Zuckersüß 511: Bargeld-Tracking, KI-Geflüchtete, Soul-Parties

wie cool ist eigentlich die neue Wien-Museum-Fassade?

…mit wenig Gebackenem, einigen Lokalen (Speisen ohne Grenzen, Trude&Töchter, No Panic, Matiki), einem Buch (i hate the internet), zwei Strickprojekten (Klimawandeltuch, Pisu Top)und wie immer, den besten Links der vergangenen Woche.

Seit dem letzten Zuckersüß habe ich einen Pfirsich-Kirsch-Pie nach dem Alles-was-der-Garten-hergibt-Pie-Rezept (basierend auf Stella Park’s Pie Crust) von 2021 gebacken.

Gegessen

Taaajiiiiine (bissl angekokelt)

Gemüsetajine, die ich erstmals auf der Herdplatte und nicht im Ofen zubereitet habe, mit dem Effekt, dass der Boden ganz verkohlt war. Pasta mit Pistazienpesto, das ich überhaupt nicht mochte. Kaiserschmarrn mit Orangenzeste und Rosinen, dazu Apfelmus.

Die traurigsten Edamame (5,50€) aller Zeiten und eh-okaye Misosuppe (3,50€) bei Noodle King (1190), wo ich jetzt auch in Mittagspause-bei-geschlossener-Kantine-Verzweiflung sicher nicht mehr essen werde.

Ein Naan mit Lacuh-Kartoffelfüllung viel Olivenöl auf der Außenseite (warum??), dazu säuerlich pikanter Mango-Dip Tomaten, Gurken, Oliven und Blaukrautsalat (9,50€) zum Frühstück im Speisen ohne Grenzen am Yppenplatz (1160). Ein Mittagsmenü (14€) im Trude im Wien Museum (1010), bestehend aus Maissuppe mit Chili und Erdäpfel-Brokkoli-Laiberln auf Jogurt-Dip und Salat, der etwas Dressing hätte vertragen können.

Dekadente Iced Oat Matcha Latte (6,50€) bei No Panic am Schottentor (1090). Zwei Cocktails in der Matiki-Bar (1070): Spicy Sanchez (15€) auf Tequila- und Mezcal-Basis, mit Grapefruitsaft und Chililikör – glücklicherweise gar nicht so scharf. Hibiscus Punch (15€) mit dunklem Rum, Averna, Ananas und Hibiskussirup hat mich geschmacklich ein bisschen an diese Kirsch-Halswehbonbons für Kinder erinnert, aber auf die gute Art.

Gesehen

Ein Acoustic-Set von Indie-Rocker PANDE beim Sommerfest des Netzwerk Klimajournalismus am Badeschiff.

DachArt #2, ein StreetArt-Kunstwerk von Käthe Löffelmann auf dem Dach des Wien Museums. Der referenzierte Tweet „Ok. No more billionaires. None. After you reach $999 million, every cent goes to schools and health care. You get a trophy that says „I won capitalism“ and we name a dog park after you“ kommt mir super bekannt vor, aber ich komm nicht mehr auf den Ursprungskontext. Daneben sind Adelheid Popp und Käthe Leichter zu sehen, zu der ich im Jänner eine Ausstellung im Waschsalon des Karl-Marx-Hof besucht habe (s. Zuckersüß 493).

Gelesen

Ein paar Seiten in Jason Kobeks i hate the internet. Mit der Sprache und dem Erzählstil – nur lose Zusammenhängende Anekdoten und Figuren, sehr viele lexikonartige Definitionen dazwischen – bin ich noch nicht so richtig warm geworden.

Angesichts der News zum X-Chatbot Grok (am Donnerstag habe ich dazu eine Meldung für die futurezone geschrieben: Grok wird bald in Tesla-Fahrzeuge integriert), fand ich es aber einen argen Zufall, dass dieser Begriff auch in dem Roman eine Rolle spielt:

Perhaps the most famous example of a Science Fiction writer inventing a new word occurs in Robert Heinlein’s Stranger in a Strange Land. Part of Heinlein’s vision of horny decentralized alien sex involves the Martian word grok.
To grok something is to comprehend that something with effortless and infinite intiuition. When you grok something, that something becomes a part of you and you become a part of that something without any troublesome Earthling attempts at knowing.
A good example of groking something is the way that members of the social construct of the White race had groked their own piglet pink.
They’d groked their skin color so much that it became invisible. It had become part of them and they had become part of it. That was groking.
People in the San Francisco Bay Area, especially those who worked in technology like Erik Willems, loved to talk about groking.
With time, their overusage stripped away the original meaning and grok became synonymous with simple knowledge of a thing.
In a weird way, people in the Bay Area who used the word grok did not grok the word grok.

