Mittlerweile bin ich drei oder viermal mit Kamera in der Stadt spazieren gegangen. Die Wetter- und Lichtverhältnisse waren dabei höchst unterschiedlich (alles zwischen Nebel, Frost und frühlingshaften Sonnenschein) und meine Retuschier-Skills sind leider nicht die Besten, was das betrifft. Ich glaube, ich kann euch aber trotzdem einen guten Eindruck von Nancy vermitteln:
Auf dem Titelbild ist DAS Wahrzeichen Nancys zu sehen, der Place Stanislas. Der ist nach einem Herzog von Lothringen, der gleichzeitig polnischer König war, benannt und mit seinen klassizistischen Gebäuden und den Vergoldungen doch recht beeindruckend.
Der polnische Adelige ist auch sonst überall in der Stadt zu entdecken. Viele Geschäfte sind nach ihm benannt und am Rande des Stadtzentrums ist er auch auf einer Hauswand zu bestaunen:
Die Anlage des Parc de la Pépinière grenzt an den Place Stanislas und geizt auch nicht gerade mit Prunk:
Aber Nancy kann auch anders: Die Porte de la Craffe mit ihren zwei Kerkertürmen mutet eher mittelalterlich an.
Unweit davon fühlte ich mich dann kurzzeitig in eine Filmkulisse versetzt. Die pastellfarbenen, etwas verblichenen Gebäude zwischen der Porte le la Craffe und der Porte de la Citadelle erinnerten mich irgendwie an die Stadt aus Chocolat (oder habe ich den Film falsch in Erinnerung?)
Am Kanal dagegen ist nichts von klassizistischem Prunk oder gotischer Düsterkeit zu entdecken. Das markanteste Gebäude dort (ich weiß nicht, ob es einen besonderen Namen trägt) finde ich aber trotzdem ziemlich schön. Und dessen Spiegelung im Wasser sowieso.
Das Gleiche würde ich vom Bahnhofsvorplatz nicht unbedingt behaupten. Das Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert selbst ist doch recht schön anzuschauen (Dank Wikipedia weiß ich, dass hier sogar der Orient-Express regelmäßig Halt machte, was ich in der Lorraine wirklich nicht erwartet hätte). Sobald man aber den Bahnhof verlässt, steht man auf einem großen, leeren Platz, der links von einem furchtbar hässlichen, sehr hohen Hotel(?)-Hochhaus überragt wird. Dieses Gebäude wirkt so wahnsinnig deplatziert an seiner Stelle -was sich die Stadtplaner_innen da wohl gedacht haben? Wohl damit man sich nicht so verloren fühlt, sind metallene Skulpturbänke und Quader mit Verzerrspiegeln auf der weiten betonierten Fläche verteilt. Nachts sieht das Ganze aber doch ganz cool aus, dann strahlen nämlich bunte in den Boden eingelassene Spots in die Höhe und auch die Bänke sind beleuchtet.
Auf der anderen Seite des Bahnhofs, beim modernen Glaskasten-mäßigen Anbau, steht eine Metallskulptur, die mir sehr gut gefällt. Viele (anatomische) Herzen stapeln sich auf einer über und über beschrifteten Stele, mit einem einzelnen vergoldeten Herz an der Spitze. Soweit ich es verstanden habe, steht es dort seit irgendeiner Sportmeisterschaft, dessen Teilnehmer_innen allesamt transplantierte Herzen hatten.
Gleich daneben ist eine Tramhaltestelle, was nicht besonders spannend wäre, wenn Nancy nicht die seltsamsten Trams (genannt „Stanway“?!) hätte, die ich jemals gesehen habe. Sie fahren nicht auf zwei Schienen, sondern auf normalen Luftreifen, mit einer leitenden Schiene in der Mitte.
Im Inneren haben die Trams überaus praktische Haltestellenanzeigen mit einer Umgebungskarte – sehr hilfreich, wenn man sich in der Stadt überhaupt nicht auskennt.
Zum Abschluss noch ein Blick über die Stadt, von einem kleinen Park auf einem Hügel in der Nähe meiner Uni:
Erst nachdem ich diesen Post fertig geschrieben habe, fiel mir auf, dass ich kein einziges Jugendstil-Gebäude eingebaut habe, obwohl eine ganze Richtung dieses Architekturstils den Namen Nancys trägt. Es wird also wohl einen zweiten Stadtrundgangs-Post geben müssen! :)