Meine allerersten Semesterferien, also offiziell „vorlesungsfreie Zeit“, nutzte ich für eine kleine Reise zu Freund_innen, die sich über ganz Europa verteilt hatten. Nach einer gefühlt ewigen Zugfahrt kam ich am späten Nachmittag in Brüssel an. Kaum stieg ich aus dem Zug, lief ich schon schwerbewaffneten Soldaten entgegen – der Terroralarm ist offensichtlich noch nicht vorbei. Aber gleich darauf holte mich eine Freundin ab, was den ersten Eindruck wieder rettete. ;)
Ein ausgedehnter Stadtspaziergang sollte mich am nächsten Tag an Brüssels Wahrzeichen vorbeiführen. Meine ehemalige Mitbewohnerin in Marokko hatte zwar in der Stadt gewohnt, sie allerdings noch nie touristisch erkundet – die klassischen Sehenswürdigkeiten konnten wir dank kamerazückender Menschen trotzdem entdecken. Später hatte ich auf Wikipedia nachgelesen, was es mit diesen architektonischen Attraktionen eigentlich auf sich hatte.
Manneken Pis zum Beispiel, die kleine Bronzefigur am Brunnen auf dem Foto links, steht da schon seit ein paar hundert Jahren und wird zu gegebenem Anlass kostümiert. Leider nicht an dem Tag, an dem ich vorbeikam, aber so besonders spektakulär kann das Ganze vermutlich eh nicht sein?
Spektakulärer dagegen war schon das Atomium am Brüsseler Stadtrand. Es entstand zur Weltausstellung 1958 als Symbol der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Genau wie der Eiffelturm wurde es dann aber nie abgebaut und im Laufe der Zeit zum Wahrzeichen der Stadt. Man könnte es auch von Innen besichtigen und die Ausstellungen bestaunen, die darin stattfinden, allerdings war mir der Eintrittspreis von 14€ für Studierende zu happig. Stattdessen genossen wir einfach den Sonnenschein im Café darunter.
Kulinarisch musste ich mich natürlich auch landestypisch versorgen, deshalb gab es zur Stärkung Frites Belges. Selbst einfache Pommesverkaufsstände führen hier nicht nur Ketchup und Mayo, sondern gleich ein dutzend verschiedener Saucen. Später investierte ich ein halbes Vermögen in Pralinen und probierte Gaufres, klassische belgische Waffeln. Nicht zu vergessen natürlich das belgische Bier, das manchmal mit Sirup oder Saft serviert wird.
Tintin, der belgische Comicheld schlechthin (im Deutschen als Tim und Struppi bekannt) begegnete mir schließlich auch noch an einer Hauswand. Ähnliche Streetart gibt es über die ganze Stadt verteilt, was die Atmosphäre der altehrwürdigen, teilweise auch baufälligen Bauten ziemlich auflockert.
Der öffentliche Nahverkehr der belgischen Hauptstadt erscheint mir nach wie vor ziemlich kompliziert, vor allem bezüglich der Bezahlmethoden. Aber immerhin entdeckte ich eine Buslinie zurück nach Hause. Nicht. (Die Strecke von über tausend Kilometern würde ich ohnehin ungern in einem Stück mit dem Bus zurücklegen).
Statt zurück nach Wien fuhr ich mit meinen beiden belgischen Reisebegleiterinnen weiter nach Namur, das gut 80 km südlich von Brüssel liegt und Hauptstadt der französischsprachigen Wallonie ist.
Das Wetter ließ leider zu wünschen übrig, weshalb wir nicht sehr lange im Freien herumliefen. Das goldglänzende Wahrzeichen der Stadt, eine Schildkrötenskulptur, hielt ich wegen seiner Absurdität trotzdem auf einem Foto fest (im Zentrum Namurs gibt es auch noch Schneckenskulpturen- diese Stadt hat schon seltsame Maskottchen).
An den vielen Patisserien in der Innenstadt konnte ich nicht einfachso vorbeigehen, deshalb erstand ich zuerst einmal eine Tüte Baisers de Namur (auf dem Foto ganz rechts) in der petite Boulangerie (Rue Basse Marcelle, 2). Aber nachdem sich diese Köstlichkeiten nicht so sehr als Mittagsstärkung eignen, kehrten wir bei le Père Gourmandin (Rue du Président, 8) ein und ließen uns lokal und bio-produzierte überbackene Kartoffeln schmecken.
Weil es beständig weiterregnete, ließen wir gleich die Kaffeepause folgen. Im hippen, neuen Les Cup’Inns (Rue des fossés fleuris, 38) aßen wir ein paar mächtige Kalorienbomben: Heiße Schokolade mit Marshmallows und valentinstagsinspirierte Spekuloos-, Karamell- und Schoko-Himbeer-Cupcakes.
Am Nachmittag gings dann in ein Ferienhaus in ein kleines Dorf in den Ardennen. Es hörte auf zu Regnen, blieb aber grau, was die Gegend noch verwunschener machte. Matsch und Moosgrün überall, aber mit Gummistiefeln machten unsere kleinen Wanderungen doch Spaß.
Am Valentinstagabend beugten wir uns ein kleines bisschen dem allgemeinen Romantikwahn und veranstalteten einen Filmabend unter Freundinnen. Später gabs noch Crêpes vorm Kamin, was für ein Klischee.
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von meinen lieben belgischen Freundinnen und nahm einen Zug nach Frankreich. Ich durchquerte Luxembourg und landete am Nachmittag in Nancy. Hier wurde ich schon von einem weiteren Freund erwartet, der mich aber wegen Uni-Verpflichtungen die Stadt allein erkunden ließ.
Mit einer Offline-Karte von Google Maps, die mich durch ihre vage Standortbestimmung immer mehr verwirrte (mit einer statischen, papierenen Landkarte hätte ich mich bestimmt nicht verlaufen!), spazierte ich kreuz und quer durch die Stadt. Irgendwann stieß ich auch in Nancy auf das klassische Wahrzeichen, den majestätischen Place Stanislas.
Goldene Beschläge überall und in der Mitte eine Statue des polnischen Herrschers über die Stadt, Stanisław I Leszczyński, waren Grund genug, dass die UNESCO den großen Platz zum Weltkulturerbe erklärte (Es gibt bestimmt eine echte Geschichte, die das Ganze erklärt – ich kenne sie nur nicht).
Am Rande dieses klassizistischen Prunks entdeckte ich dieses Geschäft. Was auch immer es mal verkauft hat – das Ensemble auf dem Foto lässt es irgendwie wie aus einer anderen Zeit erscheinen. Später lief ich noch an einer Jeanne-d’Arc-Statue vorbei und an vielen wunderschönen Bauten im Jugendstil.
Die Ecole de Nancy, die lokale Bewegung der Art Nouveau, hatte ihre Spuren hinterlassen und in der heutigen Zeit sogar ein Museum – das leider geschlossen war. Schade!
Meine Reise neigte sich hier dem Ende zu – über Strasbourg, Freiburg und München, wo ich nirgends mehr als ein paar Stunden verbracht habe, kehrte ich wieder zurück nach Wien. Schön wars!
Hoffentlich hat euch, meine liebsten Leser_innen diese kleine Belgien/Frankreichtour in meinem Blog gefallen – was haltet ihr von der Reiseabwechslung im Foodblog?
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