Zuckersüß 292

Meine vorletzte Woche in Nancy war geprägt von Abschieds-Abendessen und -Parties und einigen coolen Konzerten. Schon doof, dass ich erst jetzt darauf komme, wie viele Orte mit Livemusik es in dieser Stadt gibt – und das, obwohl ich sogar Musiker-Freunde habe! Einer davon spielte am Donnerstag Schlagzeug beim allerersten Gig von Chichipato, einer ziemlich fetzigen Cumbia-Band (leider gänzlich ohne Webauftritt). Am Freitag geriet ich in ein Swing-Konzert mit sehr vielen Lindy-Hop-tanzenden Paaren. Trotz Mini-Einführung in der Pause bleibt mir dieser Tanz aber sehr rätselhaft, vielleicht sollte ich mal einen richtigen Kurs besuchen. Und am Samstag brachte mich ein Konzert tatsächlich dazu, ein WM-Match anzuschauen. Ein polnischer Freund (mit FB-Seite!) spielte nämlich vor und nach Frankreich-Australien in einer kleinen Brasserie.

Was mich außerdem sehr begeisterte war mein Mittwoch-Nachmittag. In der Küche einer Freundin (einer richtigen mit Herd und Ofen und Kühlschrank und Gefrierfach und Töpfen und alles!) improvisierte ich ein paar Party-Snacks: Best Cocoa Brownies, einen Käsekuchen, der leider wegen falsch dosiertem Agar Agar statt Gelatine etwas auseinander lief, Käse-Blätterteig-Stangerl und dazu auch noch Basilikum- und Aprikosensirup. Was freue ich mich auf eine richtige Küche (ok, das schreib ich jetzt schon seit ~10 Wochen jeden Sonntag).

Und nun meine liebsten Links der vergangenen Tage:

REZEPT

Sharp and spicy watermelon soup – ottholenghi (via wirres.net)
Sehr spannend.

Carrot Gnudi with Creamy Walnut Sauce – Izy Hossack – Top With Cinnamon
Karrotte/Ricotta/Salbei klingt super.

Spicy Greek Feta Dip (Tirokafteri) – Gimme Some Oven
Wenn ihr meine Insta-Stories anschaut, wisst ihr, wie sehr ich zur Zeit auf Feta steh…

Ricotta-Joghurt-Kuchen mit Beeren – Backbube
Ein richtiger Kuchenbüffet-Kuchen.

TEXT

Über Bioläden – Christowski
…und warum die nur so unpraktisch sind.

Sieht man von einigen Nebensächlichkeiten wie den heruntergekommenen Häusern, den Massen an nicht abgeholtem Sperrmüll oder den hässlichen Neubauten ab, ist Neukölln tatsächlich wie ein junger Prenzlauerberg-Szenebezirk. An einigen Orten wird das ganz besonders deutlich: In Biomärkten zum Beispiel. Es gibt hier im Bezirk immer mehr davon, und sie sind der Hauptmagnetpunkt für junge Familien, besonders Mütter (den ehrlicherweise wird auch in den meisten jungen, conscious Bio-Familien das klassische Familienmodell gelebt).

Keine Wochenendszusammenfassung stattdessen Plastik – Frollein Polly (via Buddenbohm & Söhne)
Lebensmittelsicherheit und Plastikvermeidung gehen nicht immer zusammen.

Das ist allgemein ein großer Punkt, die negative Beeinflussung von Lebensmitteln. Denn alle Verpackungsmaterialien von Lebensmitteln brauchen eine Spezifikation, dass sie dazu geeignet sind, dass Lebensmittel in ihnen verpackt werden. Und natürlich werden diese Verpackungen auch getestet. Und wie das passiert ist unter anderem in Anlage 10 der Bedarfgegenständeverordnung festgesetzt.

Unbesiegbar – bis zum Burn-out – Barbara Kaufmann
Ein Text, der gut zum aktuellen Arbeitszeitsirrsinn in Österreich passt.

Mia sieht aus wie eine Frau, die man aus dem Schwimmbecken gezogen hat, weil sie zu lange unter Wasser war. Weil sie beim Tauchen übersehen hat, dass ihr die Luft ausgeht. Weil sie vergessen hat, dass ihr Körper nicht unverwundbar ist. Und nun wiederbelebt, trockengerieben und in warme Decken gehüllt am Beckerand sitzt und um sich blickt. Verstört, verwundert, neugierig auf die Welt an Land. So sieht sie nun aus dem Fenster und ihre großen dunkelbraunen Augen betrachten erstaunt das Treiben auf der Straße, als würde sie es zum ersten Mal sehen.

Elf Polizisten müsst ihr sein – Kscheib
Erlebnisse in Moskau.

Ich wundere mich, was für Vokabeln man sich alle erschließen kann, wenn einen ein Polizist erwartungsvoll anguckt. Vielleicht ein Thema für Didaktiker. Dazwischen reden wir über Ägyptens Chancen bei der WM, der Zivilist klinkt sich ein, das mit Salah, was der Ramos da gemacht hat, war eine ganz dreckige Sache. Ich denke daran, wie ich vor zwei, drei Stunden noch geglaubt habe, mit einem russischen Polizeiauto zu fahren sei sicherlich das Verrückteste, was mir diese Woche passieren würde. „Wir erleben hier gerade eine Kurzgeschichte“, sage ich zu R. „Ist aber nicht besonders kurz“, antwortet er.

