Zuckersüß 420

Bologna Leuchttext
In Bologna hängen viele Liedtexte als Beleuchtung in den Gassen

…mit wenig Gebackenem, ein paar Tagen in Norditalien, Kochen für Freund_innen, asiatisch-inspirierte Patisserie im Fain, veröffentlichter Arbeit (Effilee/Ö1 help) und wie immer den besten Links der letzten Tage.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich eine kleine Sachertorte, Lebkuchen-Cookies (nach einem Rezept von 2020), Erdbeer-Sandgebäck, Germknödel (nach einem Rezept von 2018), Quitten Tarte Tatin (nach David Lebovitz) und Cantuccini (nach einem Rezept von 2010) gemacht – mau für drei Wochen!

Unterwegs in Venedig, Modena und Bologna

Ich habe nach langer langer Zeit endlich mal wieder einen Nachtzug genommen, dieses Mal, um Freund_innen im Norden Italiens zu besuchen. Ich kam im morgens sehr nebligen Venedig an, kaufte mir eine Fritella (eine Art kugelrunder Krapfen mit Kristallzucker drumherum und optional Rosinen drin) und spazierte durch die Stadt, bis die Sonne auftauchte. Dann nahm ich den Regionalzug Richtung Bologna, um schließlich am Nachmittag in Modena anzukommen. Die Stadt hat mir sehr gut gefallen, das Zentrum ist unglaublich ruhig (kaum Autoverkehr erlaubt!) und mit den rötlichen Fassaden überall sehr freundlich. Zur Antica Pasticceria San Biago ging ich an einem Tag gleich zweimal, um sämtliches regionales (Faschings-)Gebäck durchzuprobieren: Als erstes Chiacchiere bzw. Frappe, gefaltene, flache, knusprige Hefeteigrechtecke mit Orangenblütenwasser und Puderzucker obenauf. Dann castagnole, frittierte Brandteigbällchen mit Puddingfüllung, also quasi kugelige Strauben. Dann noch Torta Barozzi mit Erdnuss und Schokolade und frittierte Raviole (nicht Ravioli, das sind die Nudeln!) mit Kirschmus, das mich an Powidl erinnert hat.

Am nächsten Tag, in Bologna, habe ich mich abermals auf die Suche nach Gebäck gemacht und bin in der Pasticceria Pallotti unweit des Parco della Montagnola fündig geworden. Ich habe eine kleine Torta della Nonna, also einen kleinen gedeckten Mürbteigkuchen mit Zitronencreme- und Pinienkern-Füllung, und eine ganze Tüte gebackener Raviole, diesmal mit Pflaumen-Apfel-Füllung (also quasi wirklich Powidl) gekauft.

Abends war ich in der Bar Ruggine, die in einer sehr schmalen, düsteren Gasse liegt, aber innen sehr cool (Mobiliar zusammengeschustert, Bierdeckel mit Porträtzeichnungen und Fake-Zitaten lokaler Politiker_innen, Chips in Mutti-Tomatendosen) ist. Ich habe zwei Cocktails von der ziemlich interessanten Karte getrunken: Der Banana Roy (9€) bestand aus Whisky, verstärktem Wein mit Banane und Chili und wurde straight up in der Cockatailschale serviert. Geschmacklich erinnerte mich das Ganze überraschenderweise an pikantes Karamalz. Der nächste, unaussprechliche Drink nannte sich POROPOROMPOMPIA (9€) und bestand aus Grappa, Lillet Blanc, Rooibos-Zucker und Zitrusbitters.

Danach brauchte ich unbedingt etwas zu essen, glücklicherweise hatte eine Freundin auf 21.45 Uhr einen Tisch in der Pizzeria Berberé reserviert. Es begeistert mich wirklich sehr, um diese Uhrzeit noch in einem richtigen Restaurant (und nicht nur beim nächsten Würstlstand/Dönerbude/etc) essen zu können. Die Franchisekette ist auf Sauerteigpizza spezialisiert und bietet mehrere verschiedene Teige an – standardmäßig mit „normalem“ Sauerteig, aber z.B. auch „Idrolisi“, also Hydrolyseteig der nur aus Mehl und Wasser besteht und spontan fermentiert. Für den entschied ich mich schließlich und zwar als Pizza Margherita mit geräuchertem Provola drauf (10,30€). Nach der Pizza blieb leider keine Zeit mehr für ein Dessert, denn ich musste schnurstracks zum Bahnhof marschieren, wo ich den Nachtzug zurück nach Wien nahm. Ein toller Kurzurlaub!

