Vor gut zwei Jahren habe ich aus einem Kochbuch (dessen Titel oder Autorin ich leider nicht mehr rekonstruieren kann) ein Rezept mit genau dieser Zutatenkombination abfotografiert: Zwetschge/Mandeln/Orangenblütenwasser/Thymian.
Doch die Art des Kuchens (eine Art eckige Galette mit viel zu viel Füllung und zu wenig Früchten, jedenfalls in meinen Augen) gefiel mir nicht und so baute ich einfach meiner eigene Version.
Ein sandiger Knetteigboden nach Michel Roux, darauf Mandel-Frangipane mit Orangenblütenwasser und ein halbes Kilo Zwetschgenspalten. Obenauf viel ätherische Öle: Orangenzeste und Thymian.
Letztes Jahr um Ostern habe ich in Campobasso, genauer im Restaurant Grotta da Concetta, als Dessert einen sehr interessanten Kuchen gegessen: Eine Mürbteigtarte, gefüllt mit Ricotta, Weizenkörnern und kandierten Zitrusschalen. Durch ein bisschen Recherche fand ich heraus, dass diese Pastiera di grano auch als Pastiera napoletana bekannt ist, weil sie in Neapel traditionell zu Ostern serviert wird.
Pastiera di grano in der Grotta da Concetta
Speisekarte der Grotta da Concetta
Ein Jahr später habe ich mich wieder an diese Tarte erinnert, und beschlossen, sie nachzubacken. Ich las mir verschiedene Rezepte durch (dafür ist mein italienisch schon gut genug, yay!) und fragte italienische Freund_innen nach Tipps. Letztlich orientierte ich mich hauptsächlich an diesem ausführlich bebilderten Rezept von Giallo Zafferano, zu dem es sogar ein Video gibt.
Die Fotos entstanden schon wieder bei sehr schlechten Lichtverhältnissen und sind deshalb wackelig…
Ich habe noch nie vorher einen Mürbteig mit Schmalz statt Butter gemacht und auch gekochter Weizen in Kuchen war Neuland für mich. Letzterer lässt sich in Italien offenbar fertiggegart im Glas oder in der Dose kaufen, ich nahm stattdessen einfach „Zartweizenkörner“ (auch bekannt unter dem Markennamen Ebly) und kochte sie selbst. Auch die kandierten Zitronenschalen sind selbstgemacht, noch cooler wären zusätzliche Orangenschalen gewesen. Aber noch mehr Arbeit wollte ich mir für dieses Kuchenprojekt wirklich nicht mehr antun (wobei Orangeat/Zitronat aus dem Supermarkt wohl ein akzeptabler Ersatz wären).
Hier sieht man, dass die Springform zu hoch war – besser wäre eine tiefe Tarteforme (die ich nicht habe)
Fertig gebacken erinnerte mich die pastiera di grano wegen der Konsistenz und des zitronigen Aromas ein bisschen an Milchreis, der in sandigem Mürbteig eingebacken ist. Wirklich kein gewöhnlicher Kuchen!
Ich bin nämlich immer noch im Süditalien-Winter-Fieber und so entstanden diese Brandteigkrapferl. Oder Windbeutel, oder bignè, oder choux – je nach sprachlicher Verortung…
Wirkliche Juwelen: Kandierte Orangen- und Zitronenschalen
Gefüllt sind die Brandteigkrapferl mit geschlagener Sahne, die mit ein paar Tropfen Orangenblütenwasser aromatisiert und gespickt mit selbstgemachten kandierten Orangenschalen ist.
Meine liebsten Leser, heute ist es so weit: das 24. Türchen öffnet sich (wenn auch mit etwas Verspätung) und die Weihnachtsfeiertage sind da. Das Marokkanische Mandelgebkäck habe ich erst gestern gebacken, um es heute an alle meine Tanten zu verschenken, ich hoffe, keine von ihnen hat bis dahin diesen Post gelesen, sonst ist die ganze Überraschung weg. Falls doch, können sie es ja trotzdem erst heute Abend probieren. Und das solltet auch ihr, denn sowohl mit Orangenblüten- (wie sie traditionell hergestellt werden) als auch mit Rosenwasser (das ich zuerst mangels Orangenblütenwasser verwendet habe) schmeckt dieses Gebäck richtig orientalisch und vor allem lecker.
Ich verschwinde jetzt wieder in die Küche, damit es heute Abend auch ein Dessert (diese Aufgabe fällt natürlich der Zuckerbäckerin zu…) gibt. Spätestens Silvester bin ich wieder zurück hier in der Zuckerbäckerei, bis dahin wünsche ich euch frohe Feiertage mit ein paar schönen Geschenken und ganz viel unverschämt gutem Festtagsessen!