Zuckersüß 315

Gleich drei Posts in zwei Wochen, aber kein Zuckersüß am vorletzten Sonntag, das habe ich im ganzen Jahr noch nicht geschafft. Aber ich bin auch viel herumgekommen, war in Bayern, im Burgenland und bin mittlerweile sogar in Italien, wo ich mich viel über Busfahren im allgemeinen und Busbahnhöfe im besonderen geärgert habe. So viel Zeit unterwegs bedeutet aber auch genug Zeit zum Lesen, jedenfalls solange der Akku hält. Auf Papier habe ich deshalb auch noch den aktuellen biber gelesen (der mit dem viralen Dönerliebe-Text) und Roberto Savianos Gomorrha angefangen (Reiseziellektüre).

Meine liebsten Links der letzten Tage:

REZEPT

Karamell- Möhren aus dem Ofen mit Tahini und Granatapfel – GourmetGuerilla
Für Ofengemüse bin ich immer zu haben.

TEXT

Raus aus meinem Uterus. Der § 219a und seine Freunde. – Alles, was Recht ist – Juramama.de
Ich kann den Grant der Autorin sehr gut nachvollziehen.

Es gibt kein einziges Gesetz in Deutschland, das exklusiv in den Körper von Männern eingreift.
Kein Gesetz „schützt“ den Mann vor etwas, zu dem sein männlicher Körper biologisch exklusiv in der Lage ist. Kein Gesetz knüpft eine Entscheidung über etwas, was nur ein männlicher Körper kann, an Strafbarkeiten oder Beratungen.

Hausfrauen-Glorifizierung: Das goldene Zeitalter der Unterdrückung – SPIEGEL ONLINE
Margarete Stokowski bringt ein paar Tatsachen in die verklärte Hausfrauen-Vergangenheit:

Frauen durften in der Bundesrepublik bis 1962 ohne Erlaubnis ihres Ehemannes kein eigenes Konto eröffnen. Bis 1969 waren Ehefrauen nicht geschäftsfähig. Bis 1972 gab es keine gesetzliche Altersversicherung für Nichterwerbstätige. Und erst 1977 hatten Ehemänner nicht mehr das Recht, ihre Frauen vom Geldverdienen abzuhalten, wenn sie das Gefühl hatten, dass die Frau deswegen den Haushalt vernachlässigt. Goldene Zeiten waren es insofern, als die gesellschaftlich akzeptierte Lösung für Frauen, die das alles nicht ertrugen, „Frauengold“ war, sprich: Alkohol. Die goldene Tugend für Frauen war: Maul halten und mitspielen.

Sankt Augustin: Der üblichste Verdächtige – ZEIT ONLINE
Wenn Medien nicht aufpassen…

So halten die Fakten rechte Trolle etwa auf Twitter nicht davon ab, den Fall weiter als Beispiel angeblich gescheiterter Flüchtlingspolitik umzudeuten. Sie geben vor, um das Opfer zu trauern, und verbreiten Hass gegen „Merkels Gäste“, die „eine Blutspur durch Deutschland ziehen“. Und wer jetzt denkt: Moment, der mutmaßliche Täter wurde nicht in Deutschland geboren, hat ja irgendwie auch was mit der sogenannten Flüchtlingskrise zu tun – der sollte sich fragen, ob sich in seinem inneren Diskurs eigentlich auch etwas verschoben hat.

Geflüchtete Syrer erzählen von Rassismus beim Daten – VICE
Was dauerhaft negative Berichterstattung gegenüber bestimmten Menschengruppen ausrichten kann:

Ich habe einen Job, eine Wohnung und einen durchmischten Freundeskreis: Ich entspreche nicht dem medialen Klischee eines Flüchtlings. Aber jede Frau, die ich bisher kennengelernt habe, hat mich auf meinen Asylstatus und mein Heimatland reduziert. Sie haben so viele Vorurteile gegenüber Syrern, dass es gar nicht erst zu einem Kennenlernen kommen kann.“

Der Eisberg – DATUM
Über Vergewaltigungen.

Nicht-Österreicher waren 2017 unter den Verurteilten mit 53 Prozent überrepräsentiert. Kriminologisch ist das keine Überraschung: Die soziologischen Risikofaktoren für Kriminalität sind unter ausländischen Staatsbürgern statistisch häufiger (mehr junge Männer mit geringer Bildung und schlechtem Einkommen). Außerdem fällt es leichter, den ausländischen Fremdtäter anzuzeigen als den eigenen Onkel.

