Zuckersüß 341

Die vergangene Woche habe ich größtenteils abgeschnitten von der Welt verbracht. Also Kein-Netzempfang-abgeschnitten. Keine-Steckdose-im-ganzen-Haus-abgeschnitten. Nur Bergwasser-ohne-Badezimmer-abgeschnitten. Neu ist das nicht, am gleichen Ort habe ich auch schon 2018, 2016, 2013 Zeit verbracht und noch viel öfter ohne darüber zu bloggen.

Obwohl ich in diesem Jahr schon oft verreist bin (Ljubiljana, Berlin, Napoli und viele andere Städte im Süden Italiens) habe ich noch nicht wirklich Urlaub gemacht, denn ich hatte immer Unizeug oder sonstige Arbeit dabei und/oder nahende Deadlines im Genick.

So wurden meine sechs Tage auf der Almhütte zur entspannendsten Zeit der letzten Monate. Ich schaffte es tatsächlich, täglich ein ganzes Buch zu lesen und mir ein paar Gedanken darüber zu machen (der nächste Buchblogpost sollte also nicht lange auf sich warten lassen), habe eineinhalb Paar Socken gestrickt und war auch ein ganz kleines bisschen wandern. 

Am vorhergehenden Wochenende war ich auch „im Tal“ ein bisschen unterwegs und stieß zweimal völlig zufällig auf Lokale, die ich toll fand. In Hallein aß ich bei der Genusskrämerei spätabends noch sehr gute Tapas (besonders gern hatte ich das Roastbeef mit Senf, Kapern und außerordentlich guten getrockneten Kirschtomaten), als Nachspeise eine sehr feine Schokotartelette und trank einen Shrub dazu.

In Salzburg war ich bei die Cabreras, ein mexikanisches Restaurant mit tollem Schanigarten voller bunter Holzstühle und Lichterketten. Dort wollte ich möglichst viel probieren, das mir kein Begriff war. Mit meinem absoluten Noob-Status was mexikanische Küche anbelangt hätte ich deshalb auch gleich die ganze Karte bestellen können, aber so viel Hunger hatte ich auch wieder nicht. Als Vorspeise gab es für den ganzen Tisch Guacamole mit hausgemachten Tortillachips, die so ganz anders waren als die aus der Supermarktchipstüte: viel dichter, leichter zerbrechlich und ohne klebrige Würzschicht außenherum. Meine Hauptspeise, an deren Namen ich mich dummerweise nicht erinnere, war ein knuspriger mit Käse überbackener Maisfladen mit einer schwarzen Bohnenpaste, Kaktusstückchen, die mich in ihrer Konsistenz an Essiggurkerl errinnerten, Champignons und Avocadospalten. Ich wusste das Ganze nicht recht zu essen, weder allein mit den Händen, noch mit Messer und Gabel funktionierte es recht – sollte ich vielleicht einfach öfter lateinamerikanisch essen gehen? Der unspektakulär aussehende Maiskuchen zur Nachspeise beeindruckte mich dann nochmal sehr. Ganz anders als Cornbread, das ich kenne (z.B. das Polenta-Cornbread hier im Blog ), war er richtig saftig, fast gatschig wie Brownies und schmeckte sehr intensiv nach Mais – als wäre ein ganzer Kolben in pürierter Form darin verbacken. Dazu trank ich Horchata, ein Reis-Zimt-Getränk, über das ich bisher nur gelesen hatte – die NYT ernannte eine Variante davon, den Dirty Horchta zum Getränk des Sommers 2019.
Über meine eigenen Koch- und Backabenteuer auf der Alm schreibe ich noch einen extra Post, hier folgen erstmal meine Links der Woche, auf der Zugfahrt heim (hauptsächlich aus Newslettern?!) gesammelt:

Rezepte

Cucamelon Pickles – Love and Olive Oil
Eine Freundin von mir hat diese supersüßen Früchte am Balkon, vielleicht pflanze ich nächstes Jahr auch welche an.

Momofuku’s Soy Sauce Eggs – Food52
Marinierte Eier, noch nie probiert!

Simple Vegan Chocolate Cake – Minimalist Baker
Gebacken und dabei schrecklich geärgert (vegane Kuchen fallen immer auseinander!?!?)

My Best Browned Butter Soft and Chewy Cinnamon Sugar Snickerdoodles – i am a food blog
Herbstcookies.

Wassermelonengranita – Splendido Magazin
Sommerslushie.

Texte

Nomads travel to America’s Walmarts to stock Amazon’s shelves – The Verge (via Recs Newsletter)
Humans of Late Capitalism.

Discontinued nail polish, Pop-Tarts, hair curling products: Anderson has chased them all when the scanner has shown them fetching multiples of their normal price. He once hunted a particular brand of discontinued dental floss across the Big Lots of America, buying six-packs for 99 cents and selling them on Amazon for over $100 apiece.

Die gefährlichen Folgen der Achtsamkeitslehre – Tagesspiegel (via Soulzeppelin)
Erinnert mich an diesen Essay im Guardian vor ein paar Wochen.

Achtsamkeit ist ein Bewältigungsmechanismus, aber kein guter. Sie setzt einen auf eine Empfindlichkeitsstufe, auf der man den Anschein der Funktionstüchtigkeit wahren kann, selbst noch kurz vor dem innerlichen Kollaps. Sie gaukelt Normalität vor, wo Empörung angebracht wäre. Sie macht überforderte Arbeitnehmer zu Bewusstseins-Unternehmern, die den eigenen Körper so resilient machen wollen, dass sie Strapazen gehorsam über sich ergehen lassen. Mehr noch, damit sie besser werden als die Konkurrenz.

Toward a Universal Theory of ‘Mom Jeans’ – The Atlantic (via Ann Friedman’s Newsletter)
Jeans-Geschichte und Sexismus.

For most women who came of age in the latter half of the 20th century, then, straight-legged and high-waisted jeans were pretty much always a cool, or at the very least perfectly normal, thing to wear out into the world. But it makes perfect sense that the term mom jeans would come about as a pejorative at a time when high-waisted, loose-fitting jeans looked particularly conservative compared with what trendy young women were wearing.

The Crane Wife – The Paris Review (via Ana Grujić’s Newsletter)
Schöne Erzählung über eine abgesagte Hochzeit, persönliche Enttäuschung, Bedürfnisse und Vogelbeobachtung.

These were small things, and I told myself it was stupid to feel disappointed by them. I had arrived in my thirties believing that to need things from others made you weak. I think this is true for lots of people but I think it is especially true for women. When men desire things they are “passionate.” When they feel they have not received something they need they are “deprived,” or even “emasculated,” and given permission for all sorts of behavior. But when a woman needs she is needy. She is meant to contain within her own self everything necessary to be happy.

Audio/Video

Vox Earworm
Tolle Videoserie, die Musik zerlegt – historisch und handwerklich.

Sonst So

Always with Butter
Die Fotos und das Design dieses Blogs gefallen mir sehr gut – nur gibts offenbar keinen RSS-Feed :(

Rainbow Seed Bead Earrings DIY – A Beautiful Mess
Ich glaube, diese Ohrringe bastle ich mir!

Foto

Gewitter auf der Alm.

Backkatalog



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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