Zuckersüß 307

In den Oktober startete ich mit einem ganzen Tag zuhören und sketchnoten auf der ziemlich interessanten Digitalkonferenz. Am nächsten Nachmittag begann mein mittlerweile siebtes (und voraussichtlich letztes) Sprachwissenschaftssemester mit einer Prüfung. Jetzt geht das mit der BA-Arbeit wieder los, vielleicht wird das Zuckersüß also wieder mehr zum „Lerntagebuch“!

Anna Goldenberg stellte am Dienstag in der Wiener Hauptbücherei, moderiert von Florian Klenk, ihr erstes Buch „Versteckte Jahre“ vor. Ich hatte es schon vorher auf meine Leseliste gesetzt, aber nach der Lesung ist es ganz nach oben gerutscht. Die Geschichten darin sind sehr schrecklich und deprimierend: Sie erzählt von ihren jüdischen Großeltern, vor allem ihrem Großvater, und wie sie die Naziherrschaft und den Holocaust überlebten. Helga Feldner, die Großmutter der Autorin, erzählte zum Schluss noch selbst vom KZ Theresienstadt und wie sehr sie die Rassentrennung der USA der 50er, aber auch die Stimmungsmache gegen Ausländer_innen im heutigen Österreich, schockiert(e). Leider war der Verkaufsstand nach gefühlten fünf Minuten leergekauft, sodass ich noch immer kein Exemplar habe, aber bald ist ja mein Geburtstag (*hint, hint*)?

Gebacken habe ich in dieser Woche auch, nämlich schon wieder vegane Cookies, deren Rezept ich mittlerweile überzeugend genug finde, um es bald zu veröffentlichen, und einen Apfelmus-Kuchen von smitten kitchen.

Am Wochenende verschlug es mich nochmal in die Berge, was in einer tollen Wanderung mit noch tollerem Ausblick (das Titelbild!) und Zimtschnecken aus dem Holzofen endete. Und dank langem Zugfahren gibts auch genug Material für eine (verspätete) Lieblingslink-Sammlung:

REZEPT

Pumpkin Sticky Bun Monkey Bread – The Candid Appetite
Hefeteig, Karamell, Nüsse, Zimt – was will eins mehr?

TEXT

Datenschutz: Die Chipkarte verrät, wer das Studium abbricht – ZEIT Campus (via @kattascha)
Darüber dachte ich bei meiner französischen Campuskarte (Türöffner, Büchereiausweis, einzige Bezahlmöglichkeit am Campus, Unisport-Ausweis) oft nach:

Der Studentenausweis ist praktisch, aber zig Mal am Tag hinterlassen die Studierenden damit auch ihren Ort und die Uhrzeit. Mit diesen Informationen analysierte die Professorin Sudha Ram, die in Arizona Datenverarbeitung lehrt, die Bewegungsprofile und sozialen Gruppen der Erstsemestler. „Wir können nach zwölf Wochen mit fast 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, wer sein Studium abbrechen wird“, sagt Ram.

On the Phenomenon of Bullshit Jobs – STRIKE! Magazine (via DasFilter)
Hoffentlich muss ich niemals einen Bullshit Job machen…

in our society, there seems a general rule that, the more obviously one’s work benefits other people, the less one is likely to be paid for it. Again, an objective measure is hard to find, but one easy way to get a sense is to ask: what would happen were this entire class of people to simply disappear? Say what you like about nurses, garbage collectors, or mechanics, it’s obvious that were they to vanish in a puff of smoke, the results would be immediate and catastrophic. A world without teachers or dock-workers would soon be in trouble, and even one without science fiction writers or ska musicians would clearly be a lesser place. It’s not entirely clear how humanity would suffer were all private equity CEOs, lobbyists, PR researchers, actuaries, telemarketers, bailiffs or legal consultants to similarly vanish.

„Trümmerfrauen“-Studie: Wer Deutschland wirklich vom Schutt befreite – Deutschlandfunk
Zum Tag der deutschen Einheit ein bisschen Einordnung zum Nachkriegsmythos.

