Zuckersüß 318

Vergangenen Januar hatte ich beschlossen, meine sonntägliche Linksammlung ausführlicher zu machen. Das Experiment war halbwegs erfolgreich, aber auch ziemlich anstrengend. Deshalb gibts hier vorerst wieder „nur“ meine liebsten Links der letzten Wochen:

Rezepte

Broccoli-Quinoa Salad with Buttermilk Dressing – Bon Appetit
Ich habe gefühlt schon ewig keinen Quinoa mehr gegessen und Brokkoli ist sowieso immer gut. Lunchbox-Plan!

How to Make Kombucha At Home – Shutterbean
Spannend!

Knoblauch in Honig fermentieren – BIORAMA (via @JollySea)
Fermentation überall – aber davon habe ich noch nie gehört

Schokoladen-Käsekuchen – Klitzeklein
Festtagsbäckerei!

Mascarpone Ricotta Cheesecake mit Biscotti-Boden – Backbube
Und gleich noch ein krasser Käsekuchen.

Lemon Ginger Turmeric Wellness Shots – Minimalist Baker Recipes
WTF? Die #health-Bubble hat ja langsam wirklich einen Vogel – wer trinkt den sowas statt einem Schnaps?

Texte

How Millennials Became The Burnout Generation – Buzzfeed News
Dieser Text beschäftigte mich sehr lange in dieser Woche, an viel zu vielen Stellen erkenne ich mich selbst wieder…

Yet the more work we do, the more efficient we’ve proven ourselves to be, the worse our jobs become: lower pay, worse benefits, less job security. Our efficiency hasn’t bucked wage stagnation; our steadfastness hasn’t made us more valuable. If anything, our commitment to work, no matter how exploitative, has simply encouraged and facilitated our exploitation. We put up with companies treating us poorly because we don’t see another option. We don’t quit. We internalize that we’re not striving hard enough. And we get a second gig.

Warum ich weiße Männer als weiße Männer bezeichne – divers
Arpana Berndt hat einen der interessantesten/lehrreichsten Instagram-Accounts, die ich kenne. Dort erschienen auch Teile dieses Texts zuerst:

Wenn ich also von weißen Männern spreche, geht es nie darum, dass alle weißen Männer scheiße sind und sich unreflektiert verhalten. Wenn weiße heterosexuelle cis-Männer von safer spaces ausgeschlossen werden, geht es nicht darum, dass alle weißen heterosexuellen cis-Männer sich immer daneben benehmen, sondern in erster Linie Betroffene zu schützen. Ich bin mit weißen Männern befreundet, wohne mit weißen Männern zusammen, habe weiße männliche Familienmitglieder und bin mit einem weißen Mann zusammen. Ich würde es mir ja nicht antun etwas mit diesen Personen zu tun zu haben, wenn sie sich ständig unreflektiert verhalten würden. Es heißt auch nicht, dass weiße heterosexuelle cis-Männer nicht von Diskriminierung betroffen sein können, schließlich gibt es viele weitere Diskriminierungsformen wie z.B. Klassismus und Ableismus. Es heißt erst mal, dass sie nicht wegen ihres Geschlechts, ihrer Sexualität und ihres Weißseins diskriminiert werden und somit privilegiert sind.

30 Euro für eine Reportage aus Kabul – Übermedien
Die großen Magazin-Titelstories aus dem globalem Süden entstehen häufig auf dem Rücken lokaler Journalist_innen.

Für jemanden, der seit mehreren Jahren aus und über Afghanistan berichtet, ist dies allerdings weder ein Einzelfall noch eine Ausnahme. Journalisten, die in solchen Regionen unterwegs sind, wissen nämlich, dass es immer wieder einige Kollegen gibt, die krampfhaft bestimmte Geschichten suchen. Sie sind meistens weiß, westlich, oftmals männlich, stets mit Dolmetschern und Fixern unterwegs, und sehen die Welt durch eine dicke Orientalisten-Brille. Sobald sie zurück ihrer Heimat sind, gelten sie dann als ausgewiesene „Experten“, die vieles zu erzählen haben, Kulturen und Traditionen kennen und womöglich ein paar Fetzen in den jeweiligen Landessprachen sprechen können.

