Zuckersüß 282

Die Campus-Blockade ist bis jetzt noch nicht zu Ende. Statt in meine Kurse zu gehen, habe ich deshalb, wie letzten Sonntag schon angekündigt, in meiner ganzen freien Zeit einen Audio-Beitrag über die Proteste gebaut. Das war wohl meine aufwändigste derartige Produktion bisher, ich habe sogar zwei Freund_innen als Sprecher_innen engagiert, um die französischen Originaltöne gut auf Deutsch abbilden zu können. „La fac des Lettres est bloquée – Über die Besetzung des Uni-Campus in Nancy“ könnt ihr euch drüben bei Lieblings-Plätzchen anhören und ein paar Fotos vom besetzten Campus anschauen. Auf Facebook und Twitter gibt es das Teaser-Video (s.u.) zu sehen, das ich mit Headliner gebaut habe. Falls ihr auch untertitelte Audio-/Videoproduktionen bauen wollt, kann ich euch dieses Tool nur wärmstens empfehlen!

Heute (Montag) gibt es erstmals eine Online-Abstimmung statt einer Generalversammlung, in der entschieden werden soll, wie es mit dem Blocus weitergeht, bzw. ob der Prüfungskalender wegen der Proteste nach hinten verschoben werden soll. Obwohl in den Generalversammlungen die Blockade-Gegner_innen immer haushoch überstimmt wurden, könnte sich dies jetzt ändern, weil man einfach über das Internet abstimmen kann. Möglicherweise geht das Semester also ab Mittwoch wieder halbwegs normal weiter!

Die SNCF setzt ihren Streik weiterhin fort, weshalb mein Zug von Strasbourg, wo ich das Wochenende verbrachte, nach Nancy einfach gestrichen wurde. Ich nutzte am Sonntag deshalb erstmals Blablacar, das in Frankreich auch außerhalb von Streikperioden unglaublich beliebt zu sein scheint – es gibt sogar Parkplätze, die laut Beschilderung nur dafür genutzt werden dürfen. An dieser Mitfahrgelegenheit war nichts weiter bemerkenswert (Zugfahren ist mir trotzdem lieber), dafür an der Strecke: Die großen LED-Tafeln über der Autobahn, die normalerweise Staugefahr oder derartiges anzeigen, waren allesamt mit „GREVES! PENSEZ COVOITURAGE“ (Streiks, Denken Sie an Mitfahrgelegenheiten!) beschrieben. Schon irgendwie erstaunlich, wie routiniert sich hier alle an die vielen Streiks anzupassen scheinen!

Ansonsten war ich in der vergangenen Woche noch auf dem Jahrmarkt (ich weiß wirklich nicht, wie ich das nennen soll – ohne Bierzelt ist es ja kein richtiges Volksfest oder eine Dult?) und wurde genau zu dem Zeitpunkt, als ich die Stadt von einem hohen Kettenkarussel aus überblickt habe, von einem Regenschauer überrascht – das Wetter in der Lorraine… Glücklicherweise war am selben Abend Museumsnacht und ich verbrachte den Rest des Abends bei kostenlosem Eintritt im Aquarium von Nancy.

Mit meinem Buchclub geht es auch voran: Auf diese Empfehlung hin habe ich mir 4-3-2-1 von Paul Auster gekauft, weil die deutschsprachige/englischsprachige Fachbibliothek wegen der Campusbesetzung nicht zugänglich ist. Im Blablacar habe ich allerdings nicht lesen können, sondern nur einen weiteren Socken gestrickt. Apropos: Meine Handarbeitsbegeisterung scheint um sich zu greifen, ich habe in den vergangenen Tagen einer Kolumbianerin und einem Mexikaner das Häkeln beigebracht! Ich weiß jetzt, dass Luftmaschen cadenetas heißen und feste Maschen puntos bajos. Am Ende lern ich damit auch noch Spanisch!

Jetzt aber mal zum Hauptteil dieser Blogkategorie, meinen Lieblingslinks der Woche:

REZEPT

Gin-Tonic-Kastenkuchen – Donnerhallen
Den bringe ich zur nächsten Party mit!

Ma’amoul – Chestnut and Sage
Erinnert mich an Klaischa, nur mit anderen Gewürzen.

You’re Gonna Love Batbout: Pan Grilled Moroccan Pita Bread – i am a food blog
Ok, ich weiß schon, dass ich Batbout gern habe, ich muss es nur mal selber machen!

