In der vergangenen Woche habe ich Rhabarbersirup, Rhabarber-Frangipane-Tarte, Kokospudding, Walnuss-Scones und zweierlei Burger Buns gemacht: Highfoodality’s Brioche Burger Buns und Golden Pull-Apart Butter Buns. Diese wurden dann teilweise zu White Castle Style Burgern, inspiriert vom eher dämlichen Film Harold & Kumar, den ich vor ein paar Tagen mit meiner WG angeschaut habe („Was, du kennst den nicht? Das geht nicht!)
Außerdem war ich Teetrinken (in einem richtig echten Café! so schön, dass die Gastro wieder offen hat), habe online die Ibiza-Fellner-Lesung mitverfolgt (hoffentlich auch bald wieder IRL im Schikaneder) und meinen Party-Top-Pullover fertiggestrickt.
Danach habe ich mir gleich Wolle für ein neues Projekt gekauft, weil ich dank Instagram bemerkt habe, dass die lillebutik, ein Wollgeschäft ganz in meiner Nähe, erstens existiert und zweitens gute Garne für wenig Geld verkauft. Mal sehen, ob aus meinem ersten gehäkelten Kleidungsstück etwas wird!
Oldschool Blog Rabbit Hole
Über eine Empfehlung von Rhoneisms bin ich gestern auf 20 Blogs I Read in 2020: Quarantine Edition von Foley Music and Arts gestoßen. Und mit jedem geklickten Hyperlink fiel ich tiefer in ein rabbit hole des persönlichen Bloggens und öffentlichen Nachdenkens. Die ebenfalls verlinkte Rebecca Toh schreibt:
„life as an early internet person was a lot of fun. There was always this feeling of childish excitement and this sense that really interesting things were waiting to be discovered just around the corner, a hyperlink or two away. People living halfway across the world from us, in Belgium and Iceland and the very far ends of Vladivostock, were making things they wanted to make just for the heck of it — websites and blogs were born out of hobbies, not ambitions“
Und obwohl es zur Zeit wirklich viele SEO-optimierte, seelenlose Marketing-Content-Schleuder-Blogs gibt, ist dieses „early internet“ (ich kenne es erst ab 2009, wo aber auch die Foodblogwelt noch sehr anders war als heute) doch immer noch irgendwie da. Das beweisen die Blogs in meiner „Tagebuchblog“-Auflistung von 2017 und die, die ich gerade erst entdeckt habe. So fand ich Ness Labs Idee der (online) „mind gardens“ so spannend, das ich ihr Blog in meinen Feedreader packte, obwohl es gar nicht so persönlich, sondern mehr als Guideline zur Selbstoptimierung gedacht scheint.
„A mind garden is not a mind backyard. It’s not about dumping notes in there and forgetting about them. To tend to your garden, you need to plant new ideas. The best way to do this is by replanting stems and cuttings from existing ideas you’ve added to your garden—by consistently taking notes, and combining them together“
In meinem Kopf waren Online-Gärten bisher immer mit den monopolistischen walled gardens Facebook, Spotify usw. verknüpft. Ich bin froh, dass neben denen jetzt auch das Konzept der blühenden, einladenden, freien Blog-Gärten steht.
In den Beispielen für besonders gelungene mind gardens listet Ness Labs Tom Critchlow’s digital garden wiki, das mit Jekyll gebaut ist. Wer die Anfangsgeschichte meines Podcasts kennt, weiß, dass ich mit dieser Static-Site-Software nie warm geworden bin – ich bin halt doch Kind des Web 2.0 mit seinen bequemen Web-Editoren. Aber die zugrundeliegende Idee von Tom Critchlow’s digitalem Garten ist fast die gleiche, wie die hinter diesen Sonntagsposts (und meinen unendlichen Evernote-Notizen), in denen ich immer wieder auf Gegessenes, Gelesenes und Überlegtes zurückkomme:
„Creative research is all about collecting the dots. It’s more common to think of “connecting the dots” but the truth is that you can’t connect the dots you can’t see. And we can only hold a tiny number of things in our brains at once. So a space for collecting (and organizing) the dots is a crucial foundation for thinking, creativity and more“
Das, was ich oben als Tagebuchblogs bezeichne, nennt Tom Critchlow in einem anderen Post „small b blogging“. Es steht dem „big B blogging“, das auf maximale Skalierbarkeit und shareability aus ist, entgegen.