Kochen für Freund_innen

Als Ferienabschluss lud ich mir einen ganzen Tisch voller Freund_innen ein und kochte einen ganzen Tag lang für sie. Es gab zum Beispiel Puntarelle mit Sardellen und Zitronen (importiert aus Bologna!) und selbstgemachte Ravioli mit Ricotta-Barba-di-Frate-Füllung in Salzzitronenbutter.

Fain

Ich war im Fain (Gumpendorfer Straße 27, 1060), wo es sehr hübsch aussehende, asiatisch inspirierte Patisserie und superhipster Heißgetränke (z.B. lila Ube Latte oder Bubble Tea) gibt. Meine Ube-Mandarinen-Roulade (Ube ist eine Süßkartoffelart, die alles lila färbt) sah zwar wahnsinnig gut aus, geschmacklich fand ich sie aber nicht ausbalanciert, trotz des Mandarinengelees fehlte mir etwas Säure. Das Stück war mir deshalb zu mächtig, aufessen konnte ich es nicht.

Effilee / Ö1

In der aktuellen Ausgabe der Effilee sind zwei Texte von mir erschienen: ein Porträt über Royi Shwarzt und seine „Royi’s Crêperie“ im 6. Bezirk und eine kurze Restaurantkritik zum Mraz&Sohn im 20.

Bei Ö1 help lief vergangenen Samstag ein Beitrag von mir, und zwar über Online-Anbieter für Zahnkorrekturen (schon depubliziert), der help.orf.at-Artikel ist noch nachzulesen (tl;dr: Finger weg). Morgen Nachmittag läuft bei Ö1 Rudi Radiohund ein Beitrag über Bubble Tea, der ebenfalls von mir gestaltet ist.

Hier folgen meine liebsten Links der vergangenen Wochen:

Mochi Cookies · i am a food blog
QQ-zähes Mochi in einem warmen Cookie, das klingt höchstinteressant.

Castagnaccio – A Modo Mio (via Krebsen und Aluette)
Interessantes Kastaniengebäck.

Easy Tahini Cookies (Vegan + GF) – Minimalist Baker Recipes
Mit Tapiokastärke statt Mehl.

Crispy Yangnyeom Chickpeas With Caramelized Honey From Eric Kim – Food52
Mit der koreanischen Küche möchte ich mich auch noch mehr beschäftigen.

Texte

Everything all the time and everywhere – by Ryan Broderick
Social Media Timelines in Zeiten von Pandemie und Krieg werden schnell absurd:

Propaganda, shitposts, cyberwarfare, and viral content will blur together, breaking our understanding of our own feeds, bringing global conflicts closer to home than ever, but also distorting our understanding of them. As much as people on Twitter love to moan about “reading the room” and knowing when to post certain content, there has never been a cohesive single internet that fit within the traditional tonal boundaries expected of other media like TV or the radio. And that is now truer than ever. Everything will be all the time and everywhere, but also nowhere and moving too fast process.

How Google Maps is tracking the Russian invasion of Ukraine – The Washington Post
Eine Politisierte Technologie:

Google Maps, as a market leader in particular, has faced scrutiny for the way it shapes people’s perceptions of the world, drawing the borders of countries and regions differently depending on where a user is and disputes around those territories, including the representation of the border between Ukraine and Russia.  In Russia, the Crimean Peninsula is represented with a hard-line border as Russian-controlled, whereas Ukrainians and others see a dotted-line border.

Über Krieg in den sozialen Medien – by Berit Glanz
Berit Glanz Newsletter Phoneurie habe ich nun endlich auch im Feedreader, sehr lesenswert.

Die Angst und das Leiden der Menschen im Krieg lassen sich besser über Geschichten von Individuen erfahrbar machen, die dann symbolische Wirkung entfalten. Deswegen wird Krieg in der medialen Vermittlung oft über Held*innennarrative und die zugehörigen Geschichten von Resilienz oder Selbstaufopferung erzählt. Menschen können das Grauen besser begreifen, wenn es ein Gesicht und einen Namen bekommt. Auch in den sozialen Medien verbreiteten sich deswegen vor allem Berichte weiter, die stark an Individuen gebunden sind.

