Zuckersüß 522: Strickmusterursprünge, Froschmemes, Walzergeschichte

Raureif zu Weihnachten

…mit einigem Gebackenem, zwei Lokalen (China Kitchen, Café Lalibela), einem Horrorfilm (Dust Bunny) und einer Wettbewerbsserie (Game of Wool), einem Buch (Die Nadeln des Aufstands), zwei Strickprojekten (Fluffy Fleece Vest, My Dream Cardigan)und wie immer, den besten Links der vergangenen Woche.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich Lebkuchen-Cupcakes und einige Plätzerlsorten gebacken: Schwarz-Weiß-Kekse (nach Smitten Kitchen, mit ein paar Tropfen Orangenöl im Schokoteig), Mohn-Griacherl-Taler (ohne Foto, deswegen ohne Rezept im Blog), Dirty Chai Earthquake Cookies (nach diesem Rezept von 2021), Bravetart’s Zimtschnecken (nach diesem Rezept von 2017).

Gegessen

Gebrannte Mandeln (5€) vom Weihnachtsmarkt am Karlsplatz (1010). Semmelknödel mit Speckkraut und grünem Salat bei meiner Firmenweihnachtsfeier. Zweimal Maroni. Warme Kichererbsen mit Joghurt, dazu Brot, Pickles und Falafel bei Ashraf am Brunnenmarkt (1160). Selbstgemachte Gemüse-Tajine, aus Faulheit ausnahmsweise ohne Tfaya. Melanzani mit Kichererbsen und Reis (aus einem endlich erstandenen Reiskocher!).

Pizza mit Caponata. Selbstgemachtes Vanilleeis mit Kakaosauce.

Zu Weihnachten Grießnockerlsuppe, Bittersalate mit Mandel-Orangen-Dressing, Rindsrouladen mit Rosenkohl, Brokkoli, Rotweinzwiebeln, Blaukraut und Spätzle. Als Dessert Crêpes suzettes.

Kartoffelsuppe mit Debreziner. Blaukrautsuppe mit Sahne. Kaiserschmarrn mit Grand-Marnier-Rosinen. Fritattensuppe. Spitzkohl mit Miso-Butter-Glasur und Sesampanade, dazu Reis.

Mehrere Anti-Allergie-Äpfel, die mich vielleicht sogar noch zu einer Obst-frühstückenden Person machen, wow!

ein Anti-Allergie-Apfel der Sorte Santana

China Kitchen

Ein Mittagsmenü mit Hauslimo (14,90€) in der China Kitchen (1060): scharfes Kimchi als Vorspeise, dann Melanzani, Bambus und Frühlingszwiebel in enorm guter scharfer Sauce mit Reis.

Café Lalibela

Zur „Weihnachtsfeier“ unseres Buchclubs haben wir uns im Café Lalibela (1180) getroffen. Das äthiopische Restaurant war mir auf der Stelle sympathisch – enorm herzlicher Wirt, kitschiges Interior, laute Reggae-Festival-Mitschnitte als Hintergrundmusik. Ich hatte veganes Beyeynetu (17,90€), d.h. Linsen, knackiges, leicht saures Kraut, würzige Paprika-Tomatensauce, gekochte Erdäpfel, Fisolen und Karotten, gelbe Linsen und Spinat auf Injera.

Getrunken

Einen Wermut-Tonic (9,60€) mit ziemlicher Enziannote und ein Calamansi-Spritz (7,60€?) von der Bootleggers Manufaktur im Daksbau (1090). Einen selbstgemixten Penicillin, oder jedenfalls sowas ähnliches (3 cl Scotch Whisky, 3 cl Irish Whisky, 3 cl Zitronensaft, 1 TL Honig, 1 cl Vanillesirup, 1 cl Ingwersirup – nächstes Mal besser Sirup aus dem Honig kochen). Viel weißen Glühwein (nach diesem Rezept von 2012).

Gesehen

Dust Bunny in der Sneak Preview im Apollo. Ich wusste die ersten 15 Minuten nicht, ob das ein Kinder- oder Horrorfilm sein sollte, am Ende war es letzteres. Mit dem Wissen hätte ich ihn bestimmt nicht im Kino angeschaut, aber da wär schade drum. Denn, wie einer meiner Begleiter es beschrieb, war der Film einfach „herrlich bizarr“. Die Kostüme waren großartig, die Sets ebenso. Hätte ich sehr viel Geld und ein Jugendstil-Apartment, würde ich es ebenso einrichten – ich musste beim Interior die ganze Zeit an die Projekte vom Atelier Karasinski denken, die in eine sehr ähnliche Kerbe schlagen.