Tumblr Porn Ban is a Window into the Unsustainable Logic of Internet Capitalism – Digital Talking Drum
Wie frauenfeindlich kann eine „no-adult-content“-Regelung eigentlich sein…

In light of that contradiction they seem to be option to arguing that its simply too hard to moderate this much content and just wholesale ban inconvenient groups as they become less profitable. That’s the reason why sex workers are attacked but Nazis aren’t, the political cost of supporting sex workers is much less than supporting Nazis…which well says alot about this society. What they won’t face is the possibility that their platforms are simply too large or badly organized at their core for the purposes that users want to use them for.

Gelbwesten sehen rot: Der Benzinpreis war nur der Auslöser – Mosaik Blog
Über die Gilets Jaunes:

Das Auto hat längst aufgehört, Luxusobjekt zu sein. Wohlhabende können leicht darauf verzichten. In gentrifizierten Stadtzentren fahren sie ökobewusst mit dem Tretroller zur Arbeit; für längere Distanzen fliegen sie. Dieser Aufstand offenbart, wie sehr der soziale Riss auch ein geographischer ist. Es protestiert das periphere Frankreich, BewohnerInnen von Reihenhäusern in Kleinstädten oder von den Rändern der Metropolen. Sie brauchen das Auto, sowohl um zu arbeiten als auch um ihre Baguette kaufen zu können.

Gelbwesten in Frankreich: Was man über die Protestbewegung wissen sollte – SPIEGEL ONLINE (via wirres.net)
Sascha Lobo über das gleiche Phänomen.

Wenn Eindeutigkeit im Innern kaum vorhanden ist – wie jetzt noch bei den „Gelbwesten“ – wird sie oft von außen behauptet, denn vor allem die Politik braucht Eindeutigkeit für eine sinnvolle Reaktion. Man darf das nicht als „Verschwörung“ begreifen, es zeigt vielmehr das Unvermögen der Strukturen des 20. Jahrhunderts, sich mit den neuen, sozialmedialen Bewegungen des 21. Jahrhunderts sinnvoll auseinanderzusetzen.

Urban Planner Alain Bertaud’s Case for Bottom-Up Design – CityLab (via wirres.net)
Stadtplanung ist schon ein ziemlich spannendes Feld.

Sometimes when I read the papers of my fellow urban planners, I get the sense that they think cities are Disneyland or Club Med. Cities are labor markets. People go to cities to find a good job. Firms move to cities, which are expensive, because they are more likely to find the staff and specialists that they need. If a city’s attractive, that’s a bonus. But basically, they come to get a job.

Who Owns A Recipe? Race, Food And The Debate Over Cultural Appropriation – Forbes.com
Über kulturelle Aneignung und Essen:

As ancient Libya exemplifies, the cultural assimilation and mutation of foodstuffs is constant across nations and cultures through the mechanisms of both trade and imperialism. Where would modern British foodscapes be without the influence of native Indian dishes that came as a result of colonialism? Some dishes were even engineered just for a new culture. Chicken tikka masala was created for Anglican palettes, just as General Tso’s Chicken seems to have been a culinary invention of Chinese chefs looking to appeal to American tastes in the mid-20th century.

Hannah Gadsby meets Roxane Gay: ‘Trolls get incensed by a woman daring to think she’s funny. I’m very funny’ – The Guardian
Diese beiden Frauen sagen viele kluge Sachen (nicht nur in diesem Interview – schaut Nanette und lest Hunger!).

Hannah Gadsby: And also, when that’s not what they’re angry about, they’re angry about your words or what you do. I’m just so amazed that men still think that they’ve settled the argument by telling women they’re so fat and ugly that they wouldn’t fuck ’em. I decided that for myself.

AUDIO/VIDEO

Gatluak – Nyaruach  (via Global Voices)
Coole Musik aus dem Südsudan.

FOTO

Nochmal Wien mit ein bisschen Schnee.

BACKKATALOG

2009: Weihnachtsmützen
2010: Schokokipferl
2011: Spekulatius
2012: Caramel Cayenne Popcorn von Bittersweet Baker
2013: Kokosmakronen mit Muskatblütenzucker
2014: Bratäpfel
2015: Erdnussbuttereis
2016: Lebkuchenhaus
2017: Privacy Week



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Zuckersüß

Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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