Zuckersüß 354

In den letzten Tagen habe ich hawaiianisches Buttermochi, Scones, 3fach-Kokos-Muffins und Mochi-Kuchen mit schwarzem Sesam (bald im Blog!) gebacken.

Auf der Suche nach einem *guten* Krapfen in Wien (ein Vorhaben, das letztes Jahr gescheitert ist!) habe ich vier verschiedene probiert: von Oberlaa, Aida, Linsbichler und Waldherr – letzterer ist aktueller Favorit. Solange noch Fasching ist, werde ich aber in jeder Bäckerei, an der ich zufällig vorbeikomme, Krapfentesten. Katha Seiser hat das übrigens 2011 bei ihrem 3. jour doux mal supersystematisch getan – die Kriterien dort werde ich in Zukunft auch beherzigen.

Das rote Wien (Wien Museum MUSA)

„Das rote Wien“, die ausgelagerte Ausstellung des Wien Museums, lief jetzt schon ein paar Monate und ich hätte es beinahe nicht mehr hin geschafft. Beinahe – denn am vorletzten Ausstellungssonntag beschloss ich mit ca. 200 anderen Leuten hinzugehen und einer der letzten Führungen zu folgen.

Das klappte leider nicht so gut, weil man sich im Ausstellungsraum kaum umdrehen konnte, geschweige denn hören, was der Vermittler alles zu sagen hatte. Den ersten Teil schaute ich mir also „alleine“ an. Besonders in Erinnerung blieben mir dabei die Arbeiten von Margarete (Schütte-)Lihotzky, die nicht nur die Frankfurter Küche (s.a. Anke Gröners sehr informatives Referat oder Zeitsprung Folge 21 dazu) auf entwickelt hat, sondern z.B. auch eine funktionale, billig herzustellende Abwasch-/Badekombi für die Häuser der Siedlerbewegung. Sehr spannend fand ich auch das „Wiener Kinder 1. Buch“, eine Leselernfibel von 1927, die in sechs verschiedenen Schriften (Steinschrift, Akzidenz-Grotesk, Behrens-Fraktur, Augsburger-Fraktur, König-Schwabacher und Original-Schwabacher) gesetzt ist. Vor allem die letzten in der Liste sind mir sehr fremd, ich habe in der Grundschule Anfang der 2000er Jahre nämlich nur zweierlei Schriften gelernt…

Ab dem Bereich zur Frauenpolitik stieg ich dann in die Führung ein. Im roten Wien zwischen den Kriegen wurden ziemlich progressive Positionen, z.B. die Abschaffung des Abtreibungsverbots und Care-Arbeit diskutiert (s.a. „Es lebe drum: die Frau von heut! Frauenpolitik im Roten Wien“ von Marie-Noelle Yazdanpanah im Ausstellungskatalog, S.52). Was mir völlig neu war: die Rivalität zwischen Moskau als ideale kommunistische Stadt und Wien, als ideale sozialistische Stadt – „die rote Millionenstadt ist Hoffnung und Erhebung der arbeitenden Völker aller kapitalistischen Länder der Welt darum bleibe Wien rot immerdar“ (Cover des „Kuckuck“, April 1932). Insgesamt habe ich mir „Das Rote Wien“ aber umfangreicher vorgestellt, ohne ausführliches Hintergrundwissen oder eine Führung wär es wohl ein bisschen fad.

Ein paar Tage später war ich noch auf dem ersten Visualisierungsbarcamp, über das ich noch gesondert drüben im Sketchnote-Blog jasowieso.com bloggen werde. Und vergangenen Freitag lief dann auch noch meine Moment-Kulinarium-Sendung „Die Rennaissance des Rums“ auf Ö1, hier noch nachzuhören. Am Abend vor der Ausstrahlung gönnte ich mir einen Cocktail in der Halbestadt-Bar von Erich Wassicek, den ich tags zuvor interviewt habe. Er empfahl mir den „Pusser’s Painkiller“ aka, die „Piña Colada für Erwachsene“, mit kräftigem Rum, Kokoscreme, Orangensaft und Muskatnuss. Ich hatte völlig vergessen, wie gern ich die Kombi Kokos-Muskat habe (s.a.: Coconut Cupcakes von 2011).