Weiter bei Game of Wool. Die Kati-Witt-Doku der sportschau und historischen Kati-Witt-Content auf YouTube (welche Mode!!).

Viele neue Skulpturen aus der Werkstatt meines Vaters. Die ganzen Fotos muss ich noch auf gogos-kunstwerke.de hochladen.

Gelesen

Die ersten paar Seiten von Die Nadeln des Aufstands. Eine Kulturgeschichte des Strickens, das für mich unterm Christbaum lag. Ein paar Artikel in der neuen Ausgabe Surplus, das sich ganz um Rüstung dreht.

Gestrickt

Die Fluffy Fleece Vest (pattern von Johanna Reus bei ravelry) fertig, um sie zu Weihnachten zu verschenken. Weiter an meiner My Dream Cardigan (pattern von Wool & Beyond bei ravelry), jetzt fehlen nur noch 1 1/2 Ärmel und das Steeking.

Veröffentlicht

Im Blog: Lebkuchen-Cupcakes

Anderswo: Zwei Texte und ein paar Meldungen am Heiligabend für die futurezone.at:

  • Wie in Wien High-Tech-Prothesen entstehen (22.12.2025, auch in Print): Für meine einzige richtige Reportage für die fuzo bisher habe ich das Ottobock-Werk in Simmering besucht. War sehr interessant!
  • Was bringt ein Datenlöschdienst wie Incogni wirklich? (18.12.2025, auch in Print). Dafür habe ich wochenlang versucht herauszufinden, welche Databroker meine Daten haben könnten vs. welche von Incogni abgedeckt werden und musste feststellen, dass offenbar keine Konsumenten- oder Datenschutzorganisation in Österreich das Geschäftsmodell des Datenlöschservices am Schirm hat. Die Omnipräsenz von Incogni – in deutsch- und englischsprachigen gesponserten YouTube-Segmenten, in englischsprachigen Podcasts, in deutschsprachigen Advertorials(?) bei SZ und Bild – hat mich einigermaßen misstrauisch gemacht. Zu einer zufriedenstellenden Antwort kam ich am Ende nicht, allerdings habe ich trotzdem eine Empfehlung (tl;dr: don’t do it).

Rezepte

12 Days of Christmas Maple Pecans – Kitchen Projects
Nur drei Zutaten für fancy Knabbereien.

12 Days of Christmas Smoked Salt & Honey Caramels
Die Rezepte in Nicola Lamb’s Newsletter – hier von Sarah Lemanski – sind so gut, dass ich sie durchgehend hier verlinken könnte…

Genmaicha Bellini Cocktail Recipe – Punch Drink
Statt Pfirsich einfach Genmaicha-Püree!??!

Texte

Weihnachten als Vibe und Slop – Phoneurie
Berit Glanz analysiert KI-Weihnachtsplaylists auf YouTube.

Nicht nur literarische Texte beliebte Reiseziele oder vergangene Zeiteopochen eignen sich für einen so destillierten Vibe, sondern auch Traditionen und Feste. Ganz besonders das Weihnachtsfest mit seiner komplizierten säkularen Geschichte zwischen Konsum und Kernfamilienidealisierung bietet sich für die Vibe-Vermarktung an. Der Weihnachtsvibe ist dabei gar kein modernes Phänomen, schon die frühen säkularen Popsongs aus der Mitte des 20. Jahrhunderts erzeugen einen kitschig-gefühligen Vibe, den Matthias Warkus in diesem Text als das “global standardisierte, melancholisch rückwärtsgewandte Midcentury-Weihnachtsgefühl” bezeichnet hat. Der Vibe von Weihnachten ist Schnee, Kerzenlicht, offener Kamin, dampfende Becher und Tannengrün in Wohnzimmern, die an die 1950er erinnern oder in Straßenzügen, die das viktorianische London von Charles Dickens aufrufen.

