Zuckersüß 410

zuckersuess 410
Subtropisches Gewächs spießt Herbstlaub auf… oder so?

…mit nicht besonders viel Gebackenem, zwei Cocktails vor dem Lockdown (in der Parfümerie), gereiftem Kombucha, Radio und Print, zwei fertiggestrickten Pullis, einem STS-Vortrag – und wie immer, den besten Links der letzten Tage.

Das letzte Zuckersüß ist in meinen Augen zu lange her, seither habe ich noch dazu bedenklich wenig gebacken: einen spontanen Grieß-Mandel-Kastenkuchen, der noch am selben Abend aufgegessen war, ein paar Frühstückspancakes, Cranberry-Walnuss-Scones (hier das Rezept vom September), Grapefruit-Muffins (angelehnt an Kastenkuchen von smitten kitchen von 2007), und Taylor-Swift-Chai-Cookies (nach Joy the Baker, bald im Blog). Als Wochenendprojekt habe ich einmal Tajine, später Citrus-Glazed Sweet Potatoes (die ich von Wochentag zu Wochentag vor mir hergeschoben hatte) und Gyozas gemacht. Zwei Stunden lang Teigtascherl zu füllen war eine gute Entspannungsübung.

Die Parfümerie – Zwei Cocktails vor dem Lockdown + Kombucha daheim

Kurz vor Lockdown habe ich mich mit einer Freundin auf Cocktails verabredet. Wohlwissend, dass es wohl das letzte Mal sein würde, bevor wieder alles zusperren muss, suchte ich eine Bar aus, die mich schon lange interessierte: Die Parfümerie. Die hat gerade im 7. Bezirk neueröffnet, und mir hat es sehr gut gefallen dort. Mit der Getränkekarte, die zu jedem Drink einen Song listet und eine selten verständliche Anekdote dazu, bekamen wir einen Willkommenshot. Dessen Inhalt habe ich leider gleich vergessen. Bei den beiden Cocktails konnte ich glücklicherweise nochmal in der Karte nachlesen:

Als erstes bestellte ich einen De Kav (12€) mit Rum, Espresso-Likör, Coldbrew, schwarze-Nuss-Sirup, Kurkuma und Haferflocken-Orangen-Espuma. Vor allem Kaffee und Orange kamen dabei geschmacklich durch. Der Schaum erinnerte anfangs sehr an die Crema eines Kaffees, fiel aber recht schnell wieder in sich zusammen. Meine Begleitung trank Pinapple Bellini (6€), mit (geschmacklich dominantem) Prosecco, Ananassaft und Falernum.Zur zweiten Runde bestellte ich einen Caesar (11,50€) mit Gin, Lorbeer (kaum herauszuschmecken), Holunder, Wermut, Verjus und Limette. Insgesamt sehr säurebetont.

Wenn nicht Lockdown wär, würd ich bestimmt bald wiederhingehen, die Bar ist sehr stylish, die Barfrauen sehr lieb, die Musik cool, die Cocktails interessant und vertretbar teuer.

Weil aber Lockdown ist, wird jetzt daheim gemixt. Hoch im Kurs steht derzeit Cosmo (fürs-Carrie-Bradshaw-2004-Gefühl) und die gereiften Kombuchas aus dem „Fermentkeller“. Zuletzt verkosteten wir mehr als acht Monate alten Grüntee-Kombucha mit Nelken oder Glühwein-Gewürzen (übrig vom Lieblings-Weißen-Glühwein). Ich war sehr erstaunt, wie feinperlig und süß die Getränke waren, auf Eis echt super fancy!

Räuchern im Radio, Podcasts im Print

Am Freitag lief ein Moment Kulinarium von mir bei Ö1: „Vom Räuchern und Smoken“ ist hier nachzuhören. Drüben im Podcastblog hab ich Notizen zur Entstehung der Sendung aufgeschrieben.

Am gleichen Tag habe ich die 59. Ausgabe der Effilee aus dem Briefkasten gezogen, ich habe mich sehr gefreut, darin meine Food-Podcasttipps abgedruckt zu finden: Völlerei und Leberschmerz, Gastropod, Am Herd und Radio Cherry Bombe. Die Ausgabe ist sehr umfangreich, enthalten ist u.a. ein vegetarisches Festtagsmenü von Stevan Paul, eine Reportage aus einem US-Fleischverarbeitungsbetrieb und eine über die cuisine des Kosovo.

