Zuckersüß 467: RSS-Radikalität, Tattoo-Anthropologie, Wollreste-Stricken

Ein Blumenstrauß zum Masterabschluss

…mit einigem Gebackenem, vielen Lokalen (Ashraf und Dilies am Brunnenmarkt, Empanadas Blitz, Das Lazy, Zum Weinhauser, Dino’s Apothecary), einem Film (All of us Strangers), zwei Büchern (We have never been Modern von Bruno Latour und Pressed for Time von Judy Wajcman), dem fertiggestricktem Knit-PlanetA-Klimawandeltuch, meiner Masterarbeit+Defensio, einem neuen OH WOW-Podcast, den ich mitproduziere (Jeannes Varieté), – und wie immer, den besten Links der letzten Wochen.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich Hafer-Schoko-Cookies mit Mandeln und Himbeeren, Topfenpalatschinken mit Rotwein-Beeren, Brandteiggebäck mit Rosenwassercreme, Himbeeren und weißer Bittermandel-Ganache, Schlittschuh-Kekse (bald im Blog), Rote-Bete-Schokokuchen, Schlumpfeis (bald im Blog), Kaiserschmarrn, Gestürzte Blutorangen-Muffins mit Kardamom und Olivenöl und Hirse-Cookies gemacht.

Gegessen

„Pfusch“-Pad-Thai. Kartoffelgratin, Misozwiebeln, confierter Lauch. Dirndl-Oliven und pickled Wassermelonenschalen von letztem Sommer. Krapfen mit Schlumpfeis. Shakshuka. Flammkuchen mit Roter Bete und Zwiebeln. Turkish Delight und Pâte de fruits zu Chardonnay Carnuntum vom Weingut Schenzel.

Ful, Kichererbsen, Falafel und arabisches Gebäck am Brunnenmarkt (1160), mehr dazu hier. Ein Ferhat-Döner, der schon ziemlich gut war, aber die hypebedingte lange Wartezeit jetzt auch nicht unbedingt so wert (ich esse ungern so viel Rindfleisch, selbst wenn es mit so viel Lammfett ganz saftig gebraten ist).

Argentinische Teigtaschen bei Empanadas Blitz (1020), mehr dazu hier, und vegane Tarte im Das Lazy (1180), mehr dazu hier.

Weinhauser

Zum ersten Mal seit gefühlten tausend Jahren war ich mal wieder an einem Sonntagmittag im Wirtshaus, genauer beim Weinhauser in der Gentzgasse (1180). Ich habe mir ganz im Wirtshausvibe bleibend eine Leberknödelsuppe, ein Hühner-Cordon-Bleu (das allerdings mit Chorizo und Parmesan gefüllt war) und eine Marillenpalatschinke bestellt. Obwohl mir das Wirtshaus enorm sympathisch war (lieber Service, gemütliches Ambiente, spannende Kochbuchauswahl um uns herum), konnte mich das Essen leider nicht überzeugen, schade drum. Das Hendl im Cordon Bleu war nämlich relativ fad, die Chorizo klang in der Theorie dazu sehr gut, schmeckte mir aber in der Füllung mit dem Käse nicht so richtig. Die Palatschinke war ziemlich zäh und mir zu süß. Aber: Spannendste Getränkekarte, die ich jemals in einem Wirtshaus gesehen habe: viele „Marktbrausen“, d.h. gespritzte Fruchtshrubs, komplexe hausgemachte Limonaden (meine mit Mate, Zitronengras, Limette und Wachholder) und Kombucha.

Getrunken

Espresso Martini, Cosmopolitan und Jungle Bird in meiner Hausbar. U.a. Brot und Spiele bei Dino’s Apothecary (1010), hier dazu mehr.

Gesehen

All of us Strangers im Burgkino. Lang hat mich kein Film mehr so fertig gemacht, wow. Und Always on My Mind von den Pet Shop Boys geht mir jetzt glaub ich nie wieder aus dem Kopf.