Weihnachtsbaumdiplomatie – Über symbolische Tannen – 54 Books
Nochmal Berit Glanz:

Der erste Hamburger Weihnachtsbaum kam 1965 per Schiff nach Island. Er war ein Geschenk des Hamburger Hafens als Dank für die Fischsuppe, die isländische Seeleute angeblich in den Hungerjahren der Nachkriegszeit im Hamburger Hafen von ihren Schiffen aus verteilt hatten. Aus Oslo erhalten die Isländer bereits seit 1951 jedes Jahr einen Baum als Symbol der Freundschaft zwischen den beiden Ländern.

Rose, Snowflake, Star, Sun – Hazlitt
Über ein vermeintlich norwegisches Strickmuster, dessen Ursprung viel komplizierter ist, wie sich herausstellt.

The eight-point star holds a soft power—how else can we explain how it’s spread so widely, yet so surreptitiously? A bolder pattern would have remembered its origins, but the eight-point star seems to have arrived as a tool for us to use, like a cooking pot or whittling knife. We put it to work and forgot where we got it from—this old thing! But all this time it still looks the same, as it’s kept its shape. All around the world we can look at the eight-point star and recognize it as our own.

We Are Fake America”: Why So Many Christmas Movies Are Filmed in Canada – The Walrus
TIL:

But perhaps what’s most familiar is not the near-identical characters or well-worn enemies-to-lovers plot but the filming locations, which more often than not are flurry-friendly small Canadian towns. They also tend to be directed, produced, written by, and starring Canadians. For instance, that plot above, about the single mom and the grinchy neighbour? That’s the story of Noel Next Door, the movie leading Hallmark’s annual slate of holiday movies. It’s directed by Maxwell McGuire, who shot the movie in his hometown of Ottawa. This year alone, sixteen Christmas movies were shot in Ottawa (where the tourism office has a map of Hallmark destinations), marking a local record. In other words, one of the most successful networks on television today may be selling American family values, but the movies wouldn’t be what they are without their quintessentially Canadian settings, crews, and creatives.

How Google Maps quietly allocates survival across London’s restaurants – and how I built a dashboard to see through it – Lauren Leek
Plattformen haben viel zu übertriebenen Einfluss auf unser aller Leben, auch offline.

This disproportionately rewards chains and already-central venues. Chains benefit from cross-location brand recognition. High-footfall areas generate reviews faster, meaning venues in those zones climb the prominence ranking more quickly even at identical underlying quality. By contrast, new independents face a classic cold-start problem: without reviews they are hard to find, and without being found they struggle to accumulate reviews at all. What looks like neutral consumer choice is therefore better understood as algorithmically mediated market design.

2025’s biggest trend was 2015 – Garbage Day
Ryan Broderick’s hot take zum Jahresabschluss:

If you’re looking for the Big Trend of 2025, it’s clear everywhere you look. Everyone wants to go back to 2015. Before Facebook’s original pivot to video more or less destroyed the entire media industry, for the sake of fake numbers, and took American monoculture with it. Before Vine shut down in 2016 and drove people to TikTok, back when it was still Musical.ly. Before the pandemic made the internet feel more important than real life. Before Elon Musk bought Twitter and turned it into X. Before you there were three Twitter clones (soon to be four) and three TikTok clones you had to use to understand what people were talking about online. Before you had to talk to a chatbot to get decent Google search results. Before the tech billionaires — captains of industry, culture, and, now, geopolitics — learned how uncool they are and, worse, how uncool the platforms and services they run have become.

Picture This You’re a Frog – Hazlitt (via Links I Would GChat You)
Dieser Essay zu wholesome Frosch-Memes hat mich sehr amüsiert.

What ties all these critters altogether is that they are some combination of small, harmless, undomesticated and cute—but most importantly, not human. That’s right. Over the past few years, the hottest trend on social media seems to be fetishizing being turned into a woodland creature. Hell, there are now entire Instagram meme pages devoted to this alone. This, essentially, is frogposting.

Journalismus, Sex und Selbstmitleid – Über einen amerikanischen Skandal – 54 Books
Christina Dongowski über Olivia Nuzzi und das Drama um ihre Liebschaften, ihren Job und ihr Buch. Die Einordnung zu Joan Didion, bzw. dem Klischee der weißen, erfolgreichen Autorin fand ich aufschlussreich – den Hype um ihre Person und Arbeit kann ich nämlich auch kaum nachvollziehen.

