Zuckersüß 520: Journalismus in China, Matcha in Dubai und Rente in Deutschland

da springt meine ehemalige Trainerin

…mit wenig Gebackenem, einem Lokal (AUX im Funkhaus), einer Ausstellung (Lisette Model in der Albertina), einer Serie (Patrick Melrose), einem Roman (Vienna Falling), zwei Strickprojekten (My Dream Cardigan und Fluffy Fleece Vest)und wie immer, den besten Links der vergangenen Woche.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich Mandelkeks-Birnen, Vanilleeis (nach „Eis“ von Hubertus Tzschirner, super mit Olivenöl und Fleur de Sel oder übrigem Birnenkompott von den Mandelkeks-Birnen), Cranberry-Pecan-Walnusskuchen (nach diesem Rezept von 2021) und Yuzu-Sandgebäck (nach Vanille-Sandgebäck von 2022 bzw. 2009) gemacht.

Gegessen

Kartoffelpüree mit Misozwiebeln, am nächsten Tag mit Spinat und Spiegelei. Maroni (4€) vom Stand vorm Eislaufverein (1030), unironisch guter Post-Workout-Snack (dass ich mal über Workout-Snacks schreibe, hätte ich vor einem Jahr lächerlich unrealistisch gefunden). Penne mit Tomaten, Caponata und einer der übrigen eingesalzenen Oliven vom letzten Jahr, die so salzig geworden sind, dass man sie nur zum sparsamen Würzen einsetzen kann.

Selbstgemachtes Ramen mit einer sehr europäischen Brühe (Zwiebel, Knoblauch, Karotte, Sellerie, Petersilwurzel, aber auch Ingwer, Shiitake, Wakame), eingelegtem Ei, Tofu, Champignons und Kürbis als Einlage. Spaghetti all’amatriciana. Penne mit Radicchio, Wirsing, Walnuss und Orange.

AUX im Funkhaus

Ich war mit zwei Ex-Ö1-Kollegen im AUX, der neuen Zwischennutzungs-Weinbar im Funkhaus. Das war eine richtige Nostalgie-Watsche – Türgriffe, Fenster, Fliesen, Beschriftungen – alles erinnerte mich an meine Anfänge als Radiomacherin (s.a. Ö1 – vorbei). Die Bar selbst hat mich nicht recht überzeugt, mehr dazu hier.

Gesehen

Patrick Melrose (derzeit auf arte) hab ich an einem Stück durchgeschaut. Darin verfolgt man einen schwerst drogenabhängigen und schwer von Kindesmisshandlung traumatisierten Benedict Cumberbatch als reichen Aristokraten, der versucht, sein Leben zwischen Großbritannien, Südfrankreich und NYC auf die Reihe zu bekommen.

Lisette Model in der Albertina

Ich hatte eine knappe Stunde bei nassgrauem Wetter in der Innenstadt totzuschlagen, also habe ich endlich mal wieder meine Bundesmuseencard genutzt.

In der Albertina stolperte ich in die Lisette-Model-Retrospektive (läuft noch bis 22.2.26). Von dieser Fotografin (*1901 in Wien) hatte ich noch nie zuvor gehört, aber genau deswegen gehe ich ja so gern ins Museum.

Sie begann in Frankreich zu fotografieren, und zwar die marginalisierten der Gesellschaft genauso wie die reichen Müßiggänger_innen an der Côte d’Azur. Diese Serie erschien 1935 im kommunistischen Magazin Regards, mit einem anklagenden Text zu den Tempeln des Geldes in Monte Carlo.

Lisette Model migrierte ein paar Jahre später nach NYC, wo sie wieder die Armut der Lower East Side einfing, aber auch die Upper Class.

Bei ihren Walking Feet fragte ich mich, welche Schuhe man an der Stelle wohl heute sehen würde – 95% Sneakers? Außerdem musste ich an eines meiner Zuckersüß-illustrierenden Fotos denken, 2015 beim Gnawa-Festival in Essaouira:

Ihre Nachtclub-Fotoserie hat mich mehrmals zum Grinsen gebracht…

… und bei ihren Bildern vom Newport Jazzfestival 1956 war ich schwer begeistert vom Style und der Coolness der Abgebildeten.

