Elviras, Seidlgasse 39, 1030 Wien
Dieses ukrainische Restaurant steht gefühlt seit meinen „Ich-ess-mich-in-Wien-um-die-Welt“-Plänen (ca. 2016?) auf meiner Liste. Gut, dass ich jetzt endlich mal hin bin, denn es ist ein Ort zum wiederkommen –bodenständig, gemütlich und, was mir selten geworden scheint, günstig.
Zu zweit teilten wir uns drei Vorspeisen: Adjika (5,50€), also fein gehackte Tomaten mit Pepperoni, Kapern und Öl, die geschmacklich auch aus dem Mittelmeerraum stammen könnten. Intensive Pilzbrühe mit miniminikleinen Pilz-gefüllten Teigtaschen (6,20€). Und Kraut-Palatschinken (9,90€) aus recht süßem, ei-lastigen, in viel Fett herausgebackenem Teig, gefüllt mit süß gewürztem geschmorten Kraut mit Dill. Dazu fetter Sauerrahm und eine bissl unmotivierte Salatgarnitur.
Bei der Hauptspeise entschieden wir uns beide für vegetarische Wareniki (10,90€), die in schwerem Tongeschirr serviert wurden – einmal mit Kartoffelpüree-Pilzfüllung, einmal mit Sauerkraut-Pilzfüllung, jeweils wieder mit fettem Sauerrahm und Röstzwiebeln.
Die Hälfte meiner Portion hab ich mir als Mittagssnack für den nächsten Tag mitgenommen, damit ich noch Desserts probieren können würde:
Die „Napoleon“-Torte (4,90€) bestand aus mehreren Schichten einer Art Blitzblätterteig, die unterschiedlich lang gebacken wurden, daher die verschiedenen Farben der Schichten. Vanillecreme hielt diese zusammen. Dazu Schlagsahne und etwas ärmliche Erdbeeren – um diese Jahreszeit würde ich lieber darauf verzichten (s. Salatgarnitur).
Insgesamt hat mich die Torte an den Honigkuchen erinnert, den ich zuerst bei kasachischen Kindheits-Bekannten gegessen habe, und 2009/2010 auch mal verbloggt habe – ist das vielleicht ein sowjetisches Rezept, das in den verschiedenen Regionen leicht abgewandelt gebacken wurde? Update: Wikipedia bestätigt diese Theorie.
Als zweites Dessert teilten wir uns Buchweizen-Pancakes (7,20€), die überraschend luftig, und kaum süß waren. Da halfen Honig und Puderzucker nach.
Das Interieur des Lokals ist sachte ukrainisch inspiriert, z.B. mit bemalten Wandtellern, tollen Fliesen und einem Bücherregal, ansonsten entspricht es weitestgehend zeitgenössischen Wiener Normen: hohe Decken, große Fenster, helles Holz, bemalte Schiefertafeln, enge Tischplatzierung. Dadurch ist es leider auch recht laut, um uns herum wurde interessanterweise hauptsächlich englisch gesprochen.
Die Speisekarte mit großer Palatschinken- und Teigtaschenauswahl enthält viele vegetarische Optionen und scheint sich auf Hausmannskost in Restaurantaufmachung zu konzentrieren. Letzteres, also besonders in Form der dekorativen Sommerfrüchte im Februar, fand ich wie gesagt überflüssig. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat mich dennoch überzeugt, knappe 30€ für drei Gänge und ein Getränk sind echt ein guter Deal.