
Am Montag war ich bei Ioana Negulescus Coco Picante Latin American Heuriger, nachdem Ines Häufler uns beiden die letzten verfügbaren Spots gesichert hatte. Das Dinner-Konzept klang auf dem Papier völlig verrückt, aber weil ich schon mal bei einem von Ioanas Supper Clubs war (dem allerersten Magnificent Dinner, über das ich fatalerweise nie gebloggt hatte), wusste ich, dass es einen Besuch wert wäre.
Ioana lud für ihren Heurigen dreimal hintereinander jeweils acht Leute in ihr Wohnzimmer ein und tischte dutzende Kleinigkeiten und dazu viel Naturwein auf (100€ p.P.). Ich war am zweiten Abend dabei, und muss sagen, dass es wenig besseres für einen grauen Herbstmontag gibt, als mit Kulinarikbegeisterten Fremden und Freund_innen zu schlemmen.

Los gings mit „Sturm-eladas“ (Ioanas Take auf Micheladas) mit lactofermentiertem Sturm: leicht salzig, sauer, spicy.


Super fluffiges Oaxacan Brioche (ich hoffe, ich bekomm das Rezept!) war die Unterlage für alle folgenden lateinamerikanisch-österreichischen Jausenklassiker: Chipotle-Liptauer, Butter mit mexikanischem Agavensaft und zweierlei Kakaobohnen-Bruch, Salz-Gurkerl von Blub (manche davon mit Rosen eingelegt) und fermentierte unreife Tomaten. In cuten Kaktusschüsseln gab es Schwammerl in Escabeche mit Kaktusfeigen und Wachholderbeeren – sehr spannend!
Das Ei mit Chimichurri-Mayo und Chamoysauce ließ mich sogleich an das Café Caché denken (s. mein Blogpost vom März).


Die Feigen, in der Taco-Presse gequetscht und serviert mit Knoblauch-Honig, Estragon und Belper Knolle, mochte ich sehr. Als nächstes gabs eine Ceviche-Interpretation: Regenbogenforelle in leche de tigre mit Mais, Kapuzinerkresse und Achiote-Öl (nie zuvor gehört – aus den Samen des Annattostrauchs gemacht).


Weiter mit knackig grünen Bohnen auf Mango-Sauce mit eingelegten Zwiebeln. Nebendran Bresaola mit Sanddornsauce und eingelegten Pflaumen mit fruchtig-saurem Kick.


Nochmal Fleisch: Pastrami auf südostasiatisch gewürztem Mais-Kokos-Curry mit Kürbiskern-und-anderen-Nüssen-Szechuan-Salsa-Macha. Die eingesalzenen Tomaten mit Melonen-Kugerln, Chiliöl und Drachenfrucht-Pulver waren geschmacklich ziemlich extrem, ich fands aber super.


Die erste Runde mit Tellern, die wir nicht teilen mussten: ein Tamal gefüllt mit Salzzitronen-Garnelen und Guava-Mole. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich nach meinem eigenen Experiment im August so schnell wieder Tamales essen würde!


Simpel, aber spektakulär in Geschmack und Konsistenz: Steckerleis aus Uhudler-Trauben, die vorher mit Pektin zu losem Gelee angedickt waren. Das werd ich beizeiten auch mal ausprobieren.
Genauso die Karotten in tacha, d.h. stundenlang in Zuckersirup mit Gewürzen (Lorbeer hab ich mir als einziges gemerkt) gekocht. Ihre Konsistenz war faszinierend.

Zuallerletzt hat Ioana noch Picarones aka Donuts aus Süßkartoffelteig herausfrittiert. Statt mit Zuckerguss waren sie mit Sturmsirup übergossen – der entstand aus sagenhaften sechs Litern!


Beim Wein hab ich überhaupt gar nicht aufgepasst, aber naja :)

Der Abend war ein großer Spaß, ich habe liebe Leute und neue Zutaten kennengelernt. Und ich habe große Lust bekommen, selbst bald mal wieder eine übertriebene Dinnerparty zu hosten.