Jarett Kobek: i hate the internet (p. 40)

Gestrickt

Weiter an meinem Klimawandeltuch 2025 (s.a. Daten Stricken in der Klimakrise, ravelry).

Weiter an meinem Pisu Top (Pattern von Gingko B. bei ravelry), das erste der vier Teile ist schon fertig.

Veröffentlicht

Im Blog: Marillen-Tartelettes mit Olivenöl-Vanille-Frangipane

Anderswo: Einen Text für die futurezone.at: Goodreads und Storygraph: Das können die Apps für Lese-Fans. tl;dr: Storygraph ist mir sehr viel sympathischer als die App von Amazon, ich denke, ich werde da bald mal meine Bibliothek drin speichern, damit ich wie bei meinem Garn bei ravelry ein digitales Abbild habe.

Rezepte

Black Sesame Ice Cream – David Lebovitz (via @zoebakes auf Insta)
Ich sollte meine Eismaschine mal wieder startklar kriegen!

Texte

Bargeld-Tracking. Du hast Überwachungsinstrumente im Portemonnaie – Netzpolitik.org
Coole Recherche!

Selbst wenn ein Mensch die Banknote einkassiert, ist sie nicht vor automatisierter Seriennummern-Erkennung geschützt. Denn die Einnahmen der meisten Geschäfte werden täglich von Geldtransportunternehmen abgeholt. Und die jagen das Geld in ihren Cash-Centern durch Banknotenprüf- und -sortiermaschinen, die auch Seriennummern auslesen können.
Der umfassende Einsatz von automatisierter Seriennummernerkennung bietet die technische Infrastruktur für eine detailreiche Nachverfolgung der Reise von Geldscheinen. Und es gibt zunehmend Bestrebungen, die anfallenden Daten zu speichern und zusammenzuführen. Bargeld wird so zum Überwachungsinstrument.

Wie sich die Mittelschicht verändert – ORF Topos
So schade, das Topos bald zusperren muss…

Was sich im Zeitverlauf zudem geändert hat, ist die Zusammensetzung der Mittelschicht, also welche Personengruppen in welchem Ausmaß vertreten sind. Hier seien klare Trends erkennbar, so Rocha-Akis. „Jüngere Generationen haben es immer schwerer, zur Mittelschicht zu gehören.“ Haushalte mit Hauptverdienern unter 35 Jahren, vor allem solche mit Kindern, zählen deutlich häufiger zur unteren statt zur mittleren oder oberen Einkommensgruppe. Gleichzeitig hat die Zahl der Ein-Personen-Haushalte ebenso zugenommen wie die Bevölkerung in größeren Städten – auch hier ist der Anteil jener, die zur Mittelschicht gehören, zurückgegangen.

The Obsessive Pleasures of Mechanical-Keyboard Tinkerers | The New Yorker(archive.ph ohne Paywall) (via Zuckersüß 433)
Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einem Freund über Tastaturen unterhalten und mich im Anschluss an dieses Feature von 2022 erinnert. Weiterhin lesenswert! Außerdem habe ich beim verlinkten Service Monkeytype meine Tippgeschwindigkeit überprüft, ich kam auf Englisch bei mehreren Versuchen auf knapp unter 90 Wörter/Minute, auf Deutsch auf knapp 100 Wörter/Minute, mit einer accuracy von jeweils über 96% (das kommt bestimmt vom stundenlangen Transkribieren für meine Radiosendungen, prä-KI-Transkription!).

A paradox of computer evolution is that, during the late twentieth century, every computer component rapidly improved by an almost inconceivable degree—processors, storage devices, monitors, peripherals—except keyboards, which got worse and worse. The Model F and almost all of its early competitors were so-called mechanical keyboards, in which each key press activated a piston-like electrical switch or similar actuator. Manufacturers eventually realized that if they replaced mechanical switches with rubber domes or flexible membranes, they could cut their costs significantly.