Der unvorstellbare Krieg – Übermedien
Stefan Niggemeier:

Es ist diese Mischung aus großer, ernsthafter Sorge um das, was mit der Welt nun passiert, und dem Irrwitz mancher Situationen – wie der Szene, in der anscheinend ein ukrainischer Fahrer den russischen Soldaten, deren Panzer liegengeblieben ist, anbietet, sie nach Hause zu fahren, oder der älteren Frau, die einen russischen Soldaten in ihrem ukrainischen Dorf anschnauzt, was er hier zu suchen hat, und sagt, er solle sich Sonnenblumenkerne in die Tasche stecken – damit aus seinem Grab eine Sonnenblume wächst.
Die Unvorstellbarkeit der Lage, in der wir uns jetzt befinden, wird durch das fast Tragikomische solcher Szenen noch verstärkt. Sie machen es gleichzeitig greifbarer und unwirklicher. Und wie soll man den Aberwitz aushalten, dass Wolodymyr Selenskyj, der gerade als ukrainischer Präsident über sich hinauswächst, in dieses Amt als Schauspieler und Komiker kam; als jemand, der gewählt wurde, nachdem er im Fernsehen einen kleinen Geschichtslehrer gespielt hat, der über Nacht zum  Präsidenten der Ukraine wurde.

Scammy Instagram ‚war pages‘ are capitalizing on Ukraine conflict – Inputmag
Die Autorin Taylor Lorenz wurde nach Veröffentlichung dieses Artikels in DMs bedroht:

Existing followers commented that one video he posted was old and not even of Ukraine, yet it was not taken down. Hayden doesn’t worry much about spreading misinformation. “No one even knows what’s going on,” he says. “They believe anything that’s put in front of them. I’m putting up what I believe is accurate, and they can draw an opinion based on that.”The sensationalized content found on war pages performs well in the feed and garners views at an alarming rate. “These posts do so well because Ukraine is a super hot topic right now, and there’s shock value in videos of an airstrike,“ says Rowan Winch, the 17-year-old chief social officer of Fallen Media, a meme-focused content studio.

Thoughts On Shitpost Diplomacy – The Scholar’s Stage
Nochmal zum Thema Krieg im Internet

Victory in the meme wars means nothing when actual war comes knocking. If success on the webz convinces activists that they have more momentum and outside support than is really available, meme victories may undermine the greater cause. As in Hong Kong, the energy of a movement “too online” perpetually threatens to shift from strategic calculation in the real world to chasing performative victories in the virtual.

Interview zu Bildprotesten: „Jedes Meme kann politisiert werden“ – Netzpolitik.org
Zwei Wissenschaftlerinnen über ihre Forschung:

Jedes Meme kann politisiert werden – es gibt nicht das politische und das unpolitische Meme. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Pepe the Frog. Diese Froschfigur stammt eigentlich aus einem unpolitischen Kontext, einem Comic, und hat eine bemerkenswerte Karriere als Meme durchlaufen.Insbesondere während des US-Wahlkampfs 2016 wurde Pepe stark von Donald Trump und seinem Wahlkampfteam sowie von der Alt-Right-Bewegung instrumentalisiert. Dann hat aber wiederum die Gegenseite versucht, sich die Figur zurückzuerobern und sie von der Alt-Right-Symbolik zu befreien, beispielsweise durch ironische Memes, die verkündet haben: „Make Pepe Great Again“.

Nach zehn Monaten „Sophie Scholl“ auf Insta: Lernen, wie man es nicht machen sollte – Übermedien
Ich fand es ziemlich cringe, wie sehr dieses Projekt gehypt wurde. Nora Hespers (Autorin/Podcasterin zum Thema NS-Widerstand, auch bekannt als „Die Anachronistin) hat das Ganze genau zerlegt:

