Zuckersüß 393

mit wenig Gebackenem, Bubble Tea, einem To-Go-Lokal-Ausflug (mit Stopp bei SOPHOS, Moby Dick und Crème de la Crème) , TV-Musikshows und wie immer, den besten Links der letzten Tage.

In der vergangenen Semesterstart-Woche habe ich nur einmal gebacken, und dann nichtmal was Neues: PBJ-Brownies (mit Aroniagelee statt Preiselbeeren). Meine Pläne für Helen Gohs Salted Pineapple and Brown Sugar Cake habe ich auf später verschoben.

Bubble Tea, schon wieder

Nach meiner ersten Bubble-Tea-Erfahrung vor ein paar Wochen war ich nochmal bei FindTea im ersten Bezirk. Die Schlange war diesmal noch länger als beim letzten Mal. Ich wollte trotzdem mein Glück versuchen, endlich eines der (sonst immer ausverkauften?!) Desserts zu probieren und stellte mich mit einer Freundin an.

Nach ein paar Minuten Wartezeit erstand ich ein „Taro Bun“ (4€) das vom Konzept her einem dreieckigen Germknödel ähnelte. Außen bestand es aus rosarotem fluffigen gedämpften Germteig mit leichten Röstspuren an der Unterseite. Innen versteckte sich neben einer weißen, zähen Puddingmasse auch kaum gesüßte rote Bohnenpaste. Bei der bunten Farbe hatte ich eine Zuckerbombe erwartet, allerdings war eher das Gegenteil der Fall. Auch mein Bubble Tea (6,40€) war diesmal nicht unerträglich süß, weil ich ihn mit 50% Zucker bestellte. Außerdem nahm ich statt Kuh- Hafermilch, was mir gut schmeckte.

Während mein letzter BubbleTea-Selbermachversuch schrecklich misslungen ist, könnte ich mir vorstellen, dass ich so ein Taro Bun schon hinkriegen könnte. Rote Bohnenpaste habe ich eh noch im Vorrat, vielleicht versuche ich mich bald daran!

SOPHOS, Moby Dick und Crème de la Crème

Am Samstag wollte ich unbedingt etwas nicht alltägliches unternehmen. Die Pandemie schränkte die Auswahl für Ausflüge schon ziemlich ein, aber quer durch die Stadt zu einradeln sollte klappen. Gedacht, getan.

Der erste Stopp auf der Tour war SOPHOS bei der U6-Station Alserstraße, wo es meiner Meinung nach die besten Pizzastücke der Stadt gibt. Wir aßen eines mit Kurkuma-Kartoffelwürfeln, Mozarella, Petersilie und Knoblauchöl, eines mit Champignons und Petersilie und eine Margherita (jeweils 2,60€).

Weiter gings in Richtung 1070, genauer zur Bar Moby Dick. Dort gibts samstags ab 15 Uhr Bottled Bloody Mary und Fish&Chips (20€ zusammen). Für erstere hatten wir eigene Gläser mitgebracht, die uns freundlicherweise mit Eiswürfeln aufgefüllt wurden.

Während wir auf einer Parkbank ein paar Meter weiter schonmal an der Bloody Mary nippten (sehr tomatig, pfeffrig und ganz leicht Chili-scharf), bruzzelte in der Küche panierter Kabeljau und Pommes im Fett. Serviert wurde beides in einer Pappschachtel mit Erbsen-Minz-Püree und Remouladensauce mit Essiggurkerln. Das passte alles sehr gut zusammen und auch super zum Cocktail, nur alleine hätte ich mir das Ganze wohl nicht geleistet (20€ ist schon ganz schön viel).

Dessert sollte auch noch her, deswegen ging es weiter in den neunten Bezirk zu Crème de la crème. Bei Mehlspeisen wähle ich „auswärts“ noch selektiver als bei anderen Gerichten (warum etwas kaufen, das ich auch selbermachen könnte?), doch in der französischen Pâtisserie gibts natürlich eine ganze Reihe an Tartelettes und Choux und Eclairs, die ich nicht mal schnell selberbacken würde. Ich kaufte ein Schoko-Erdnuss-Eclair und eine kleine Tartelette au Citron (insgesamt etwas mehr als 11€).