The radical 1960s schools experiment that created a whole new alphabet – and left thousands of children unable to spell – The Guardian
Weirde Idee mit schlechter Umsetzung.

The issue isn’t simply whether or not ITA worked – the problem is that no one really knows. For all its scale and ambition, the experiment was never followed by a national longitudinal study. No one tracked whether the children who learned to read with ITA went on to excel, or struggle, as they moved through the education system. There was no formal inquiry into why the scheme was eventually dropped, and no comprehensive lessons-learned document to account for its legacy.

„Geistiger Diebstahl“: Wie problematisch ist der KI-Plan von „t-online“? – übermedien
Die Arbeitsbedingungen von Redakteur_innen tut KI-Automatisierung wahrscheinlich nicht gut.

Es geht daher in der Diskussion weniger um ein qualitatives als um ein quantitatives Problem. Das Stichwort lautet: Automatisierung. Denn bisher haben Redakteure entschieden, was relevant ist und was nicht. Und sie mussten die Zusammenfassungen auch selbst schreiben. Das ist jetzt nicht mehr nötig. Mithilfe von KI könnte „t-online“ unzählige solcher Texte in kürzester Zeit verbreiten und Lesern so lange zusammengefasste Artikel um die Ohren hauen, bis keine Original-Inhalte mehr übrig sind.

Wie HBM Advisory eine automatisierte Medienbranchen-Website mitsamt Newsletter produziert – News Machines (via Marcus Krueger auf bsky)
Hm.

Nischenpublikation zu beschäftigen, werden Spezialisten eingesetzt, die nur einen Bruchteil der normalen Stunden arbeiten.
Jeder Redakteur spezialisiert sich auf ein bestimmtes Vertical (wie Supplier Relationship Management, Audiologie, etc.). KI übernimmt die aufwändige Arbeit (Stories finden, erste Entwürfe schreiben), sodass menschliche Redakteure nur minimale Zeit für Kuration und Qualitätskontrolle brauchen.
Der Einsatz von KI macht die Bereitstellung von „unsexy“, aber sehr relevantem Content für bestimmte Nischenzielgruppen wirtschaftlich machbar.

The UN Made AI-Generated Refugees – 404 media
KI-Firmen haben so absurd viel diskursive Macht, dass sie UN-Forschungseinrichtungen auf so von vornherein zum Scheitern verurteilte Ideen bringen…

Fournier-Tombs said that it’s important for the UN to get a handle on AI and start working through the ethical problems with it. “There’s a lot of pressure everywhere, not just at the UN, to adopt AI systems to become more efficient and do more with less,” she said. “The promise of AI is always that it can save money and help us accomplish the mission…there’s a lot of tricky ethical concerns with that.”
She also said that the UN can’t afford to be reactive when it comes to new technology. “Someone’s going to deploy AI agents in a humanitarian context, and it’s going to be with a company, and there won’t be any real principles or thought, consideration, of what should be done,” she said. “That’s the context we presented the conversation in.”

Audio

NPR’s Climate Solutions Week – Could this city be the model for how to tackle the housing crisis and climate change (via aldasky auf bsky)
Der O-Ton „We’ve all been Vienna-pilled“ hat mich sehr belustigt. Außerdem musste ich an die Suburbia-Ausstellung als Kontrast denken, die noch bis Anfang August im AzW läuft (s. Zuckersüß 506).

Can’t Stop Dancing – Soul-Szene Deutschland – SWR Kultur Essay
Liebevolles Feature über eine nischige Partyszene.

Ein „Soul Allnighter“ ist eine sehr besondere Clubnacht. DJs legen Vinyl-Singles auf. Man kleidet sich ausgefallen und tanzt unverwechselbar. Fried
fertig geht es zu, ein Spirit der „Togetherness“ herrscht. Und: Man hört roughen, groovigen Soul hauptsächlich aus den 60ern.
Diese Abende beleben und reaktivieren eine Musikkultur, wie es sie im 21. Jahrhundert eigentlich gar nicht mehr gibt. Der O-Ton-Essay beleuchtet ihre Geschichte, die vor 50 Jahren in Großbritannien begann und sich zwischen Bamberg und Berlin längst auch in Deutschland etabliert hat.

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Redakteurin bei futurezone.at, als freie Audio-/Kulinarikjournalistin und Sketchnoterin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.