Zuckersüß 294

Jetzt habe ich ein halbes Jahr durchgehalten und nun tatsächlich einen Sonntag ausgelassen mit den wöchentlichen Linksammlungen. Nicht etwa, weil ich keine Zeit hatte, einen Post zu tippen, was sonst immer den Veröffentlichungsrhythmus gestört hatte, sondern weil ich so wenig wie wohl noch nie im Internet gelesen habe.

Stattdessen habe ich den größten Teil meiner freien Zeit in der Küche meiner Familie verbracht. Einerseits, weil ich das nun endlich konnte und noch dazu auf richtig viele super tolle Zutaten aus dem Garten (letzter Rhabarber, Zitronen, Lavendel, Kräuter) zurückgreifen konnte. Andererseits, weil meine Schwester ihr Abitur verliehen bekam und es deshalb Grund zum Feiern (= sehr gut Essen) gab.

Zu der Gelegenheit dachte ich auch noch einmal an mein eigenes Abi (vor mittlerweile vier Jahren!) zurück und was ich in der endlich schulfreien Zeit bzw. als Prüfungsvorbereitung so alles machte: Studentenfutter-Haferkekse, Classic Chocolate Chip Cookies, Mohn-Marzipan-Plätzerl mit Traubengelee, Brown Butter Banana Bread, Basilikum-Eis und Holunderblüten-Eis.

In den nächsten Tagen werde ich mir noch die Mühe machen und die gefühlt tausend Rezepte, die ich zum Abi-Party-Buffet zusammengestellt habe, in einen Post tippen, damit ich sie nicht vorher wieder vergesse.

Apropos vergessen, ich hätte es beinahe versäumt, rechtzeitig ein Geschenk für meine Schwester zu besorgen. Glücklicherweise gibt es in meiner Heimatstadt aber einen großartigen Buchladen, der in weniger als 24h Bestellungen ausführt. Auf Empfehlung von shutterbean und slanted entschied ich mich für Wasserfarben für Gestalter. Das Buch ist super zum Durchblättern (im Zweifel wirds ein „Coffee Table Book“) und scheint sehr bedacht gemacht zu sein – das genaue Gegenteil von den gefühlt tausenden (und oft sehr billig produzierten) Publikationen, die aktuell versuchen, auf den Lettering-Trend aufzuspringen.

Meine „nicht“ freie Zeit verbrachte ich mit der letzten Seminararbeit für dieses Semester. Es war die erste und einzige auf französisch, die ich nicht in einer Gruppe schrieb und ich mühte mich ziemlich. Umso schöner war der Kommentar meines Studienkollegen-Korrekturlesers, der meinte, dass sich mein Französisch enorm verbessert hätte. Beim offiziellen ERASMUS-OLS-Sprachtest schnitt ich lustigerweise (wesentlich!) schlechter ab als im Januar – so viel zur Repräsentativität von standardisierten Online-Sprachtests…

Dann machte ich auch noch einen kurzen „Ausflug“ nach Wien (endlich wieder da gewesen!). Dort erledigte ich ERASMUS-Papierkram und holte mir zwei unverzichtbare Kugeln (Grießschmarrn und Graumohn) vom Eis-Greissler. Und weil ich ausnahmsweise Termin-Glück hatte, picknickte ich auch mal wieder mit meinen (Ex-)Studienkolleg_innen.

Und nach zwei Wochen habe ich genug spannende Links zusammengetragen:

REZEPT

Kandierte Zitrusschalen – esskultur
Vergangene Woche getestet, hoffentlich nächste Woche hier.

Whole roasted Cauliflower – The Kitchn
Als veganen Braten serviert und begeistert.

David Tanis’s Persian Jeweled Rice Recipe – NYT
Zum gebackenen Blumenkohl serviert und für wiederkochenswert befunden.

Simple Smoky Roasted Eggplant with Cuban Mojo Sauce – Foodfidelity
Diese Sauce ist so super! (Und gebackene Auberginen sowieso)

Bakoula, feta and pine nuts hand pies – My Moroccan Food
Mangold-Teigtaschen klingen super.

Borretsch-Tortellini mit Ricotta – HighFoodality
Ein wunderschöner Teller.