Interessant war auch die Haltung des Community-Managements zur zurückhaltenden Thematisierung der Shoa. Denn obwohl sich 1942 – also in der Zeit, in die uns Insta-Sophie „radikal subjektiv“ mit in ihr Leben nimmt – die Verfolgung und Ermordung der Jüdinnen und Juden nochmal drastisch verschärft, wird sie im Leben der Sophie Scholl kaum, oder wenn, dann ziemlich ungeschickt untergebracht. „Ein Thema wie den Holocaust können wir einfach nicht nebenbei in seiner Gänze erzählen, weil es ein wahnsinnig wichtiges, ernstes und großes Thema ist“, sagt Holle Zoz. „Das haben wir uns auf eine Art auch nicht zugetraut.“Dabei hat niemand Vollständigkeit gefordert. Es aber derart aus der Erzählung auszuklammern, weil man es sich nicht zutraut, rückt eine Perspektive in den Hintergrund, die in der NS-Geschichte eine zentrale Rolle spielt. Stattdessen lieber „Lücken kreativ zu füllen“, indem man historische Daten verlegt oder Ereignisse erfindet, zeigt deutlich, wo die Schieflage des Projekts ist, und wo es schlicht an Kompetenz fehlte. Stattdessen wurde die Perspektive der Wehrmachtssoldaten an der Ostfront in den Mittelpunkt gerückt.

Why “how to become a content creator” is such a popular search term – Vox (via Ann Friedman)
Ein seltsamer Begriff:

There are the creators who make lucrative livings by being themselves on the internet, something most of us do for free. There is an element of FOMO around “content creation” simply because of how easy it is to do and how difficult it is to make real money from. Isn’t it more elegant, after all, to call yourself a “creator” as opposed to “part-time barista, part-time Uber driver, and part-time Instagram influencer,” even if the latter might be more accurate? Young people already know this. Whenever I quote them in a story, I’ll ask how they’d like to be identified: high school student? Swim instructor? “No, ‘content creator.’” Perhaps we all will, too, someday.

Cincinnati is the best food city in the USA. Maybe. – Snackstack.net
Über Bestenlisten und Essentialisierung „lokaler“ Küche.

The concept of ranking cities based on the quality of their food appears to be a recent one, popularized in the last twenty years or so on the coattails of the explosions of (1) food media, (2) being a foodie as a cultural marker, and (3) the internet as a means of news distribution, making nearly every publication internationally available and, therefore, part of a geographically dispersed discourse.

J. Kenji López-Alt Says You’re Cooking Just Fine | The New Yorker
Einer der Ikonen der bro-y Online-Koch-Nerds selbstkritisch zu einem ähnlichen Thema:

Even then, what does “best” even mean? I think back then I used it a lot more just because I was writing for a food blog every day, and “best” gives you more clicks than “really good.” These days, I don’t really care about clicks, and so I very rarely say something is “best.” I generally go out of my way to say, “This is just what I felt like doing today.” I don’t cook the same thing the same way every time I make it, or order food the same way every time. Sometimes I want really crispy, double-cooked fries, and sometimes I want a soggy, salty, greasy, limp pile. One is not better than the other, but it’s good to know how to get to those places, if you want to.

This Depression-Era ‘Magic Cake’ Has a Secret Ingredient – Gastro Obscura
Die Geschichte von Dosen-Tomatensuppe in Kuchen.

First released by the Campbell Soup Company in 1895, the tinned tomato soup was cheap and readily available, unlike eggs, butter, and other forms of fat and emulsifiers typically used to keep baked goods from tasting like sawdust. “Fat can be replaced by puréed fruit or vegetables—the condensed soup qualifies for that—which is why it’s easy to see how reaching for a pantry staple in a time of shortages occurs,” Reid says.

Lessons From the Retro-Future of the Internet – The Atlantic
Charlie Warzel übers Web3:

A lot of its projects seem like unnecessarily complex and theoretical financialized tools in search of broader utility; “play-to-earn” blockchain-based games such as Axie Infinity represent, for me, a dystopian vision of leisure, if not a new era of “bullshit jobs.” Non-fungible tokens don’t personally appeal to me and, as some have shown, the technology does not appear to be fully decentralized. Decentralized autonomous organizations—described by some as an internet community or a group chat with a shared bank account—are perhaps the most interesting application of blockchain technology, but I still struggle to see how they aren’t just a new riff on LLCs. Many of them also seem chaotic.

„Es ist okay, Dinge wegzulassen“ – Der Illustrator Lennart Gäbel im Interview | Das Filter
Interessantes über die Arbeit eines Illustratoren.

