ALMA Gastrothèqe

Große Neugasse 31, 1040 Wien

In die ALMA Gastrothèque wollte ich schon sehr lange gehen, das Konzept (viele Kräuter, besonderes Brot und Naturwein) klang nämlich sehr interessant. Das kleine Lokal in der großen Neugasse stellte sich letztlich als sehr gute Wahl für den ersten Auswärts-Essen-Abend nach der langen Corona-Sperre heraus.

Vorspeise Nummer eins war ganz simpel und doch wieder nicht: Brot und Butter (5,90€) mit einem noch warmen (!) Stück Roggen-Rotweizen-Weizenvollkorn-Brot aka Santa Rosa Sourloaf von Bernadette Wörndl, fluffig aufgeschlagener, leicht süßer Butter, einem Rosmarinzweig und rosarotem Salz. Das war nicht nur for the looks rosa, sondern verpasste dem ganzen Gericht durch das Rote-Bete-Pulver noch eine zusätzliche erdig-süße Geschmacksnote.

Das Labneh (9,90€) , quasi dicker Joghurt, wurde mit Olivenöl und Dukkah serviert, das ich nussallergiebedingt leider aussparen musste. Der Salat dazu, gefühlt der USP des Lokals, beeindruckte mich sehr. Außer Petersilie und Schnittlauch erkannte ich kein einziges „Grünzeug“ auf dem Teller, aber es gab auch keine Sorte zweimal. Die verschiedenen Salatsorten und (Wild-?)Kräuter schmeckten alle sehr unterschiedlich, von blumig-fruchtig bis bitter. Das Dressing war ziemlich sauer, passte aber super dazu und fing auch die olivige Öligkeit der Focaccia auf.

Young and Beautiful (15,90€) stellte sich als cremiges Molkepolenta heraus, in dem auch ein bisschen Speckgeschmack durchschien (wenn ich nicht völlig irregefüht war an dieser Stelle). Dazu gabs superwolkigen Ricotta (eine Zutat, an die ich mit meinen letztjährigen Geburtstagscupcakes schon fast eine Ode geschrieben habe), verziert mit ein bisschen geriebener Limettenzeste und Dillblüten. Im knackig gebratenen Gemüse – von weißem und grünem Spargel über gelbe und grüne Zucchini, Knoblauch, und Karotte – war auch noch etwas rauchige „verbrannte“ Frühlingszwiebel, eine halbe rohe Zucchiniblüte und mir unbekannte Kräuter versteckt. Bisher dachte ich, Comfort Food und Frühling würden nicht zusammenpassen, aber dieser Teller bewies das Gegenteil.

Meine Begleitung entschied sich für Spargel grün-weiß à la vinaigrette (14,90€) als Hauptgericht. Das Gericht bestand aus mehreren Ebenen, alle davon wären mit „salatig“ gut beschrieben, aber doch völlig unterschiedlich. Obenauf ein Wildkräutersalat wie beim Labneh, darunter knackig blanchierter weißer und grüner Spargel, gehacktes Ei und sehr viel Koriander und ganz unten ein Nest aus gewürfeltem Gemüse. Wegen des hohen Anteils an rohen Karotten am Tellerboden habe ich das nicht probiert (Kreuzallergien FTW, not), aber ich ließ mir sagen, dass auch sauer eingelegte Kohlrabiwürfel und Mayonnaise (?) dabei war. Auch diesen Teller zierten wieder zwei überkreuzte Schnittlauchröhrchen, die offenbar Markenzeichen von ALMA (und nebenbei super instagrammable) sind.

Ein Dessert musste am Ende auch noch her, aus bekannten Gründen entschied ich mich gegen das aus rohen Früchten. Übrig blieb also der Kardamomkuchen mit Rosen-Geranien-Sirup (5,90€), der mit zweierlei Minzarten serviert wurde.

Der Kuchen selbst war irgendwo zwischen Rührteig und Biskuit verortet, ich vermute, es war Chiffoncake oder Ähnliches. Der Teig war mit grob gestoßenem Kardamom gewürzt, sodass eins beim Draufbeißen immer wieder einmal die volle Ladung des ätherisch-scharfen Aromas auf der Zunge hatte. Der Kuchen war laut Karte mit Rosen-Geranien-Sirup getränkt. Meinem Eindruck nach überwog ein zitroniges Aroma, von der Rose schmeckte ich recht wenig, den Geschmack von Geranien kann ich nicht zuordnen.

Zum Dessert wurde mir ein Chardonnay empfohlen, der mit dem intensiven Kardamom mithalten könnte, leider bin ich im Weinbeschreiben überhaupt gar nicht bewandert und sag jetzt dazu einfach mal nix ;)



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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