Chocolate Amaretti Ice Cream Pie – Bake at 350
Richtige Eistorte habe ich bis heute nicht gemacht.

Japanisches Mochi-Konfekt: Rezept für Daifuku mit Marzipan und Erbeeren – Gourmet Guerilla
Das würde ich gerne probieren.

TEXT

In Bayern müssen junge Mädchen Straf-Kleidung wegen „sexy“ Outfits tragen. Geht’s noch? – bento
Mords-Aufreger in meiner auch nur halbwegs feministischen Blase auf Facebook/Twitter war diese Meldung aus meiner Heimatstadt:

An der Mittelschule im niederbayrischen Osterhofen müssen Mädchen weite T-Shirts tragen – zur Strafe dafür, dass ihre Kleidung zu aufreizend ist. Der Rektor der Schule hat drei Shirts mit Schriftzügen wie „I love Mittelschule Osterhofen“ angeschafft, die er stolz in der Lokalzeitung präsentiert.

Zu viel Haut im Sommer: So gehen Osterhofener Schulen damit um – PNP.de
Die Sparversion des Originalartikels (hinter einer Paywall), auf der sich der bento-Bericht bezieht. Ich sehe mich erstmals genötigt, einen Leserinnenbrief wegen dieses von Sexismus triefenden Artikels zu schreiben.

Ist die Kleidung nicht adäquat, gibt es verschiedene Ansätze: bedruckte große T-Shirts zum Überwerfen an der Mittelschule Osterhofen, direkte Gespräche an der Grundschule Künzing oder an der Landgraf-Leuchtenberg-Realschule Osterhofen. Letztere hat auf Wunsch von Schülerinnen eine Kleiderordnung eingeführt. Sind die Herangehensweisen der Schulen auch noch so verschieden, sind sich alle einig: „Popo-Blitzer“ unerwünscht.

Why A Pro-Life World Has A Lot of Dead Women In It – Harpers Bazaar (via Joy the Baker)
Die drastische Wahrheit übers Schwanger-Sein in den USA, die mich so schockierte, dass ich gleich zwei Textstellen zitieren muss:

[…] because the United States is not such a wonderful place to have a baby. It is a place where, for many, the cost of prenatal care and birthing in a hospital runs around $3,500, and pre and post-natal care can raise that price to around $8,802. That doesn’t take into account the incredibly costly proposition of raising a child and the fact that most companies still don’t provide maternity leave.

[…] More troublingly, the United States is a place where having a baby means risking your own life, as our Maternal Mortality Rate is the highest in the developed world. The Maternal Mortality Rate (MMR) in the United States is, according to a study published in Obstetrics & Gynecology, now 24 in every 100,000. For perspective, if that does not seem like a significant enough number to cause concern, the odds of being an American killed in a terrorist attack by a foreign born individual are one in 3.6 million.

Was wäre, wenn … alle Grenzen offen wären? – brand eins online
Zahlen und Statistiken für wirtschafts-Argumentierende in der Grenzschutzdebatte.

Generell wird überschätzt, wie viele Menschen sich tatsächlich auf den Weg machen würden: […] Innerhalb der EU kann man Ähnliches beobachten: „Das Wetter in Frankfurt ist furchtbar, und kaum jemand spricht Griechisch“ – so lakonisch erklärt der »Economist« die Tatsache, dass zwischen 2010 und 2017 trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage nur 150 000 von elf Millionen Griechen nach Deutschland kamen.

Europe’s Agenda Is in the Hands of a 31-Year-Old – The Atlantic
Anna Goldenberg schreibt für US-amerikanisches/internationales Publikum über Sebastian Kurz:

Meidling is considered working-class, which Kurz isn’t. His mother is a high school teacher, his father an engineer. Nevertheless Kurz has managed to turn his upbringing into a compelling narrative: His parents worked hard to afford an apartment they owned; he enjoyed spending the summers at his grandmother’s farm in Lower Austria; half of his high-school classmates were either immigrants or the children of immigrants, many having fled the war-torn Balkans.

The dark side of .io: How the U.K. is making web domain profits from a shady Cold War land deal – Gigaom (via @jackyalcine)
Digitaler Kolonialismus und kaum wer bekommt es mit.