Wenn du nachmittags etwas abgibst und am nächsten Morgen deine Arbeit dann gedruckt am Kiosk siehst – das ist einfach toll. Deshalb habe ich auch immer die redaktionelle Arbeit weiterverfolgt, auch wenn die in der Regel bei weitem nicht so gut bezahlt wird wie kommerzielle Aufträge. Ich war hartnäckig. Und mit der Zeit wurden diese Jobs mehr. Heute bestimmen sie meinen Alltag. Illustrationen für Unternehmen mache ich nur noch selten. Die Arbeit für Zeitungen und Magazine entspricht auch viel mehr meinem Rhythmus. Kurze Wege, knackige Absprachen. In Firmen-Kontexten dauert mir alles oft zu lange.

Sonic Content | Pacific Content (via PodNews)
Eine Art Best-Practice-Guide für Podcast-Sounddesign. Fand ich interessant zu lesen, denn der beschriebene Ansatz unterscheidet sich doch sehr von dem, wie ich Radio gestalte – Sounds „aus der Dose“ verwende ich grundsätzlich nicht.

If we think of a scene as a cake, the Environmental/Atmospheric sound elements (commonly ‘atmos’ or backgrounds/BGs) are the base layer. Recording quality is generally important for atmos because their function is to transport the listener to another place, and people’s ears and brains are very good at hearing what’s around them. Binaural/ambisonic recordings do a particularly good job of this, but can also be distracting if over-used, or used absent of any other binaural treatment. Basically, a well-recorded ambience can be the difference between kinda okay immersion and “wait, was that actually thunder outside?”

Not necessarily narration | Pacific Content
Gleich weitergeklickt und noch mehr über andere Audioproduktions-Herangehensweisen gelernt, nämlich eine Einteilung in folgende Kategorien:

Script-driven seems the most common nowadays in the podcasting doc world. This is where the story is predominantly told through narration, with clips, sound effects and music used to help illustrate the points being made.Sound-driven is sort of the opposite, where sound (clips, music, etc) tells the bulk of the story and narration helps tie scenes together or explain something not told clearly through sound.And then sound-only has no narration or script; the story is told only through sound.

11. März 2022 – Nicole Diekmann
Über FB/Insta’s Hate Speech Policy im Krieg:

Vielleicht lügt Meta ja auch. Mal wieder. Was auch sehr schlimm wäre, aber nicht ganz so schlimm wie eine tatsächlich bewusste Eintscheidung, sich zur Waffe zu machen, wenngleich auch des Schwächeren. Denn: Mit der Ankündigung, Hass gegen bestimmte Gruppen werde akzeptiert, ermuntert Meta Leute noch zusätzlich. Meta greift in den Krieg nicht mehr nur dergestalt ein, dass es versucht, den Ein- und den Geldfluss einer Seite zu drosseln. Meta heizt den Krieg nun mit an.Meta ist kein Staat, Meta ist supranational. Eine Institution. Ohne Konstitution. Ohne nachvollziehbare Regeln. Und ohne Skrupel. So oder so.

Das Politische am Stricken: Strick, Baby, strick! – taz.de
Viele Funfacts in diesem Text. Und ein Verweis auf ein Buch zur Kulturgeschichte des Strickens.

In der Geschichtsschreibung der Neuzeit betreten Strickerinnen – nach den Madonnen – wieder öffentlich die Bühne in der Französischen Revolution als sogenannte Tricoteusen. Es waren Jakobinerinnen, die strickend auf der Tribüne im Nationalkonvent saßen oder strickend den Hinrichtungen folgten. Bis heute gilt das Wort „tricoteuse“ im Französischen als Synonym für eine politische Radikale.
Warum die Frauen sich strickend zeigten, beschäftigt die Geschichts- und Sozialwissenschaften, traten sie so doch mit einer ihrer Tätigkeiten nach außen. Als Forderung nach gesellschaftlicher Teilhabe, wird vermutet.

