Zuckersüß 350

In den vergangenen Tagen habe ich viel gearbeitet (das Ergebnis ist in den nächsten Tagen bei Ö1 zu hören), wenig geschlafen und noch weniger Zeit fürs Backen oder Bloggen gehabt. Aber während meiner Lehrveranstaltungen habe ich meine allerersten Fingerlinge fertiggestrickt (yay!). Die Anleitung dafür stammt aus einem Blog, das mittlerweile im Webarchive liegt und war sehr viel DIY. Hände ausmessen, Maschenprobe stricken, Rundenzahlen ausrechnen und so weiter kosteten mich wohl ein Drittel der ganzen Arbeitszeit, aber dafür passen meine Handschuhe jetzt auch ziemlich genau.

Cocktails

Cocktails scheinen der rote Faden meiner Blogposts im Moment. Ich war erstmals in der Sign Lounge, die ich von vielen Seiten empfohlen bekommen hatte. Mit der Getränkekarte war ich erstmal richtig überfordert, denn sie hat gefühlte tausend Illustrationen, Pop-Up-Elemente und verschiedene Fonts. Außerdem gibt es ein paar Seiten „Kooperations“-Cocktails, mit den Logos verschiedener Firmen. Ich entschied mich dann jedenfalls für einen „Thanksgiving Flip“ mit – laut Karte – Bourbon, Birne, Tonkabohne, Vanille, Walnuss, Eier, Schokolade. Die flüssige Schokolade wurde offenbar auf das geeiste Glas aufgesprüht und schmolz mir langsam über die Finger, was ein bisschen unpraktisch war. Geschmacklich fand ich ihn gut, die Komponenten passten gut zusammen, vor allem anfangs als mir der Tonkabohnengeruch in die Nase stieg. Eine neue Lieblingsbar oder gar einen Lieblings-Cocktail (Gin Basil Smash foreverrr) habe ich damit aber nicht gefunden. Für meine WG habe ich auch ein paar einfache Sachen gemixt, nämlich Aperol Sour (mit Mandarinen, weil ja fast schon Weihnachten ist), Rosmarin Gin Fizz, Rhabarbar Vanille Wodka Fizz und Bramble.

Ansonsten war ich noch bei der Buchpräsentation von „Eure Heimat ist unser Albtraum“ mit Herausgeberin Hengameh Yagoobifarah und Autorin Vina Yun, moderiert hat die großartige Naomi Günes-Schneider (die vor einem Jahr bei mir im Podcast zu Gast war). Natürlich kam ich nicht drum rum, mir dabei das Buch zu kaufen (das ich ohnehin schon seit Erscheinen im Auge hatte) und habe jetzt einen noch höheren zu-lesen-Stapel.

Hier folgt erstmal Lesenswertes aus dem Web:

Rezepte

Vegetarische Thai-Bolognese mit Blumenkohl – Highfoodality
Klingt nicht nach etwas, das ich „einfach so“ mal kochen würde, aber spannend!

Blumenkohlpüree mit Balsamico-Pflaumen und Salbei – HighFoodality
Nochmal Blumenkohl (Karfiol, ja eh).

Lasagne mit Radicchio und Taleggio – Splendido Magazin
Ok, wo treib ich jetzt Taleggio auf?

Texte

Neonazis: Baseballschlägerjahre – ZEIT ONLINE
Dieser Text hat mich ziemlich schockiert.

Manche der Geschichten sind in ihrer Brutalität kaum zu fassen, andere handeln vom Alltagsleben in dieser tristen Zeit. Von Schlägereien, denen man gerade so entkam, von der ständigen Wachsamkeit, mit der man durch die Straßen lief. Und immer wieder: vom Gefühl, dass die Polizei nicht helfen wird. Sei es, weil die Polizisten überfordert waren, sei es, weil sie die Gewalt nicht besonders ernst nahmen. Es traf ja nicht sie selbst. Es traf Ausländer, Deutsche mit Migrationshintergrund, Obdachlose oder Teenager, die falsch aussahen oder zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Hartz-IV-Sanktionen – Sozial schwach – Süddeutsche.de (via @laurawies)
Heribert Prantl:

In der Debatte um Grundrente und Grundeinkommen tun die Fundamentalkritiker solcher Projekte so, als sei der Sozialstaat der Blinddarm der Demokratie – leicht entzündlich, daher gefährlich. Das Gegenteil ist richtig. Ohne einen sich klug weiterentwickelnden Sozialstaat wird das Gemeinwesen entzündlich und der innere Frieden prekär; er ist es schon. Für die Demokratie ist es deshalb durchaus systemrelevant, wie der Staat mit den Hartz-IV-Beziehern umgeht. Ein guter Sozialstaat sorgt dafür, dass der Bürger, auch derjenige ohne Arbeit, Bürger sein kann und Bürger sein will. Demokratie und Sozialstaat gehören zusammen. Das Bewusstsein dafür ist im Jahr des Grundgesetzjubiläums leider nicht sehr ausgeprägt.