The Soccer Politics of Morocco- The New York Review of Books (via Lea Wölfl)
Mir wurde in Rabat oft gesagt, ich solle doch so ja nicht außer Haus gehen, am Nachmittag vor wichtigen Derbys. Doch die Raja-Hooligans haben mittlerweile eine politische Botschaft

In Casablanca, there was a time when people locked themselves in on nights of soccer games for fear of the city descending into chaos as fans swirled through the streets, destroying everything in their path. But in recent years in Morocco, a country of 35 million people, soccer fans have developed a sense of civic duty, a political consciousness.

Acht Jahre Arabischer Frühling. Und jetzt? – MO

So sehr Tunesien im Vergleich zu anderen Ländern stabil erscheint, macht es einen fragilen Eindruck auf mich. Jede Unruhe könnte die Stimmung im Land kippen lassen. Der geflüchtete Despot Ben Ali hat dem Land Milliarden Dollar geraubt und seine Wirtschaft massiv geschädigt. Nun kommt eine Haltung auf, in der sich jeder selbst am nächsten ist.

Wie wir wurden, was wir waren: Die letzte Brigitte-Diät – Das Lied der dicken Dame (via @journelle auf insta)
Glücklicherweise habe ich noch nie in meinem Leben das Bedürfnis verspürt, geschweige denn die Disziplin gehabt, eine Diät zu machen..

Wenn man ihr Editorial zu 50 Jahren Brigitte-Diät liest, weiß man nicht, ob man vor Zorn oder Entsetzen platzen soll. Es ist mir nicht klar, wie sehr man sich selbst und seine Leserinnen verachten muss, um beim letzten Aufbäumen auf so kleinem Raum so viel toxische Dummheit und unverschämte geschichtliche Umdeutung zu verspritzen. In der Einleitung der Frau Huber, sowie im hinteren Teil des Blattes wird die Expertise eines Herrn Prof. Dr. Christoph Klotter von der Hochschule Fulda mehrfach bemüht, um die Herleitung Diät = Gleichberechtigung zu unterfüttern. Der bezeichnet die Brigitte-Diät nicht nur brav und zitierfähig als „ein Zeichen von Aufbruch und Emanzipation“ (S.5), sondern gar als „Neustart“ nach dem Schock der Naziherrschaft und versteigt sich später dann noch zu der verblüffenden Formulierung, das „Umsetzen der Brigitte-Diät“ sei „also mit einer Kriegserklärung an das männliche Geschlecht verbunden“ gewesen (S. 103).

AfD in Bayern: Die Parallelgesellschaft – ZEIT ONLINE
Die rechte Blase auf dem Land lässt sich kaum mehr zerstechen.

Folgt man Beißmanns Argumentation, dann hat die AfD in Pfarrkirchen eine Lücke gefüllt, die andere Politiker hinterlassen haben. Mit der AfD ist eine Partei entstanden, die zwar kaum demokratisch umsetzbare Lösungen anbietet, aber glaubhaft machen konnte, die Alteingesessenen zu verstehen und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Eine Partei, die den Leuten, die jeden Tag brav zur Arbeit gehen, Zuspruch bot und ihnen das Gefühl nahm, dass sich die Dinge ändern müssen. Die nicht ständig forderte, dass Flüchtlinge integriert und teure Dieselautos von der Straße genommen werden müssten.

Meet the pirate queen making academic papers free online – The Verge
Über eine Russin, die sich freiem Wissenszugang verschrieben hat

Before Elbakyan was a pirate, she was an aspiring scientist with a knack for philosophizing and computer programming. “I started programming before even being in school,” Elbakyan says. Once enrolled, she developed a program that would ultimately serve as a precursor for Sci-Hub: a script that circumvented paywalls, using MIT’s subscription programs to download neuroscience books. “It wasn’t working exactly the same as Sci-Hub, but it was delivering the same result: going around paywalls and downloading those books.” She often shared these books with other users on a Russian biology forum she frequented, molbiol.ru, which would prove to lay the groundwork for Sci-Hub’s debut.

