Zuckersüß 316

Die vergangene Woche habe ich hauptsächlich in Campobasso verbracht. Und die meiste Zeit davon hatte ich in irgendeiner Weise mit Essen zu tun. Auf dem Weihnachtsmarkt probierte ich mich durch sechs verschiedene Sorten Lakritze (tl;dw: reine Lakritze ohne Zucker schmeckt so schrecklich, dass nicht einmal ein Becher Glühwein den Geschmack vertreiben kann) und aß eine ganze Tüte Maroni. Täglich gab es Pizza, mal alla Romana mit Sardellen, mal mit Ricotta, mal ganz einfach Margerita.

Im Miseria e Nobiltà in der Altstadt von Campobasso aß ich ziemlich nobel. Als Amuse Bouche gab es Karottenpüree und knuspriges Brot mit super Olivenöl. Weiße Bohnen mit Cicoria (das ich erst seit September kenne), einem Polentataler und knusprigem Guiancale (Speck-Erklärung bei Wikipedia) gab es als Vorspeise. Die Hauptspeise war der Grund, warum ich unbedingt diesen Menüvorschlag (es gab vier davon) auswählen wollte: Tintilia-Pasta auf Caciocavallo-Sauce (Käse-Erklärung bei Wikipedia) mit Wirsing (?) und gebratenen Maroni. Dazu tranken wir Tintilia aus der Region. Als Nachspeise gab es Vanille-Semifreddo mit Nusskaramell. Alles ziemlich gut und nicht besonders teuer (25€/Person ohne Getränke).

Daheim kochte ich grandiose Pasta mit Salsiccia-Bällchen (Salsiccia ist wirklich wahnsinnig lecker):

pastasalsiccia
Super Pasta!

Und dann machte ich noch Olivenölbrownies (Rezept folgt!) und  Unmengen an kandierten Zitrusschalen – wieder nach Katharina Seisers Rezept, nur anders als im Sommer auch mit Orangen.

Wirkliche Juwelen: Kandierte Orangen- und Zitronenschalen

Als Dessert für den Abschiedsabend in Italien (mit österreichischem Erdäpfelgulasch) entstanden dann noch Zimtschnecken. Der Teig dazu war angelehnt an Highfoodality’s Brioche Burger Buns, in die Füllung aus Butter, Zucker und Zimt warf ich gleich noch eine handvoll gehackter kandierter Zitrusschalen. So super!

Ich glaube, ich mache nie wieder Zimtschnecken ohne kandierte Zitrusfrüchte in der Füllung!

Am Freitag pünktlich zu Sonnenaufgang frühstückte ich dann ein trockenes Nachtzug-Semmerl und eine ebenfalls trockene, aber um Welten bessere Zimtschnecke und schoss sehr viele verwackelte Fotos aus dem Abteilfenster (s. Titelbild). In Wien war ich gleich zum Tee und Kuchen (das Rezept für Apfelkuchen mit Sauerrahm-Schicht muss ich mir noch besorgen!) eingeladen und am Abend folgte das jährliche WG-Weihnachtsessen.

Einer meiner Mitbewohner und seine zwei besten Freunde kochen jeden Dezember einmal unendlich aufwändig (5 Gänge) für gefühlt unendlich viele (etwa 40) Leute. Diniert wird auf umfunktionierten Schreibtischen und langen Holztafeln auf Bücherstapeln mit ständig wechselnder Sitzordnung. Letzes Jahr steuerte ich mit Quitten-Zimt-Eis einen Dessertgang bei, dieses Jahr einen Cocktail ohne Namen:

Sieht super künstlich aus, ist aber alles selbstgemacht!

In Ermangelung von Gläsern und Schnaps gab es den zwar nur in Shotbechern, begeistert waren aber fast alle. Umgerechnet auf ein ganzes Cocktailglas: 5 cl Wodka, 3 cl Mandarinensaft, 2 cl Zitronensaft, 3 cl selbstgemachter Vanillesirup. Der Glasrand in Zitronensaft und selbstgemachtem Vanillezucker und dazu selbstkandierte Orangenschalen.

