Meine lange Abwesenheit vom Blog ist diesmal nicht nur meiner Verplantheit geschuldet, sondern auch einer großen Reise: Knappe drei Wochen USA! (Und dann noch ein paar Tage Paris, aber bis ich das aufgeschrieben habe, dauerts bestimmt noch).
Die erste davon verbrachte ich in Westchester County, gut 40 Meilen nördlich von New York City. Die Gegend ist wirklich sehr schön – viel Wald und der Hudson River an seiner breitesten Stelle. Ich schätze mal, einer der vielen Trump-Golfplätze ist nicht unbedacht dort platziert, inmitten einer kleinen Gemeinde, die sich dank sehr großer Grundstücke mit sehr großen Häusern weit auseinanderzieht. Auch die Rockefellers haben große Ländereien dort, inklusive noblem Farm-to-table-Restaurant in einem kleinen Schlösschen. Noch ein Fun-Fact zu Berühmtheiten im County: Die Clintons haben ihr Wohnhaus ebenfalls dort, in einem typischen Cul-de-Sack, also einer Einbahnstraße mit einer „Runde“ (ich bin schlecht im Beschreiben von Verkehrsflächen, googlet das am Besten…) am Ende.
So schön die riesigen Häuser mit riesigen Vorgärten und Waldstücken rundherum auch sind, so etwas wie Innenstädte gibt es nicht viele. Am ehesten ähneln die Strip Malls nahe ebenfalls riesiger Supermärkte soetwas wie einem Stadtkern, sind aber nicht annähernd so angenehm.
Außer in Tarrytown. Diese Kleinstadt liegt an der Metro North Hudson Line, hat viele historische Gebäude, die allerdings nicht verfallen/leerstehen, sondern voller hipper Restaurants und kleiner Läden sind. Wir haben bei sweetgrass grill gegessen, das so #health war, dass ich es schon wieder genauso klischeehaft amerikanisch fand wie TacoBell, Wendy’s, McDonalds usw. Im Gegensatz zu letzteren war das Essen dort superlecker, grundsätzlich mit vegan/gluten-free-Option und alles regional/saisonal. Mein vegetarischer Quinoa-Sweetpotato-Kale-Burger war aber bestimmt eins der besten Restaurant-Essen der ganzen drei Wochen.
Selbstverständlich war ich nicht nur in New Yorks Speckgürtel, sondern habe mich auch in die große Stadt gewagt. Erst in ortskundiger Begleitung meiner Verwandten, die mich beherbergten, später auch ohne. Und weil ich schon so lange (=10 Jahre) nicht mehr dort war, absolvierte ich auch das halbe Big-Apple-Touri-Programm. Aber mal von vorne:
Wie im Film (mir fielen da spontan GossipGirl und Mad Men ein), erreichte ich New York City über die Grand Central Station. Die verfügt zwar über eine wunderschöne Haupthalle, der Rest war allerdings eher „unterwältigend“. Ich hatte damit gerechnet, dass der öffentliche Nahverkehr in den USA im Vergleich zu Wien schlecht abschneiden würde. Aber selbst in NYC Bahnsteige ohne Informationstafeln (nichtmal Papier-Fahrpläne), superdreckige U-Bahnstationen ohne Aufzüge oder Rolltreppen und so klapprige Züge vorzufinden, hat mich überrascht.
Immerhin ist die Grand Central Station mitten in Midtown, also perfekt für die erste Runde klassischer Sehenswürdigkeiten, z.B. das Empire State Building. Von dessen Aussichtsplattform im 86. Stock lässt sich die Stadt (zumindest bei gutem Wetter) sehr schön überblicken (s. Titelbild). Wenn man nicht gerade Militärangehöriger in Uniform ist, kostet der Spaß 34$ oder mehr. Für alle, die die Geduld für Security-Warteschlangen aufbringen (die es sowieso fast überall gibt), ist das Empire State Building meiner Meinung nach trotzdem ein super Startpunkt einer Stadttour.
Broadway und Times Square sind in kurzer Zeit zu Fuß zu erreichen, nur machen die unzähligen Werbetafeln bei Dunkelheit viel mehr her, weshalb ein Stopp an diesem doch beeindruckenden Touristenmagneten eher am Ende des Tages Sinn macht.