„Small b blogging is deliberately chasing interesting ideas over pageviews and scale. An attempt at genuine connection vs the gloss and polish and mass market of most “content marketing”. […]“
Jedenfalls, Tom Critchlows Blog ist jetzt auch in meinem Feedreader. Und Paul Jarvis‘ auch (den Weg zu seinem Blog kann ich gerade nicht mehr nachvollziehen) – sein sehr minimalistisches Design mit der kleinen roten Ratte erinnert mich ein bisschen an wirres.net, und auch daran, das ich seit circa drei Jahren ein neues Design für die Zuckerbäckerei haben will und immer noch keines gefunden habe.
In den 20 Blogs to Read stolperte ich dann noch über den Namen Ann Helen Peterson, die statt eines Blogs einen Newsletter schreibt (dank Substack glücklicherweise RSS-abonnierbar). Ein Blick auf ihr Twitterprofil verriet mir, wieso sie mir so bekannt vorkam: Sie hat den buzzfeed(!)-Artikel „How Millenials Became The Burnout Generation“ geschrieben und dabei bei mir enorm viel Eindruck hinterlassen.
Über noch ein paar Links kam ich dann noch zu Robin Sloans Blog, seine Posts schauten beim Überfliegen so interessant aus, dass ich es auch gleich abonniert habe. Normalerweise folge ich der/m Blogger_in in so einem Fall erstmal auf Twitter, um nicht unnötig Zeug in meinem feedly zu haben, das mich vielleicht eh nicht so interessiert. Aber Robin Sloans Twitter scheint mir weitaus fader als sein Blog und außerdem hat Joël aka soulzeppel.in (sehr empfehlenswertes Tagebuchblog, btw!) mal seinen Roman „Sourdough“ empfohlen, d.h. sein Schreiben kann so schlecht nicht sein.
Das Einzige, was meine Freude über diese vielen neuen „Tagebuchblog“-Entdeckungen trübt, ist ihre mangelnde Diversität. Die meisten der oben genannten Blogger sind mittelalt, weiß, amerikanisch und vermutlich einigermaßen gut situiert. Meine Twitter-Timeline voller vieler kleiner Alltagsnotizen hat gefühlt zehnmal so viele unterschiedliche Perspektiven – falls irgendwer von euch Blogger_innen kennt, die in diesem Sinne meinen Feedreader bereichern könnten: immer her damit!
Und jetzt: „gewöhnliche“ Sonntagslinks:
Rezepte
DIY Meet Fresh: Yam and Taro Ball Dessert – Constellation Inspiration
Dieses chinesische Dessert werde ich wohl niemals nachmachen, denn ich habe keine Ahnung wo ich diese Zutaten auftreiben könnte…
Five-Ingredient Creamy Miso Pasta Recipe – NYT Cooking
Cacio e pepe mit asiatischem Einfluss.
Tiramisu Brownie Crinkle Cookies — The Boy Who Bakes
Die sehen aus wie ein Gebäck, das man zum Geburtstag verschenken könnte.
We Tried 10 Methods for Making Lemonade and Found One Clear Winner – The Kitchn
Jetzt weiß ich, was ich aus den ganzen für Cocktails ausgepressten Zitronen mache: Macerated Lemonade! Außerdem:
When we look back on spring 2020, we will remember this as the time that the Universe gave humanity a bunch of lemons. Lucky for you, I did all the hard work in finding out the best method possible to make lemonade. My remedy? Put on Beyonce’s Lemonade album and make yourself a tall glass of refreshing lemonade, get ready for summer, and you’ll be feeling a lot brighter in no time.
Texte
Alison Roman, Bon Appétit, and the ‘Global Pantry’ Problem – Eater.com (via Robin Sloan)
Navneet Alang über das schwierige Thema der kulturellen Aneingung von Essen und Rezepten, das im deutschsprachigen Raum kaum diskutiert wird – mir fällt dazu nur Vina Yun’s Beitrag in Eure Heimat ist unser Albtraum ein. Ich denke ziemlich oft über dieses Thema nach, vor allem bei der Auswahl meiner Gesprächspartner_innen fürs Radio (s. a. meine aktuelle Ö1-Moment-Kulinarium Sendung über „Sandwiches rund um die Welt“)
As the culinary has become a marker of contemporary culture, occupying much of the space once monopolized by music or fashion, food media and social media have fused to create a supercharged form of aspirational desire. Within this mode of desire, however, the idea of using new, hitherto “exotic” ingredients only seems to become aspirational when those ingredients appear on the pages of prominent tastemaking magazines (or, perhaps more relevantly, on Instagram) — or are espoused by white tastemakers.