Ansonsten gab es noch Pho mit Pak Choi und/oder Rindfleisch, Thunfisch-Lachs-Tartar oder Mango-Avocado-Tartar mit Brot, Krautwickerl mit Speck- und Blunzenknödeln oder Semmelknödeln und als Dessert Tarte au Citron, Cheesecake-Brownies und Glühwein.

Am nächsten Tag machte ich mich Richtung Niederbayern auf (drei Länder in >48h, das schaffe ich auch nicht oft), wo der nächste Kaffee-Tee-Restaurant-Bar-Marathon losging. Bemerkenswert für den 23. Dezember: Es gab Fasanbraten mit Orangen und Zitronen unter der Haut (Vegetarierin kann ich mich jetzt wirklich nicht mehr nennen). Die nächsten Tage werden kulinarisch sicher nicht weniger spannend, ich berichte im nächsten Zuckersüß.

Und jetzt weiter mit (wenigen) Lieblingslinks:

REZEPT

Bucatini all Amatriciana – Anonyme Köche
Kaum probiere ich Guiancale zum ersten Mal, landet auch schon ein Rezept damit in meinem Feed.

Zwetschgen-Sorbet mit Zwetschgenröster und Ingwerstreusel – Highfoodality
An dieses Rezept mache ich mich zur nächsten Ernte.

Apple Pie mit Miso-Karamell – Krebsen und Aluette
Miso-Karamell will ich schon lange mal ausprobieren.

TEXT

kleinerbye – Wir hören auf und das sind unsere Abschiedsworte – Kleinerdrei
Nach dem Rookie-Mag das nächste liebgewonnene feministische Gruppenblog, das aufhört. Sehr schade!

Kameradinnenschaft. Einen publizistischen Ort, der feministische Debatten ohne akademisches Vokabular anstößt. Auf Augenhöhe mit Menschen, die sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen wollen, aber nicht erst akademische Lektüre lesen wollen.

Four Days Trapped at Sea With Crypto’s Nouveau Riche – Breaker Mag
Laurie Penny auf Kreuzfahrt.

One of the ways men bond is by demonstrating collective power over women. This is why business deals are still done in strip clubs, even in Silicon Valley, and why tech conferences are famous for their “booth babes.” It creates an atmosphere of complicity and privilege. It makes rich men partners in crime. This is useful if you plan to get ethically imaginative with your investments. Hence the half-naked models, who are all working a lot harder than any of the guys in shirtsleeves.

Alexa and Siri Have Nothing on the NSA – The Intercept
Diesen Text hatte ich seit anfang des Jahres als offenes Tab im Handybrowser. Gut, dass ich ihn endlich fertiggelesen habe.

“Despite the many [legislative] changes that have happened since the Snowden revelations,” he continued, “the American people only have a partial understanding of the tools the government can use to conduct surveillance on millions of people worldwide. It’s important that this type of information be debated in the public sphere.” But debate is difficult, he noted, if the public lacks a meaningful sense of the technology’s uses — let alone its existence.

AUDIO/VIDEO

Mother & Child – Sonny Okosun
Ein Bekannter brachte mich diese Woche auf nigerianische Musik aus den 1970ern. Cool!

SONST SO

Podcasterinnen.org
Eine Plattform für Podcasterinnen und enby-Podcastpersonen, sehr cool!

FOTO

Sonnenaufgang durchs Zugfenster.

BACKKATALOG

2009: Fruchtgummiherzerl
2010: Weihnachtscupcakes
2011: Gesalzene Pralinen
2012: Molasses Spice Cookies
2013: Marokkanisches Mandelgebäck
2014: Kokos-Sablé
2015: Maroni-Eis mit Orangenmarmelade
2016: Lebkuchenhaus-Tiramisu
2017: Quitten-Zimt-Eis



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Zuckersüß

Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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