Und ratet mal, welchen Laden ich auf dem Weg entdeckt habe: Ein IRL Amazon-Buchgeschäft! Zwar hatte es noch nicht eröffnet (erst im Herbst), aber ein paar Tage später war ich in der Garden State Plaza Mall in NJ, wo es auch einen Amazon-Laden gab! An den Schildern im Regal standen nicht die Preise (die stehen auf den Büchern selbst), sondern Bewertungen und Sterne. Und im Sortiment sind natürlich auch Echo und diverse andere elektronische Gadgets.
Ein paar Blocks weiter beginnt der Central Park. Dort ist es zwar genauso wuselig wie sonst überall auch, aber das Grün des Parks fand ich sehr entspannend. Es dämpft Einiges des Straßenlärms und auch die hochsommerlichen Temperaturen sind viel angenehmer.
Das Plaza Hotel (noch eine weltberühmte Filmkulisse!) ist zudem gleich ums Eck und einen kurzen Abstecher wert. Das Luxushotel hat eine wunderschöne Lobby, in der die Dekoration bis zum Raumduft durchdacht ist.
Fast in Sichtweite des Plaza ist der Trump Tower. Auch hier wieder Security-Warteschlangen (plus Polizei und Militär), aber immerhin kein Eintrittspreis. Für dieses verstaubte, übertrieben 80-Jahre-Style-goldene Gebäude wäre das auch zu viel verlangt. Der Public Roof Garden verdient mit seinen fünf Bäumchen (im Gegensatz zu allen anderen“Pflanzen“ überall immerhin nicht aus Plastik) in Beton seinen Namen nicht. Auch Geschäfte sucht man abseits von Trump-irgendwas vergebens. Sehr erstaunlich.
Die St. Patrick’s Cathedral ist nicht weit vom Trump Tower und eindeutig das schönere Gebäude. Schöne Kirchen gibts „daheim“ aber eh viele, als „must-see“ würde ich die Kathedrale also nicht einstufen. Am Rockefeller Center (offenbar nur „Rock“ im echten New-Yorker-Slang) daneben lässtes sich dann gut Landesflaggen-raten (und im Winter Eislaufen), aber ansonsten gibt es auch nicht viel her.
In SoHo, weiter südlich auf der Manhattan-Halbinsel, macht das Spazierengehen mehr Spaß als in Midtown. Die Backsteinhäuser mit den Feuertreppen in Kopfstein-gepflasterten Straßen sind nicht von Dauer-Stau umgeben und beherbergen einige süße kleine Geschäfte.
Zum Beispiel Georgetown Cupcake, ein Cupcakeladen, der wegen einer Fernsehsendung berühmt geworden ist. Die Cupcakes dort sind angenehm klein und obwohl sehr simpel dekoriert, wunderschön. Leider sind sie auch so süß, dass ich es fast nicht schaffte, meinen Coconut Cupcake aufzuessen.
Little Italy und Chinatown sind auch im Süden Manhattans und zumindest ersteres gibt sich mit grün-weiß-roten Girlanden höchste Mühe, auch als italienisch erkannt zu werden. Im Restaurant Il Piccolo Bufalo, das frostig air-conditioned war, aßen wir ziemlich gute Pizza – eine schöne Abwechslung zu Pommes mit Ketchup, die außer Haus oft die einzige vegetarische Option war.
Die Einkaufsmöglichkeiten in Chinatown waren sehr lustig: An sämtlichen Ampeln standen Frauen jeden Alters, bei denen man wohl alles kaufen könnte. Eine meiner Cousinen (= Stadtführer_innen!) wollte eine bestimmte Tasche haben, die sie auf ihrem Smartphone-Display vorzeigte. Nach einem kurzen Anruf in schnellem Chinesisch (?) lief uns eine der Frauen – mit rosa Regenschirm, gegen die starke Sonne – strammen Schrittes voraus. Ein paar Blocks weiter übergab sie uns der nächsten Frau, und so weiter. Am Ende (ich war nicht mehr dabei, weil… PIZZA, s.o.) kam meine Cousine zu ihrer Tasche. Nicht nur diese Aktion erinnerte mich sehr an marokkanische Städte. Auch die löchrigen Gehwege, das Gewusel bis spätnachts, die Lautstärke überall – unerwartete Parallelen!
Weiter im Touri-Programm: Ganz im Süden der Halbinsel starten die Fähren zu Liberty und Ellis Island. Auch dort wieder lange Schlangen und Sicherheitskontrollen (und ca 20$ Tickets, die man vorher im Internet kaufen muss). Schade, dass man dort nicht fotografieren darf, denn die Freiheitsstatue eingerahmt von einem Metalldetektor wäre ein Top-Symbolbild geworden.
