Das Brösl im Stuwerviertel stand schon seit seiner Eröffnung im vergangenen Herbst auf meiner mal-hingehen-Liste, und so viel sei gesagt: Ich hätt nicht erst Anfang Juli dort essen sollen. Und nächstes mal bestelle ich die ganze (fast täglich wechselnde) Karte!
Zum Aperitif gabs für meine Begleitung Bier aus hauseigener Herstellung (unter dem Markennamen Eugen Artisan Ales), ungefiltertes, unpasteurisiertes biretta Kellerbier (4,10€). Ich konnte mich lang nicht entscheiden und griff schließlich zu einem kleinen Glas roten Wermut mit Soda und Orangenzeste (3,90€), das nach der Radfahrt genau die richtige Erfrischung war.
Die Speisekarte lies sich sehr interessant, also beschlossen wir, einfach quer durch zu bestellen. Als erstes gabs zwei Salate, die ich beide großartig fand (obwohl ich Salat tendenziell für ziemlich uninteressant halte). Der grüne Salat (vom Krautwerk) mit zitronigem Dressing und Parmesan war sehr simpel und sehr sommerlich (5,50€). Der zweite Salat stellte sich als mein liebstes Gericht des Abends heraus: junge Kartoffeln samt Schale, bunte Salate, Radieschen und geräuchterte Forelle in senfigem Dressing mit Kren, Zitronenzeste und viel Schnittlauch (8,50€).
Es folgte ein in großzügig Olivenöl gebratenes Stück großporiges Sauerteigbrot mit wolkigem Ricotta, sehr knackigen süßen Erbsen, Minze, Zitronenzeste, schwarzem Pfeffer und Salzflocken (7,90€). Super!
Zur Feier des Tages, beschlossen wir, auch mal wieder Fleisch zu essen – nur irgendwie war es das nicht wert. Obwohl das Gericht tadellos war: gegrillter Schopf mit sauer eingelegtem, fruchtigem Rhabarber, der dank mitfermentiertem Estragon fast nach Anis schmeckte, und grobem scharfen Senf (17,90€). Mit dem vorherigen wirklich hervorragenden Gemüse konnte das pure Fleisch in meinem Augen geschmacklich einfach nicht mithalten.
An diesem Punkt wollten wir am liebsten noch den Rest der Karte (z.B. Fisolen in Tempura, confierte Tomaten mit Labneh) bestellen, weil wir so begeistert von den bisherigen Gerichten waren. Leider kam diese Entscheidung zu spät, die Küche war schon zu.
Stattdessen gabs noch zwei Achtel Naturwein (je 5,50€), deren Namen ich mir nicht gemerkt habe, und später noch ein Eis (4,20€). Das schmeckte sehr intensiv heidelbeerig und auch recht süß. Ich glaube, es war eher Sorbet als Eis, denn Milch konnte ich geschmacklich nicht ausmachen und es schmolz auch sehr schnell. Die beiden Gläser Wein, die wir ja mit mehr „Hauptgerichten“ im Kopf bestellt hatten, bissen sich leider mit dem Eis, das mit seiner fruchtigen Süße sowohl den Weißen als auch den Roten völlig übertünchte – unser Fehler.
tl;dr: Ich war völlig begeistert von meinem Besuch im Brösl. Die Speisekarte ist (und bleibt durch die ständige Veränderung) sehr interessant und Gemüse ist fast immer in den Hauptrollen. Durch alle probierten Gerichte zog sich die Zitrone als roter Faden, ich fühlte mich oft ins sommerliche Italien versetzt. Dazu trug auch die angenehme Atmosphäre im Schanigarten, der halb mit hippen Terazzotischen, halb mit hölzernen Tischen ausgestattet ist, bei. Die „geerbte“ Inneneinrichtung (vorher wars das „Wolmuthstüberl“, wie Severin Corti schreibt) ist, wie es aussieht, noch intakt, statt Wirtshausgrind strahlt sie aber freundliche Helligkeit aus. Die Leute im Service waren jung und sympathisch und schienen Spaß an der Sache zu haben – der Barmann zum Beispiel tanzte hinterm Tresen zu RnB, aus dem Küchenfenster schallte energischer Punkrock. Und die Preise fand ich wirklich fair, hier könnte man auch für 20€ pro Person gut essen und trinken. Alles in allem: Gehts ins Brösl!