Mujaddara with Spiced Yogurt – Food52
Aus meinen letzten Vorräten habe ich vergangene Woche etwas an dieses Rezept angelehnt gekocht, ich werde es nochmal mit den Originalzutaten versuchen!

TEXT

Body Work – The Baffler
Barbara Ehrenreich über Fitnessstudios und die Leute, die dort hingehen:

Many gym-goers will tell you cheerfully that it makes them feel better, at least when the workout is over. But there’s a darker, more menacing side to the preoccupation with fitness, and this is the widespread suspicion that if you can’t control your own body, you’re not fit, in any sense, to control anyone else, and in their work lives that is a large part of what typical gym-goers do. We are talking here about a relative elite of people who are more likely to give orders than to take them—managers and professionals. In this class, there are steep penalties for being overweight or in any other way apparently unhealthy.

Reddit and the Struggle to Detoxify the Internet – The New Yorker
„Die Startseite des Internets“ auf der Suche nach einer Selbstdefinition und der Grenze zwischen Meinungsfreiheit und vergifteter Gesprächskultur.

The first people to show up were, like the co-founders, the kind of strong-headed young men who got excited about computer programming, video games, and edgy, self-referential humor. Reddit’s system was purely democratic, which is to say anarchic. Anyone could post any link, and the ones that got the most “upvotes” would rise to the top of a page. At the time, Facebook was available only to college students, and before joining it you had to provide your real name, your birthday, and a valid school e-mail address—the equivalent of being carded at the door. To join Reddit, all you needed was a username that hadn’t been claimed yet. You could start as many anonymous accounts as you wanted, which gave rise to creativity, and also to mischief.

Inside the Black Market for Spotify Playlists – The Daily Dot
Heute zählen nicht mehr Plays im Radio, sondern Platzierungen in beliebten Streaming-Playlists, und das hat fragwürdige Effekte:

“You can hypothetically do that back-of-the-napkin math now,” Grishkoff says. “With [SubmitHub] you can say, ‘OK, it costs a dollar to send [this track to a playlister]. They’ve got a 15 percent approval rating, but if I’m one of those 15 percent, it looks like they get an average of 4,000 plays, so I might make $15 back.” In other words, Spotify is inadvertently paying artists to cheat its own system.

Hauptsache Reichweite. Marketing auf Instagram – Buggisch Blog
Mein Instagram ist mehr Zweitverwertung des Blogs als irgendetwas anderes, aber ich bin ja glücklicherweise kein „Influencer“…

Wann sollte ich ein Bild am besten posten, um die meisten Nutzer zu erreichen? Welche Hashtags sollte ich zu diesem Zweck verwenden? Wie bekomme ich mehr Follower? Und wie lässt sich das alles mit Geld hebeln? Wäre es nicht möglich, mit Big Data und KI das optimale Bild zum optimalen Zeitpunkt mit den optimalen Hashtags für die größtmögliche Reichweite zu berechnen?

Finding Islamic Culture in a Christian Space – The Public Medievalist
Das Mittelalter war nicht rein „weiß“.

There is an underlying assumption in that statement that “European culture” is a homogenous, static and monolithic entity, and another that European culture can be diluted (or perhaps polluted?) by sustained contact with people who are thought to be part of a different culture. In reality, when we study the history of European culture, it reveals to us that Europe and its many cultures have been woven over centuries from thousands of diverse threads. It has never been a homogenous entity with clearly defined boundaries, and it never will be.

AUDIO/VIDEO

Who’s got the Funk? – The Fat Badgers
Diese Band habe ich am Samstag auf einem kleinen Festival (La‘ Mi‘ Moll‘, super organisiert von einem Bekannten von mir) im Elsass gehört und ihre Videos sind mindestens so lustig wie ihr Live-Auftritt!

This video proves we’re all just taking the same Instagram pictures – The Verge (via Anke Gröner)
Ich gebe zu, die „klassischen“ Sehenswürdigkeitens-Schnappschüsse lasse ich mir meistens auch nicht entgehen. Nur ohne Selfie!

SONST SO

Sodazitrone
Über das Blog bin ich (natürlich!) via twitter gestolpert und habe es gleich in meinen RSS-Reader aufgenommen – super Rants!

FOTO

Blockierter Uni-Zugang am 3.4.

BACKKATALOG

2010: Quark-Schmetterlinge
2011: Peanut Butter Cookies
2012: Karottenkuchen
2013: Chai Latte
2014: Rhabarber-Scones mit Ingwer
2015: Osterbrunch
2016: Schokoeis mit Walnüssen
2017: Bananen-Eis



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Zuckersüß

Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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