Ersteres überzeugte mich nicht so sehr. Es war zweifellos sehr gut und auch schön anzuschauen (Goldstaub!), aber irgendwie auch langweilig – wie die Pâtisserie-Variante eines Snickers. Anders die Tartelette au Citron, die ich super fand: Dünner Mürbteig, gefüllt mit enorm cremiger, stechend zitroniger Crème und süßen Baisertupfern außenherum.

TV-Musikshows: Starmania und SanRemo

Dank singstar (meine Pandemie-Abendgestaltung ähnelt an die meiner frühen Teenagerjahre??) bin ich wieder auf Christina Stürmer aufmerksam geworden, deren „Ich lebe“ einer der Ohrwürmer meiner Kindheit war. Das ließ mich in ein Starmania-rabbithole kippen und gipfelte darin, dass ich mir tatsächlich die aktuelle Folge dieser ORF1-Castingshow anschaute.

Ich habe schon jahrelang keine dieser großen Freitag/Samstagabend-TV-Shows mehr angeschaut (einen Fernseher habe ich nie besessen), und kenne das „alte“ Starmania nicht. Umso faszinierender fand ich das Format. Ich glaube, es gibt keine bessere Einführung in die Popkultur Österreichs (die mir nach fünf Jahren immer noch recht fremd ist), als so eine Castingshow.

Auf Twitter (immer einen second screen zur Hand!) wurde ich dann noch auf das gerade stattfindende Finale des Festival della canzone Italiana aka Sanremo aufmerksam und machte gleich weiter mit linearem Fernsehen, und zwar dem von Rai1. Wie genau dieser Songcontest funktioniert (geschweige denn, was in Italien gerade mainstream-cool ist) erschloss sich mir nicht ganz, aber auch hier konnte ich etwas mitnehmen: Die Erkenntnis, dass mein Italienisch-Hörverstehen gerade gut genug für seichte Samstagabendshows und deren Werbepausen ist. Und dass ausländisches Linearfernsehenschauen derzeit vielleicht eine der besten Möglichkeiten ist, Alltagserfahrungen auf Reisen zu ersetzen.

Genug Fernsehen für heute, hier folgen meine liebsten Links der Woche:

Rezepte

Coffee Blondie Bars | The Vanilla Bean Blog
Da würde ich jetzt gerne reinbeißen.

Texte

With bars and restaurants closed, bartenders and chefs are taking their businesses online
Ich finde, das fällt in der Wiener Restaurantszene stark auf, vor allem auf Instagram. Zum Beispiel postet der Tian-Bistro-Chefkoch Jonathan Wittenbrink regelmäßig Rezepte, maka(so) Ramen wurde dort erst bekannt, die healthy boy band macht auf ihren verschiedenen Accounts auch viel Content.

Bartenders and chefs alike are seeking out digital platforms to build and monetize their personal brands. And a number of platforms have come forward claiming to help these people better market themselves to a national audience and find new ways to connect and monetize.

How Ottolenghi’s bright colours and vivid tastes changed the way we eat | Food | The Guardian (via Anke Gröner)
„Ottolenghi“ als Marke ist ein erstaunliches Phänomen geworden (s.a.: die Ö1-Diagonal-Sendung, bei der ich im November mitgewirkt habe).

Its cornerstone is the original Ottolenghi, published in 2008; a book which introduced the UK to the then exotic joys of tahini, sumac and za’atar. It’s not yet 15 years old, but to flick through its pages is to glimpse the self when young, before charring broccoli was a thing. To think, there was a time when all we did was boil it.

Daniel Radcliffe and the Art of the Fact-Check | The New Yorker (via @stormgrass)
Ich frage mich, wie viele Artikel (v.a. bei so „soften“ Lifestylethemen wie Restaurantkritiken) so genau ge-fact-checked werden…

Then he put Radcliffe to work. They hunched over a soon-to-run review of Oxomoco, a Mexican restaurant in Greenpoint, Brooklyn. The first step, Canby explained, was to underline all checkable facts. “Let’s crack on,” Radcliffe said, scanning the line “The dip itself was excellent, laced with chilies in adobo and cilantro and dressed up with cotija cheese and slightly smoky, lightly charred cherry tomatoes.” He underlined everything except “was excellent.”

