Zuckersüß 287

Zwei Feiertage in einer Woche! Diese Tatsache wurde mir allerdings auch erst am Dienstag klar, als alle Bibliotheken und der Bäcker ums Eck geschlossen waren. Beim nächstgelegenen Bäcker kam ich dann ins Gespräch über die Gründe des Feiertags und kann mir jetzt nicht mehr erklären, wie mir der Tag der Befreiung (Wikipedia, FTW) bisher kein Begriff sein konnte. Immerhin ist der in Frankreich, Tschechien und der Slowakei Feiertag, aber auch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Am Donnerstag folgte dann Christi Himmelfahrt, aber dieser Feiertag ist mir natürlich aus Bayern und Österreich bekannt.

Trotz der „freien“ Tage verbrachte ich meine Zeit mit Prüfungsvorbereitung – in Form zweier sehr aufwendiger Zusammenfassungs-Sketchnotes:

Vorlesung „Connaissance du champ médiatique“
Vorlesung „Stratégie de Communication“

Außerdem habe ich meine letzte Team-Seminararbeit des Semesters abgegeben, aber die kennt ihr ja vielleicht eh schon: Drei Museen in Straßburg, hier in der Zuckerbäckerei veröffentlicht. Ich finde es ziemlich cool, dass wir in diesem Seminar enorm viel Gestaltungsfreiheit in unserer Abschlussarbeit zugesprochen bekommen haben. Ziel sollte es sein, unsere Ergebnisse so zu präsentieren, dass die Arbeit als Bewerbungsunterlage für Masterstudiengänge (nicht dass ich dafür nochmal in dieses seltsame französische Hochschulsystem kommen wollen würde) oder Praktika taugt. Ich weiß nicht, ob des das bei mir wirklich tut, aber ich habe immerhin ein paar schöne Fotos und Übersichts-Sketchnotes untergebracht!

Heute war ich passend zum grausligen Wetter noch in der Opéra Nationale de Lorraine. All die deutschen Namen aus „Werther“ in der französischen Inszenierung waren ziemlich amüsant. Und was ich richtig super fand: die Petit Fours in der Pause (-> Opern-Banausin)!

Mit Prüfungen geht es in der nächsten Woche auch noch weiter (also jedenfalls wenn kein weiterer Streik oder so dazwischenkommt), aber bevor ich mich damit beschäftige, schreibe ich lieber erst noch meine liebsten Links zusammen:

REZEPT

Grüner Borschtsch – DerStandard.at
Sauerampfer habe ich zwar schon öfters auf einer Wiese gezupft und probiert, aber noch nie weiterverarbeitet!

Frischer Sauerampfer ist tatsächlich aggressiv sauer, mit grünen Noten, geschmacklich irgendwo zwischen Rhabarber (botanisch sein Cousin) und Spinat angesiedelt. Als Kind habe ich mir auf Wanderungen immer wieder ein Blatt in den Mund geschoben und genüsslich das Gesicht verzogen – bis zur Entdeckung des grünen Borsch aber hat mir eine sinnvolle Verwendungsmöglichkeit für größere Mengen gefehlt.

Spargel an Orangenbutter mit Lakritze – La mia cucina
Schade, dass ich vor Ende der Spargelsaison nicht wieder in eine „richtige“ Küche komme (wobei mir für sous vide sowieso die Ausstattung fehlt).

Pistachio Rhubarb Loaf – Sprouted Kitchen
Ein Rhabarberkuchen abseits der Klassiker – mit Kokosmehl hatte ich noch nicht zu tun.

Syllabub – Gourmet Guerilla
Das Getränk klingt vom Namen her mehr nach Lehrplan als nach Wein und Zitrone.

TEXT

How Facebook Binds—and Shatters—Communities – WIRED
Ich hab zwar neues gelernt in diesem Text („Privatsphäre“ als Konzept erst seit dem 19. Jahrhundert, dank der Industrialisierung), aber bin ganz und gar nicht einverstanden mit einem der Hauptpunkte:

Deep down we hunger for that sense of community, and we’ll find an outlet for it no matter what. If a platform can create the feeling of community—and Facebook is nothing if not an ersatz version—then the lack of privacy is fine, as it was on my island and throughout most of human history. Ultimately, nobody really cares about privacy, except media elites, under-employed Eurocrats, and zealots who’ve made it a career. Everyone else would sext you their privates for a fleeting feeling of human connection. And they do.

