Zuckersüß 284

Mit der Absage aller Kurse am CLSH in Nancy stand am Montag fest, dass mein Erasmus-Semester praktisch vorbei war. Mitte Mai sind zwar noch Prüfungen (über den Stoff von Mitte Januar bis Mitte März), aber mich erwartet keine einzige Lehrveranstaltung mehr. Deshalb habe ich gleich am Dienstag die Chance auf ein bisschen Wissens-Input ergriffen und mich in einen Vortrag des RING-Theaterfestivals gesetzt: Intelligence artificielle, quel avenir pour les artistes et créateurs d’aujourd’hui ? (Künstliche Intelligenz, welche Zukunft für die Künstler_innen und Kreative von heute?). Leider war das Panel mit Wissenschaftler_innen und Künstlern (nur eine Frau und fünf Männer auf der Bühne) am Anfang ziemlich zäh und am Ende fehlte die Zeit für die spannenden Fragen. Ich habe erstmals auf französisch gesketchnotet:

Picknicken und im Park herumsitzen war in dieser Woche auch endlich so richtig möglich, wobei ich noch ein bisschen Jahreszeiten-antizyklisch blieb und das dritte Paar Socken für 2018 fertiggstrickte. Was mich sehr schockierte, waren die bis zu den Zähnen bewaffneten Soldaten, die zwischen den Parkbesucher_innen in der Pépinière patroullierten – Frankreichs Sicherheitsvorstellungen decken sich nicht unbedingt mit meinen…

Ansonsten habe ich noch Spargel gegessen, Pudding gekocht, und meinen Kühlschrank leerfrittiert. Das heißt ich habe sämtliches Gemüse (Brokkoli und eine ganze Sellerieknolle) blanchiert und dann in Parmesan und Grieß paniert. Dazu selbstgemachtes Ketchup (ungefähr wie der Salsa-Dip nur ohne Paprika) und schon hatte ich Abend- und Mittagessen und auch noch einen super Reisesnack.

Am Freitag machte ich mich nämlich auf eine ziemlich lange Zugreise: Von Nancy via Strasbourg nach Frankfurt, wo ich mit einer Freundin Kaffeetrinken war, bis nach Niederbayern. In den gut 11 Stunden las ich knappe 300 Seiten in Paul Austers 4-3-2-1, das mir immer mehr gefällt. Es ist ein bisschen anstrengend zu lesen, denn die Sätze sind manchmal schier endlos lang. Doch wie unterschiedlich sich die verschiedenen Leben des Ferguson entwickeln, wenn sich nur ein Detail ändert, ist sehr spannend. Und die vielen Geschichten (also erfundene Dialoge und Zeitungsartikel und was sonst noch nicht alles) innerhalb der Geschichten finde ich super.

Im Internet habe ich auch herumgesurft (und dank zu viel Instagram den Großteil meines Datenvolumens verprasst…) und das sind meine Favoriten daraus:

REZEPT

fresh mint olive oil cake with labneh and honey – My name is yeh.
Pürierten Basilikum habe ich schon in Kuchenmasse gerührt, warum nicht auch Minze? Und wenn ein amerikanisches Rezept „agressively not sweet“ ist, ist es für meinen Geschmack bestimmt genau richtig.

TEXT

Kidnapped as Schoolgirls by Boko Haram: Here They Are Now  – NYTimes
Beeindruckende Fotoreportage.

But security restrictions on the Chibok students are especially tight. They are not allowed to leave campus without an escort. They can’t have visitors without special permission. And though some of the women gave birth during their captivity, their children are not allowed to stay with them at the university. Administrators say that would distract from their studies.

SkyKnit: When knitters teamed up with a neural network – AI Weirdness (via @JanelleCShane)
Menschen führen computergenerierten Code aus (Stricken nach AI-Mustern).

“Four repeats in to this oddball, daintily alien-looking 8-row lace pattern, and I have, improbably, begun to internalize it and get in to a rhythm like every other lace pattern.I still have a lingering suspicion that I’m knitting a pattern that could someday communicate to an AI that I want to play a game of Global Thermonuclear War, but I suppose at least I’ll have a scarf at the end of it?”

Inside Botox’s Margin of Error – The Wonder Drug for Aging (Made From One of the Deadliest Toxins on Earth) – Bloomberg Businessweek
Botox ist eine erstaunliche Substanz.

Around 1820, Justinus Kerner, a German doctor and poet famous for his supernatural and melancholy romantic verse, published the first accurate description of the symptoms of what he termed Wurstgift, or “sausage poisoning”: drooping eyelids, accompanied by difficulty swallowing and breathing. Near the end of the century, a group of musicians playing at a funeral developed double vision and muscle paralysis after eating a ham. At least three died. From that tragedy, Emile Van Ermengem, a microbiology professor in Belgium, identified C. botulinum. He is credited with giving the pathogen its name, deriving it from the Latin word for sausage, “botulus.”

15 Ways to Laugh Online –  Mental Floss (via @sarahas_san)
Sprachunterschiede beim Lachen in Chats:

Other languages use repetitions of different symbols, such as Spanish jajajaja (that’s the „j“ sound as in jalapeño), Thai 5555 (the number 5 is pronounced ha), or Korean ㅋㅋㅋㅋ(pronounced kkkk—vowels are only written for louder laughter). A few languages also have their own acronyms, such as French mdr (mort de rire „dying of laughter“).

