In dieser Woche war ich einmal wieder sehr froh, in Wien zu wohnen. So viele spannende Menschen zu treffen und so viele tolle Veranstaltungen besuchen zu können ginge auf dem Land bestimmt nicht.
Am Montag war ich für die Podiumsdiskussion „Unerhört? Frauenbewegungen in der arabischen Welt“ des VIDC in der Hauptbücherei. Das Thema gehört schon zu einem Bereich, in dem ich ein bisschen belesen bin (s. a. mein Rundbrief zu Frauen(rechten) in Marokko), aber lange habe ich nicht mehr so viele neue Erkenntnisse aus einem Panel mitgenommen.
Nacheinander stellten die tunesische Journalistin Safa Belghith, die ägyptische Professorin Oumaima Abou-Bakr und die palästinensische Professorin Lena Meari die Situation verschiedener Frauenbewegungen und feministischer Aktionen in ihren Heimatländern vor. Spannend fand ich besonders, dass palästinensische grassroots-Zusammenschlüsse für Frauenrechte durch die „NGO-isierung“ in den 1990ern von „professionellen“ Akteur_innen verdrängt wurden, die oftmals den Kontakt zur breiten Masse verloren – wie Lena Meari erklärte. In Ägypten stünden „sekuläre“ Zusammenschlüsse schnell unter Verdacht, nicht neutral, sondern westlich-kolonisierend zu sein, in Tunesien dagegen überwiegt die Angst vor islamistischen Bestrebungen. Einig waren sich alle, dass Frauen in der arabisch-islamischen Welt sicher keine westlichen Retter_innen brauchen können, die Kontexte nicht berücksichtigen, sondern vor allem Solidarität – besonders in Europa. (Dazu schon einmal ein Hinweis auf meine Podcastfolge Nr. 11, die im November online gehen wird).
Diese Live-Sketchnotes waren übrigens nicht die einzigen, die ich in dieser Woche gekritzelt habe. Für das Mediencamp habe ich einen Workshop-Vorschlag eingereicht, vielleicht werde ich ja am ersten Dezember versuchen können, meine Begeisterung für Sketchnotes weiterzugeben! Falls ihr auch hingehen wollt: Es gibt eine Blogparade, die einer_m Tickets bescheren kann!
Am Mittwoch wollte ich mir Waldheims Walzer anschauen, um ein bisschen mehr Ahnung von österreichischer Zeitgeschichte zu bekommen. Der Andrang im Votivkino war leider so groß, dass ich keine Tickets mehr bekam und letztlich in der Folgevorführung zwei Stunden später landete. An einigen Stellen im Film wusste ich echt nicht mehr weiter – Waldheims Wahlkampf und generelles Auftreten war dermaßen antisemitisch, und das hinderte ihn trotzdem nicht daran, volle vier Jahre im Amt zu bleiben! Sehr verstörend.
Und schließlich besuchte ich auch noch die Wiener Verkehrsleitzentrale – die erste Exkursion in meinen zweieinhalb Jahren Studium in Wien. Gemeinsam mit meinen Kolleg_innen im Technologie-und-Gesellschaft-Seminar erfuhr ich, dass in Wien etwa 1300 Ampeln stehen, die Öffis dem Individualverkehr bevorzugen (yay!) und dass 120 Kameras der Stadt Wien die Hauptverkehrswege überwachen, aber nichts aufzeichnen dürfen. Die Stadt ist für gewöhnlich so voll, dass jede Behinderung auf dem Ring das ganze System ins Stocken bringt, oder wie der Guide uns erklärte „Es gibt viel zu viele Autos für zu wenig Straße“.
Weil das Rückgabedatum der Bücherei drohte, las ich *noch schnell* Laurie Pennys Bitch Doktrin fertig. Leider begeisterte mich dieses Buch nicht so sehr wie alle ihre anderen Texte (hier z.B. habe ich über Unspeakable Things geschrieben). Das mag vielleicht der deutschen Übersetzung geschuldet sein, in der viel Witz verloren geht und alles nur noch deprimierend wirkt. Dennoch finde ich es nach wie vor sehr spannend, wie Laurie Penny Geschlechterverhältnisse mit Technologie und Kapitalismuskritik verwebt.
