spoilern, wenn ich hier weiterschreibe, deshalb tu ich es nicht. Der Film gefiel mir sehr gut – ich mochte die Ästhetik, die vielen popkulturellen Anspielungen und den Soundtrack (alles vielerorts als postmigrantisch und sehr millenial beschrieben).

Hier folgen meine liebsten Links der Woche:

Rezepte

Kitchen Project #24: Peach creme caramel – Kitchen Projects
Diesen Rezeptentwicklungsnewsletter finde ich großartig. So sehr, dass ich fast überlege, für den Rezeptcontent hinter einer Paywall zu zahlen.

Avocado Margarita Cocktail Recipe | PUNCH
Würd ich gern mal probieren, aber selber mixen ist mir zu stressig (erstmal alle Zutaten besorgen…)

Jasmine – PUNCH
Ich hab vergessen, ob ich den schon mal verlinkt habe. Muss den Drink jedenfalls bald mal probieren!

Nigel Slater’s pasta with whole garlic, goat’s cheese and thyme
Das klingt sehr lecker.

Rhubarb Umeboshi – Chopstick Chronicles (via Tales From Topographic Kitchens)
Eingesalzener Rhabarber.

Rhabarber süßsauer gepickelt | schmecktwohl
Wenn ich nochmal übrigen Rhabarber hab, probier ich das aus.

Spargel-Vichyssoise mit Raps und Schnittlauch – HighFoodality
Die Suppe schaut wunderschön aus.

Lady and Pups | Paper thin soft chewy, Sonoran-style flour tortilla
Was für ein Rezept!

Texte

The Gatekeepers Who Get to Decide What Food Is “Disgusting” | The New Yorker
Dieser Essay hat mich sehr beeindruckt. Jiayang Fan schafft es, den Bogen von einem Museum in Malmö, über Corona zu antiasiatischem Rassismus zu spannen, ohne das zentrale Thema aus den Augen zu verlieren.

To be a new immigrant is to be trapped in a disgusting-food museum, confused by the unfamiliar and unsettled by the familiar-looking. The firm, crumbly white blocks that you mistake for tofu are called feta. The vanilla icing that tastes spoiled is served on top of potatoes and is called sour cream. At a certain point, the trickery of food starts to become mundane. Disgusting foods become regulars in the cafeteria, and at the dinner table

‘I seek a kind person’: the Guardian ad that saved my Jewish father from the Nazis | Holocaust | The Guardian
So eine arge Geschichte.

None of the other children of Viennese refugees whom I contacted had seen the Manchester Guardian ad that had been their parents’ lifeline. Most had a similar reaction to mine: elation at seeing their mother or father’s name; and the sick realisation of the sacrifice, despair and loss underpinning each message.

Leben und Tod einer heimatlosen Europäerin – DerStandard.at
Wenn das Land, in dem du geboren wurdest, einfach aufhört zu existieren…

Für die hunderttausenden Auslandskosovarinnen und -kosovaren bedeuteten die letzten 30 Jahre auch die wiederholte Ausstellung neuer Reisepässe, die das Ende ihrer Gültigkeitsdauer nicht immer erlebten.Ungefragt wurden ihnen wechselnde Staatsbürgerschaften zuerkannt, diese Staaten waren so kurzlebig, dass die Angehörigkeit zu ihnen für viele Menschen nahezu bedeutungslos war. Serbien betrachtet weiterhin Bewohner des Kosovo als serbische Staatsbürgerinnen und -bürger, da es den Kosovo bisher nicht anerkannt hat.

The Millennial Vernacular of Fatphobia – Culture Study
Über Schönheitsideale und wiederkehrende Modetrends.

When millennial women shudder at the prospect of the return of the low-slung jean, we are not being old, or boring, or basic. It’s not about the fucking jeans AS JEANS, and I wish people could actually understand that. It was about the jeans on our bodies. We are attempting to reject a cultural moment that made so many of us feel undesirable, incomplete, and alienated from whatever fragile confidence we’d managed to accumulate. We are trying to avoid reinflicting that on ourselves, but more importantly, on the next generation.The jeans will come back. They already have. I know this. Whatever the style of fashion that made you feel inadequate and unfixable, it will likely come back too.

Against being a „real“ person online – gen yeet
Terry Nguyen über die Monetarisierung des Selbst.

The disintegration of online anonymity coincides with a growing desire to commodify digital personhood. Every username, every account has to represent a real person, yet people (mostly young women) are shamed, ostracized, or mocked for inaccurately portraying themselves online, through filters or photo-editing.

Poor in Tech | Meg Elison (via Culture Study)
hm.

I knew I was the only poor person at my tech startup because everyone’s hobby talk was incomprehensible to me. Sailing. Indoor rock climbing. Building robots. Golfing. Sourcing and collecting antiquities. Adult soccer leagues. All I heard was money. Money. Money. 

Olia Hercules | The Gannet
Eigentlich habe ich nach Olia Hercules Rhabarber-Radieschen-Pickle-Rezept gesucht, aber dieses Interview (und die ganze Webseite!) entdeckt.

I’m British now and I love British produce, so whenever I get a really lovely British ingredient, I’ll fit it in somewhere. For example, rhubarb isn’t used much in Ukraine so I made this pickle with raw rhubarb, fennel and radishes – you pickle them in lemon juice with a bit of sugar and it goes really nice with chicken liver, buckwheat and crispy onions. It’s traditional but with a little bit of my own thing.

Der Unterschied: Sardinen und Sardellen – Splendido Magazin
Ein Überblick.

Etwas verwirrend ist es auch um die italienische Worte alici und acciughe bestellt. Man könnte meinen, es verhielte sich mit ihnen wie im Deutschen, das eine bedeute etwa Sardinen und das andere Sardellen.
Tatsächlich aber meinen beide Worte die Sardelle, während die Sardine in Italien schlicht sarda heißt. Man sagt, das aus dem Lateinischen stammende Wort acciuga habe sich einst an der ligurischen Küste etabliert, während die aus dem Neapolitanischen und Sizilianischen stammende Vokabel alice in südlicheren Gefilden gängig war. Bis heute befinden sich die meisten Produzenten der kleinen Fische in einer der beiden Küstenregionen.

Warum Vanlife nicht nachhaltig ist | BRAVEBIRD (via @i_am_fabs)
Ein ewig langer Artikel (den ich, zugegeben, nicht komplett gelesen habe), der den #vanlife-Hype auseinandernimmt.

Egal, wie man es dreht und wendet: Reisen mit einem Auto ist in keiner Weise nachhaltig und damit weder ökologisch noch sozial gerecht. Man kann mit einem Wohnmobil in Urlaub fahren, aber es ist weder richtig noch okay, das Reisen mit Auto, Wohnmobil oder Caravan als “grün” oder “umweltfreundlich” zu bezeichnen oder sogar als solches zu bewerben.

Audio/Video

Progression Obsession — Twenty Thousand Hertz
Hier kommt auch der Four-Chord-Song vor!

Sonst So

‘Butt cut what?’ A glossary of audio production terms | NPR Training
Englischvokabeln für Radiomacher_innen.

Backkatalog



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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