Zuckersüß 492: Musical, Militär, 38c3

Weihnachtstafel

…mit wenig Gebackenem, zwei Lokalen (Laolao, Praterstraße), einem Film (Wicked), zwei Büchern (Caliban and the Witch, Durstiges Land), fünf Strickprojekten und wie immer, den besten Links der letzten Woche.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich Vanillekipferl (Rezept von 2012) gebacken.

Gegessen

Weihnachten war ich kochverantwortlich. Heilig Abend gab es (Bitter-)Salate mit Zitrusdressing, Gemüsebrühe mit Grießnockerl-Einlage, Rinderbraten (der erste Braten, den ich seit 10 Jahren gemacht habe, lose nach Serious Eats), dazu Wurzelgemüse im Bratensaft, gerösteten Rosenkohl mit Walnüssen, geröstete Champignons, Blaukraut (aus der Dose) mit Apfel, Butterkarotten und Spätzle. Als Dessert Crêpes Suzettes.

Am Weihnachtsfeiertag Kartoffelgulasch mit Essiggurkerl, Sauerrahm, Petersilie und optionaler Debreziner-Einlage. Beim Verwandschaftsbesuch Grand Marnier mit Gewürzsirup, Sekt und Cranberries, dazu noch viel mehr Plätzchen, als ich eh schon gegessen hatte. Bratäpfel aus dem Holzofen. Kartoffelgratin, dazu Champignons und Spinat. Kaiserschmarrn mit Orangenzeste.

Einen Americano (12€) und Espresso Martini (16€?!?, mittelmäßig) in der Praterstraße (1020).

Lao lao

Im sonntagnachmittag überraschend vollen Lao lao (1070) Biang Biang Nudeln mit Blattspinat, Tofu und verschiedenen Pilzen, mochte ich sehr. Liang Fen (7,50€), also kalte Mungbohnen-Nudeln (mehr Geleestreifen?) mit Gurkenstiften und spicy Sauce, nicht ganz mein Fall. Shu Cai Bao (9,90€), gedämpfte Germknödel mit einer Füllung aus Karotten, Pilzen, Kraut und so fein gehackten Glasnudeln, dass die fast als Quinoa durchgehen könnten.

Gesehen

riesen Pappaufsteller im Kino

Wicked im Haydn-Kino (OV), hauptsächlich motiviert von diesem AD-Video über das Setdesign, diesem InStyle-Video über das Kostümdesign der Hauptfiguren und Micarah Tewers‘ Vorhaben, Glindas rosa-glitzer-Kleid nachzubauen. Mich hat überrascht, wie theatralisch im Wortsinne diese Verfilmung ist – so viele Bühnen(-szenen) und laaaaaange Einstellungen. Das Kostümdesign hat mich sehr begeistert, die Leute in Munchkinland z.B. haben allesamt ziemlich verrückt Gestricktes an, die Schuluniform-Pullover mit ihrem organischen Wellenmuster sind wahnsinnig 2024, die Outfits der Emerald-City-Passant_innen irgendwas zwischen viktorianisch und 1940s.

Gelesen

Passend zum Hexen-Theme: Weiter an Caliban and the Witch von Silvia Federici.

Etwa die Hälfte von Durstiges Land. Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird von Suanne Götze und Annika Joeres. Ich habe tatsächlich Albträume davon bekommen (Wassermangel! Waldbrände!), finde es aber leider nicht so gut. Aus dem Verlagstext:

In diesem Buch begleiten die vielfach ausgezeichneten Journalistinnen Annika Joeres und Susanne Götze fiktive Protagonisten in eine nahe Zukunft und zeigen damit beispielhaft, wie wir leben können, wenn wir uns rechtzeitig auf die Folgen des Wassermangels einstellen – oder wie wir leiden werden, wenn wir nicht handeln. Die dramatischen Geschichten haben einen realen Hintergrund und basieren auf zahlreichen Studien und Interviews mit Wissenschaftlern.

Durstiges Land

Die Aufteilung in best case / worst case Szenarios (z.B. über ein trockenheits/hitzegebeuteltes Berlin oder beinahe ausgetrockneten Rhein) lässt alles daran übertrieben schematisch und konzeptuell wirken. Die Figuren kommen mir sehr klischeehaft vor und die Erzählungen funktionieren sehr ähnlich, bis hin zu den Stilmitteln, die sie greifbarer machen sollen. Schade.

Gestrickt

Zwei Christbaumkugeln aus Wollresten und Perlen bzw. Metallgarn (nach dem Pattern für Personalized Bauble Ornaments von Critter Knitter), viel simpler als die gemusterte, die ich vor ein paar Jahren gestrickt hatte. Die Socken (ohne Anleitung) und den grauen simple pleasures hat (nach Purl Soho) fertig.