Zwei fertige Pullover

Ich habe viel stress-gestrickt in den letzten Wochen (funktioniert nämlich auch in niemals endenden Zoom-Konferenzen und wenn die Feierabend-Konzentration für nix sonst mehr reicht), das Ergebnis sind gleich zwei fertige Pullover. Einerseits der Lizzie Sweater nach sosu, den ich schon im Juni (inspiriert vom #regenbogenKAL von trochilida) angeschlagen habe. Andererseits ein Pullover, in dem ich sämtliche Restl verstrickt habe, die ich so zur Hand hatte. Das Muster bzw. die Idee des ständig wechselnde Beilaufgarnes stammt von Laerke Bagger, den Schnitt habe ich angelehnt an das PartyTop, das ich mir im 1. Lockdown gestrickt habe, mit der kleinen Abwandlung von puffigen Ärmeln. Mit dem Sitz bin ich nicht ganz zufrieden, unter den Armen ist zu viel Stoff – zu verdanken meiner mangelnden Raglan-Konstruktionserfahrung und dem blind drauflosstricken. Vielleicht trenn ich ihn irgendwann nochmal auf und strick an der Taille gerader.

Mal sehen, was ich als nächstes anschlage!

Ein STS-Vortrag

Trotz viel zu vielen Lohnarbeitsstunden, Uni-Seminaren und -Abgaben habe ich mich Freitagabend noch in einen Online-Vortrag „gesetzt“. Das Wiener STS-Institut hatte Kean Birch von der York University in Toronto eingeladen (hier die Einladung mit abstract). Er forscht zu assetization und wie big tech derzeit quasi alles in solche umwandelt, um wiederkehrende Profite daraus zu schlagen. Seinen Sammelband „Assetization. Turning Things into Assets in Technoscientific Capitalism“ werd ich mir noch genauer anschauen, ich glaube, er könnte für meine MA-Arbeit nützlich werden.

Im Internet bin ich auch ein bisschen herumgelungert, das alles fand ich empfehlenswert:

Rezepte

cranberry pecan bread – smitten kitchen
Ok, wo treib ich jetzt frische Cranberries und Hagelzucker auf?

Pecan Sticky Bun Cookies – The Candid Appetite
Die schauen ja lieb aus!

Joy the Baker’s Best Apple Pie Recipe with Praline Sauce
Pecan Pie allein stell ich mir wahnsinnig süß vor, die richtigen Äpfel balancieren das vielleicht aus!

Chess Pie – NYT Cooking
Buttermilch-Mais-Zitronen-Füllung in einem Boden mit schwarzem Pfeffer.

Caramelized Pumpkin Pie – Modernist Cuisine
Kürbispüree mit Süßkartoffeln und Natron im Schnellkochtopf, interessant!

Chocolate-Almond Pear Tart Recipe | Bon Appétit
Hübsch!

black bottom oatmeal pie – smitten kitchen
Schokolade und Haferflocken im Pie.

Apple Rose Tartes Tatin – Food52
Die schauen sehr lieb aus.

Butterkuchen mit Mandeln – Klitzeklein
Normalerweise fänd ich so ein Rezept wahnsinnig fad, aber irgendwie sprachen mich hier die Fotos an (trotz product placement??).

Kitchen Project #43: Fig & whipped feta cheesecake – by Nicola Lamb – Kitchen Projects
Am liebsten würde ich jedes der Rezepte von Nicola Lamb nachbacken, aber es sind halt schon ~Projekte~

Kitchen Project #45: Maple pumpkin tart – by Nicola Lamb – Kitchen Projects
s.o.

Yogurt Cake – NYT Cooking
So wenige Zutaten!

Orange Ginger Upside-down Cake — Eat Cho Food
Das Backbuch der Rezeptentwicklerin hab ich gleich auf meine Wunschliste geschrieben: Mooncakes & Milk Bread.

Biko (Filipino Sticky Rice Cake) Recipe – SeriousEats
Philippinisch hab ich noch nie gebacken. Zutaten aufzutreiben könnte sich aber als Hindernis herausstellen…

Roasted Fennel Brussels Sprout Salad – Minimalist Baker
Ich mag Fenchel, ich mag Rosenkohl – den Salat sollt ich testen.

Salsicce all’uva – Splendido Magazin
Ui, das klingt super!

Jingalov Hats – NYT Cooking
Armenisches Fladenbrot, gefüllt mit sämtlichem Grünzeug, das aufzutreiben ist. Ein Projekt für den Frühling?

Persian Rice-Stuffed Onions – NYT Cooking
Die schauen sehr gut aus!