Wie ein rechter Shitstorm funktioniert – Moment.at
Natascha Strobl:

Rechte Shitstorms sind mühsam, Kosten Zeit und Nerven (und Geld). Es geht nicht darum, ob man die betroffene Person zu hundert Prozent super findet, sondern dass es eine inakzeptable Vorgehensweise ist, gegen die man sich gemeinsam stellt. 

Miteinander reden – TINCON
Kein rechter Shitstorm, aber ein paar Hundertausend (Millionen?) YouTube-Follower_innen reichen auch schon…

Soll die Lehre aus diesem Ding jetzt wirklich sein: „Hinterfragt bloß keine Aktion von YouTubern mit noch so kleiner Kritik, denn sonst schicken sie euch ihre Fans an den Hals“? Darf man Nachfragen an Aktionen, die man generell gut findet, einfach nicht stellen? Sind alle, die Fragen stellen oder Dinge etwas anders sehen, gleich Hater, die “Bashing” betreiben, und die es daher anzugreifen gilt?

Shruggie des Monats: #OkBoomer – Dirk von Gehlen
Dieses Meme find ich ziemlich lustig.

Viele haben sich gefragt, wie die Reaktion der Generation „Fridays for Future“ wohl aussehen wird, wenn deren Proteste keine grundlegende Veränderungen zur Folge haben werden. Ihre Reaktion ist digital, abgrenzend und memetisch. Ihre Reaktion ist „Ok Boomer“. Mit diesen zwei Begriffen reagieren jüngere Menschen auf Belehrungen und Konfrontationen älterer Menschen, vornehmlich aus der namensgebenden Babyboomer-Generation

Ich heiße Fatima. Der Weg durchs Leben mit einem ungewöhnlichen Namen – WZ.de
Benannt nach einer DDR-Comicprinzessin und heute diskriminert (wie viele nicht „kartoffel“deutsche Fatimas auch)…

Mein Bruder ist nach Patrick Swayze benannt. Mit ä und deutschem r in der Aussprache. Patrick, so hieß auch der Sohn einer Lehrerin. Namen der Unterschicht waren das nicht. „Englische Namen waren in den 80er Jahren etwas Besonderes“, sagt die Namensforscherin Gabriele Rodriguez von der Namensberatungsstelle der Universität Leipzig. „Englisch zu lernen war ein Privileg in der DDR, deshalb wählten gebildete Eltern englische Namen für ihre Kinder.“ Heutzutage ist es fast komplett umgekehrt. Bildungsferne Schichten orientieren sich stark an den Medien, in denen englische Namen eine große Rolle spielen.

Vorurteile gegen Vornamen: Macht mit bei der Namens-Guerilla! – SPIEGEL ONLINE
Ferda Ataman hat da einen Vorschlag…

Machen wir uns nichts vor: Namen spielen eine große Rolle. Woran denken Sie zum Beispiel eher, wenn Sie den Namen „Mandy “ hören – an die Vorstandschefin eines globalen Konzerns oder an eine Frisörin aus Jena? Oder stellen Sie sich zwei Beamte im Auswärtigen Amt vor, welche Namen haben sie wahrscheinlich? Ali und Olga, Ronny und Jacqueline oder Anja und Robert? Oder: hat sich bei Ihnen schon mal jemand in einer Telefonhotline gemeldet mit „Leopold von und zu Irgendwas, wie kann ich Ihnen helfen“? Nein? Eben. Nomen est Omen.

Wie viel Nazi-Ideologie steckt im Begriff „Schulmedizin“? – Stiftung Gurutest – derStandard.de › User

Das kommt jedem, der mit Freunden der „Alternativmedizin“ ab und an diskutiert, sehr vertraut vor. Sich das beste von „Schulmedizin“ zu holen und das beste von der „Alternativmedizin“, das ist das Mantra der Esoterik-Beseelten, wenn man diskret darauf hinweist, dass die neue Hüfte für die Großmutter wohl ausschließlich der kalten „Apparate- und Schulmedizin“ zu verdanken ist. Der Begriff Schulmedizin kommt heute ohne den Zusatz „verjudet“ aus, pejorativ verwendet wird das Wort dennoch.

Audio/Video

Tired Women: #05: Können wir bitte mit dem „Shepreneur“-Schwachsinn aufhören? [mp3-Datei]
„Hepreneur“ klingt ja auch dämlich.

Unlocking the Rhythms of Rosalía — Switched On Pop
Ich habe viel über Flamenco gelernt in dieser Podcastfolge!

Sonst So

The Syllabus
Dieses Projekt von Evgeny Morozov klingt interessant – irgendwie wie piqd in akademisch?

An eclectic weekly selection of  new academic articles, essays, talks, podcasts, and more. Every week, we send out our carefully curated syllabi (the full list). You can also build – and receive – your own.  We also invite interesting people to play with our infrastructure and choose their own favorite pieces.

Foto

Sonnenuntergang am Wiener Stadtrand.

Backkatalog:



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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