Im Internet habe ich nicht so viel gelesen, aber ein paar Lieblingslinks sind schon zusammengekommen:
REZEPT
The Black Widow Smash. – Half Baked Harvest
Dieser Cocktail sieht ziemlich gut aus.
Cardamom Chocolate Chip Cookies – i am a food blog
Kardamom ist immer gut, erst recht im Herbst
Mashed Potato and Cabbage Pancakes Recipe – NYT Cooking
In Prag habe ich sehr leckere Krautpflanzerl gegessen, vielleicht werden die hier ja genauso?
TEXT
Cum-Ex: Der Coup des Jahrhunderts – ZEIT
WTF.
Cum-Ex ist aus ihrer Sicht ein Geniestreich. Es geht nicht mehr nur darum, Steuern möglichst auf null zu drücken. Man holt sich auch noch das Geld derer, die so blöd sind, Steuern zu zahlen.
Sebastian Kurz is Remaking Europe’s Future From its Darkest Past – Newsweek
Das amerikanische Magazin verursachte mit dem Cover zu dieser Story ziemlichen Wirbel – der Text ist aber auch nicht weniger happig.
Kurz’s supporters refer to him as a bridge builder. But he might just be the consummate poker player, adept at flipping back and forth between ultra-conservative and conservative opinions, without alienating the FPO. As the website Foreign Policy explained it, “Austria’s chancellor thinks he’s cracked the code for neutralizing populists—by cooperating with them.”
Propagandakrieg in Europa: die Medien der Rechten – FALTER 42/18 – falter.at
Mit der Pressefreiheit siehts irgendwie immer schlechter aus.
Seit Orbán die staatlichen Medien neu strukturierte, stammen alle Nachrichtenberichte für alle öffentlich-rechtlichen Sender von der staatlichen Nachrichtenagentur MTI. So ist inhaltlicher Pluralismus von vornherein ausgeschlossen. Zusätzlich stellt MTI ihre Berichte ungarischen Privatsendern kostenlos zur Verfügung. Für kommerzielle Sender und für die Regierung ist das eine Win-win-Situation: Die Privaten sparen sich eine eigene Nachrichtenredaktion, und die Regierung kann ihre Propaganda so noch besser im ganzen Land streuen.
Why we can’t quit the QWERTY keyboard – MIT Technology Review
Die Geschichte mit den sich verhakenden Schreibmaschinen-Tasten ist vielleicht nur ein Mythos?
In 2011, Kyoto University researchers proposed that QWERTY stemmed from key rearrangements made to satisfy the habits of the typewriter’s earliest customers: telegraph operators, who used it to transcribe Morse code messages. (For instance, some letters that are often confused for one another in Morse are close together on the keyboard.) Those researchers were challenging the oft-invoked bit of folklore that QWERTY was chosen to prevent typewriters from jamming when people hit commonly used letters in quick succession. Either way, in 1893, several of the largest typewriter makers combined to form the Union Typewriter Company. By the turn of the century, QWERTY was the typing standard.
AUDIO/VIDEO
MEUTE – You & Me (Flume Remix)
Coole Brassband!
Tau – Federspiel
Dieses Lied spielte mir mein Radiowecker vor und die beruhigende Stimmung begleitete mich den ganzen Vormittag.
SONST SO
xkcd: Earth Temperature Timeline (via nerdcore)
Witziger Comic zur Klimaerwärmung (nicht so witzig).
Kuhmilch
Coole Foto-Reportage!
FOTO
Ende September in Rom (wo es nicht so grau war wie grade in Wien).
BACKKATALOG
2010: Geburtstagsbrownies
2011: Salz-Pfeffer-Cracker
2012: Birnentartelettes
2013: Breaking Bad – Cupcakes
2014: Geburtstags-Schoko-Bananen-Kuchen mit Streuseln
2015: Basilikum-Zitronen-Cupcakes
2016: Apfeltarte mit Rosinen und Walnüssen und Gewürz-Eis
2017: Eine Reise nach Paris