Zuckersüß 499: sprachliche Synästhesie, politische Weberei, weißer Wasserstoff

am 8. März zufällig auf einem Metallpfosten entdeckt

…mit etwas Gebackenem, einem Restaurant (Sasso d’Oro), einem Vortrag (Geopolitical Fragmentation and international Data Flows), zwei Büchern (Regardez-nous danser, Kosmologie), ein paar gestrickten Reihenund wie immer, den besten Links der vergangenen Tage.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich Oreos mit Blutorangen-Curd und Cheesecake mit Blutorangen-Curd (lose nach diesem Rezept von Love and Olive Oil) gebacken, beides bald im Blog.

Gegessen

Harira mit Sternchennudeln. Romanasalat in Mayodressing mit Kichererbsen, Croutons und weichem Ei. Ein Panino mit Artischocken, geräuchertem Käse und eingelegtem Kürbis. Kaiserschmarrn mit Powidl, weil kein Apfelmus im Haus. Penne alla Vodka (nach Serious Eats). Gebratene Kichererbsen mit Kumin, Pul Biber und Koriandersaat auf Spinat, dazu Joghurt mit Schwarzkümmel und Zaatar.

Pizza Carciofi / pomodorini bruciati (14,30€)

Pizza im Sasso d’oro, direkt gegenüber vom Franz-Josefs-Bahnhof (1090): Margherita (10,60€) mit intensivem Olivenöl obenauf, aber bissl zu veil Käse für mich, Carciofi / pomodorini bruciati (14,30€) mit Artischockencreme, säuerlich eingelegten Artischockenherzen, gschmorten Kirschtomatenhälften, Basilikum und Fior di Latte. Würde wieder hingehen!

Gesehen

Geopolitical Fragmentation and international Data Flows: The New Reality

Weil ich am Donnerstag zufällig in Nikolaus Forgós Substack-Wochenrückblick den Hinweis für diese öffentliche Gastvorlesung entdeckt hatte, ging ich an meinem freien Freitagvormittag einfach hin: Christopher Kuner, einer der profiliertesten Daten-Rechtler der EU, sprach am Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht der Uni Wien zur geopolitischen Fragmentation und internationalen Datenflüssen. Sein Vortrag basierte auf dem gleichnamigen Blogpost beim Future of Privacy Forum. Zu Beginn bat er darum, seine Aussagen im Seminarraum, die pointierter sein würden als der Text, nicht zu „twittern“, weswegen ich vorsichtshalber mein Sketchnote auch nicht im Ganzen hier einbinde.

Gelesen

Weiter in Leila Slimanis Regardez-nous danser, bei dem ich „im Vorbeigehen“ viel über französisch-marokkanische Kolonialgeschichte lerne. (Den ersten Teil dieser Reihe mochte ich sehr, s. „Le pays des autres“.)

Die ersten paar Kapitel von Kosmologie von Jakob Kraner, das mir bei einem Freund in die Hände gefallen ist. Mehr werden es wohl nicht werden, es ist mir zu viel Sprachkunst (was der Autor an der Wiener Angewandten studiert hat).

Gestrickt

Weiter am PlanetA-Klimawandelschal (s. Daten Stricken in der Klimakrise über das Exemplar von 2023). Ich habe mir in der Zwischenzeit schon ein Knäuel der Farbe Eesit gekauft, das beige mit leichtem rosa-Stich steht für die 0,6°C, die es im Februar in Wien im Vergleich zum 1960-1990-Mittelwert zu warm war.