Apropos fotografieren – die Verteilung von Fotografier-Geräten war erstaunlich klar (sofern ich „Herkunft“ anhand der Sprache richtig zugeordnet habe): die meisten US-Tourist_innen fotografierten einfach mit dem Telefon (fast immer iPhones), Asiat_innen mit „schweren“ DSLRs und oft zusätzlichem Telefon. Kameras ähnlich der meinen (eine „leichte“ Canon EOS 550) waren hauptsächlich unter jungen, „hippen“ europäischen Mädels zu finden. Analoge Kameras sah ich ganz selten und wenn, dann klischeehaft bei „Hipstern“. Ich hätte nicht gedacht, dass es so starke unterschiede zwischen Benutzer_innen dieser verschiedenen Geräte gibt!
Zurück zur Besichtigung der Freiheitsstatue: Die Schiffsfahrt dauerte nicht lang, die nächsten Sicherheitskontrollen hinauf zum Podest dafür schon. Die Aussicht von dort fand ich schon ziemlich cool, genauso wie den Audioguide. Der war mehr reportag-ig/hörspielmäßig gestaltet, mit vielen verschiedenen Stimmen und Atmo. Das einzige Problem: die Schilder an den verschiedenen Stationen führten oft zum falschen Audioinhalt und manchmal ganz ins Nichts. Schade.
Unten im Park um die Lady Liberty stehen sind einige berühmte New Yorker Persönlichkeiten verewigt, hier z. B. Pulitzer.
Wieder am Festland, immer noch im Süden Manhattans gings zur Wall Street und dem berühmten Bullen. Der war jedoch, genau wie seine erst kürzlich dazugekommene „Freundin“ von so vielen Menschen umringt, dass er kaum zu sehen war. Jede_r will wohl alle klassischen NYC-Motive abhaken…
In der gleichen Gegend befindet sich auch das World Trade Center mit dem neuen Freedom Tower, der Mall/Bahnhof/Architekturkunstwerk-Kombination Oculus und dem 9/11-Memorial, das genau dem Grundriss eines der beiden gefallenen Türme entspricht. Am Tag unserer Besichtigung ebenfalls dort: ein Farmers Market, wo sich zum Beispiel eine handvoll Lavendel für 17$ (!) erstehen ließe.
An einem weiteren Tag lief ich mit meiner Schwester noch viel weiter durch NYC. Als erstes über die sehr volle und furchtbar heiße Brooklyn Bridge. Gut, dass es gleich auf der anderen Seite einen Park zum Ausruhen gibt, und eine U-Bahn zum Zurückfahren.
Die nahmen wir in den hippen Meatpacking-District, der – jedenfalls den vielen Schildern nach – mindestens zur Hälfte von Google aufgekauft worden zu scheint. Viel interessanter als noch viel mehr Bürogebäude, Hotels und Luxuswohnungen ist die Highline, die in der Gegend anfängt. Eine ehemalige Hochbahn, vergleichbar mit der U6-Trasse am Wiener Gürtel entlang, wurde begrünt und mit einem Spazierweg ausgestattet. Dort lässt es sich wunderbar flanieren, weil die Bäume im Gegensatz zu den Gebäuden viel Hitze schlucken. Trinkwasserbrunnen, kleine Eisverkaufsstände und Graffiti-Aussichten und die allgemein supergute Atmosphäre machen die Highline zu meinem Lieblingsort in der ganzen Stadt.
Gleich danach in meiner Favoritenliste kommt noch eine Grünfläche: Der Bryant Park in Midtown, den man vom anderen Ende der Highline recht gut zu Fuß erreichen kann. Die Stadt hat dort hunderte Blechtische und -Klappstühle aufgestellt, an denen sehr viele New Yorker_innen (oder auch nicht) ihren Lunch essen, den sie sich beim Deli (oder Whole Foods) ums Eck kaufen.
Apropos Essen: Vielleicht war ich ja an den falschen Orten, aber die Auswahl besteht oft aus Fast-Food oder Sternerestaurant mit nix dazwischen. Also entweder Butterbrote mitnehmen oder 10$-Salate von Whole Foods kaufen ;)
Das wars mit Teil 1 meines Reiseberichts, bald folgt ein Post zu Kentucky, dann mit ein paar wohl unbekannteren Zielen und mehr Essen!
Schöne Ferien noch!