In meiner Woche in den Bergen bin ich genau ein einziges Mal so weit gegangen, dass es als Wanderung durchgehen könnte. Auf dem Trattberg war ich in den vergangenen Jahren schon öfters, weshalb ich vorsichtshalber eine leere Tupperbox mitgenommen habe. Außer Anstrenung erwartete ich mir nämlich auch volle Heidelbeersträucher auf dem Weg zum Gipfel.
Leider waren die meisten Sträucher schon leergeklaubt, und die Beeren, die übrig waren, recht verschrumpelt. Zwei Handvoll konnte ich aber trotzdem zusammentragen und freute mich den ganzen Heimweg lang auf einen Kuchen daraus. Es sollte ein Pie nach Bravetarts super Grundrezept (aus ihrem noch supereren Buch) werden, das ich mittlerweile schon für Pfirsich-Heidelbeer-Pie und Pumpkin Pie verwendet hatte.
Der Teig muss aber unbedingt eine Nacht kühlstehen (in meinem Fall mangels Kühlschrank wenigstens möglichst weit entfernt vom Holzofen), sodass der Erfolg der Wanderung erst am nächsten Tag essbar wurde.
Zwei Handvoll Heidelbeeren waren natürlich zu wenig für einen ganzen Pie, weshalb ich noch drei Birnen und zwei Äpfel dazuschnitt.
Ohne Wage musste ich mich außerdem mit Volumenmaßen begnügen: Zu den Früchten kommen noch zwei Esslöffel Zucker, ein Esslöffel Stärke und eine Prise Salz.
Zwischenzeitlich habe ich die Hälfte des Teiges in der einzigen halbwegs geeigneten Form, die ich in der Hüttenküche finden konnte, blindgebacken. Leider hatte ich keine trockenen Hülsenfrüchte zur Hand, mit denen ich den Boden beschweren konnte, sodass er große Blasen schlug, die ich nach dem Backen wieder zerstechen musste.
Den restlichen Teig wollte ich nicht einfach als langweilige Platte auf den Pie legen. Deshalb habe ich mich an einem Gitter versucht, das wieder einmal weit entfernt von perfekt war (ich sollte mir nach fünf Versuchen insgesamt wohl nicht erwarten, Pies wie @lokokitchen zu backen). Was danach noch übrig war, habe ich mit einem Schnapsglas (daran herrscht auf Berghütten kein Mangel) ausgestochen und die Kreise auf unvorteilhaften Stellen verteilt.
Statt mit Milch und Eigelb habe ich das Teiggitter dann noch mit Milch alleine bestrichen und ein bisschen Zucker zum Karamellisieren darübergestreut. Und den Luftzug des Holzofens aufgemacht, in der Hoffnung, dass der Ofen heiß würde, mein Pie aber nicht schwarz.
Und siehe da, nach einer halben Stunde war der Pie goldbraun! Weil meine Schwester am Vortag schon Brownies zu Kohle gebacken hatte, habe ich meinen Pie vorsichtshalber alle zehn Minuten gedreht, was wohl das Geheimnis war. Mein Joghurtkuchen am nächsten Tag hatte nämlich ebenfalls zwei Millimeter verkohlte Kruste…
Der Regen, der am Vormittag nach der Wanderung eingesetzt hatte, verzog sich sogar, als der Pie fertig war – Kaffeepritscheln auf der Terrasse!
Heidelbeer-Apfel-Birnen-Pie
Pieboden (nach einem Rezept von Bravetart / Serious Eats)
225 g Mehl
15 g Zucker
1/2 TL Salz
225 g kalte Butter, in kleinen Stückchen
115 g kaltes Wasser
Füllung
2 Handvoll Heidelbeeren
3 Birnen
1 Apfel
2 EL Zucker
1 EL Stärke
Salz
+Milch zum Bestreichen
+Zucker zum Bestreuen
für eine Backform mit ca. 20×30 cm (eine 28cm-Tarte-Form sollte auch gehen)
Für den Boden Mehl, Zucker und Salz in einer großen Schüssel vermischen. Die kalten Butterstückchen zugeben und mit den Händen platt drücken. (Nicht wie gewöhnlich weitermachen, bis die Masse bröselig/sandig wird, es reicht, wenn die Butter plattgedrückt ist!). Das kalte Wasser zugeben und die Zutaten kneten, bis sich eine grobe Kugel formen lässt.
Die Teigkugel auf einer großzügig bemehlten, möglichst kühlen, Arbeitsfläche ca. 25×40 cm ausrollen. Die linke und rechte Seite nach innen schlagen, das Rechteck um 90° rotieren und wie ein Buch zuschlagen. Nochmals um 90° drehen und wieder wie ein Buch zuschlagen. Den Teigblock halbieren.
Wenn der Teig an diesem Punkt sehr weich ist (was im Sommer leicht passieren kann!), in Frischhaltefolie wicklen und vor dem Weiterverarbeiten gut 15 Minuten kühlstellen.
Die Teigportionen zu Kugeln formen. Diese auf einer bemehlten Arbeitsfläche so ausrollen, dass sie gut über die Tarte-/Pie-Form passen und noch ein bisschen am Rand übersteht. Mit einer der beiden Teigplatten die Form auskleiden. Diese und die andere Teigplatte in Frischhaltefolie einwickeln und mindestens zwei Stunden (am besten über Nacht) kühlstellen, damit der Pie später möglichst blättrig wird.
Den Ofen auf 180° C vorheizen. Die Form mit dem Pieboden mit einem Backpapier belegen und mit getrockneten Hülsenfrüchten beschweren. Etwa 10 Minuten blindbacken, bis der Boden leicht gebräunt ist, dann aus dem Ofen nehmen und Backpapier und Hülsenfrüchte entfernen.
Für die Füllung die Heidelbeeren waschen und aussortieren. Birnen und Apfel schälen, Kernhäuser entfernen und in Würfel schneiden. Die Früchte in einer Schüssel mit Zucker, Stärke und einer Prise Salz vermischen.
Die zweite Teigplatte in gleichmäßige Streifen schneiden, ggf. übrigen Teig nochmals ausrollen und (mit Schnapsgläsern, Ausstechern etc) ausstechen.
Die Fruchtmischung auf dem vorgebackenen Pieboden verteilen. Die Teigstreifen darauf als Gitter anordnen, dabei sehr schnell arbeiten, damit der Teig nicht von der Wärme des vorgebackenen Bodens weich wird.
Mit Milch bestreichen und mit Zucker bestreuen und etwa 30 Minuten goldbraun backen. Lauwarm oder kalt servieren.