Veröffentlicht

Im Blog: Blutorangen-Joghurt-Kuchen

Anderswo: Zwei Texte für für futurezone.at:

  • Über die Recherche über Französische Patisserie aus dem 3D-Drucker (7.3.2025, auch im Print) freue ich mich besonders, weil ich mich für ein Tech-Magazin (!) mit meinem Lieblings-Nerd-Thema Backen befassen konnte. Dafür habe ich mit Start-up-Gründerin Marine Coré-Baillais gesprochen (mal wieder ein französischsprachiges Interview, hui), und mich in 3D-Druck-papers eingelesen. Ich würde wahnsinnig gerne mal etwas aus dem Patiss3-Drucker probieren, leider ist das Porto des 25€-Probierpakets nach Österreich übermäßig teuer.
Im Print am 6.3.25 mit dem Titel „Der mechanische Konditor“
  • Für Frag die futurezone bin ich Kamera-Technologien nachgegangen: Smartphone oder echte Cam: Für wen lohnt sich eine Systemkamera? (8.3.2025). Die allermeisten Fotos, die hier in der Zuckerbäckerei zu sehen sind, entstanden mit einer Spiegelreflexkamera (von 2011-2021 mit einer Canon EOS 550D, danach mit der 90D) – meinen Ansprüchen an Food-Fotos werden Smartphone-Kameras nämlich noch nicht gerecht.

Rezepte

Sauerkraut mit Schupfnudeln und Dill-Senfcreme | lamiacucina
Hört sich gut an!

Kitchen Project #163: Sussex Pond Pudding
Völlig verrückt: Nierenfett, Roggenmehl, Zitrone.

Texte

The people who ’see‘ foreign languages: How synaesthesia can help language learning – BBC
Das ist cool!

Sometimes I can’t remember a word – but I can remember the colour. This can be frustrating because no one can help me if I say „it’s pink“, as the colours are unique to my own mind. On the other hand, colour acts as an extra reminder, a bonus cue I can put to use when learning languages.

Reviving the woolly mammoth isn’t just unethical. It’s impossible. Adam Rutherford – The Guardian
Wissenschafts-Hype-Kritik:

Should Colossal manage to overcome all of these apparently insurmountable scientific barriers, it will have an Asian elephant mother giving birth to a different species into a social group with which it has no affiliation in an environment it has not evolved to be part of because it ceased to exist many millennia ago.
And it will be utterly alone. The best possible outcome will be one single boutique animal that is profoundly confused. More likely it will die very quickly. At present the Pyrenean ibex is the only animal brought back from extinction, via cells taken from the last known member of its wild goat species. Born to a surrogate in 2003, the kid immediately died, making it the only species to have gone extinct twice. The mammoth, should Colossal succeed, would surely be the second.

International Womens Day: Meet Hannah Ryggen. – Lisa Vietze
Norwegische Textilkunst mit antifaschistischer Haltung:

In 1937, one of her tapestries was shown – but only in part – at the World Exhibition in Paris. Why only in part? Well, it was a piece that showed solidarity with the people of Ethiopia facing an invasion by the Italian fascists, symbolised by raised hands but also, more importantly, by Mussolini’s head on a pike. Yes, you read that correctly. The message wasn’t exactly subtle, and as you can see, she never tried to be subtle or quiet in her work.

Ice ice Baby – Vittles
Über schlimme Schwangerschaftsübelkeit und Geschmacksveränderungen:

Supermarkets, cafes, my own kitchen, air vents from restaurants on the street: all became no-go areas. I had to be careful to avoid even looking at things that reminded me of something edible. Puking was in fact the best part of my day, since at least then I had a brief respite from nausea, and so the time to try and eat was right after. For someone who normally rejoices in food, losing the desire to eat – feeling, instead, revolted by the very suggestion – was disorienting and lonely. Nausea replaced my personality. It’s been worse with my second child: two years of sleepless nights has frayed my sanity, I have been racked with maternal guilt over being so incapacitated, and I have had the grim foreknowledge it would likely last way beyond the first trimester again.

„Ein Kostüm ist dann gut, wenn es nicht auffällt“ – DATUM
Ein kurzes Interview über den Job der Kostümbildnerin für Film und Theater.