This is a future in which, for the privileged, almost everything is home delivered, either virtually via streaming and cloud technology, or physically via driverless vehicle or drone, then screen “shared” on a mediated platform. It’s a future that employs far fewer teachers, doctors, and drivers. It accepts no cash or credit cards (under guise of virus control) and has skeletal mass transit and far less live art. It’s a future that claims to be run on “artificial intelligence” but is actually held together by tens of millions of anonymous workers tucked away in warehouses, data centers, content moderation mills, electronic sweatshops, lithium mines, industrial farms, meat-processing plants, and prisons, where they are left unprotected from disease and hyperexploitation. It’s a future in which our every move, our every word, our every relationship is trackable, traceable, and data-mineable by unprecedented collaborations between government and tech giants.
QAnon Is More Important Than You Think – The Atlantic (via soulzeppel.in)
Langer Longread:
QAnon is different. It may be propelled by paranoia and populism, but it is also propelled by religious faith. The language of evangelical Christianity has come to define the Q movement. QAnon marries an appetite for the conspiratorial with positive beliefs about a radically different and better future, one that is preordained.
Um 1950 sowie 2020 – techniktagebuch
Kathrin Passig braucht keinen Kühlschrank (ich habe in Marokko mal eine Woche oder so ohne gelebt und wäre fast verzweifelt – täglich saure Milch!) und denkt über alte Haltbarkeits-Verfahren nach:
Das finde ich eine attraktive Haltbarkeitsdauer für ein Lebensmittel, und eine Sekunde lang denke ich darüber nach, Eier in Löschkalk einzulegen, weil ich ja selbst keinen Kühlschrank habe. Aber dann fällt mir wieder ein, dass ich höchstens zweimal im Jahr Eier brauche und sie viel einfacher im 50 Meter entfernten Supermarkt aufbewahren kann.
Yep, cassettes are now the new vinyl – GQ
Mehr eine kurze Meldung als ein wirklicher Artikel. Aber was?!
There’s also an additional, more modern, explanation. Take a look at another of last year’s biggest sellers, Kylie Minogue’s Step Back In Time, released on a range of pastel-shaded cassettes. They were manufactured by Key Production and their chief executive, Karen Emanuel, is direct in her appraisal. “Cassettes,” she says, “are very Instagrammable.”
Audio/Video
Rose in the Dark – Cleo Sol
Nachdem ich zum gefühlt tausendsten mal „Why don’t you“ angehört habe, habe ich endlich auch mal das zugehörige Album gehört und ich find es ziemlich schön!
Denkangebot Podcast: DA010: Diskriminierung durch Technik
Gute Einführung ins Thema!
Gastropod: Eating the Rainbow: Or, the Mystery of the Orange Oranges, the Red M&Ms, and the Blue Raspberry
Unter vielen der genannten Süßigkeiten konnte ich mir nix vorstellen, aber diese Folge fand ich trotzdem höchstinteressant.
Sonst So
Peaches Bedding – Urban Outfitters
Die ständigen Nachfragen unter (v.a. amerikanischen) Instaposts, wo man dieses oder jenes Kleidungsstück kaufen könnte, finde ich außerordentlich nervig und nicht nachvollziehbar. Bis ich auf einem Post von @jonjon33 aka The Candid Appetite diese Bettwäsche entdeckt habe. Glücklicherweise haben vor mir schon Leute gefragt wo sie her ist, traurigerweise ist sie längst ausverkauft (und teuer!)
Foto
Blüten in Döbling.
Backkatalog
- 2019: Rhabarber-Erdbeer-Zopf
- 2018: Eine Reise nach Lille, Dunkerque und Bruxelles
- 2017: Bravetart’s Chocolate Chip Cookies
- 2016: Zitroneneis
- 2015: Corns de Gazelle – Backkurs in Essaouira
- 2014: Basilikum-Eis
- 2013: Eine Reise ins Elsass
- 2012: Rhabarbertarte mit Vanillecreme
- 2011: Shortbread
- 2010: Vanille-Zitronen-Plätzchen