Spicy and Saucy Cherry Tomato Pasta – NYT Cooking
Auf Insta angeteasert als genau das, was es nach dem Thanksgiving-Festessen braucht. Erinnerte mich an die wohltuende Tomatenpasta, die ich 2016 nach *so* *viel* *Fleisch* (ein ganzes Schaf halt…) beim 3id l-Kebir gekocht habe.

Texte

Energy, and How to Get It | The New Yorker
Ich hätt nicht gedacht, dass ich mal einen Longread über Mitochondrien lese.

Clearly, despite our best efforts, energy is not evenly distributed, whether because of genetics or fate, nature or nurture. People blessed with it may ascribe it to their own virtue, perseverance, or self-discipline, and will sometimes wield the descriptor “low-energy” as a slight, as though Eeyores are contagious. The idea that you can train, will, or even medicate yourself into a permanent state of pep, charisma, and accomplishment lends an atmosphere of piety to the energy-assessment dance. It’s all a matter of attitude, they say, as though attitude were not itself determined by energy. Think positive! It takes energy to change habits and alter circumstances.

On Fine Dining – by Alicia Kennedy – From the Desk of Alicia Kennedy
Vegetarisches/Veganes gourmet Essen wird nicht ausreichend ernstgenommen:

Who defines “gourmet,” and why is it people with money, who broadly—as I wrote last week—have shitty taste in food? (I also love the Allez Celine memes on the matter.) What does “progressive” mean here, and why doesn’t it line up with whatever “gourmet” means? All these words are thrown out there and it’s assumed the audience, of course, is aligned with the magazine’s longtime critic. But it also points to how critics are not taking meatless food seriously, treating it as novelty with political meaning before gastronomic meaning. It’s, again, a misunderstanding of what people who’ve made ethical choices want to eat.

The Latest Trend in Baking? Making a Mess – The New York Times
Nochmal Alicia Kennedy, über eine neue Art von decorated layer cakes:

While their work is aesthetically distinct, these bakers are unified not only in their zany, maximalist approaches but in their rejection of their discipline’s traditions, whether it’s the recent fondant-covered smoothness evangelized on TV by so-called (and often male) cake bosses, or the standard fare of the suburban American bakery, where piped filigree and buttercream rosettes were popularized over the course of the 20th century. Nor are they making the naked cakes of recent rustic wedding dominance, with their carefully combed-away frosting perimeters — in fact, what most sets these new pastry chefs apart is their complete disavowal of neatness, which has defined American cake making since the first recipes migrated from France by way of English colonists in the late 1700s. Instead, these cakes allude to the millennial childhood aesthetic of Nickelodeon slime and neon signs, of brightly beaded anklets and painted macaroni necklaces; in that way, they reflect a kind of colorful, seemingly synthetic 1990s postmodernism that has likewise influenced many of today’s rising furniture and jewelry designers.

You Do Not Need to Sell This Life Today – by Anne Helen Petersen – Culture Study
Über ästhetischen Perfektionismus, der über gröbere Probleme hinwegtäuschen soll.

The perfect church outfit, the perfect kid’s birthday party, the perfect holiday card, all of it becomes a coping mechanism for larger life instability. That instability might be rooted in the marriage, the larger family, finances, the workplace, the body, or all of the above, but aesthetics — cozy, cute, chill, or otherwise — become a means to organize, contain, repaint, and rename the cause.

How Our System Revenges Rest – by Anne Helen Petersen – Culture Study
Und gleich nochmal Anne Helen Petersen:

Our days have accumulated tasks and responsibilities that behave like invasive plants: if you neglect their maintenance, even for a day, they threaten to pull the entire enterprise asunder. The less societal privilege you have, the more true this feels. People with good credit, power and seniority within their organizations, and an emergency fund can afford to (momentarily) fall behind. Their apologies for a delayed email, a late bill, a late kid will be accepted. For everyone else, drop one ball and risk catastrophe: lost hours, lost jobs, lost credit, lost cars, lost homes.Precarity snowballs and destroys the meager structures you’ve erected to protect against it. You’re blamed for a lack of emergency fund, for lack of foresight and planning, for not working or thinking harder about consequences — but no one person can plan or prep enough to protect against the wildness of our dying planet, the hungers of our growth-obsessed market, or the indifference of a society obsessed with individualism at all costs.

The Great Irony-Level Collapse – Gawker
Ich weiß nicht mehr wie ich auf diesen seltsamen Artikel gestoßen bin, aber ein paar Überlegungen find ich ganz interessant. Und btw, Gawker ist zurück??