Trümmerräumung war eine hoch stigmatisierte Arbeit, eine Strafarbeit, denn in der NS-Zeit waren Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge dazu gezwungen worden, und nach dem Krieg hatten deutsche Stadtverwaltungen und alliierte Besatzungsmächte dieses System der Trümmerräumung als Strafarbeit zunächst nahtlos übernommen. Es wurden NSDAP-Mitglieder und deutsche Kriegsgefangene eingesetzt. Später suchte man Freiwillige – Männer und wenige Frauen – und verpflichtete Arbeitslose zum Einsatz. Sie erhielten bessere Lebensmittelkarten. Sie wurden nur regional begrenzt und in einem kurzen Zeitraum 1945/46 eingesetzt. Soweit die Realität, die Treber ohne jede ideologische Eintrübung anhand zahlreicher Quellen darlegt.

Jugendliche in Ostdeutschland: Wir waren wie Brüder – taz.de
Dieser Text über den Übergang von DDR zu BRD und was darauf folgte, stimmte mich sehr nachdenklich.

In den Zeitungen, im Radio, im Fernsehen lesen, sehen und hören wir die passenden Botschaften dazu. Ostdeutsche sind zu doof, sich in der neuen Welt zurecht zu finden. Ostdeutsche sind faul. Ostdeutsche sind betrunken. Erst schäme ich mich noch, dann schaue ich der geworfenen Scheiße belustigt beim Fliegen zu und noch später bin ich stolz darauf, dass „wir“ härter sind als die so leicht zu schockierenden Wessis, die ihr ganzes Leben als Kausalzusammenhang erzählen können, in dem es für alles einen guten Grund und keine dunklen Flecken gibt. Es kann auf eine dämonische Art befreiend sein, wenn von dir und den Leuten um dich herum nur noch das Schlechteste erwartet wird. Als Zwölf- oder Dreizehnjähriger sehe ich das noch nicht, ich sehe nur die Männer in ihren Garagen und ich sehe meine Zukunft.

Teenager’s Gang Rape Claim Inspires #MeToo Movement in Morocco – Bloomberg
Die Gewalt an Frauen, die in Marokko gerade öffentlich wird, ist schrecklich. Hoffentlich hilft auch #Masaktach, die Situation zu verbessern.

In a rare break with conservative mores prevalent in most Islamic countries, where families tend to hush up rape to avoid stigma, the 17-year-old insisted on pressing charges. She spoke of her ordeal on camera, leading to the arrest of 12 men. Khadija’s decision to speak out polarized public opinion, unleashing a torrent of abuse from Moroccans who blamed her for the assault and catapulting the treatment of women to the top of the political agenda. It has also inspired Morocco’s own #MeToo movement, galvanizing activists to oppose a culture of silence that normalizes violence against women.

Frauen müssen Wut zeigen dürfen – Süddeutsche Zeitung Magazin
Dieser sehr oft geteilte Artikel in meiner Blase scheint mir wie eine Kurzform von Laurie Penny’s Unspeakable Things.

Frauen, die ausrasten, haben schon verloren, egal wie gut ihre Argumente sein mögen. Also hält man die Wut am simmern, lässt sie aber niemals überkochen. Und das kostet verdammt viel Kraft. Diese Kraft könnte tatsächlich sinnvoller genutzt werden, aber dazu müsste der Anblick einer offensichtlich wütenden Frau etwas durch und durch Normales sein und keine Schlagzeilen mehr produzieren oder Häme nach sich ziehen.

AUDIO/VIDEO

Fou de toi – Pupkulies & Rebecca
In anderer Leute Playlist entdeckt.

L’indien – Juliette Armanet
Nochmal französischer Pop.

SONST SO

Woven Jute Mat Tutorial – A Beautiful Mess
Schöner Teppich!

FOTO

Bester Ausblick vom Gipfel des Hochwieskopf.

BACKKATALOG

2010: Mandel-Mohn-Schiffchen
2011: Bruckbam
2012: Pochierte Vanillebirnen mit Sahne
2013: Walnuss-Schoko-Tarte
2014: Kürbis-Kuchen mit Karamellisierten Walnüssen
2015: Gewürz-Haselnuss-Kekse
2016: Biskuitroulade mit Aprikosenfüllung und Kardamom
2017: Bravetart’s Zimtschnecken



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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