Wie im Zauberer von Oz bekommt man quasi durch einen blöden Zufall, das Öffentlichwerden von Nuzzis Sexting mit Robert F. Kennedy jr., Einblick in die reale journalistische Praxis einer Politik-Journalistin, deren Reportagen über den angeblich in Senilität versinkenden Präsidenten Biden und die magische Wirkung Donald Trumps auf die amerikanischen Massen von ihren Berufskolleg*innen gefeiert und bewundert worden sind. Und zu diesen Arbeitsmethoden, sich privilegierten Zugang zu Informationen zu verschaffen, gehört eben auch sexualisierte Kommunikation mit Quellen oder den Subjekten der Berichterstattung.

What did cavemen really eat? The myth of the carnivore diet. | Vox (archive.ph ohne Paywall)
„Früher“ wurde mehr Fleisch gegessen? Stimmt so nicht.

Paradoxically, then, those who champion pre-modern diets can do so only because of the amenities and technologies of the modern world. At no other point in human history could someone opt for the meat of their choice for three meals every day, without getting any blood on their own hands, and then post about it on social media to claim they are living like their ancestors. If anything, the myth of meat’s transhistorical importance masks the fact that the meatiness of current diets is a historical flash in the pan, the result of a food system focused on overproducing meat, not an evolved set of inherent needs or preferences.

A silver clutch that I last used at a wedding – Thread
Jean Hannah Edelstein verknüpft einzelne Anekdoten so gekonnt zu einem runden Narrativ, es begeistert mich jedesmal aufs Neue.

For our outing to the opera I selected a silver clutch that I last used at a wedding in 2018. I know this because a wedding program was still inside the bag. I smiled, seeing the program, remembering. It was a delightful wedding. It was in England, and I was at the swallowed-a-basketball stage of pregnancy, in a one-shouldered formal black maternity dress that I bought secondhand, and then sold on to a stranger. I imagine she was another pregnant woman attending a wedding. That dress has probably been worn to many weddings by now by different women, but I’m sure the one I wore it to was the most loving and delightful.

Audio/Video

Gabalier – Hinter der Lederhose – BR (via Torben Steenbuck in Oh My Pod)
Diesen Vierteiler habe ich beim Plätzerlbacken durchgehört und war ziemlich hooked. Es geht mindestens so viel um die Host, traditionsverliebte Ex-Volksfestkönigin und nun urbane BR-Journalistin Carrie Kremer, wie um Andreas Gabalier. Den finde ich nach dem Podcast genauso fragwürdig wie vorher, jetzt halt mit noch mehr konkreten Beispielen.

GAG534: Wie der Walzer zum Walzer wurde
Ich habe erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal seit Jahren wieder Walzer getanzt, und passend dazu bei Geschichten aus der Geschichte gelernt, wie dieser Tanz überhaupt entstanden ist.

Ohrensessel Special: Die Podcast-Konferenz „So Many Voices 2025“
Dieser Podcast-Rückblick von Carina und Sandra Schroeder ist so hinreißend produziert, ich musste beim Hören sehr oft Grinsen. Für Podcastnerds unbedingt hörenswert! (Btw, ich war auch auf der Konferenz, ich habe nicht mitgeschnitten, sondern gesketchnotet, s. jasowieso.com).

Lea Ypi – Indignity
In meinem Umfeld gibt es immer mehr Lea Ypi-Fans, nach dieser Podcastfolge mit Jagoda Marinic verstehe ich, warum.

Das Team von Über Podcast stellt zum Jahresende die Podcast-Highlights von 2025 vor – DLF Kultur
Ein Fazit: es gibt zu wenige gute deutschsprachige kulturgeschichtliche Kulinarikpodcasts. Am liebsten würd ich das selber machen, anknüpfend am Ö1-Kulinarium

Leon Bridges, Norah Jones – This Christmas I’m Coming Home (Official Audio) (via Switched On Pop)
Mein liebster Weihnachtssong dieses Jahres.

Sonst So

Cryscelle – Susan Crawford Vintage – ravelry.com
Ein Pullover mit übertriebenen Ärmeln.

Snow Sweater – Pernille Larsen – ravelry.com
Schon wieder Weihnachten, und ich habe immer noch keinen Weihnachtspullover. Der hier wäre auch ein guter Kandidat!

Backkatalog



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Redakteurin bei futurezone.at, als freie Audio-/Kulinarikjournalistin und Sketchnoterin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.