Mittlerweile sehen meine Chancen, Rharbarber im Garten meiner Oma zu ernten immer mauer aus, denn ich glaube kaum, dass ich noch während der Saison dorthin fahren kann. Aber mein lieber Mitbewohner brachte mir kürzlich ein paar Stangen aus dem Supermarkt mit, also fing ich an, nach einem *besonderen* Rezept dazu zu suchen.
Aber bis zur Seite fünf der Suchergebnisse waren alle Rezepte langweilig und erstaunlich identisch. Letztendlich schaute ich in Niki Segnits Geschmacksthesaurus (eines der besten Koch-/Backbücher in meiner Sammlung!) nach Inspiration, und fand ein Rhabarber-Anis-Crumble. Meine Erinnerungen an dieses Gewürz sind ingsesamt eher negativ – wie habe ich die trockenbröseligen Anisbusserl vom Bäcker in meiner Kindheit gehasst!
Ins Chebakia aka Speckia von vergangener Woche kam allerdings auch ein Teelöffel Anis und das war überhaupt nicht schrecklich. Tatsächlich stellte sich Rhabarber-Anis in dieser Tarte als großartiger Glücksgriff heraus, schon lange hat mich keine Geschmackskombination mehr so beeindruckt.
Das Baiser (mit ein bisschen Vanillemark!) obenauf wollte ich eigentlich an den Spitzen nahezu verbrennen, wobei der Rest hell bleiben sollte. Leider bekam ich das auch mit der Grillfunktion unseres Ofens nicht hin, der stattdessen für einen uniform bräunlichen Farbton sorgte. Mit einem Gasbrenner hätts vermutlich besser funktioniert, aber so einen gibt der WG-Fundus leider (noch?) nicht her.
Aber egal: Diese Tarte mit super leicht zu verarbeitendem, würzig-süßem Anis-Knetteig, saurem Rhabarber und luftig-vanilligem Baiser gehört zu den besten Sachen, die ich in letzter Zeit gebacken habe.
Rhabarber-Baiser-Tarte mit Anis
Füllung
5 Rhabarberstangen (geputzt gewogen 300 g)
3 EL selbstgemachter Vanillezucker
Anis-Knetteig
1 TL ganzer Anis
250 g Mehl
100 g Puderzucker
Salz
100 g sehr weiche Butter
1 Ei
Baiser
4 Eiweiß (ca. 150 g)
150 g Zucker
Salz
1 EL Stärke
Mark von 1/2 Vanilleschote
+ 2 EL Mandelblättchen
für eine Tarteform mit 28 cm Durchmesser
Zuerst die Füllung vorbereiten. Den Rhabarber gut waschen, putzen und die Schale abziehen. Diese z.B. für Rhabarbersirup aufheben. Die geschälten Stangen in ca. 1 cm breite, schräge Stücke schneiden. In eine Schüssel geben, mit dem Zucker vermischen und bis zur weiteren Verwendung ziehen lassen.
Die Aniskörner in einer Pfanne ohne Fett rösten, bis sie duften. In einen Mörser geben, leicht abkühlen lassen und dann fein zerstoßen.
Mehl, Puderzucker, Anis und eine Prise Salz in eine weite Schüssel geben und vermischen. Die weiche Butter mit den Fingern einarbeiten. Wenn die Masse langsam teigförmig wird, das Ei zugeben. Kneten, bis der Teig glatt ist.
Den Teig auf einer leicht bemehlten Fläche (oder zwischen Frischhaltefolie) auf ca. 3mm Dicke und gut 30 cm Durchmesser ausrollen. Die Teigplatte vorsichtig in die Tarteform legen und den überstehenden Rand mit einem scharfen Messer abtrennen.
Mit Frischhaltefolie einwickeln und für mindestens 30 Minuten kühlstellen.
Den Ofen auf 180° C vorheizen und einen Rost in die mittlere Ebene schieben.
Den Tarteboden aus dem Kühlschrank nehmen, ein paar Mal mit einer Gabel einstechen. Ein Backpapierblatt darauflegen und mit Hülsenfrüchten beschweren. 15 Minuten lang blindbacken.
Den Tarteboden aus dem Ofen nehmen und anschließend Hülsenfrüchte und Backpapier entfernen. Für weitere 5 Minuten backen, dann aus dem Ofen nehmen.
Währenddessen das Eiweiß in einer fettfreien Schüssel schaumig schlagen. Den Zucker und das Salz einrieseln lassen und zu steifem Schaum schlagen. Die Speisestärke einrühen und zuletzt das Vanillemark einarbeiten. Dabei nicht zu grob rühren, da die Vanille sehr ölig ist und deshalb den Eischnee zusammenfallen lassen könnte.
Die vorbereiteten Rhabarberstückchen auf dem vorgebackenen Tarteboden verteilen. Flüssigkeit, die sich eventuell um den Rhabarber gesammelt hat, nicht darüberschütten, damit der Teig nicht unnötig aufgeweicht wird.
Den Eischnee mit einem Silikonspatel vorsichtig auf dem Rhabarber verteilen, dabei ggf. leichte Spitzen entstehen lassen. Mit Mandelblättchen bestreuen.
Für weitere 20 Minuten auf der mittleren oder unteren Schiene backen. Danach ggf. mit einem Gasbrenner die Spitzen dunkel karamellisieren. Die Tarte erst wenn sie abgekühlt ist anschneiden.
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