Es fehlt an Nachwuchs. Viele geben auf, weil sie ein falsches Bild vom Beruf haben. Man muss vor allem organisieren, delegieren und Budgets kalkulieren können. An Drehtagen ist es ein Knochenjob: schwere Kostüme schleppen, große Autos fahren, lange Arbeitszeiten. Am Set herrscht außerdem ein rauer Umgangston und eine strenge Hierarchie, die nicht ohne Grund Stabliste – wie beim Militär – genannt wird. Dieses Machtgefälle halten viele nicht aus.

Vertical occupation – Eurozine
Über die Umweltauswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine:

Almost paradoxically in the age of precision weapons, such wars, like the Russian war on Ukraine, target broader environments on a micro and macro-scale, which makes ‘collateral damage’ — or everyone and everything that falls dead or damaged by war — not an exception, but the core rule of warfare. These late modern wars are always fought environmentally. Often, the material composition of such environments, from debris and pollution to air sirens and explosions, from masterminded PSYOPs to random informational chaos, is employed to produce terror that suppresses the subject of war from within — just like it makes the living body hostage by the necessity of breathing poisoned air or drinking poisoned water.

Energiepolitik: Im Wasserstoff­rausch – WOZ
Diese Reportage aus der Lorraine hatte ich in der Recherche für meinen fuzo-Text Kann „weißer“ Wasserstoff aus den Alpen fossile Brennstoffe ablösen? gelesen, und vergessen hier im Blog zu verlinken, obwohl wirklich lesenswert.

Allerdings erneuert sich die Ressource weisser Wasserstoff ständig. Tief unten in der Erde gibt es «Wasserstoffküchen». In Folschviller, davon gehen Jacques Pironon und sein Team aus, befindet sich eine solche Küche unter den Kohleschichten, in einer Tiefe von etwa 3000 Metern und mehr. Da unten, bei Temperaturen von ungefähr 250 Grad Celsius, laufen komplexe chemische Prozesse ab; eisenhaltige Schichtungen oxidieren mit Wassereinschüben, dabei wird Wasserstoff frei. Nachgewiesen wurden auch die radioaktive Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff tief in der Erdkruste und Wasserstoff aus dem Erdkern, der an die Oberfläche gelangt. Alle diese Prozesse, so die ersten Ergebnisse von mittlerweile zahlreichen wissenschaftlichen Studien, werden ablaufen, solange es die Erde gibt. In der Erdkruste könnte so viel natürlicher Wasserstoff lagern und fortlaufend frei werden, dass der Energiebedarf der Menschheit für Tausende von Jahren gedeckt sein könnte, so die Prognose der Geological Society of America im Jahr 2022.

The Rainham volcano: a waste dump is constantly on fire in east London. Why will no one stop it? – The Guardian
Wie kann sowas sein?

The worst fires last for days, spewing huge plumes of smoke that engulf the area. Rainham, one of the most deprived suburbs of London, lies 500 metres to the north-west of Arnolds Field. “There are days when I feel like someone is sitting on my chest, like I can’t get a full lung full of air,” Coral Jeffery, one 78-year-old resident, says. Each new fire stokes local people’s fears that they are being exposed to harmful pollution. Between 2006 and 2017, rates of chronic obstructive pulmonary disease, a severe lung condition, have been rising faster in Rainham than in other parts of the capital, according to an analysis conducted by an academic at University College London in 2022. Knowlden, who is now 22, fears the worst fires are to come, which is why he’s saving up money to move away. “One day it’s going to go up and they aren’t going to be able to control it,” he told me.

Audio/Video

radioWissen: Anatomie des autoritären Charakters – Was macht Menschen zu Faschisten?
Geschichte der Frankfurter Schule.

Im Auge des Sturms – WDR Hörspiel
Super Hörpsiel-Aufarbeitung des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021.

Stream jaz keldi mix von yaxshiyan
Auf Bsky entdeckt und beim Tippen dieses Posts gehört.

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Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Redakteurin bei futurezone.at, als freie Audio-/Kulinarikjournalistin und Sketchnoterin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.