Ich habe große Freude daran, Freund_innen zu bekochen. Weil ich zwei freie Tage und keine dringenden Deadlines hatte und außerdem der Lockdown wieder aus ist, habe ich für Montagabend einen Tisch voll eingeladen und, wie es @annaburghardt während des Gastrolockdowns mal auf Insta nannte, Restaurant gespielt. Genauer gesagt hab ich meinen Konzept-Supper-Club mit drei Freund_innen wiederholt: Jede_r sollte eine mir nicht/kaum bekannte Person, die gut zum Abend passen würde, mitbringen. Anders als beim letzten Mal (s. Spätsommerdinnerparty) brachten zwei von ihnen eine +1-Person mit, was inklusive meiner Mitbewohner und mir insgesamt neun Portionen bedeutete. Das brachte mich, die Geschirrsammlung der WG und auch den Tisch an die Kapazitätsgrenzen, mit jemand zehntem wärs wohl echt schwierig geworden.
Aber so wars wirklich spaßig. Und anstrengend, denn meine Vorbereitungen begannen schon am Samstag (Einkäufe am Bauernmarkt!) und ich verbrachte den ganzen Montag in der Küche. Damit ich nicht vergesse, was ich alles gekocht habe, schreib ich hier im Blog drüber. Die Fotos sind ziemlich schlecht, aber zum kochen, servieren, gastgeben und tolle Bilder machen reichte meine multitasking-Fähigkeit und vor allem die Zeit nicht. Dazu sei gesagt, dass meine Mitbewohner mir viel geholfen haben mit Leute empfangen, servieren und aufräumen. Und Cocktails mixen! Zur Begrüßung gabs nämlich eine Runde Cosmopolitan.
Beim ersten Gang habe ich gleich ganz aufs Fotografieren vergessen, deshalb dieses nette Insta-Story-Symbolbild. Es gab eine klare Gemüsesuppe (aus sämtlichen Wurzelgemüse-Übrigbleibseln) mit Mini-Semmelknödeln und rechteckig geschnittenem, blanchierten Wurzelgemüse.
Mein letztlich liebstes Gericht des Abends: Wintergemüsesalat. Mit zweierlei Radicchio, den ich kurz in Zitronenwasser eingelegt habe, dazu Orangenfilets, Orangenzeste, schwarze Nüsse (von meinem Mitbewohner im Sommer 2020 eingemacht), Olivenöl, Salz und Pfeffer. Daneben die äußersten Blätter von einem Kilo Rosenkohl, mühsamst auseinander gepult und dann in Olivenöl und Salz geschwenkt und für eine Viertelstunde im Ofen geröstet.
An dieser Stelle schenkte mein Mitbewohner selbstgemachten Kombucha (Grüntee/Gewürzzucker?) aus, ein halbes Jahr mit Gewürzen in der Flasche gereift und erstaunlich feinperlig. Den restlichen Abend gabs Gastgeschenk-Rotwein und ganz zum Schluss eine Flasche Scheurebe-Trockenbeeren-Auslese vom Weinlaubenhof Kracher (2018).
Beim Sarmakraut war ich mir lange unsicher, ob ich es überhaupt kochen sollte, weil es in meinen Augen in der Menüfolge keinen Sinn ergab. Dann dachte ich aber daran, dass so ein bodenständiger Klassiker nie schadet* und dass ich mir sonst wohl nie die Zeit dafür nehmen würde. Ich habe sie schon am Vortag gerollt, gefüllt waren sie mit Reis, Wurzelgemüse und Schwammerl. Geschmort habe ich sie wirklich eeeewig lang, zu erst in Gemüsebrühe, dann kam noch ein bisschen Passata dazu. Als ich sie vor dem Servieren nochmal im Ofen aufgewärmt habe, habe ich noch ein paar Butterflocken darauf verteilt. Anders als alle anderen Gerichte habe ich das Sarma nicht auf Tellern angerichtet, sondern in der Form zum Tisch getragen. Dazu gabs selbstgebackenes Brot von meinem Mitbewohner (Mischbrot auf Roggensauerteigbasis) und einen Klecks Sauerrahm.
Gut, dass ich Sarma gemacht habe, denn es kam super an – ein paar meiner Gäst_innen aßen sogar eine zweite Portion.
*Mir scheint, als wäre die Art von Gericht, dieses zurück zur Bodenständigkeit gerade ein Ding: Jetzt, wo die microgreens im consumer-Bereich ankommen, wird in der (avantgardistischen) Gastro wieder rustikal gekocht und angerichtet.
Beim nächsten Gericht fiel mir leider meine Zeitplanung auseinander (trotz sorgfältiger mise en place), es waren zu viele Komponenten für meine Kochfähigkeiten. Zur Polenta (grob nach diesem Rezept) gab es in Olivenöl konfierte Mini-Karotten (so super!), Miso-Zwiebeln (nach Ottolenghi), gebratene Pilze und frittiertes gestifteltes Wurzelgemüse.
Und dann: Desserts! Meine Mini-Germknödel füllte ich mit einer Mischung aus Powidl und Mohn-Miso (von Wiener Miso), inspiriert von einem Insta-Post von Johannes Schartner/@semfmaster3000. Anders als er finde ich Vanillesauce aber super und hab deshalb eine gemacht (Sahne/Eigelb/wenig Zucker/Vanille). Die Füllung ist durchs Miso ein bisschen salziger und eben mohn-ig, das passt auch gut zur Vanillesauce, wobei der Geschmack natürlich ein bisschen stärker durchkommen würde, wenn nicht die cremig-schwere-vanillige Sahne dabei wäre.
Mein Standard-Germknödel-Rezept steht übrigens seit 2018 hier im Blog.
Als Betthupferl gabs ein zweites Dessert, und zwar einen Kakao aus Mandelmilch mit Zimt, Kardamom und Nelken. Dazu habe ich selbstgemachte Honig-Marshmallows (Rezept bald im Blog!) serviert, die jede_r am Tisch mit dem Flämmer karamellisieren konnte.
Schön wars! Ich hoffe, die allgemeine Lage erlaubt gleich am Jahresanfang eine neue Runde Supper Club mit Überraschungsgäst_innen.
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