Zuckersüß 277

In dieser Woche bin ich erstmals innerhalb Frankreichs verreist -nach Amiens. Das ist eine ziemlich pittoreske Stadt nördlich von Paris, die außerdem irgendwie ein bisschen aus der Zeit gefallen wirkte (Beizeiten folgt ein ganzer Post dazu, nachdem ich mich endlich mal um meine Fotos aus Nancy gekümmert habe). Während der ewiglichen Busfahrt in den Norden las ich den Großen Glander fertig. Noch immer will ich unbedingt ein Pastrami-Sandwich haben und am Besten auch noch die vielen anderen Speisen aus der Geschichte probieren. Stevan Paul erzählt wirklich für alle Sinne: Die Songschnipsel, die er hin und wieder in den Text eingebaut hat, führten bei mir zu Instant-Ohrwürmern, die ich nur mit catchy Songs als Gegenmaßnahme wieder loswerden konnte. Cooles Buch!

Ansonsten habe ich mich wieder hauptsächlich mit meiner Bachelor-Arbeit beschäftigt, die nun endlich (!) abgegeben ist. Letzten Sonntag machte ich mir ja viele Gedanken zum Geschichten-Erzählen – das ist beim wissenschaftlichen Schreiben nicht wirklich gefragt, aber im Laufe meiner Korrekturdurchläufe fiel mir auf, wie sehr es hilft, Dinge auszuformulieren. Offene Fragen tippte ich in einen E-Mail-Entwurf an meine Betreuerin, doch meistens konnte ich sie mir selbst beantworten, sobald ich sie explizit aufgeschrieben hatte. Ich bin schon sehr gespannt auf das finale Feedback für diese erste größere Uni-Arbeit! Und dann stehen mir in den kommenden Semestern noch mindestens drei weitere in ähnlichem Umfang bevor (Doppelstudium an der Uni Wien, FTW!).

Für die Uni Lorraine hatte ich zwischenzeitlich eine recht unterhaltsame Aufgabe: Für das erste Semesterprojekt in Médiations Culturelles, das direkt nach den Ferien fällig ist, sollten wir im Team einen Flyer für ein Museum gestalten. In meinem Fall ist das das Maison des mathématiques, das voraussichtlich 2020 in Paris eröffnen wird. Ich stützte mich auf alle im Internet verfügbaren Informationen (zum Beispiel diese Dokumentation) und layoutete soweit ich konnte. Es ist wirklich sehr anstrengend, nie ganz sicher zu sein, ob ein französischer Ausdruck oder eine platzsparendere Umformulierung passend ist oder gar keinen Sinn mehr ergibt…

Ich frage mich, ob mir jetzt eigentlich jede Woche ein Tweet (mit Gaming-Referenzen?) unterkommt, der genau zu dem passt, was ich hier im Zuckersüß erzähle:

Ende der Woche kam  der große Wintereinbruch nach Nancy. Eisig kalt war es schon vorher gewesen, aber nun blieben auch noch ein paar Zentimeter Schnee liegen. Das ist ja an sich wunderschön, doch wenn Trottoirs (wer hätte gedacht, dass ich dieses super eingebairischte französische Wort mal in meinem Blog unterbringe!) nirgends geräumt/gesplittet/gesalzen sind, wird es schnell anstrengend. Der Stadt sind ihre Fußgänger_innen scheinbar nicht besonders wichtig – anders kann ich mir nicht erklären, wieso nicht für sichere Verhältnisse auf Gehwegen und öffentlichen Plätzen gesorgt wird. Ich kann mir vorstellen, das Schneematsch und später Eisplatten ein sehr großes Hindernis für Menschen werden können, die nicht so sicher auf den Füßen sind…

Am Sonntag schlug das Wetter wieder völlig um, die Sonne blinzelte durch die Wolken und es war warm genug, mit offenem Wintermantel herumzulaufen! Gemeinsam mit ein paar Leuten habe ich deshalb einen Ausflug in den Banlieue gemacht (die Stadtplanung hier ist echt nicht besonders freundlich), um einen marokkanischen Wochenmarkt zu besuchen. Es gab sehr viel landestypische Kleidung, frisches Obst und Gemüse und Zeug, das man sonst so im Souq findet. Ich hatte mich sehr auf marokkanisches Essen gefreut, nur gab es davon recht wenig. Einzig ein (leider kaltes) Msimn konnte ich auftreiben…

An jedem ersten Sonntag im Monat sind alle Museen der Stadt gratis, weshalb ich anschließend noch im Musée de l’École de Nancy vorbeischaute. Ich hatte mir erhofft, dort endlich mehr über den speziellen Art-Déco-Stil der Stadt zu erfahren (Gebäude betrachtet habe ich schon ziemlich viel), nur wurde daraus leider nichts. Die Ausstellung in einer großen Jugendstilvilla besteht aus sehr vielen Möbeln, Vasen und Gemälden mit kleinen Schildchen, erklärt aber nirgends die Geschichte(n) dahinter. Es gäbe einen Audioguide, den ich mir nicht geholt habe (zu knausrig), und wie ich beim Hinausgehen (!) festgestellt habe auch eine App. Ich les in der Zwischenzeit mal den entsprechenden Wikipediaartikel und vielleicht gehe ich ja in einem Monat nochmal hin…