Bücher

Mit Büchern abseits meiner Bachelorarbeit hatte ich auch endlich mal wieder zu tun: ich las das von Astrid Henn wunderschön illustrierte Kinderbuch Das Neinhorn von Mark-Uwe Kling durch (nicht besonders lang, ich gebs zu), diskutierte mit meinem Buchclub Saša Stanišićs Herkunft und blätterte Switched on Pop von Nate Sloan und Charlie Harding, das Buch zu einem meiner liebsten Podcasts, durch. Und ich habe mir Sara Farris In the Name of Women’s Rights: The Rise of Femonationalism bestellt, nachdem ich seit ihrem Vortrag im Dezember darüber nachdenke, ob ich wirklich *noch* ein Buch auf meinem ungelesenen Stapel brauchen kann (-> ja, weil ichs für eine Seminararbeit verwenden werde).

Hier folgen meine liebsten Links der letzten beiden Wochen:

Rezepte

Vegan Marshmallows – Izy Hossack – Top With Cinnamon
Marshmallows veganisieren klingt ganz schön schwierig.

Giant Crinkled Chocolate Chip Cookies Recipe – NYT Cooking
aka „An Internet-Famous Cookie„.

Chocolate Chip Cookies With Black Sesame and Seaweed Recipe – NYT Cooking
Algen in Keksen?1?!?

mushroom bourguignon – smitten kitchen
Ein Schmorgericht wär mal wieder was.

Tangerine Sorbet – David Lebovitz
Winter!

Texte

Shallow Graves – New Yorker (via @Johannes42)
Für solche Nerd-Links liebe ich Twitter. Ein Artikel über Paul Austers Gesamtwerk (dessen 4321 ich sehr gern gelesen habe) als Beispiel für einen besonders gelungenen Verriss in einer Diskussion zwischen Literaturwissenschaftler_innen.

What is problematic about these books is not their postmodern skepticism about the stability of the narrative, which is standard-issue fare, but the gravity and the emotional logic that Auster tries to extract from the “realist” side of his stories. Auster is always at his most solemn at those moments in his books which are least plausible and most ragingly unaffecting.

Rechtsradikalismus: Das Hufeisen schlägt zurück – ZEIT ONLINE
Rechts und Links gleichzusetzen ist einfach eine schlechte Idee.

Auf der anderen Seite gibt es die AfD, deren Vorstellungen von Demokratie denen Viktor Orbáns ähneln. Bürger nichtweißer Hautfarbe, nichtchristlichen Glaubens oder nichtrechter Einstellung sind in ihrem Weltbild keine richtigen Bürger, sondern der innere Feind. Dementsprechend müssen die Öffentlich-Rechtlichen sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen von nichtrechten Einflüssen befreit werden. Die AfD fügt sich nicht ins demokratische Spektrum ein, sondern sie radikalisiert sich immer weiter. Wer glaubt, eine Regierungsbeteiligung könne sie zähmen, der hat nicht verstanden, dass die Partei Bestandteil eines internationalen rechten Netzwerkes ist, das dabei ist, die Demokratien des Westens von innen auszuhöhlen und zu minderheitenfeindlichen Mehrheitsdiktaturen umzubauen.

Die Geschichte mit der Tracht | enjoying the postapocalypse
Tracht zu tragen kann ich mir aus vielen Gründen nicht mehr vorstellen.

Ich will nicht glauben, dass die Trachtenträger_innen aus dem BOKUball sich alle in eine Zeit zurücksehnen, in der die Jungfräulichkeit einer Frau an ihrer Kleidung ablesbar sein muss – nicht einmal Facebook-Profile bieten so viel Einblick. Anhänger_innen der – in Österreich glücklicherweise abgeschafften – Monarchie dürften unter ihnen wohl auch nur sehr vereinzelt zu finden sein. Ich persönlich finde unter den Werten und Traditionen, die sich mit einer Tracht verbinden lassen, nur Dinge, die mir ultrakonservativ oder (lokal)patriotisch scheinen. Das passt in meinen Augen mit den oben erwähnten Rastazöpfen, die [bei weißen Träger_innen] gemeinhin eher ein Ablehnen von bürgerlichen Werten symbolisieren sollen[!], nicht zusammen. Die Fragezeichen über meinem Kopf werden immer größer.