Draußen schlafen – SZ-Magazin
Schade, dass ich keinen Balkon habe.

Drei Dinge muss ich gleich klarstellen: Erstens, es ist eine Tortur. Zweitens, es ist herrlich. Drittens: Wir reden über das Biwakieren, also das Übernachten unter freiem Himmel, ohne Zelt. Wobei zum Biwakieren eine Plane, eine Isomatte und ein Schlafsack empfohlen werden. Die Leute immer mit ihrer verdammten Plane! Das Wunderbare am Draußenschlafen ist eben nicht, dass es neue Ausrüstung aus Mikrofaser und Spezialgeschäften erfordert, sondern dass man draußen wie im eigenen Bett schläft, dass man also den normalen Bett- und Nachtalltag in etwas Besonderes verwandelt, aber mit denselben Utensilien.

TONIC – Fwd: Bizarres aus der Welt der PR
Tatsächlich sehr bizarre Produkte.

Stoßt ihr beim nächsten WG-Casting auf einen Brotaufstrichverschluss, nehmt beide Beine in die Hände und rennt – Wohnungsnot ist nie so schlimm wie dich infantilisierende Mitbewohner. Meidet insbesondere Menschen, die ihren Besitz einer Chocloc als Ironie verkaufen. Ein Brotaufstrichverschluss markiert moralische Erhabenheit und die ist niemals lustig, sondern essenziell bösartig und reaktionär.

Kathrinterview – Novelle
Absurd und witzig.

Sollte ein Lebenslauf so lückenlos wie die Finsternis sein?
Absolut. Das heißt, dass der Lebenslauf nachts mehrmals vom Handy unterbrochen wird und tagsüber sowieso. Die meisten Arbeitgeber haben dafür Verständnis, und bei den anderen sollte man sowieso nicht anfangen.

Johnny Haeusler: Auf der Startbahn in ein neues Netz – Berlin – Aktuelle Nachrichten – Berliner Morgenpost
Sehr anstrengend geschriebenes (sooo viele Phrasen) Porträt über den re:publica-Gründer.

Regierung will Flüchtlinge kasernieren: Das Prinzip Abschreckung – taz (via DasFilter)
Wie kann man solche „Ankerzentren“ nur ernsthaft vertreten?!

Schon heute müssen abgelehnte Asylbewerber bis zu zwei Jahre in den Transitzentren bleiben, wen sie nicht vorher abgeschoben werden können. Stammen sie aus „sicheren Herkunftsstaaten“, sollen sie unbegrenzt im Lager bleiben, wenn sie nicht ausreisen. Das will Seehofer künftig bundesweit. Dass die Bewohner dort „lagermäßig eingesperrt“ würden, nennt er ein „Schauermärchen“. Formal hat er damit recht: Die Bewohner des Transitzentrums dürfen die Einrichtung stundenweise verlassen, etwa, wenn sie in die Stadt gehen wollen.

AUDIO/VIDEO

So hätte SoundCloud 1994 ausgesehen – Ein VHS-Guide zur Musikrevolution vor Napster – DasFilter
Nette Parodie!

Frank Sinatra. Porträt zum 20. Todestag – Ö1
Dieses Feature bewegte mich dazu, einen ganzen Tag Frank Sinatra laufen zu lassen…

Reply All: #120 INVCEL
Die Incel-Bewegung entstand schon in den späten 90ern, um eine queere Kanadierin herum – und war anfangs eine positive Ressource!

Sookee – Durch die Gegend
Eine häkelnde HipHopperin, die Gender Studies und Sprachwissenschaft studiert hat – Sookee ist eine sehr spannende Person!

SONST SO

National anthem by country in Europe – Jakub Marian
Eine Europakarte mit den ersten paar Worten der jeweiligen Nationalhymnen, übersetzt auf Englisch.

FOTO

Ein weiterer Schnappschuss aus Strasbourg – vom März.

BACKKATALOG

2010: Mini-Biskuit-Kirsch-Rouladen
2011: Rhabarberkuchen
2012: Rhabarber-Galettes
2013: Haferplätzchen in mexikanischer Schokolade
2014: Abiturkekse Pt. III: Mohn-Marzipan-Plätzerl mit Traubengelee
2015: Corns de Gazelle – Backkurs in Essaouira
2016: Rhabarber-Streusel-Kuchen
2017: Bravetart’s Chocolate Chip Cookies



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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