We don’t talk about Gender… Laurie Penny
Ein Pläydoyer gegen TERF (transexclusionary radical feminism):

It’s nonsense that recasts an entire minority group as potential predators or censorious enemies of free speech, and mainstream critics of trans rights as brave defenders of truth and liberty. This is convenient, because nobody wants to think of themselves as a bully. This incoherent argument has swept in all sorts of ‘anti-woke’ commentators who never previously showed any interest in women’s rights but who have now staked their entire reputation on the idea that calling a trans woman ‘sir’ is somehow radical, rather than just predictable and cruel.In reality, trans people are no threat to women’s rights. In fact, feminism and trans politics share a common, essential idea: that biological, bimodal sex is not destiny, and nobody’s life should be determined by which social category they are shoved into at birth.

This Writer Is Tweeting Everything Sylvia Plath Ever Ate – Gastro Obscura
Schreckliche clickbait-Headline für ein interessantes Projekt:

It’s true, says Brill, that Plath’s journals are full of fear that her socially imposed duties as a wife and mother will drown out her poetic voice. Several of her food descriptions embody this tension, as in this description, when a 19-year-old Plath worries that she’ll have to marry and sacrifice her career.
God, must I lose it in cooking scrambled eggs for a man? 1951— Sylvia Plath’s Food Diary (@whatsylviaate) February 12, 2021

‘Food is good … I’m bound to eat & eat.’ Discovering Sylvia Plath’s (Digital) Food Diary | Lulamag
Ein Interview mit Rebecca Brill, der Betreiberin von @whatsylviaate:

I think because of the rhetoric of the women’s liberation movement and second-wave feminism, people might view female domestic work, food preparation included, as a form of oppression (which in some cases, it is). It’s why the iconography of Plath’s gas-oven suicide looms so large in culture: the image of the unhappy fifties housewife using the tool of her own oppression to liberate herself in the most tragic way possible is compelling in its legibility and in its drama. Obviously, Plath’s suicide was more complicated than that, as was her relationship to the domestic. Sometimes, her duties as a wife and homemaker were oppressive to her, and just as often, according to her journal and letters, she took real pleasure in them. 

Solid Gold: How St Germain’s ‘Boulevard’ opened the door for French house | DJMag.com
Dieses Album habe ich im Café Frieda in Berlin Prenzlauerberg kennengelernt.

But ‘Boulevard’ is not just a wonder of traditional musicianship; it is also a masterclass in production, with Navarre picking just the right part of the right sound and allowing it to play for the right amount of time. Elements of jazz are sometimes used in modern music as asledgehammer-subtle show of sophistication — that blaring saxophone solo that interrupts an otherwise perfectly good rock song, for example.
What Navarre does is quite the opposite of that: his use of jazz is anything but flashy, employing tiny elements to maximum impact, the borderline between sampling and live instrumentation melting before his touch. The fact that it is often impossible to tell what is sampled and what is live on ‘Boulevard’ is a tribute to Navarre’s textural mastery.

Welttag des Parasiten: Sollen wir die Geißel Guineawurm retten? – Riffreporter
Igittigitt.

Ein Ende der Plage Guineawurm scheint möglich. Aber wie soll dieses Ende aussehen? „Der Parasit sollte definitiv aus der menschlichen Bevölkerung entfernt werden“, sagte der australische Parasitologe Mackenzie Kwak, der in Singapur an Zecken forscht, bei einer Veranstaltung. „Ich denke aber, dass die vollständige Auslöschung der Art eine Katastrophe wäre.“ Die Moleküle und Mechanismen der wenigen auf den Menschen spezialisierten Parasiten sieht er als Schatztruhe potenzieller Pharmazeutika. Schließlich haben diese Tiere in Jahrmillionen gemeinsamer Evolution gelernt, unser Immunsystem und zum Teil auch unser Nervensystem maßgeschneidert zu manipulieren. Damit sie in unserem Gewebe überleben können, müssen sie unsere Körperabwehr sehr gezielt dämpfen oder ausschalten. Ein Kunststück, das wir auch nutzen könnten, etwa um überschießende Immunreaktionen bei Autoimmunerkrankungen einzudämmen.

Audio/Video

Rotifer – The Frankfurt Kitchen – YouTube (via Der Freitag)
Es gibt einen Song über die Frankfurter Küche??!

Octavian will helfen – Ö1 Moment (online bis 17.3.)
Mein Kollege Matthias Däuble hat einen Hilfsgütertransport an die ukrainische Grenze begleitet und eine Reportage draus gemacht, die mich ziemlich mitgenommen hat.

