Das Internet hat mich in den letzten acht oder neun Jahren – genau kann ich den Start nicht mehr rekonstruieren – mit vielen Themengebieten in Berührung gebracht. Kaum eines hat mich dabei so sehr in Beschlag genommen wie dieses. Der #womensmarch am vorletzten Samstag hat das Thema Feminismus trotz des unausstehlichen Anlasses wieder ein bisschen in die öffentliche Debatte gerückt und auch unglaublich viele witzige Protest-Schilder (z.B. die, das oder das) ins Internet getragen – für etwas längere Texte folgen hier meine liebsten feministischen Blogs.
Der Titel sollte vielleicht besser „Feminismen“ heißen, denn eins vorneweg: Die vorgestellten Blogs stehen alle für Gleichberechtigung und haben irgendwie mit Popkultur, dem Internet und auch Intersektionalität zu tun, aber ganz einig sind sie sich in ihren Ansichten zu DEM Feminismus nicht, und darum gehts auch nicht (ich fürchte ein kleines bisschen, dass ihr euch gerade dieses schreckliche Klischee der schrulligen Trutsche ausmalt und/oder dass mir bald die Kommentare getrollt werden) .
Über die FemGeeks bin ich erstmals in der vorvergangenen Woche gestolpert, kann also noch nicht so viel zum langfristigen Inhalt sagen. Ihr Blog scheint allerdings durch und durch sympathisch und Verschlüsseltes Instant Messaging: Jabber / XMPP Revisited ließ mich Open Source Messenger auf meine To-Do-Liste schreiben.
Dieses großartige Gruppenblog wird u.a. von Anne Wizorek (ja, die von #aufschrei) getragen und ist meistens das erste, das ich empfehle, wenn mich wer nach „Netzfeminismus“ fragt. Die vielen Themen und Perspektiven – von der Online-Radikalisierung weißer junger Männer bis Damit Stefanie und Christian gleichberechtigt sind, putzt Oksana das Klo – machen das Blog zu einem faszinierenden Sammelsurium, das mich immer wieder zu Neuem hinstupst. Memes, GIFs und Buch-/Film-/Serien-Rezensionen sind auch noch dabei – genauso wie ein eigener Podcast und Newsletter.
Journelles Blog kenne ich durch ihren Talk „Fremd gehen immer nur die anderen“ auf der re:publica 2015, zu dem sie eine superausführliche Linkliste erstellt hat (ihr merkt langsam – mit tollen Linklisten kriegt man mich!). Sie schreibt u.a. gegen Fatshaming („Nimm das Weißbrot, Du Luder“ oder als das Essen dreckig wurde), Fremdenfeindlichkeit (Unterlassene Hilfeleistung) und die Instrumentalisierung des „Feminismus“ (Das ist kein Feminismus, das ist Scheiß-Werbung) an. Die Titel ihrer Texte lassen vielleicht schon darauf schließen, dass sie niemals ein Blatt vor den Mund nimmt – nicht umsonst ist die Subline ihres Blogs Ficken, Fressen, Feminismus.
Dieses Gruppenblog gibt es schon seit 2007, seitdem hat sich das Team dahinter aber schon öfters verändert – zwei der Gründerinnen machen jetzt den Lila-Podcast. Die Mädchenmannschaft kommt einen Tick weniger „luftig“ herüber als Kleinerdrei. Trotzdem stöbere ich gerne durchs Archiv und finde dabei immer wieder richtig spannende Texte. Intersektionalität spielt eine sehr wichtige Rolle; ich könnte mir aber vorstellen, dass Interessierte, die sich noch nicht so sehr eingelesen haben, deshalb von diesem Blog und den ganzen Konzepten erschlagen werden. Die wöchentlichen Linklisten mitsamt Veranstaltungstipps (leider meistens in Berlin) sind aber auf alle Fälle empfehlenswert!
Corinne Luca hat mit ihrem Blog vergangenes Jahr den Grimme Online Award der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ gewonnen. Sie schreibt meist aus aktuellen Anlässen (Wir können uns beruhigen, es gibt doch eine Feministin im Weißen Haus) Posts, die manchmal ziemlich rantig werden (Bad Moms oder Das ist Deutschland). Sobald ich einen ihrer Texte entdecke, lese ich den sofort. Seit Kurzem hat sie auch einen unglaublich toll produzierten Podcast, in dem sie erzählt, wie sie an ihrem Buch schreibt.
Tavi Gevinson war mal so etwas wie die jüngste Modebloggerin überhaupt und saß mit 13 Jahren oder so in den berühmtesten Shows der wichtigsten Modeschauen der Welt. Mittlerweile ist sie allerdings volljährig und leitet das Rookie-Team. Das Gruppenblog richtet sich explizit an Teenager und junge Frauen – es hat genretypisch einige Ratschlagskolumnen („Just wondering“), aber auch persönliche Geschichten, Film-/Serien-/Buchempfehlungen und tägliche Links. Ein Alleinstellungsmerkmal der Seite ist sicherlich ihr ganz eigener Grafikstil, darunter häufig halb analoge, halb digitale Collagen und filzstifgezeichnete Bildtrecken, z.B. How to deal with Catcallers.
Wie der Titel schon vermuten lässt, ist Slutever ziemlich offensiv. Kennengelernt habe ich es, weil die Bloggerin dahinter, Karley Sciortino, einmal auf dem Cover der deutschen WIRED war. Im Beschreibungstext steht, dass es hauptsächlich um Sexualität und Beziehungen geht, es gibt aber auch Artikel zu Popkultur (Shaming Sex Work: The „Hooker With a Heart of Gold“ Trope u.a. zu Pretty Woman) und in Richtung Tech (ganz aktuell: A brief history of Cyberfeminism).