Gelesen

We have never been Modern von Bruno Latour und Pressed for Time von Judy Wajcman für meine MA-Defensio. Ersteres ist wirklich keine einfache Lektüre, verweist es doch ständig auf alle möglichen philosophischen Texte und die letzten paar Hundert Jahre Ideen-/ Wissenschaftsgeschichte. Letzteres beschäftigt sich mit der angeblichen acceleration of life in digital capitalism, so der Untertitel. Ich will unbedingt noch ausführlich über diese Bücher bloggen, damit ich nicht wieder alles vergesse…

Neu auf meinem Zu-Lesen-Stapel: A Place for Science and Technology Studies: Observation, Intervention, and Collaboration von Jane Calvert (open access, juhu!), wo ich mich überraschenderweise namentlich in der Danksagung erwähnt fand, als ehemalige Teilnehmerin des Seminars, das die Autorin im Sommersemester 2022 als Gastprofessorin am Wiener STS-Institut gehalten hat.

Gestrickt

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich hier im Blog übers Daten Stricken in der Klimakrise geschrieben, wofür ich auch Kathi Wessely vom Woll-Habitat interviewt habe. Sie hat gemeinsam mit Strickdesignerin Susanne Sommer aka sosu das Knitalong „Planet A“ ins Leben gerufen.

Es geht darum, einen #climatechangeshawl zu stricken oder häkeln und damit die Temperaturdaten der ZAMG des eigenen Wohnorts festzuhalten. Temperaturen, die kühler sind als der langjährige Durchschnitt, werden in Farbtönen von grün-blau bis helltürkis dargestellt, Temperaturen, die wärmer sind als der langjährige Durchschnitt von gelb über orange bis tiefrot. Alle Teilnehmenden sind angehalten, ihren Fortschritt und die Temperaturabweichungen am gewählten Ort auf Social Media zu teilen

Daten Stricken in der Klimakrise

So ein Klimawandeltuch habe ich schließlich wirklich angeschlagen (hier mein ravelry-Projekt inkl. genauer Temperaturen/Farben) und jetzt kürzlich fertiggestrickt. Ich habe mich dabei auf die ZAMG-Daten von St. Pölten im Zeitraum von 1961-2020 gestützt und die Abweichung zum jeweils monatlichen Durchschnitt farblich abgebildet. Das Ergebnis ist nun doch bedrückender als erwartet: Im Januar und September waren es gerundete 4°C mehr, im Februar, März und August +2,5°C. Die einzigen Lichtblicke in kühleren Farben und Temperaturen waren April (-1,5°C, waldgrün) und Mai (graugrün), der dem Durchschnitt entsprach. Aufs ganze Jahr gerechnet war 2023 um satte 2,26°C heißer als der Durchschnitt 1961-2020.

Ich habe das Klimawandeltuch verschenkt, weil ich selbst *eigentlich* keinen Schal brauche. Aber ich bin jetzt auf den Geschmack gekommen und werde mir wohl für Wien 2024 ein eigenes Stricken, das Knitalong ist nämlich auch wieder von neuem gestartet!

Veröffentlicht

Im Blog: Reznicek, Das Lazy, Empanadas Blitz, Dino’s Apothecary, Snacks am Brunnenmarkt: Ashraf und Dilies, Brandteiggebäck mit Rosenwassercreme, Himbeeren und weißer Bittermandel-Ganache, Rote-Bete-Schokokuchen, Gestürzte Blutorangen-Muffins mit Kardamom und Olivenöl, Hirse-Cookies.

Masterarbeit und Masterarbeits-Feier-Brandteiggebäck

Anderswo: Meine Masterarbeit!! The platformization of the podcasting ecosystem through the lens of podcasters in Austria ist, nachdem ich sie am Montag erfolgreich verteidigt habe, im Volltext in der online-Bibliothek der Uni Wien zu finden.

