Mitte Juli habe ich mich auf die Dachterasse eines Freundes eingeladen, um seine und meine WG zu bekochen. Der rote Faden war grob „Glut“, weil ich unbedingt den Grill dort nutzen wollte, um viel Rauch-Aroma in meinen Gerichten unterzubringen. Anders als bei vorherigen Dinnerparties/Supperclubs (s. z.B. Winter Supper Club 2022 inkl. detaillierter Planung; Spätsommerdinnerparty 2020) habe ich aber mehr ein Buffet hingestellt, als einzelne Teller serviert.
Wie bei vorherigen Kochaktionen dieses Ausmaßes fand ich das Einkaufen am anstrengendsten. Den Großteil des Gemüses habe ich am Bauernmarkt am Kutschkermarkt erstanden, einzelne andere Zutaten aus verschiedenen umliegenden Supermärkten. Ich habe diesmal nicht genau mitgeschrieben, was mein Materialeinsatz war, aber ich glaube es waren zusammengezählt etwa 90 Euro (exklusive der Sachen, die eh im Vorrat waren), was sich auf etwas mehr als 10 Euro pro Person hinausläuft. Weil ich ja woanders kochte, musste ich außerdem noch Küchenequipment einpacken. Fürs Schleppen (leicht 15 Kilo) muss ich mir beim nächsten Mal dringend Unterstützer_innen holen.
Also, was gabs? Portwein (roten, weil ich die Flaschen verwechselt hatte…) mit Tonic Water, Orangenzeste und Eis, sehr gut. Zweierlei Marokkanische Salate/Dips mit Glut-Beteiligung:
Ich habe viele verschiedene bunte Paprika und Chilis über der Glut angekokelt, in Alufolie gewickelt und abkühlen lassen. Danach ließ sich die Haut gut abziehen und das Kernhaus entfernen. Vermischt mit geriebenen Tomaten, ein bisschen Knoblauch, Kumin, Ingwer, Paprikapulver, Salz und Pfeffer ergab das allerbestes Taktouka.
Wo es Taktouka gibt, kann auch Zaalouk nicht weit sein. Dafür habe ich Melanzani in Alufolie gewickelt und direkt in der Glut gegart. Zwiebeln und Knoblauch angebraten, geriebene Tomaten und das weichgegarte Fruchtfleisch der Melanzani dazu, mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Kreuzkümmel und Koriandergrün abgeschmeckt, lauwarm mit Fladenbrot serviert.
Die übrigen Melanzani habe ich halbiert, die Schnittflächen eingeschnitten, mit Miso-Öl-Knoblauch eingestrichen und gegrillt. Nicht im Bild: Babykartoffeln, erst in Salzwasser gargekocht und dann ebenfalls kurz auf dem Rost angegrillt.
Mein Mitbewohner hat selbstgemachtes Labneh mit Chiliöl beigesteuert; daneben einmal Aioli und einmal vegane Mayo mit ein bisschen Senf (für den Knoblauch-Feind der Runde). Die Pyramide aus „Tomatenraritäten“ in Scheiben war mit nichts weiter als Salz, Pfeffer und ein bisschen Olivenöl abgeschmeckt.
Mehr Tomaten gabs in dieser eisgekühlten Suppe mit Tomaten, Aprikosen und Orangen-mariniertem Fenchel (nach diesem E&T-Rezept). Habe ich innerhalb weniger Tage gleich nochmal gemacht, weil ich sie so gut fand (s. Zuckersüß 478).
Am Kutschkermarkt habe ich zufällig Pimientos de Padron entdeckt, die pro Schale nur 1,50€ kosteten (ich hätte mit völligen Apothekerpreisen gerechnet, tbh). Sie landeten mit Öl bestrichen auf dem Rost über der Glut, und dann heiß mit ein bisschen Meersalz in einer Schüssel. Nachdem sich aber drei davon als schrecklich scharf entpuppten, traute sich niemand mehr, die übrigen aufzuessen…
Als erstes Dessert habe ich den Olive oil Basque cheesecake nach Marie Havnoe Frank (More Than Sweet) gebacken, der aber – trotz 10 Minuten längerer Backzeit als im Rezept angegeben – innen noch so flüssig war, dass er völlig auseinanderlief (und das nach einer Nacht im Kühlschrank!). Möglicherweise lag das an zu wenig Hitze von unten, also der Tatsache, dass sich da keine Kruste gebildet hat. Ich werde mich nochmal dran versuchen, mit einer anderen Backform.
Vom zweiten Dessert habe ich leider kein Foto, da war es nämlich schon stockdunkel: Marillen, halbiert und mit einer Mischung aus Olivenöl und Honig bestrichen über der Glut gegrillt und mit Vanilleeis und Thymian aus dem Blumenkistl serviert.
Der Abend war ein großer Spaß, ich sollte sowas wirklich öfter machen!