Ein Dorf im Sommer – READ ON MY DEAR, READ ON.
Erstaunliche Sommergeschichte.

Ich ziehe Yogahosen und ein T-Shirt an. Schwer liegt das nasse Haar mir im Nacken. Auf meinem Rücken liegt die Hand des Tierarzts. Das ist schön. Aber wir haben keine Zeit. Im Sommer trifft sich das Dorf mit der Sonne am Strand. Wir haben Plastiksäcke, Schubkarren, Müllschaufeln und Handschuhe. Wir gehen den Strand entlang und sammeln den Müll auf. Flaschen, Schuhe, Fertiggerichtpackungen, Scherben, Chipstüten, Kekspackungen, Tampons, Bonbonpapier, Hundehaufen, Eiscremebecher, Wegwerfgrille, Bierdosen. Im Winter treffen wir uns einmal im Monat um den Strand zu reinigen. Im Sommer reinigen wir den Strand jeden Tag.
Party-Patriotismus und Schizophrenie beim Nationalteam – Der Standard
Ein Interview mit einem Nationalismusforscher der Uni Graz.

Oft werden identitätspolitische Entwicklungen angestoßen, die man erst viel später wahrnimmt. Man denke etwa an den deutschen „Party-Patriotismus“ von 2006. Heute geht man davon aus, dass der Erfolg der AfD – später nochmals befeuert durch die Flüchtlingskrise – gar nicht möglich gewesen wäre ohne diese Normalisierung des Patriotismus und die Propagierung eines neuen deutschen Nationalbewusstseins während der WM 2006. In weniger demokratischen Systemen werden Großevents zur Imagepflege nach außen hin genutzt, vor allem aber auch homogenisierend nach innen – sei es zum Heraufbeschwören patriotischer Werte oder zum Zementieren von Machtstrukturen.

Heimat ist, wenn sich das Wlan automatisch verbindet – SZ
Ich finde ehrlich, dass ich im Internet zuhause bin, den Heimatverein Internet finde ich deshalb gar nicht so abwegig.

Deshalb ist es keineswegs eine Banalität zu betonen, dass das Internet die Heimat einer Generation ist, die völlig selbstverständlich mit der Idee von Völkerverständigung und Verbindung aufwächst. Auf diese Weise aufs Internet und auf die dort entstandene Heimat zu schauen, eröffnet einen völlig neuen Blick auf die Debatte um eine vermeintlich so bedrohte Identität. Es macht den Kulturessentialisten die Deutungshoheit über die Begriffe Heimat und Identität streitig und dokumentiert eine Wertschätzung für die Ideen des freien Wissens, des Pluralismus und der Meinungsfreiheit.

Und jetzt alle oben „mit“ – Kleinerdrei
Levi Herz über seine Erfahrungen als Kippahträger in Deutschland und Solidarität.

Ich trage meine Kippah im Alltag zum einen, weil ich religiös bin und sie mich zu dem Versuch anhalten soll, ein guter Mensch und Jude zu sein. Ich trage sie aber auch aus bürgerrechtlicher Überzeugung, dass es einfach gehen muss, dass ich meine Kippah tragen kann, weil es mein von anderen hart erkämpftes Recht ist, mich frei zu entfalten und mein Bekenntnis offen zu tragen, ausdrücken zu können und zu dürfen, was für mich besonders wichtig ist, was mich ausmacht, wohin und zu wem ich gehöre.

girl meets farm! – My name is Yeh!
Molly Yeh erzählt, wie es zu ihrer Food-Network-Show kam.

and then a few months later, the network sent a production company out to shoot some scenes of me cooking and going around about town. just like my first date with eggboy, i honestly had no idea what the rating of this was on a scale from very casual hang to very official date, but i cooked some hotdish and cookie salad and had a great time. josh, the producer, was basically every guy i went to summer camp with combined so we got along well.

Heute im Verteidigungsausschuss: Bundeswehr-„Protestaktion“ hat ein Nachspiel – Netzpolitik.org
Neues von der re:publica:

Denn in Wahrheit wünschten die Organisatoren einfach keinen Stand mit Rekrutierungsmaßnahmen, was sie auch so mitteilten. Nun ist aber unsere milliardenschwere Verteidigungsarmee kein dörflicher Schützenverein, der beleidigt sein darf, wenn er nicht zur Kirmes eingeladen und seine auffällige Kleiderordnung nicht goutiert wird.

AUDIO/VIDEO

Es gratis – Arnau Griso
Dieses entspannte Sommerlied habe ich kürzlich von kolumbianischen Freunden gezeigt bekommen, schade dass ich nix versteh…

FOTO

Schnappschuss vom Garten der Villa Majorelle auf die dahinterliegende Kirche.

BACKKATALOG

2010: Kokosmakronen
2011: Kaffee-Macarons mit Ganache-Füllung
2012: Himbeer-Schoko-Tartelettes
2013: Pfirsichtaschen mit Rosenwasser und Basilikum
2014: Eine zweite Reise nach Barcelona
2015: Kleiner Kirschauflauf
2016: Mini-Erdbeer-Crumbles
2017: rp17-Rückschau



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Zuckersüß

Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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