Restlos bedient – Ohne Text singt kein Mensch mit
Seid nett zu Verkäufer_innen (und allen anderen)

Die Kassiererin sieht nach ihrem langen Arbeitstag müde aus und die Öffnung einer zweiten Kasse würde ihr vermutlich noch mehr gefallen als den Kunden. Allerdings sind ihre beiden einzigen Kollegen im Supermarkt damit beschäftigt, Regale aufzufüllen und den bockigen Leergutautomaten dazu zu bringen, eingeworfene PET-Flaschen nicht zurück in den Verkaufsraum zu katapultieren. Die Kassiererin ist müde, aber sie „lebt Service“ und kann davon trotzdem kaum ihre Miete in Pinneberg bezahlen. Der Hamburger Elbvorort, in dem sie arbeitet, ist für sie unerschwinglich und mit dem Bus ist es ja auch nur eine knappe Stunde.

Halbe Halbe – Fleischmagazin
Miriam Vollmer über gerechte Aufgabenverteilung in einer Partner_innenschaft.

Der einzige Unterschied zwischen Erbensuppe daheim zu kochen und Erbsensuppe in der Restaurantküche zu kochen ist, dass man an letzterem Ort dafür Geld bekommt und daheim nicht. Das führt dazu, dass man manchmal auch heute noch Frauen trifft, die meinen, dass sie „nicht arbeiten“, wenn man sie fragt, was sie so machen.

Lehren aus den Doxing-Angriffen – Linus Neumann
Auch ich und du sollten uns digital selbstverteidigen lernen (oder so).

Ja, die Betroffenen trifft eine Mitschuld, sie hätten sich besser schützen müssen – natürlich rechtfertigt das aber nicht die Taten. Es hätte weitaus schlimmer kommen können, wenn es dem Angreifer um mehr gegangen wäre, als mit seinen Ergebnissen anzugeben.Um so etwas in Zukunft zu verhindern, muss jede(r) Einzelne jetzt handeln, nachher geht das nicht.

Wie die Plattformen den Rickroll verunmöglichen – und wie wir ihn zurückbringen können – Schule & Social Media
Dieses Meme ist mir noch niemals vorher begegnet.

Der Rickroll schlägt noch eine dritte Brücke: zwischen dem HTML-Link, der zentralen Funktion der Netzkultur, und Youtube, einer der ersten Plattformen im Netz. Der Link steht für das offene, freie Netz: Er ermöglicht, von einem Text auf einen anderen zu verweisen. Youtube steht für Plattformen, die beschränkt offen sind und als geschlossenes Ökosystem primär auf andere Inhalte innerhalb der Plattform verweisen.
In Rickrolls verbinden sich also die kulturelle Vergangenheit mit der Zukunft, Online- und Offline-Kultur sowie was freie und das geschlossene Netz.

Helsinki: Die unterirdische Stadt – brand eins online
Stadtplanung fasziniert mich sehr.

400 unterirdische Bauten aller Art gibt es bereits: ein Shoppingcenter, ein Fitnessstudio, eine Müllanlage. Den weltweit größten unterirdischen Busbahnhof, ein Rechenzentrum, die größte Shopping-Meile Nordeuropas mit Geschäften und Saunen, eine Kirche, eine Leichtathletik- und Eisbahn sowie eine Eishalle, in der die Eishockey-Erstligisten trainieren. Und das ist erst der Anfang. Während andere Städte nach oben bauen, baut Helsinki nach unten.

Audio/Video

LGnawi – Wachmnhit
Mal wieder ein bisschen Musik aus Marokko

Sonst So

The Embroidered Computer – Irene PoschIrene Posch (via @JudithGood)

Wie cool ist dieses Projekt denn bitte!

Foto

Blick auf Ferrazzano in Molise.

Backkatalog



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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