„Ich muss helfen. Ich werde helfen“, sagt Octavian. Im Alltag ist er Kleintransporteur – am ersten Freitag im März fährt er mit seinem Kastenwagen in Richtung Ukraine. Im Gepäck sind Medikamente, Verbandszeug und andere Hilfsgüter, die in seiner Heimatgemeinde Breitenfurt bei Wien und über das Wiener Reparatur und Servicezentrum (R.U.S.Z.) gesammelt wurden. Octavian wurde in Moldawien geboren, als das Nachbarland der Ukraine noch Sowjetrepublik war. Er kennt die Region, er kennt die Ukraine, für ihn ist es bei allem moldawischem Patriotismus noch immer ein Land. Für den Familienvater ist es selbstverständlich, dass er hilft.

Marcus Garvey: Pan-Africanist: Throughline
Der Name Marcus Garvey war mir nur aus (Reggae)Songs, die auf ihn verweisen, bekannt – durch diese Podcastfolge habe ich mehr über den jamaikanischen Bürgerrechtler/Panafrikantisten gelernt (z.B. dass er Gründer der „Black Star Line“ war):

Black people deserve nothing less than everything: This was Marcus Garvey’s simple, uncompromising message. His speeches on Pan-Africanism — the vision of a world where all people of African origin, on every continent, were united, self-sufficient, and proud — made him a powerful Black voice in the 20th century. His steamship company, the Black Star Line, was supposed to take his followers to Africa, where he said they would find true liberation. His message resonated with leaders like Martin Luther King, Jr., and Malcom X. But the civil rights establishment viewed Garvey with deep suspicion. And the Black Star Line never sailed. In today’s episode, we examine Marcus Garvey’s life and legacy, and how he became the towering, often-misunderstood figure that he is.

NPP 248 – Religiöse Rechte: Gotteskrieger im Netz
Annika Brockschmidt hat früher einen (der in meinen Augen besten deutschsprachigen) Wissenschaftspodcast, Science Pie, betrieben. Jetzt hat sie ein Buch über die US-amerikanische Rechte geschrieben.

SZ-Podcast „Suisse Secrets“: Das Leak – Wirtschaft – SZ.de
Durch den SZ-Podcast „Der Tag“ in meinem Podcatcher gelandet. Superspannend!

Aus Marokko geflohen, gestrandet vor Europa – Die Kinder von Ceuta – DLF Das Feature
Es geht weniger um die Kinder als um Migration und das rundherum, dennoch interessante Reportage!

Im Mai 2021 öffnete Marokko für zwei Tage die sonst streng bewachte Grenze zur spanischen Enklave Ceuta. Mehr als 10.000 Menschen kamen, darunter viele Minderjährige. Bis heute sind rund 500 dieser Kinder in der Stadt.

Sonst So

Fotos von Wiener Kinos aus dem Jahr 1980 – VICE.com
Ein paar Retrovibes.

Across the Great Wall
Die olympischen Spiele in China sind längst old news, dieses Fotoblog find ich aber auch im Nachhinein interessant zu lesen.

In ‘Glass Microbiology,’ Sculptures Explore the Science Behind Modeling Viruses and Bacteria | Colossal (via Mixture)
Über Modell-Visualisierung in Glas:

Back in 2004, artist Luke Jerram began questioning the impact of this creative license, asking whether people believed that microbes are inherently vibrant and how exactly viewers are supposed to tell which renderings feature accurate colors and which are alterations. This interest sparked his ongoing Glass Microbiology project, which creates models of viruses like Zika, smallpox, and HIV as clear sculptures.

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

Creative Commons Lizenzvertrag
Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

IMPRESSUM

DATENSCHUTZERKLÄRUNG

Newsletter

Meine Lieblingslinksammlung Zuckersüß wöchentlich direkt in deinem Postfach!

Powered by Buttondown. Ohne Tracking!

Rechtliche Angelegenheiten

Impressum
Datenschutzerklärung
Creative Commons Lizenzvertrag
Alle Bilder und Texte der Zuckerbäckerei sind lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz. Wenn du Fragen zur Verwendung meiner Inhalte hast, schreib mir einfach eine E-mail. Danke!

Kategorien

Tags

Archiv

Zuckersüß

Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.