In other words, a cut from the sale of every .io domain goes to the British government for the administration of a territory whose original inhabitants should arguably be getting that money, and whose only current inhabitants are 5,000 U.S. troops and spooks, their civilian contractors, and a handful of British personnel who are there for policing and customs purposes.

Hello, my name is Stéphanie – The Pastry Box Project (via @JollySea)
„Sonder“zeichen sind noch so ein Aspekt des hegemonial „westlichen/englischen“ Internets.

At a conference, they printed St�phanie on my badge. Apparently, the badges were printed directly from the participant database. It was okay on their site but something went wrong with the printer. They were really sorry for me. It was an interesting ice-breaker though.

Abi-Ball – Das Nuf Advanced
Ich war erst letzte Woche auf einem Abi-Ball und fand es ziemlich fad.

Als ich in dem Kleid auf dem Abi-Ball erschien, waren einige Eltern so entsetzt, dass sie mich sogar ansprechen mussten, ob das wirklich mein Ernst sei. In Bayern war das wahrscheinlich rebellischer als nackt zu kommen.
Da wir, passend zum sonstigen Brimbamborium, in einem Schloß feierten, ernannte mich der Barmann zur Prinzessin des Hauses und ich musste für meine Getränke nicht zahlen. Das war super. Ich konnte den ganzen Abend Eltern und MitschülerInnen schocken, indem ich einfach an der Bartheke saß, rauchte, trank und die Welt hasste, während die anderen ihre Skills des Tanzkurses zum Besten bringen konnten.

From 0 to submitted – #lastmonthofPhD – Dr Marta E. Cecchinato
Schreibtipps für größere Arbeiten.

When you are stuck, talk it out with someone (even if they don’t understand). Hearing yourself say those things will be in itself useful, and if the other person doesn’t understand you will be forced to repeat it until they do and you find a way to crack it. One day, my partner came home from work and I sat him down and spoke for 4 hours straight about my chapter/thesis. He did not manage to get a word in, but it didn’t matter. It helped me clarify my thoughts (and yes, he is very patient).

behind the scenes of #girlmeetsfarm – my name is yeh
Molly Yeh schreibt so furchtbar sympathisch über ihre Erlebnisse als Kochshow-Host:

every item that has a logo or brand name written on it has to be “greeked.” i suspected this would be the case because ever since being fascinated by the groceries on 30 minute meals with rachael ray, which looked like they were taken directly from the kohl children’s museum fake grocery store, i have not seen one branded label on a cooking show. i never knew it was called “greeking” though and it was cool to watch the art directors and culinary team find creative ways to cover labels.

What did ancient Babylonians eat? A Yale-Harvard team tested their recipes – Yale News (via i am a foodblog)
Erinnert mich daran, als ich mal Berlans für ein Geschichtsreferat gebacken habe.

Called the “unwinding,” it is a vegetarian stew made with leek and onion. Lassen says that there doesn’t seem to be any particular reason for this name, but that one hypothesis suggests it has to do with one of the stew’s ingredients, dried lumps of crushed grains that were “almost like hard cakes that you add to the stew and then it melts into the stew,” says Lassen. “That could be ‘unwinding.’ It could also simply be a more literal word for a comfort food.”

The People Who Are Afraid of Food – Trust Issues – Medium (via i am a foodblog)
Bin ich froh, nicht von einer Essstörung geplagt zu sein.

The same time period that brought us paleo pancakes and kale smoothies has seen the rise of the war on obesity, which is its own form of food fear. The belief proliferates that body weight can and should be manipulated through diet, despite mountains of evidence that this approach doesn’t work. But these two movements are increasingly connected and largely dictate the way society at large today thinks about eating and weight.

AUDIO/VIDEO

Jessie Reyez – Shutter Island
In einem Podcast von France Inter entdeckt.

SONST SO

Current State of Webdesign (via @melaphelia)
Ahhhhhhhh!!!

FOTO

Abitur-Dekoration.

BACKKATALOG

2010: Pfirsich/Nektarinen-Kuchen
2011: Brownie Bites
2012: Irakische Klaischa
2013: Karamellbrownies
2014: Pfirsich-Amaretto-Kuchen
2015: Goldglitzer-Kokosmakronen
2016: Einfachster Mohnkuchen
2017: Schoko-Rosmarin-Shortbread-Tarte



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Zuckersüß

Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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