Der letzte, der es wagt, abzutreiben – Tagesspiegel
WTF, Niederbayern.

Niederbayern, der Katholizismus und die Politik – diese Zutaten ergeben eine Mischung, die manchmal gefährlich wird. Spandau sagt: „Im Moment kocht es über.“
Er meint die „Lebensschützer“, Menschen, für die ein „gottgewolltes“ Leben immer mehr wert sein wird als die Frau, die es austrägt. Gerade schlägt Spandau sich vor Gericht mit so einem herum. Der hatte ihn als „Massen- und Völkermörder“ beleidigt, Spandau zeigte ihn an. Auch Thoralf Fricke von pro familia kennt den Mann. Er stand im Herbst 40 Tage lang, täglich von 10 bis 15 Uhr, vor Frickes Einrichtung, hielt Poster hoch und verteilte Flyer. Ein antifaschistischer Blog aus Passau hielt im Foto fest, wie sich ein lokaler AfD-Politiker dazugesellte.

Germany’s abortion law: made by the Nazis, upheld by today’s right | Mithu Sanyal – Guardian

As the law stands, Hänel is allowed to state on her website that she offers abortions – but nothing more. Last year Hänel’s colleague Bettina Gaber was convicted under the new reformed section 219a for using the words “medicinal, anaesthesia-free” in describing the abortions she offered. The government has made it clear that the new law isn’t about advertising any longer, it simply prohibits all information except for a link to the medical council. If I go to a counsellor – and I have to go to a counsellor if I want to an abortion – the same rule applies. They are not allowed to give me a list of doctors, only a link to the medical council – whose list is based on babycaust’s. No joke.

The consolations of rail travel – New Statesman
Ich bin mittlerweile großer Nachtzugfan – auf sehr vielen Strecken macht das viel mehr Spaß als Fliegen.

Trains may once have accelerated life but in our digital world they have the opposite effect: they slow one down. To see the landscape rolling by, or at night to see the lights passing and feel the wheels turning beneath one, is to travel consciously, mindful of the distance one is covering.

Quelques jours avec la nouvelle lumière de la scène electro arabe – Greenroom
Spannende Künstlerin (s.u.).

Pourquoi يثرGlitter٥٥ ? “Je collectionne les chaussettes à paillettes, rit-elle un peu gênée. Et les deux symboles à côté représentent le chiffre 55. C’est une expression marocaine : “Khamssa wkhmiss”, qui contre le mauvais œil. Faut pas me chercher, quoi.”

Audio/Video

Blood In The Cut – K.Flay
Meine ehemalige Mitbewohnerin hörte sehr viel Musik von K.Flay und ich dachte immer es wäre Jessie Reyez. Dank Joels Jahresrückblick habe ich jetzt endlich mal aktiv K.Flays letzte zwei Alben gehört und bin sehr begeistert.

Glitter ڭليثر٥ ٥
Über HabibiFunk bin ich in „alte“ arabische Popmusik hineingefallen, jetzt habe ich durch seinen Insta-Account diese supercoole DJ aus Rabat gefunden.

18 Female Middle Eastern DJs that should be on your Radar – Scene Arabia
Durch diese Liste (auf der auch Glitter ڭليثر٥ ٥ steht) muss ich mich noch durchhören.

Archach – Moroccan Tapes
Gleich noch mehr Musik aus dem Maghreb.

Sonst So

Lady Bluetooth. Hedy Lamarr | Jüdisches Museum Wien
Diese Ausstellung gibts seit November und ich höre jetzt erst davon? Gut, dass sie noch bis Mai geöffnet hat…

Simple Macrame Camera Strap Tutorial – A Beautiful Mess
Das wär mal ein nützliches Bastelprojekt!

Foto

Was bei Frost noch im Garten steht

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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