Allzu nah dran: Wenn Journalist*innen die Fragen nicht an, sondern für ein Ministerium stellen | Übermedien
Nochmal Medien-Meta:

Bereits der Anschein, dass Journalist*innen mit Politiker*innen gemeinsame Sache machen, fällt auf einen fruchtbaren Boden aus „Lügenpresse“-Vorurteilen, Verschwörungsideologien und Kritik am Rundfunkbeitrag. Redaktionen müssten eindeutig klären, wo die roten Linien verlaufen. Idealerweise helfen dabei nicht nur Dienstanweisungen, sondern nachvollziehbare Kriterien und ein transparentes journalistisches Selbstverständnis, das Orientierung gibt – den Journalist*innen und dem Publikum gleichermaßen.

Glass Walls – The Studio of James T. Green (via Hotpod?)
Über diesen Text bin ich im Kontext des Gimlet-Skandals gestolpert.

The promise that the messiness and inefficiencies of storytelling could be simplified and reproduced as a formula. That promise, much like WeWork’s attempt to industrialize human connection, was enticing––salivating even––to any investor bored of smartphone-based infrastructure pitches. You have the possibility to scale empathy.

How I Read – dumit
Diesen Text sollte ich für ein Uni-Seminar lesen, und obwohl ich bis jetzt nicht allen Punkten folgen konnte, finde ich die Überlegungen interessant:

I wanted to respond to the questions raised during our class regarding what kind of a reading I have been doing over these weeks. I see it as close (as opposed to general), constructive (as opposed to deconstructive), positive (as opposed to negative), generous (as opposed to critical), slightly genealogical (as opposed to hermeneutic), methodological in focus (as opposed to explicative), and ethical (as opposed to descriptive). Given this little machine of reading possibilities I can see almost any combination of the above as a possible mode of reading. I should note here that this is not necessarily a ‘conceptual system of possible readings’ that I am committed to – I may not use it in this way again – nonetheless it is a working draft. Comments appreciated. Now I will more fully elaborate what I mean.

Gegen die Meritokratie – Republik (via @mspro)
Langer Longread, über den ich noch ein bisschen nachdenken werde.

Was genau ist also Meritokratie? Es ist die Herrschaft derer, die es auch verdienen zu herrschen. Etwas technischer ausgedrückt: die Hierarchisierung der Gesellschaft gemäss dem objektiven Verdienst ihrer Mitglieder, gemäss ihren Fähigkeiten und Qualifikationen – oder eben ihren Meriten. Etymologisch leitet der Begriff sich ab vom lateinischen meritum, was Verdienst bedeutet. Praktisch bedeutet er etwas Simples: Die Hoch­qualifizierten und Kompetenten sollen oben in der Hierarchie stehen. Die Niedrig­qualifizierten und nicht durch geistige Brillanz Auffallenden sollen sich mit einem Platz am unteren Ende begnügen. Moralisch bedeutet dieses einsichtige Organisations­prinzip jedoch noch etwas anderes: Wer oben steht in einer solchen Hierarchie, der hat es auch verdient.

Audio/Video

Podcast 173 – Streit ma scho wieder? – Flip the Truck
Ich hör den vier von Flip the Truck so gern zu. Bester Filmpodcast!

Vox Media: Podcast Network | Land of the Giants
In diesen Podcast habe ich vergangene Woche erstmals reingehört, und ich weiß noch nicht recht, ob ich weiter hören soll. Gut gemacht ist das Ganze auf jeden Fall, so viel Neues ist aber irgendwie nicht dabei?? In der zweiten Staffel gehts um das „Google Empire“, ich habe mir vorerst nur die Folge über Android (mit reporting von einem nigerianischen Handymarkt, sehr ungewöhnlicher Zugang!) angehört.

Foto

Ein Stapel Handgestricktes, inklusive meiner Sunday Cardigan, der ich nun endlich auch Knöpfe angenäht habe.

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.