Seit ich Nicola Lambs Newsletter Kitchen Projects in einer Instagram-Story von Tim Mazurek, der leider nur noch viel zu selten als Lottie + Doof (food)bloggt, entdeckt habe, bin ich großer Fan. Die Rezeptentwicklerin aus London dokumentiert in wöchentlichen E-Mails ihre Dessertentwicklungen, mit sehr detaillierten Beschreibungen warum was wie funktioniert.
Aus ihren Posts habe ich schon so viel „nebenbei“ über Küchenchemie gelernt, wie sonst kaum irgendwo (nur Stella Parks aka Bravetart schreibt ähnlich detailliert über Dessert-Rezeptentwicklung, im deutschsprachigen Raum kenne ich niemanden), z.B. über Meringue-Konsistenzen, gebräunte Butter, Honig oder Parfait.
Jeder zweite Post ist hinter einer Paywall, und viele davon interessieren mich besonders (z.B. die Pineapple shortbreads oder der Basil Cake with roasted plums, den ich letztlich als Vorlage für diesen Kuchen genommen habe). Nach langem hin und her, ob ich wirklich zahlende Abonnentin eines Newsletters (meine Abneigung gegen Newsletter habe ich hier mal erläutert, hier steht warum ich trotzdem selbst auch einen verschicke), noch dazu bei dem VC-finanzierten, plattformigen ~we are not a newsletter company~ Substack werden wollte, hab ich mir vergangene Woche einen Ruck gegeben und für knapp 60€ ein Jahr lang vollen Zugang für Kitchen Projects erworben. Die Oberfläche von Substack (genau wie E-Mails) ist in meinen Augen eigentlich alles andere als geeignet für ein Projekt, das (auch) vom Archiv und seiner Durchsuchbarkeit lebt, aber immerhin lässt es sich halbwegs einfach monetarisieren – ich hoffe sehr, dass sich das Ganze für Nicola Lamb lohnt und sie noch lange weiterschreibt!
Jetzt aber zu diesem Kuchen selbst: Ich habe neulich eine Schüssel Duftgeranienzweige „zum Verarbeiten“ (ein Teil wurde schon eingepflanzt) bekommen. Die Pflanze ist mir als Küchenzutat erstmals in der ALMA Gastrothèque begegnet, wo ich 2020 einen Kardamom-Kuchen gegessen hatte, der mit Rosengeraniensirup getränkt war.
Das 1:1 nachzubauen war mir irgendwie zu uninteressant, und da fielen mir Nicola Lambs Kräuter-Öl-Kuchen-Experimente ein. Ihr Basilikumkuchen ist froschgrün, das hat mit den Duftgeranien trotz blanchieren und Abschrecken nicht funktioniert. Ihr blumig-kräutriges Aroma schlägt sich im Kuchen aber durchaus (nicht im Vordergrund) nieder.
Mandelkuchen mit Duftgeranien-Öl – Rezept
angelehnt an den Basil Cake von Nicola Lamb / Kitchen Projects
Duftgeranienöl (ggf. bleiben 1-2 Löffel übrig)
50 g Duftgeranienblätter, ohne Stiel gewogen
100 g neutrales Öl
Kuchen
120 g weiche Butter
130 g Zucker
Zeste von 1/2 Zitrone
120 g gemahlene Mandeln
3 Eier
1 1/2 TL Backpulver
Salz
65 g Mehl
3-4 EL Duftgeranienöl
für zwei Springformen mit 18 cm Durchmesser oder eine mit 26 cm Durchmesser
Für das Duftgeranienöl einen Topf mit Wasser aufsetzen und eine Schüssel mit Eiswasser bereitstellen. Die Duftgeranienblätter für 10-30 Sekunden ins kochende Wasser legen und dann sofort in die Schüssel mit Eiswasser geben. Abseihen, gut abtropfen und dann mit Küchenpapier (halbwegs) trocken tupfen.
Die blanchierten Duftgeranienblätter mit dem Öl pürieren, etwa 5 Minuten lang, bis es intensiv grün gefärbt ist. Durch ein Teesieb abseihen, ohne mit einem Löffel o.Ä. „nachzuhelfen“, das Öl sollte von selbst abfließen.
Den Ofen auf 170° C Umluft vorheizen und die beiden Springformen am Boden mit Backpapier auslegen.
Butter, Zucker, Zitronenzeste und Mandeln cremig rühren. Die Eier einzeln einarbeiten, dann Backpulver und eine Prise Salz einrühren. Das Mehl zugeben und glattrühren. Das Duftgeranienöl löffelweise zugeben, nach Geschmack entscheiden, wann es genug ist.
Die Masse auf die beiden Formen aufteilen und glattstreichen. Für 30 Minuten goldbraun backen, die Oberfläche sollte bei leichtem Fingerdruck zurückspringen. Leicht abkühlen lassen, dann aus der Form nehmen und erst anschneiden, wenn der Kuchen völlig abgekühlt ist.