Die ersten beiden Folgen Jeannes Varieté, dem neuen Podcast meiner Chefin Jeanne Drach, den ich mitkonzipiert habe und laufend mitproduziere: #1 King Kong trinkt in der Klimakrise Cocktails in Mexico (inkl. einer Podcastempfehlung von mir!) und #2 Elvis Enkelin genießt einen zusätzlichen Tag auf dem Olymp. Jeannes Varieté ist ein Podcast, wie es ihn im deutschsprachigen Raum noch nicht gibt: Ein Magazinformat voller Popkultur, Philosophie, Geschichte und toller Frauen im Interview, umgeben von aufwändigem Sounddesign und großzügig Absurdität. Abonnierts alle den Podcast, jeden Donnerstag gibts eine neue Folge!

Zum Launch gabs eine große Party, bei der ich als einradfahrende Wahrsagerin im Einsatz war – Podcastempfehlungen aus Handflächen lesen hat erstaunlich großen Spaß gemacht, und noch erstaunlicher, kam beim Publikum sehr gut an! (Am häufigsten empfohlen, auf die Frage nach der Liebe: Dating Games von Land of the Giants).

Btw, Jeannes Varieté (und das Team dahinter) waren vergangene Woche Thema im Monocle, im news und im Presse-Schaufenster.

Hier folgen meine liebsten Links der letzten Wochen:

Rezepte

Toasted Barley Pilaf with Mushrooms and Dill — Jewish Food Society
Ein altes jüdisches österreichisches Rezept mit Rollgerste, von Susan Spungens Oma. Abgesehen davon, diese Webseite ist echt ein tolles Projekt!

Snappy Poppy Seed Cookies — Jewish Food Society
Die schauen gut aus, und sehr schwer zu verarbeiten (Öl statt festes Fett im Teig!)

Spiced persimmon pop tart with salty vanilla bean glaze & safflower – @sourdoughbagels
Kein Rezept, aber Geschmackskombinations-Inspiration.

Texte

“Wherever you get your podcasts” is a radical statement – Anil Dash
Passt gut zu meiner Masterarbeit!

But here’s the thing: being able to say, „wherever you get your podcasts“ is a radical statement. Because what it represents is the triumph of exactly the kind of technology that’s supposed to be impossible: open, empowering tech that’s not owned by any one company, that can’t be controlled by any one company, and that allows people to have ownership over their work and their relationship with their audience.

Der Tattoo-Anthropologe – c/o Vienna
Ich habe es fast nicht ausgehalten, diesen Text zu lesen.

Wie schafft man es, dass die Narben nachher so schön aussehen?
Nach der Skarifizierung sitzt man gemeinsam beim Feuer, um die Wunden zu trocknen. Die Haut der jungen Männer wird sozusagen „geräuchert”. Die Narben werden mit selbst gemachten medizinischen Salben und dem Öl des Kaumever-Baumes, der zur Herstellung von Kriegskanus verwendet wird, behandelt. Die Narben werden aber auch absichtlich infiziert. Während des Heilungsprozesses gehen die Männer regelmäßig zum Fluss, reißen ihre Narben auf und reiben sie mit dem Flussschlamm ein. Tannine und andere organische Chemikalien erzeugen dann die dreidimensionalen, geschuppten Narben, die der Haut eines Krokodils ähneln.

The Rose Cookie Through the Lens of Colonialism — Whetstone Magazine
Auf den Spuren eine südostasiatischen Gebäcks:

That brings us to the history of the humble rose cookie. Although its exact origins are unclear, the achappam is said to have been brought to India by the Dutch, who first came to the subcontinent in 1605 for trade. Although there is no documented history of this delectable snack, if you were to dig up a map of Dutch colonies, you’d find that every single one of those regions and their neighbors now makes its own version of the rose cookie. Coincidence? Probably not.

Fragwürdige Sittenvorstellungen des Bundesverwaltungsgerichts beim Online-Dating – netzpolitik.org
äh, was?? Ein Tinder-Profil ist keine Privatsache, 2024?