I started to think about people existing not on a cool circle but in irony zones, a system modeled on Paris’s spiraling arrondissements. Just as one can cross from the second to the 10th arrondissement without necessarily noticing a change, people may appear to have identical interests, but approach them from totally different directions. Think of Bon Iver as a sort of bridge across the Seine, connecting wholly earnest Taylor Swift fans in zone one with mid-tier alts. Sectors three and 11 may both be into camouflage and pharmaceuticals, but the former listens to Eminem and the latter Salem. It wasn’t hard to imagine two people becoming friends, perhaps even falling in love, without realizing they were operating on completely different irony levels.

Vandana Shiva’s Crusade Against Genetically Modified Crops | The New Yorker
Für ein Uni-Seminar musste ich einen Artikel von Shiva lesen, er kam mir arg essentialistisch vor. Nach diesem Porträt weiß ich jetzt auch nicht…

At times, Shiva’s absolutism about G.M.O.s can lead her in strange directions. In 1999, ten thousand people were killed and millions were left homeless when a cyclone hit India’s eastern coastal state of Orissa. When the U.S. government dispatched grain and soy to help feed the desperate victims, Shiva held a news conference in New Delhi and said that the donation was proof that “the United States has been using the Orissa victims as guinea pigs” for genetically engineered products. She also wrote to the international relief agency Oxfam to say that she hoped it wasn’t planning to send genetically modified foods to feed the starving survivors. When neither the U.S. nor Oxfam altered its plans, she condemned the Indian government for accepting the provisions.

Renewable energy is fuelling a forgotten conflict in Africa’s last colony – The Conversation
Marokko…

But these developments have made Morocco partly dependent on Western Sahara for its energy supply. Morocco already gets 18% of its installed wind capacity and 15% of its solar from the occupied territory, and by 2030 that could increase to almost half of its wind and up to a third of its solar. That’s according to a new report Greenwashing the Occupation by Western Sahara Resource Watch, a Brussels-based organisation I am affiliated with.
In its nationally determined contribution (NDC) to the Paris climate agreement, Morocco reports on developments in occupied Western Sahara – which it calls its provinces sud (southern provinces) – as if they were in Morocco. This energy dependence entrenches the occupation and undermines the UN peace process.

Four Ways ‘Automobility’ Shapes Our Lives — Besides Crashes and Climate – Streetsblog USA (via @_barbara_laa)
Autos sind zu normalisiert.

There’s this acceptance in the road safety community that 93 percent of crashes are the result of human errors among drivers,” said Randell. “But cars are involved in 100 percent of all crashes…In traditional road safety research, when we assign blame for a crash, we tend to point to one of three things: the driver, who made the ‘error’; the environment, by which we mean things like slippery roads or broken street lights [rather than roads designed to induce speed]; or the vehicle, at least when it’s defective in some way. Certainly some agents of automobility are more responsible that others, but notion of the hyperobject is basically saying, ‘Look: it’s all of it. It’s this larger thing called automobility, and that’s what’s killing people.”

A Black Woman Invented Home Security. Why Did It Go So Wrong? | WIRED
Amazon-Türklingel-Kameras sind einfach so dystopisch?!?

one reason it’s so difficult to push back on surveillance is because individuals who purchase these technologies often imagine themselves on the “right end” of the camera—and in many cases they are correct. The people who purchase Rings, for instance, imagine that the footage will only be used to incriminate “outsiders,” never themselves. Yet, while it’s true that surveillance falls first and disproportionately on the most marginalized, it’s worth considering how the world that Amazon (and Google, and Flock) want to build, one covered in devices that watch and record our every move, will eventually come for us all.

Audio/Video

how to write an Alt-J song
Dieses Video hat mich sehr amüsiert (very late to the party).

„Where There’s Smoke, There’s … Whiskey, Fish, and Barbecue!“ – Gastropod
In Vorbereitung auf meine Radiosendung zum Räuchern und Smoken gehört.

Der talentierte Herr Schmid: Von der Kunst, Chats zu löschen – ORF1
Ich schaue ja nicht besonders oft Fernsehen, für diese informative Doku hab ich eine Ausnahme gemacht.

Am Schauplatz -Die Corona-Gurus – ORF2
Und dann bin ich tatsächlich beim TV picken geblieben! Schockierend, was in der östererreichischen Eso-Szene so abgeht…

Sonst So

The fry universe
Internetsinnlosigkeit! (Pommes-Dataviz)

Backkatalog



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.