Dieses Buch habe ich innerhalb weniger Stunden durchgelesen, um mich mal mit etwas anderem zu beschäftigen als Erwerbsarbeit oder Masterarbeitsschreiben. Eigentlich wollte ich es nach einem Drittel weglegen, weil ich es irgendwie mühsam fand, las es dann überraschenderweise doch noch ganz fertig.
Es dahinplätschernd zu nennen, wäre wirklich zu gemein, aber ich weiß nicht recht, was ich jetzt davon habe, außer Primärliteratur, die ich mir mal anschauen mag: Hugo von Hoffmansthal, wie er die Medina von Fes als Granatapfel beschreibt, Fatima Mernissis Der politische Harem und Sex und Lügen von Leila Slimani (deren Le pays des autres ich 2021 hier im Blog beschrieben habe). Ich glaube, es lag auch eher am Genre memoir / erzählendes Sachbuch, an dem ich mich so störe, denn an diesem Buch selbst (s.a. mein Blogpost über Radikale Zärtlichkeit von Şeyda Kurt und Alte Weiße Männer von Sophie Passmann). Ich musste nämlich doch ziemlich viel schmunzeln, zum Beispiel über diese Stelle:
Nach einer über 20 Jahre langen Feldstudie kann ich behaupten, die Zuckermenge in den Teekannen marokkanischer Haushalte gut genug untersucht zu haben, um an dieser Stelle eine fachlich fundierte Einordnung vorzunehmen: Tatsächlich ist die Angabe einer genauer Gramm- oder Stückzahl nicht möglich, da die herkömmlichen Zuckerwürfel in Marokko etwa sechsmal so groß sind wie in Deutschland und jede gute marokkanische Hausfrau nur zwei Maßeinheiten kennt, nämlich Gefühl und Erfahrung. Daher kann die Zuckerdosierung im Tee von sehr viel bis sehr wenig variieren, wobei sehr viel bei jedem Schluck einen stechenden Schmerz in allen Backenzähnen verursacht und sehr wenig für deutsche Haferschleim-Gaumen immer noch deutlich zu viel ist. […] Wenn mich jemand nach dem wichtigsten Satz fragt, den man vor der ersten Marokkoreise auswendig lernen sollte, empfehle ich deshalb stets die Worte „bla soukkar!“. Wörtlich übersetzt bedeutet das „ohne Zucker!“, was bei 80 Prozent derMenschen im Land aber nicht unbedingt dazu führt, dass sie einem den Tee auch wirklich ungesüßt bringen“
S. 80
Die Widmung der Autorin – „für alle, die mal da waren“ – fand ich auch lustig, wobei sie auch ein bisschen nach Marketingstrategie des Verlags klingt. Oder vielleicht hat sie auch unterschwelliges Tourismus-Ankurbeln zum Zweck? Ich habe jedenfalls Lust bekommen, bei meinem nächsten Besuch in Marokko (s. Mein Jahr in Marokko 2014) mal wieder in Fes vorbeizuschauen…
Mona Ameziane: Auf Basidis Dach. Über Herkunft, Marokko und meine halbe Familie. KiWi (2023), 224 Seiten.