Biefangs Vorgesetzter nahm an ihrem Tinder-Profil Anstoß, leitete ein Disziplinarverfahren ein und erteilte ihr zu dessen Abschluss einen Verweis. Der Vorwurf: Mit ihrem Tinder-Profil habe sie gegen die soldatische Pflicht zu außerdienstlichem Wohlverhalten verstoßen. Biefang habe eine promiskuitive Lebensweise propagiert und sich einem unbegrenzten Personenkreis als Sexpartnerin angeboten, das wecke Zweifel an ihrer moralischen Integrität und verletze die mit ihrer Stellung als Bataillonskommandeurin verbundenen Integritätserwartungen.

Audio/Video

248 „After Work“: A manifesto for the abolition of housework hell – Dissens – Podcast
Jemand aus meinem Studiengang hat mir diesen Podcast empfohlen, gleich in der aktuellsten Folge ist ein Wissenschaftler zu Gast, den ich in meiner MA-Arbeit zitiert habe, und der über ein Thema spricht, das in meiner Prüfung (dank Judy Wajcman’s Pressed for Time, s.o.) vorkam – Nick Srnicek.

Our homes are full of helpful gadgets, but how come tech isn’t blessing us with more free time? The family is supposed to be a space of rest, but why does it often feel like a place of endless housework drudgery? In their book „After Work“ Helen Hester and Nick Srnicek examine how unpaid work in our homes has come to take up an increasing portion of our lives and argue for a fight against housework. Nick joins Dissens to talk about the history of the home, the failed promise of labour-saving technology and how the socialization of care would enable a future with less work for all.

The Headhunters – ABC
Tatoogeschichte / Restitution:

They used a chisel to carve into the men’s skin and then fill up the grooves with ink. That’s how Maori produced their famous Ta moko facial tattoos, which once represented high social status in Māori culture. When European landed in new Zealand in 1770, decapitated, dried, and tattooed Māori heads became objects of curiosity, then mementos and then items of trade in return for muskets. The trade would eventually be banned — but it took decades for the heads to be returned to New Zealand soil.

BBC World Service – The Food Chain, Detroit’s urban farmers
Ein nuancierter Bericht über den Verfall und langsamen grünen Wiederaufstieg von Detroit.

Why Goldfish Swam Into Our Living Rooms | Every Little Thing
Haustier-Geschichte:

How did goldfish come to dominate our fish bowls and pet stores? Pet historian Kasey Grier goes deep into the history of America’s favorite finned pet. Plus, goldfish freak Dave Mandley introduces us to the fanciest fish money can buy.

Am Wendepunkt 18/18 – Osman Raghebs Traum vom Schauspiel #Hollywood – ORF Sound
So eine spannende Lebensgeschichte!

Der in Ägypten geborene Osman Ragheb hat einen großen Traum. Er will in England als Schauspieler arbeiten. Doch dieser Traum platzt. Den Mut verliert er dennoch nicht – er führt ihn zur Zusammenarbeit mit Steven Spielberg, Meryl Streep oder Brad Pitt, erzählt seine Enkelin Luna Ragheb. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 Hörbilder am 17.02.2024

hdgdl – Der Podcast über die Nullerjahre
Ich hab in zwei Folgen (Ich war nackt in der Bravo, Mama, ich will nen Eastpak!) reingehört, und finde das Konzept ziemlich lustig:

“hdgdl” ist der Podcast über alle Fragen, die in den Nullerjahren offen geblieben sind. Oder auch: Über alles, was du nicht über deine Kindheit wusstest – weil du einfach noch zu klein warst.

Sonst So

Scrappy Cappy – Amy Gunderson- ravelry.com
Hübsche Restl-Verstrick-Mütze!

Celeb Clock 🌟🕓🌟 daily schedules of the famous (via webcurious)
Lustiges Projekt, das daily routines berühmter Leute aufs Korn nimmt.

MusicFX (via webcurious)
Musik per prompt, wow.

A map inside – Ana Lucía González Paz (via Quantum of Solazzo)
Eine persönliche Landkarte von Kolumbien.

Valentine’s Day 2024 – Google Doodle
So ein cutes Mini-Game!

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.