Die Porträts haben mich insgesamt erstaunlich stark berührt, und immer wenn ich mich in Details vertiefte (Pullover-Halsausschnitte, Werbetafeln im Hintergrund, ganz egal), fragte ich mich, wie lang das in der Form noch möglich ist, beziehungsweise wo. Wann würde es unmöglich werden, auch IRL dem KI-Slop zu entkommen, der gefühlt schon jetzt mit Fake-Darstellungen der Vergangenheit das Internet übernommen hat (s.u. Lost in the slop layer)?

Gelesen

Vienna Falling

Vienna Falling von Fabian Navarro fand ich so lustig, dass ich es fast auf einmal durchgelesen habe. Hier habe ich mehr darüber geschrieben.

Gestrickt und gehäkelt

Weiter an meiner My Dream Cardigan (pattern von Wool & Beyond bei ravelry). Eine neue Computer-Hülle aus Restl-Garn, das noch in DM ausgezeichnet war. Ein Knäuerl für die Fluffy Fleece Vest (pattern von Johanna Reus bei ravelry), die als Geschenk bis Weihnachten fertig werden soll.

Veröffentlicht

Im Blog: AUX im Funkhaus, „Vienna Falling“ – Fabian Navarro, Eierlikör-Schoko-Törtchen, Mandel-Birnen-Kekse, Tohru in der Schreiberei, Winterweiße Amerikaner

Anderswo: Drei Texte für die futurezone.at:

Acht Rezensionen in den Kategorien „Backen“ und „Dessert“ des deutschen Kochbuchpreis 2025. Gewonnen haben übrigens die großartigen Titel „Chemie des Backens“ von Nicola Lamb (aus dem englischen Original „SIFT“ habe ich anfang des Jahres z.B. schon Quitten-Marshmallows und Cheddar-Essiggurkerl-Scones gemacht, außerdem hab ich es auch in der Frühjahrsausgabe der Effilee rezensiert) und „Eis“ von Hubertus Tzschirner, das mir mit meiner neuen fancy Eismaschine sehr gelegen kam.

Hier folgen meine liebsten Links der vergangenen Woche:

Rezepte

12 Days of Christmas Panettone Chiffon Cake – kitchen projects (€)
Für richtige Panettone fehlt mir die Geduld, aber das könnt ich mal backen.

Jäger des verlorenen Kekses – Pignoli-Kipferl – Gruß aus der Küche
Puh, 300 Gramm Pinienkerne, das wird teuer.

Texte

The Xi Jinping School of Journalism • EQUATOR
Übers Journalist-Sein in China:

The Inner Mongolia Life Weekly had many merits, but independence was not one of them. We were an official publication of the CCP’s Inner Mongolia branch. All our work went through the party. What does this mean? To begin with, we were expected to interview as many state employees and upstanding citizens as possible: township secretaries, police officers, agricultural managers, educators, librarians, scientists, authors and so forth. In fact, the party provided us with an annual grant to fund these stories. Since the money was not carried over to the next year, we made sure to spend it.

acid reflux – matcha special – vittles
Beim Lesen dieses Ausschnitts war ich schon wieder kurz davor, vittles zu abonnieren. Aber wie ich mich kenne, werd ich dann nicht dazukommen, es zu lesen, und mich ärgern. Aber: ich hab mir die 2. Printausgabe dieses tollen Londoner Food-Magazins bestellt!

It’s 7pm on Saturday and you’re at a matcha rave in Dubai. The afro-house is bumping, ladies are swaying around like Sims, taxes are being evaded. There is much pain in the world, but not on this rooftop. Here there are digital nomads, myopic influencers selling dreams, and Europeans who moved to the UAE to escape the creeping tide of Islam in the West. There are also, for some reason, iced matcha lattes. Two Asians, seemingly the only non-white people in attendance, hand-whisk the green powder and serve it up to the partygoers with pink foam. A posh-looking man in a blue shirt and cream trousers offers a matcha ice cream cone to the camera with a smile and the Dubai skyline behind him. There is a complete dearth of swag, personality and vibe.