Apokalypse Score, Eine Woche Ohne Plastik, – pop64.com (via Buddenbohm&Söhne)
Nachdenken über Skills, die man in einem Endzeitszenario brauchen könnte:

Bevor ich verhungern würde, suche ich mir ein freistehendes, erhöht stehendes, gut umzäunten Haus mit Kachelofen, verteile Salz und Öl rund herum, um die Fläche frei von Pflanzen zu halten, ich streiche alles, was nass wird, mit Motorenöl (who cares about Umweltschutz in case of Apokalypse?), dann hält alles ewig und rostet nicht, ich würde mir einen Hund besorgen, zum reden und als Wächter, füttern wird spannend, aber muss dann irgendwie klappen. Bier brauen würde ich irgendwie schaffen, ebenso Mehl mahlen, Ansetzen und Backen mit Sauerteig.

Fame and Feminism: Celebrity Activism and Performative Femininity – Women are Boring
Dieses Blog habe ich in der Blogroll (wie toll sind die eigentlich! Ich sollte mich viel öfter durch Blogrolls klicken. Und meine vielleicht mal aktualisieren) von Read On entdeckt.

If gender performativity is a game, it appears to be a difficult one to win. Women are expected to show off their body, and the body is deemed to be an incredibly vital part of what it is to be a woman, but if you show too much of your body, or in the wrong circumstances, or as a mother, you will be criticised. Watson and Kardashian not only present two different styles of activism, they also present two very different types of femininity—and neither is immune from disparagement.

The Body That Ages – Unruly Bodies – Medium
Alternde Frauen werden gesellschaftlich noch immer streng reglementiert.

It’s a lot of money, but it’s a lot of skincare. More than a mere routine, my skincare is a baroque dance of cleansers, exfoliators, toners, essences, serums, oils, hydrators, moisturizers, sheet masks, sleeping masks, lip masks, and sunscreen. I perform it — often with the sullenness of a teen — every morning and every evening, and when I don’t, I feel a sense of guilt that I can imagine only as Catholic.

Schutzhülle für Obst und Gemüse – Süddeutsche.de
Bio-Obst und -Gemüse in Plastik nervt mich tödlich, vielleicht gibts ja bald Edipeel als Ersatz.

Edipeel ist essbar, unsichtbar und geschmacksfrei. Man kann sie auch nicht ertasten, anders als etwa Wachs. Edipeel schafft eine Barriere, die kontrolliert, wie viel Wasser und Kohlendioxid aus der Frucht austreten und wie viel Sauerstoff von außen eintritt – diese Faktoren tragen die Hauptschuld, wenn Obst oder Gemüse schlecht wird.

Auflagenverfall: Gruner + Jahr stellt Neon ein – Horizont.net
Ich hatte die NEON von 2009 bis 2012 (oder so) abonniert und ein Großteil der Hefte liegt bestimmt noch in meinem Kinderzimmer herum. Genau deshalb fiel mir glaube ich auch auf, dass sich die Themen immer mehr wiederholten, sodass ich das Interesse am Magazin (lange vor meinem Abi!) verlor…

Doch ticken die Mittzwanziger heute noch so wie vor zehn Jahren? Gibt es dieses Lebensgefühl noch? Und ist Print überhaupt noch das richtige Medium für junge Menschen, die heutzutage erwachsen werden, zwischen der letzten Abi-Party und dem ersten Bausparvertrag, inmitten der Wirrungen des Lebens, der Liebe und der Weltlagen? Oder tummelt sich die Generation Hashtag nicht längst nur im Netz, bei Bento.de, Ze.tt, Jetzt.de oder Vice.com?

Back to the Blog – Dan Cohen (via Kottke)
Richtige Arbeit hin oder her – Blogs sind super!

I’ve already mentioned the relative ease and short amount of time it takes to express oneself on centralized services. People are chronically stretched, and building and maintaining a site, and writing at greater length than one or two sentences seems like real work.

AUDIO/VIDEO

Tryo – Desolée pour hier soir
Kürzlich beim Karaokeabend kennengelernt.

FOTO

Noch ein Schnappschuss vom Volksfest in Nancy (wo ich am Mittwoch mit einem schrecklichen magenumdrehenden Fahrgeschäft gefahren bin).

BACKKATALOG

2010: Karamelltarte
2011: Carrot Cake Whoopie Pies mit Cream Cheese Filling
2012: Post aus meiner Küche
2013: Mandelcupcakes mit Heidelbeerfrosting
2014: Bananen-Bier-Muffins
2015: Victorias Torte
2016: Cookie-Erdnussbutter-Schoko-Eissandwiches
2017: Mandelplätzerl mit Rhabarber-Curd



Hi, ich bin Jana.
Seit 2009 veröffentliche ich hier wöchentlich Rezepte, Reiseberichte, Restaurantempfehlungen (meistens in Wien), Linktipps und alles, was ich sonst noch spannend finde. Ich arbeite als Podcastproduzentin und freie Kulinarikjournalistin. Lies mehr über mich und die Zuckerbäckerei auf der About-Seite.

Meine Sketchnotes:
jasowieso.com

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Porträtfoto: (c) Pamela Rußmann

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Im Zuckersüß sammle ich (fast) jeden Sonntag meine liebsten Links der Woche: Rezepte für die Nachback-Liste, lesenswerte Blogposts, Zeitungsartikel und Longreads, Podcasts oder Musik, die mir gerade gefällt und oft genug auch Internet-Weirdness. Außerdem schreibe ich auf, was ich sonst so interessant fand: neue Rezepte in meiner Küche, Lokale, in denen ich gegessen, Pullover, die ich gestrickt oder Texte, die ich geschrieben habe.

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