Bevor ich jetzt weiter herummeckere, zeige ich euch lieber meine Internetfavoriten der Woche:

REZEPT

Brûléed Earl Grey Rice Pudding – Joy the Baker
Milchreis, der erst in Wasser und dann erst in (Earl Grey-)Milch gekocht wird?

rooibos tea meringues with rooibos and white chocolate ganache – Drizzle&Dip
Nochmal Tee in einer Nachspeise.

How to Make Light and Fluffy Biscuits Without Buttermilk – SeriousEats
Ich hätt so gern einen Ofen zur Hand, ich würde die gleich fürs Frühstück backen..

TEXT

Monica Lewinsky: Emerging from “the House of Gaslight” in the Age of #MeToo – Vanity Fair (via @femInsist)
Ich habe immer nur über Monica Lewinsky gelesen, niemals von ihr – u. a. darum geht es in ihrem Rückblick:

Isolation is such a powerful tool to the subjugator. And yet I don’t believe I would have felt so isolated had it all happened today. One of the most inspiring aspects of this newly energized movement is the sheer number of women who have spoken up in support of one another. And the volume in numbers has translated into volume of public voice. Historically, he who shapes the story (and it is so often a he) creates “the truth.” But this collective rise in decibel level has provided a resonance for women’s narratives. If the Internet was a bête noire to me in 1998, its stepchild—social media—has been a savior for millions of women today (notwithstanding all the cyberbullying, online harassment, doxing, and slut-shaming).

Gender and your kitchen design – Curbed
Als ob es nicht egal wäre, welche Farbe eine Küchenmaschine hat (sagt die mit der pinken KitchenAid)…

So what happened in the ’80s and ’90s that precipitated the rise of the kitchen as a welcoming, comfortable hangout space where everyone can watch the cook at work? Well, here’s one theory: As Cowan explained to me, “The idea of household cooking as an art form was not a thing until the ’80s or the ’90s.” Coincidentally (or not), it was the ’80s when survey data on how Americans were spending their time began to show men taking on more domestic duties, likely thanks to an uptick in dual-career households.

Unverschämt schwarz – Missy Magazine
Ich kannte weder die Geschichte von May Ayim, noch ihre Gedichte. Dieses hier gefällt mir sehr:

nachdem sie mich erst anschwärzten
zogen sie mich dann durch den kakao
um mir schließlich weiß machen zu wollen
es sei vollkommen unangebracht
schwarz zu sehen.

Rapport ONU Femmes sur l’égalité des genres: Vers une nouvelle définition de la masculinité au Maroc? – Huffpostmaghreb
Diese Zahlen sind furchtbar:

Sur le harcèlement de rue, 78% des femmes est 72% des hommes considèrent que „Les femmes qui s’habillent de façon provocante méritent d’être harcelées“. Cependant ces mêmes femmes interrogées ne considèrent qu’à 42% que ces femmes „apprécient“ cet harcèlement contre quand même 71% des hommes.

Designing Streets for Self-Driving Cars: Parks Instead of Parking Meters – WIRED.com
Ich ärgere mich sehr oft, wie viel Platz Autos in Städten bekommen – Selbstfahrende wären die Chance für Veränderung:

Urban planners talk about two visions of the future city: heaven and hell. Hell, in case it’s not clear, is bad—cities built for technologies, big companies, and vehicles instead of the humans who actually live in them. And hell, in some ways, is here. Today’s US cities are dominated by highways there were built by razing residential neighborhoods. Few sidewalks and fewer bike lanes. It’s all managed by public policies that incentivize commuting in your car. Alone. Trapped in traffic.

AUDIO/VIDEO

Lieblings-Sammlung 20 – Lieblings-Plätzchen
Drüben im Podcast-Blog habe ich wieder tolle Folgen zusammengetragen.

The Dø – A Take Away Show
Schöner Song!

SONST SO

#AnswerLikeKurz-Generator (via Horst Jens FB)
Lustige Spielerei auf Basis des in Österreich trendenden Hashtag.

FOTO

Schnappschuss von einem meiner Nancy-Spaziergänge.

BACKKATALOG

2010: Honigkuchen
2011: Mohnkuchen
2012: Schoko-Mandel-Donuts
2013: Wagner-Omas Sandgebäck mit Kakaoglasur
2014: Schokoladen-Hefezopf-Brot
2015: Kardamom-Vanille-Scones
2016: Baisers de Namur
2017: Cantuccini mit Walnüssen



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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