Lost in the slop layer – Blood in the machine
Brian Merchant über das Überhandnehmen von KI-generiertem Zeug im Web:

What if everyone gets sick of squirming? What if we cross a threshold where living in a perpetual, ambient uncanny valley produces a sustained backlash? It may even eventually become too obvious that the most ubiquitous export of the AI boom is a pervasive layer of slop that’s made everything look and feel worse, a feeling that could speed a downturn should investor’s bullish sentiment finally crack. But there’s a chance it doesn’t, and that is of course the fear. In the event that it does not, and this is the harder question, we’re all faced with asking how we might navigate, or confront, the slop layer that’s growing and hardening around us. Do we tolerate its creeping repugnance? Do we accept it as the latest encroachment of technological capitalism? Or do we reject it?

AI Slop Recipes Are Taking Over the Internet — And Thanksgiving Dinner – bloomberg.com (via Links I Would GChat You)
Gut, dass ich nie versucht habe, mit diesem Blog (über Werbung) Geld zu verdienen, das ist jetzt nämlich offenbar endgültig vorbei. Sauärgerlich, trotzdem:

When searching on Google for Chinese cooking traditions, a casual cook may be satisfied by the AI Overview. But that may draw from The Woks of Life blog, a comprehensive English-language resource for Chinese cooking, according to Sarah Leung, one of its co-creators. Her family has spent years building out reference material on techniques, traditions and culture, she said. “AI summaries have almost completely overtaken results about various Chinese ingredients, many of which had no information online in English before individual creators like us wrote about them.”

Audio/Video

Seed Oils Are The Latest Battle In The Cooking Fat Wars – Sporkful
Schön gemachte Podcastfolge über gute und böse Kochfette und wie/warum sich das in der Vergangenheit geändert hat.

In America, the cooking fat you use — lard, butter, shortening, oil — has long been a signifier of health, virtue, and class. What is it about fat that gets us so riled up? Reporter Adwoa Gyimah-Brempong looks at four battles over cooking fats in America over the last 150 years, starting with lard vs. Crisco, all the way to our current panic over seed oils. What do these battles tell us about food culture, and about America?

Von Bismarck bis heute – Wie ich lernte, die Rente zu lieben – Crashkurs – Wirtschaft trifft Geschichte
Hier hab ich viel über das deutsche Rentensystem erfahren.

Zu viele Alte, zu wenige Junge – die Rente steht unter Beschuss. Aber vielleicht wird das demografische Problem zu groß gemacht, und die Rente ist besser als ihr Ruf. Immerhin hat sie Kriege und Krisen überstanden in ihren mehr als hundert Jahren.

America vs. China – search engine
Sehr interessantes Gespräch mit Autor Dan Wang über die unterschiedlichen Mentalitäten in USA und China.

People review everything, but they almost never review what it’s like to live in another country. Until now. 
We interview a writer who’s lived in China, covered China, and has had to choose between life here and there. What are the big misconceptions Americans have about China? How could America learn to build trains and bridges as fast as China does? And how should the two countries actually be copying each other? 

Alta Ripa, by Ben Lukas Boysen – Bandcamp (via Polinski)
Zufällig entdeckt, sehr gutes Konzentrations-Album!

Zamrock Before Zamrock: A Guide to the Early Sounds of Zambia’s Copperbelt – bandcamp
Bandcamp hat mich dann noch auf mir zuvor völlig unbekannten zambischen Rock gestoßen, cooler Sound!

Sonst So

The world’s fastest emoji search (via Web Curios)
Netter Überblick der Emoji-Geschichte.

desk stops (via Web Curios)
Ein Blick auf anderer Leute Desktop. (Meiner ist jetzt am nigelnagelneuen Macbook übrigens ganz leer und schwarz).

Florette Cowl – Purl Soho – ravelry.com
Keine Ahnung, zu welcher Gelegenheit so ein Kleidungsstück passt, aber ich finds sehr hübsch.

Jackie ZerO Jacket – La Maison Rililie – ravelry.com
Noch sowas, für das ich keine Gelegenheit haben werde. Aber hübsch!

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Redakteurin bei futurezone.at, als freie Audio-/Kulinarikjournalistin und Sketchnoterin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.