Vor ein paar Tagen habe ich im Splendido Magazin diese rosaroten Kekse entdeckt und sie sofort auf meine Nachbackliste gesetzt. Auf deutsch übersetzt heißt Corolli della Sposa die „Kronen der Braut“. Sie bestehen aus festem Biskuitteig und haben deshalb etwas von Löffelbiskuit/Biskotten/Savoiardi.
Ihre rosarote Farbe bekommen sie im Originalrezept von einem Bad im italienischen Kräuterlikör Alchermes. Weil ich den nicht hatte, griff ich zu Campari, der farblich (und geschmacklich vielleicht ein bisschen?) ähnlich ist. Wegen des ganzen Zuckers ist seine bittere Note nicht besonders stark, macht die Kekse aber dennoch zu etwas besonderem.
Ganz in Splendido Magazin – Manier (das in den allermeisten Fällen kategorisch auf Mengenangaben verzichtet) ist die Anleitung eher vage gehalten, was ich in der Patisserie für sehr unpraktisch/fragwürdig halte. Denn ich weiß in diesem Fall nicht, wie die Kekse sein sollen, weshalb ich mir nicht mal erschließen könnte, was genau ich für die gewünschte Konsistenz tun müsste. Das folgende Rezept beschreibt deshalb viel mehr meine Interpretation (inklusive Kühlzeit, die ich wegen der schrecklichen Hitze „eingebaut“ habe) als die authentischen Kekse.
Btw, dazu fallen mir gleich zwei Meta-Texte ein – über Mengenangaben als Gender-Distinktionsmerkmal und „Authentizität“:
But careful measuring, which originated simply as a way to make home cooking easier and more predictable, over time developed a more distinctive identity. It acquired gender—at the very moment the postwar kitchen was going upscale. Suddenly a fondness for measuring was discovered to be intrinsically female, practically a secondary sex characteristic, like small brains, shrill voices, and no sense of humor. Female cooks follow recipes “to the last decimal point,” complained the New York restaurateur Leonard Jan Mitchell in 1952, whereas a male cook “experiments, embellishes and is no slave to the cookbook.”
Review: Sam Sifton’s ‘No-Recipe Recipes’ – The Atlantic
Tatsächlich entstehen strenge Auslegungen landestypischer Küche oft in der Diaspora. Erst unter dem Eindruck von Migration und Fremdheit wird aus Nahrungszubereitung ein kulturelles Gut, das es zu bewahren und verteidigen gilt.
jungle.world – Das echte Essen
[…]
Eine vom Online-Restaurantführer »Eater NY« veröffentlichte Untersuchung aus dem Jahr 2019 ergab, dass Nutzer der App Yelp europäische Restaurants dann als authentisch bewerten, wenn diese elegantes Interieur, weiße Tischtücher und verfeinerte Speisen boten. Bei nichteuropäischen Küchen ist der Effekt genau gegenteilig: Niedrige Preise, schmuddelige Einrichtung und grober Service wurde hier plötzlich als authentisch gelobt. Der Kulturwissenschaftler Krishnendu Ray spricht von einer Hierarchie des Geschmacks, in der unsere Ideen von bestimmten Küchen immer auch mit ökonomischen Klassenkennzeichnungen korrespondieren.
Corolli della Sposa Rezept
nach einem Rezept von Splendido Magazin
3 Eier
200 g Zucker
Salz
400 g Mehl
1 TL Backpulver
Zitronenzeste
60 g geschmolzene Butter
Dekoration
100 ml Campari (im Original eigentich Alchermes)
50 g Kristallzucker
für 40 Stück
Eier mit Zucker und einer Prise Salz cremig-dick aufschlagen.
Mehl, Backpulver, Zitronenzeste und Butter zugeben und zu einer homogenen Masse verarbeiten.
Für 30 Minuten kühlstellen.
Den Ofen auf 180° C vorheizen und drei Backbleche mit Backpapier belegen.
Esslöffelgroße Teigportionen mit bemehlten Händen (wichtig, denn die Masse ist sehr pickig) zu etwa 8 cm langen, fingerdicken Rollen formen und zum Kringel schließen.
Mit etwa 3 cm Abstand auf die Backbleche setzen. Für 18-20 Minuten backen, bis die Kekse ganz leicht gebräunt sind und innen durchgebacken, aber noch weich.
Vollständig abkühlen lassen.
Zwei flache Schüsseln, etwas größer als die Kekse im Durchmesser sind, bereitstellen. In die eine Campari/Alchermes füllen, in die andere den Zucker. Die Kekse nacheinander erst in den Campari tunken, dann in den Zucker. Nebeneinander trocknen lassen.
Luftdicht aufbewahren.
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