Außerdem weiter an der Seascape Stole (endlich beim zweiten Knäuel angekommen!) und eine Maschenprobe für den Sidelines Cardigan (nach sosu) aus dickem Farbverlaufsgarn, das ich zu Weihnachten bekommen habe.

Veröffentlicht

Im Blog: Sesam-Kurkuma-Rauten

Anderswo: Podcast-Punsch Protokoll (Podcasterei Meetup #33)

Rezepte

Creamsicle Terrazzo Pie @chefjeremyfox
Kein Rezept, nur ein Insta-Video, aber wie cool? „Satsuma, Grapefruit and Orange-Yuzu gelees set in orange blossom créme with almond crust, fennel pollen and dried 2020 Leccino olives“

@natashapickowicz
Die cutesten Katzen-Cupcakes, die ich seit langem gesehen habe.

Apricot Kernel (Chinese Almond) Ice Cream – Day With Mei
Ich habe vor ein paar Jahren lange recherchiert, um herauszufinden, wie viel Marillenkern jetzt nun giftig sein könnte, hier gibts ein paar Einschätzungen dazu.

Texte

I Rewatched Love Actually and Am Here to Ruin It for All of You – Jezebel (via UserMag)
Ich liebe diesen Film und finde ihn gleichzeitig furchtbar. Die Autorin des Texts (von 2013) offenbar auch?

Everything in this movie is fucking insane. That’s not how press conferences work. That’s not how diplomacy works. That’s not how prime ministers work. NOTHING IS HOW ANYTHING WORKS. That’s not how weddings work, that’s not how audio recording works, that’s not how saxophones work, that’s not how hair works, that’s not how business meetings work, that’s not how art works, that’s not how grief works, that’s not how primary school Christmas concerts work, that’s not how airports work, that’s not how music charts work, that’s not how fat works, and none of it is how “love works.”

Why won’t the media use the word misogyny? – UserMag
Taylor Lorenz über Blake Lively/Justin Baldoni:

The Gamergate playbook relies on leveraging networked harassment to launder bad faith attacks and smear campaigns through the mainstream media, in order to drive women and marginalized people out of positions of power by framing them as controversial, untrustworthy, or difficult. Lively’s lawsuit details how this playbook was run on her.
And yet, despite the fact that misogyny is the central element of Gamergate-style attacks, news media refuses to call it what it is. This has led to a deep ignorance among the public on what fuels hate, and has made the majority of people unable to recognize these smear campaigns while they’re happening.

Ein Bro für die Kultur: Die Berufung von Thilo Mischke zu „ttt“ ist ein schlimmes Signal | Übermedien
ugh:

Mischke ist nichts weiter als ein Symptom, jedoch eines mit Signalwirkung. Seine Personalie steht für ein größeres Problem. Wir leben in einer Bro Culture, in der patriarchale Denkstrukturen so fest verankert sind, dass sie zu häufig unwidersprochen bleiben. Wir machen es Männern viel zu einfach, mit einer linken progressiven Performance Karriere zu machen, ohne dass sie die wichtigsten Grundvoraussetzungen für ein gleichberechtigten Zusammenlebens verstanden haben.

The Economics of Despair – Tribune
UK, kaputtgewirtschaftet:

The NHS, too, has been in crisis for years. Nearly 42 percent of patients are waiting more than four hours in A&E in England, and last year a shocking 1.5 million patients waited for more than twelve hours. The proportion of cancer patients waiting less than sixty-two days for treatment has fallen to around 65 percent. The average wait time for an ambulance for a category 2 (e.g., suspected heart attack or stroke) 999 call is now over ninety minutes, compared to a target of eighteen minutes.

Meine Top- und Flop-Anschaffungen 2024! – christowski.de
It me:

Ich versuche immer erst mal, Dinge gebraucht zu kaufen; aber auch das ist oft nicht einfach. Am Ende kaufe ich dann meist gar nichts, was entweder dazu führt, dass ich das ursprüngliche Kaufbedürfnis vergesse, oder dass sich Dinge einfach nicht regeln (deshalb hängt in meiner Wohnung zum Beispiel immer noch die ein oder andere nackige Glühbirne; ich finde einfach keine passende Leuchte).

The Year of the Knitfluencer – The Cut
Stricken ist wirklich sehr cool geworden.

While most trends don’t last, knitting has steadily increased in popularity since 2020. During the pandemic, young people were eager for a way to pass the time, and many people took up new hobbies. Not only was it something to do with your hands, but it was also a way for people to create something from scratch when everything felt pretty helpless and bleak. What started as a solitary act has turned into a community builder, especially among the rise of knit clubs at bars, coffee shops, and apartments, which are remodeling society’s vision of a knitting group.

Audio/Video

Song Exploder – Sabrina Carpenter
Ich liebe diesen Podcast und diese Folge war mal wieder besonders schön.

Militaires, les hauts gradés de la virilité – Les Couilles sur la table – Binge Audio
Quasi Kontrastprogramm zur Alles gesagt-Folge mit Florence Gaub von der NATO.

Si l’armée française se féminise lentement, elle demeure un bastion d’une masculinité dominante et violente. Elle traîne dans son sillage plusieurs millénaires de valeurs virilistes comme l’invincibilité, la maîtrise de ses émotions ou l’esprit de conquête, le tout dans un environnement ultra-hiérarchisé.

Die Marienhof-Connection (Teil 1) – LÄUFT – Der Podcast von epd medien und Grimme Institut
Von diesem Schleichwerbungsskandal in DER deutschen daily soap der 90er/00er hatte ich noch nie gehört. Aufwendig produzierte Doppelfolge!

Einer der spektakulärsten Medienskandale der letzten 20 Jahre: Im Sommer 2005 kommt heraus, dass in der ARD-Daily-Soap „Marienhof“ gegen Bezahlung Produktnennungen und Lobbythemen in die Drehbücher geschrieben werden – mit einer Dreistigkeit, die ihresgleichen sucht. Der epd-Journalist Volker Lilienthal deckte die Praxis auf, doch der Weg dahin war riskant: In einer verdeckten Recherche gab er sich selbst als Unternehmensberater aus, der nach illegalen Werbemöglichkeiten sucht.

How ‘Wicked’ Built Immersive Real-Life Sets, From Shiz To Emerald City | Architectural Digest
Wow!

‚Wicked‘ Costume Designer Breaks Down Ariana Grande and Cynthia Erivo’s Dresses | InStyle
Ich werde immer mehr zum Kostümnerd…

Digitalisierung mit der Brechstange – media.ccc.de
Anne Roth am 38c3:

Fünf Prozent der Bevölkerung im Alter von 16 bis 74 Jahren in Deutschland sind offline. Dafür gibt es verschiedenen Gründe: Manche wollen nicht ins Netz und manche können nicht. Dennoch gibt es zunehmend auch öffentliche Dienstleistungen nur noch digital.
Das wäre kein Problem, wenn gewährleistet wäre, dass alle Zugang zu Geräte, zum Netz und die nötige Unterstützung haben, um die Angebote nutzen zu können. Und wenn wir darauf vertrauen könnten, dass unsere Daten dort sicher sind.
Solange beides nicht gegeben ist, darf niemand ausgeschlossen werden, weil der Zugang fehlt.

Fake-Shops von der Stange: BogusBazaar – media.ccc.de
Die Hintergründe einer ZEIT-Recherche:

Du bestellst im Internet? Natürlich bestellst Du im Internet. Aber dieses Mal wird Deine Ware nicht geliefert. Stattdessen sind Dein Geld und Deine Kreditkartendaten nun in China. Das ist BogusBazaar. Wir teilen unsere Einblicke in die Arbeitsweise dieser Bande.
In den vergangenen drei Jahren hat allein diese eine kriminelle Organisation, die wir BogusBazaar nennen, auf mehr als 75.000 Domains gefälschte Markenshops aufgesetzt und damit eine Million Bestellungen mit einem Auftragsvolumen von mehr als 50 Millionen USD abgewickelt.
Ein ausgeklügeltes und über die Jahre gewachsenes Setup ermöglicht einen reibungslosen Prozess vom Kopieren der originalen Markenläden, über das Aufsetzen gefälschter Webshops und dem Konfigurieren der Produkte, bis hin zum Orchestrieren der Zahlungsinfrastruktur.

BioTerrorism Will Save Your Life with the 4 Thieves Vinegar Collective – media.ccc.de
Trans-Gesundheitsversorgung hacken aka Hormonpräparate selber herstellen:

Governments have criminalized the practice of managing your own health. Despite the fact that for most of human history bodily autonomy, and self-managed health was the norm, it is now required that most aspects of your health must be mediated by an institution deputized by the state. Taking those rights back for yourself is then labeled „BioTerrorism“. So be it. Let’s learn how.

Sonst So

Pipe Dream – Indigo Knits – ravelry.com
Eine colorwork-Strickerin werde ich glaube ich nimmer, patterns schön finden tu ich trotzdem.

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.